Reinerkogel

Hügel in der Steiermark

Der Reinerkogel (früher auch Rainerkogel) ist ein 500 m ü. A. hoher Hügel im Grazer Bergland im österreichischen Bundesland Steiermark. Er befindet sich in der Landeshauptstadt Graz nördlich des Zentrums am linken Murufer und war mit der 1957 abgerissenen Reinerkogelwarte vor allem in der Vergangenheit ein beliebtes Naherholungsgebiet.

Reinerkogel

Reinerkogel von Nordosten (Hochsteingasse)

Höhe 500 m ü. A.
Lage Steiermark, Österreich
Gebirge Grazer Bergland, Randgebirge östlich der Mur
Dominanz 1,3 km → Oberer Weizberg
Schartenhöhe 60 m ↓ Grabenhofenweg
Koordinaten 47° 5′ 40″ N, 15° 26′ 0″ OKoordinaten: 47° 5′ 40″ N, 15° 26′ 0″ O
Reinerkogel (Steiermark)
Reinerkogel (Steiermark)
Gestein Grünschiefer, Phyllite
Alter des Gesteins Paläozoikum
Besonderheiten Reste einer undatierten Fliehburg

Lage und Umgebung

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Der großteils bewaldete Reinerkogel liegt auf der Grenze zwischen den beiden Stadtbezirken Andritz und Geidorf und überragt das unmittelbar angrenzende Murtal an dieser Stelle um knapp 150 Meter. Die auffällige Erhebung markiert den südwestlichen Ausläufer jenes Hügellandes im Nordosten der Stadt, zu dem auch Lineckberg, Hauenstein und Platte gehören. Am Südfuß des Berges liegt das Karmelitenkloster Maria Schnee, am Nordhang die kleine Wallfahrtskirche St. Ulrich. Gegen Osten verläuft der dicht besiedelte Hügelkamm weiter zu Ferdinandshöhe und Platte. Der Reinerkogel ist Teil des Landschaftsschutzgebiets Nördliches und östliches Hügelland von Graz (LSG-30)[1] und von zwei Seiten aus auf Fußwegen erreichbar.

Geologie und Geomorphologie

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Der Reinerkogel gehört geologisch dem Grazer Paläozoikum an und wird daher auch dem Grazer Bergland zugerechnet.[2] Er besteht aus verschiedenen Grüngesteinen, darunter Grünschiefer und Phyllite, sowie tonigen Kalkschiefern. Im Westen sitzen die quartären Murschotter direkt dem paläozoischen Grundgebirge auf, nach Osten hin (Richtung Rosenberg) wird dieses von den miozänen Schottern und Sanden des Steirischen Neogenbeckens überlagert. Am Ausgang jenes Tälchens südlich des Reinerkogels, das der Grabenhofenweg durchquert, hat sich ein Schwemmkegel gebildet, der aufgrund von Verbauung kaum noch wahrnehmbar ist.[3][4]

Flora und Vegetation

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Der Wald am Reinerkogel, der sich großteils im Besitz der Stadt befindet und Erholungszwecken dienen soll, präsentiert sich recht natürlich. Der Laubwald setzt sich aus Rotbuche, Hainbuche, Edelkastanie, Hänge-Birke, Fichte, Pappeln und Eichen zusammen. An den thermophilen Standorten bestimmen Robinie, Hainbuche und Feldahorn mit vereinzelten Fichten und Waldkiefer. Daneben treten Linden und Edelkastanie sowie eingestreute Walnuss- und Obstbäume auf. Zwischen Totholzbeständen gedeihen Sträucher wie Schwarzer Holunder, Jungbäume und krautige Pflanzen. Da am Berg keine Quellen existieren, ist die Vegetation auf lokale Niederschläge angewiesen und zeitweise – so etwa in den Hitzesommern 2012 und 2013 – von Trockenheit geprägt. Bis 2014 konnten am Reinerkogel 34 Arten von Schlauchpilzen, darunter Camaropella lutea und Diaporthe pulla, festgestellt werden. Sieben davon wurden erstmals in Österreich, sechs weitere erstmals in der Steiermark nachgewiesen.[4] Als Adventivpflanze im Hainbuchenbestand konnte 2018 das Efeublättrige Alpenveilchen festgestellt werden, das ein Pflanzenliebhaber mehr als drei Jahrzehnte zuvor angesiedelt hatte.[5]

Geschichte

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Am Reinerkogel bestehen Reste einer möglicherweise frühmittelalterlichen Fliehburg. Auf zwei Bergseiten sind Teile eines Ringwalls und Laufgräben erhalten, die Hangstufen sind großteils von Vegetation bedeckt. Die Ursprünge der Anlage lassen sich nicht genau datieren, werden aber im Zusammenhang mit der bairischen Besiedlung und der Ulrichskirche am Nordhang vermutet.[6] Später gelangte der Hügel in den Besitz des Stiftes Rein, von dem er schließlich seinen Namen erhielt. Aus einem Kaufbrief vom 3. Mai 1300 geht hervor, dass der „Graetzer Purger Friedrich Ekker“ seinen Weingarten am „Reunerperg“ für 26 Mark Silber an das Stift veräußerte.[7][8] Der Weinbau blieb für mehrere Jahrhunderte bestehen.

Aktuell nennt sich die steile Asphaltstraße

Zugang zur Jakobsleiter nennt sich die heute asphaltierte Straße ab Zu- und Abfahrtsrampen von der Grabenstraße steil bergauf.

An der Zufahrt zu Haus Nummer 14, der Villa Öhler beginnt die Jakobsleiter mit einem weiß auf grün gleichlautendem Straßenschild aus emailliertem Blech.

In 2024 noch bestehenden Betonstiegenläufen sind auf Vertikalflächen der Stufen die Stufenniveaus 100, 200 und 338 sowie die Herstellungsjahre 1924 und 1925 eingeritzt. Der geringeren Betonverwitterung wegen scheint der unterste Treppenlauf jünger zu sein. In der Mitte besteht eine etwas weniger steile Passage mit Stufen aus 15 cm Granitwürfeln und anschließender Pflasterung mit 8 cm Würfeln, mit Betonmörtel gefügt.

1934 wurde die frühere Bedeutung als Wehrberg kurzzeitig wiederbelebt, als sechs ehemalige Mitglieder des Republikanischen Schutzbundes planten, auf dem Reinerkogel ein Waffenquartier einzurichten. Wie durch lokale Medien ausführlich berichtet, wurden die Männer verhaftet und wegen Aufstandes zu mehrmonatigen Kerkerstrafen verurteilt.[9]

 
Reinerkogel (links) mit dem Schloßberg (rechts)
 
Der Gipfel im Winter
 
Jakobsleiter. Granitstufen im Mittelteil, darüber Betontreppe (2024)
 
Die nicht mehr bestehende Rainerwarte im Baujahr 1902

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich der Reinerkogel zu einem der beliebtesten Ausflugsziele der Grazer Stadtbevölkerung. 1902 wurde mit der Reinerkogelwarte (anfangs Rainerwarte) samt Gastwirtschaft zum zweiten Mal ein Aussichtsturm auf dem Hügel errichtet. Der schnellste Aufstieg führte über die Jakobsleiter, eine heute noch bestehende Beton- und Steintreppe am Westhang des Berges. 1914 erwarb die Stadtgemeinde Graz die Rainerwarte inklusive mehrerer Waldparzellen und der Jakobsleiter zum Zweck der Erhaltung um 24.000 Kronen von Baron Oskar Speth.[10] Ein Artikel in der Kleinen Zeitung aus dem Jahr 1942 nennt die Warte ein „besonderes Kennzeichen“ der Stadt und lässt die Popularität des Ausflugsziels erkennen: „Richtig verliebt ist unsere Stadt in diesen Holzturm, ob ihm die Maikäfer um den Helm surren, die Glühwürmchen beleuchten oder (...) die Herbstsonne die Schindeln wärmt.“[11]

Für Frühjahr 1950 wurde der Bau eines Sesselliftes auf den Reinerkogel angekündigt. Die Liftanlage sollte von der Straßenbahnhaltestelle Bäckergasse direkt zum „Grazer Wahrzeichen“ Reinerkogelwarte führen, wurde letztlich aber nicht realisiert.[12] Obwohl man versuchte, mit Baumschnitten den Reinerkogel als Aussichtsberg zu bewahren, verlor er in den 1950er Jahren seine Anziehungskraft. Da sich kein Pächter für Warte und Gastwirtschaft fand und auch kein Tourismusverein bereit war, diese Aufgabe zu übernehmen, musste das Bauwerk 1957 abgerissen werden.[13] In den folgenden Jahren und Jahrzehnten erfolgten kleinere Maßnahmen zur Reattraktivierung des Erholungsraums wie das Aufstellen von Sitzbänken, das Schlagen einer Aussichtsschneise und ein Ausbau des Zugangswegs.[14][15] Darüber hinaus wurde die heruntergekommene Jakobsleiter in mehreren Etappen renoviert.[7][16][17]

Literatur und Karten

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Commons: Reinerkogel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Landschaftsschutzgebiet Nr. 30. (PDF) Land Steiermark, abgerufen am 18. Juni 2019.
  2. Helmut Flügel: Die Geologie des Grazer Berglandes. In: Mitteilungen der Abteilung für Geologie, Paläontologie und Bergbau am Landesmuseum Joanneum, Graz 1975, S. 279 (Online-PDF, abgerufen am 18. Juni 2019).
  3. Digitaler Atlas der Steiermark: Geologie & Geotechnik. Land Steiermark, abgerufen am 18. Juni 2019.
  4. a b Gernot Friebes & Ilse Wendelin: Über einige seltene und interessante Ascomyceten-Funde vom Reinerkogel (Graz, Steiermark, Österreich). In: Joannea Botanik, Band 11, Universalmuseum Joanneum, Graz 2014, S. 5–33 (zobodat.at [PDF]).
  5. Ilse Wendelin & Rainer Burkard: Bemerkenswertes zur Flora der Steiermark 6 – Cyclamen hederifolium, Herbst-Zyklame (Myrsinaceae). In: Joannea Botanik, Band 15, Universalmuseum Joanneum, Graz 2018, S. 217–219 (zobodat.at [PDF]).
  6. Rudolf Flucher: Verschollene Wehranlagen um Graz – Die Fliehburg am Reinerkogel. In: Historisches Jahrbuch der Stadt Graz, Band 7/8, Graz 1975, S. 241 f.
  7. a b Reinerkogel-Himmelsleiter renoviert. In: Neue Zeit, Ausgabe vom 18. Juli 1968, S. 10.
  8. Jakobsleiter auf den Grazer Reinerkogel wieder wie neu. In: Südost-Tagespost, Ausgabe vom 18. Juli 1968, S. 5.
  9. Eine Kampfgruppe am Rainerkogel. In: Tagespost, Abendblatt, Ausgabe vom 26. April 1934, S. 4.
  10. Ein neuer Besitz der Stadtgemeinde Graz. In: Grazer Volksblatt, Ausgabe vom 3. Mai 1914, S. 5.
  11. War der Turm wirklich betrunken? Die Schelmenhaube der Reinerwarte und der Schöcklwind. In: Kleine Zeitung, Ausgabe vom 10. Oktober 1942, S. 4.
  12. Sessellift auf den Rainerkogel. In: Kleine Zeitung, Ausgabe vom 3. September 1949, S. 5.
  13. Die Warte am Reinerkogel wird abgerissen. In: Kleine Zeitung, Ausgabe vom 18. Jänner 1957, S. 5.
  14. Make-up für den Reinerkogel. In: Kleine Zeitung, Ausgabe vom 29. März 1969, S. 15.
  15. Reinerkogel erwacht aus dem Dornröschenschlaf. In: Neue Zeit, Ausgabe vom 23. August 1969, S. 8.
  16. Jakobsleiter auf den Grazer Reinerkogel wieder wie neu. In: Südost-Tagespost, Ausgabe vom 18. Juli 1968, S. 5.
  17. Renovierung der „Jakobsleiter“ auf den Reinerkogel in Graz. In: Südost-Tagespost, Ausgabe vom 29. April 1970, S. 4.