Die Gämsen (Rupicapra) sind eine Gattung der Säugetiere aus der Tribus der Ziegenartigen, innerhalb der Familie der Hornträger (Bovidae). Die Gattung enthält sechs Arten, die die Hochgebirge im südlichen Europa und in Vorderasien bis zum Kaukasus bewohnen.
Gämsen | ||||||||||||
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Gämse (Rupicapra rupicapra) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Rupicapra | ||||||||||||
Blainville, 1816 |
Merkmale
BearbeitenGämsen sind relativ kleine, ziegenartige Huftiere mit kräftiger Gestalt. Sie sind zierlicher als Steinböcke. Beide Geschlechter haben ein aufrechtes und an den Spitzen hakenförmig nach hinten und unten gekrümmtes Gehörn, das mit 15 bis 20 Zentimeter recht klein ist. Gämsen haben 32 Zähne (0/3, 0/1, 3/3, 3/3).[1]
Verbreitung und Lebensraum
BearbeitenGämsen kommen in zahlreichen, voneinander geografisch isolierten (disjunkten) Verbreitungsgebieten in den Hochgebirgen Europas und Vorderasiens bis zum Kaukasus vor. Sie wurden darüber hinaus in einigen europäischen Mittelgebirgen sowie in Neuseeland und Argentinien eingebürgert. Die Tiere bewohnen überwiegend steile und felsige Habitate, im Sommer meist oberhalb der Baumgrenze.
Lebensweise
BearbeitenIn der Brunftzeit Ende Herbst finden zwischen den Männchen ungestüme Verfolgungsjagden statt. Die Tragzeit beträgt 170 Tage. Die Weibchen werfen im Frühjahr in der Regel ein Junges.[1]
Systematik
BearbeitenEine Revision der Hornträger aus dem Jahr 2011 unterscheidet insgesamt sechs Arten:[2][3]
- Anatolische Gämse oder Kleinasien-Gämse (Rupicapra asiatica Lydekker, 1908)
- Karpaten-Gämse (Rupicapra carpatica Couturier, 1938)
- Abruzzen-Gämse (Rupicapra ornata Neumann, 1899)
- Kantabrische Gämse (Rupicapra parva Cabrera, 1911)
- Pyrenäen-Gämse (Rupicapra pyrenaica Bonaparte, 1845)
- Gämse oder Alpengämse (Rupicapra rupicapra (Linnaeus, 1758))
Zuvor wurden die Gämsen in lediglich zwei Arten aufgeteilt: die eigentliche Gämse mit sieben und die Pyrenäen-Gämse mit drei Unterarten. Molekulargenetischen Untersuchungen zufolge lassen sich die europäischen Gämsen in drei Kladen differenzieren. Zur östlichen Gruppe zählt die eigentliche Gämse und ihre Unterarten (Alpengämse, Balkangämse und Tatragämse), die westliche umfasst die Pyrenäen-Gämse. Die zentrale Gruppe wiederum setzt sich aus der Abruzzen-Gämse und der Chartreuse-Gämse zusammen. Letztere wurde weitgehend als Unterart der eigentlichen Gämse betrachtet, erstere stand ursprünglich der Pyrenäen-Gämse näher. Die Trennung der drei Linien fand bereits im Unteren Pleistozän statt.[4][5][6]
Literatur
Bearbeiten- S. Aulagnier, P. Haffner, A. J. Mitchell-Jones, F. Moutou, J. Zima: Die Säugetiere Europas, Nordafrikas und Vorderasiens – Der Bestimmungsführer. Haupt Verlag; Bern, Stuttgart, Wien, 2009: S. 150–151. ISBN 978-3-258-07506-8
- Colin Groves und Peter Grubb: Ungulate Taxonomy. Johns Hopkins University Press, 2011, S. 1–317 (S. S. 108–280)
- Colin P. Groves und David M. Leslie Jr.: Family Bovidae (Hollow-horned Ruminants). In: Don E. Wilson und Russell A. Mittermeier (Hrsg.): Handbook of the Mammals of the World. Volume 2: Hooved Mammals. Lynx Edicions, Barcelona 2011, ISBN 978-84-96553-77-4, S. 741–743
- A. J. Mitchell-Jones, G. Amori, W. Bogdanowicz, B. Krystufek, P. J. H. Reijnders, F. Spitzenberger, M. Stubbe, J. B. M. Thissen, V. Vohralik, J. Zima: The Atlas of European Mammals. Poyser, London, 1999: S. 404–407. ISBN 0-85661-130-1
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b S. Aulagnier, P. Haffner, A. J. Mitchell-Jones, F. Moutou, J. Zima: Die Säugetiere Europas, Nordafrikas und Vorderasiens – Der Bestimmungsführer. Haupt Verlag; Bern, Stuttgart, Wien, 2009: S. 150. ISBN 978-3-258-07506-8
- ↑ Colin P. Groves und David M. Leslie Jr.: Family Bovidae (Hollow-horned Ruminants). In: Don E. Wilson und Russell A. Mittermeier (Hrsg.): Handbook of the Mammals of the World. Volume 2: Hoofed Mammals. Lynx Edicions, Barcelona 2011, ISBN 978-84-96553-77-4, S. 741–743
- ↑ Colin Groves und Peter Grubb: Ungulate Taxonomy. Johns Hopkins University Press, 2011, S. 1–317 (S. S. 108–280)
- ↑ Fernando Rodríguez, Trinidad Pérez, Sabine E Hammer, Jesús Albornoz und Ana Domínguez: Integrating phylogeographic patterns of microsatellite and mtDNA divergence to infer the evolutionary history of chamois (genus Rupicapra). BMC Evolutionary Biology 10, 2010, S. 222, doi:10.1186/1471-2148-10-222
- ↑ Laura Iacolina, Elena Buzan, Toni Safner, Nino Bašíc, Urska Geric, Toni Tesija, Peter Lazar, María Cruz Arnal, Jianhai Chen, Jianlin Han und Nikica Šprem: A Mother’s Story, Mitogenome Relationships in the Genus Rupicapra. Animals 11, 2021, S. 1065, doi:10.3390/ani11041065
- ↑ Trinidad Pérez, Margarita Fernández, Borja Palacios und Ana Domínguez: Phylogenetic Analysis of the Complete Mitochondrial Genomes in the Ten Rupicapra Subspecies and Implications for the Existence of Multiple Glacial Refugia in Europe. Animals 12, 2022, S. 1430, 10.3390/ani12111430