Sebastian Lechner (* 21. November 1980 in Hannover)[1] ist ein deutscher Politiker (CDU). Er ist seit dem 19. Februar 2013 Mitglied des Niedersächsischen Landtags. Seit Oktober 2022 ist er Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion und seit Januar 2023 Landesvorsitzender der CDU in Niedersachsen.[2]
Ausbildung und Beruf
BearbeitenNach dem Abitur am Albert-Schweitzer-Gymnasium in Leonberg 2000 studierte Lechner Rechts- und Wirtschaftswissenschaften in Hohenheim, Hannover, Tübingen und Göttingen. Während des Studiums war er aktiv bei der pflichtschlagenden Straßburger Burschenschaft Arminia zu Tübingen, aus der er 2007 austrat.[3] 2007 legte er an der Universität Göttingen sein Diplom als Volkswirt ab. Anschließend war er bis 2009 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Mittelstandspolitik und Wirtschaftsforschung der Universität Göttingen.
Im Jahr 2010 arbeitete er für die NBank in Hannover und war von 2011 bis 2012 als Vorstandsassistent beim Hamburger Bankhaus Marcard, Stein & Co angestellt. Von 2011 bis 2013 war er zudem Mitglied des Nationalen Normenkontrollrats der deutschen Bundesregierung, wo er sich insbesondere mit dem Thema E-Government befasste. Von Januar 2013 bis Juli 2018 war er Geschäftsführer der Samova GmbH & Co. KG in Hamburg.
Lechner ist evangelisch, verheiratet und Vater zweier Söhne und einer Tochter.
Politik
BearbeitenLechner trat 2001 in die CDU ein und ist seitdem auch Mitglied der Jungen Union (JU). Von 2008 bis 2014 war er Vorsitzender der Jungen Union in Niedersachsen.[4] Von 2010 bis 2014 war er auch Vorsitzender des CDU Stadtverbands Neustadt am Rübenberge. 2014 bis 2023 war er Schatzmeister des CDU-Kreisverbandes Hannover-Land. Seit 2011 ist er Mitglied des Rates der Stadt Neustadt am Rübenberge.[5]
Von 2006 bis 2011 war Sebastian Lechner Mitglied der Regionsversammlung Hannover. Bei der Kommunalwahl im Jahr 2011 wurde er in den Neustädter Stadtrat gewählt und ist dort Fraktionsvorsitzender der CDU-Fraktion.
Bei der Bundestagswahl 2009 trat er für die CDU im Wahlkreis Hannover-Land I an, unterlag jedoch der SPD-Kandidatin Caren Marks.[6]
Seit 2013 gehört Sebastian Lechner dem Niedersächsischen Landtag an. Den Wahlkreis Neustadt/Wunstorf, den er 2013 gegen Mustafa Erkan (SPD) gewonnen hatte, verlor er zwar 2017 an Wiebke Osigus (SPD); jedoch zog er über die Landesliste wieder in das Parlament ein. Von 2013 bis 2017 war Lechner Mitglied des Haushaltsausschusses und des Petitionsausschusses des Landtages. 2017 wurde er zum Sprecher seiner Fraktion für Inneres und Sport gewählt.[7]
Von Februar 2021 bis Januar 2023 war er Generalsekretär der CDU in Niedersachsen.[8] Er hatte dieses Amt bereits zuvor kommissarisch inne.[9] Nach der Landtagswahl 2022, bei der Lechner wiederum über die Landesliste ins Parlament gewählt wurde, wurde er als Nachfolger von Dirk Toepffer zum Vorsitzenden der CDU-Fraktion im Niedersächsischen Landtag gewählt.[10] Lechner kündigte daraufhin an, auch für den Landesvorsitz der CDU Niedersachsen zu kandidieren. Am 2. November 2022 nominierte der CDU-Bezirk Hannover Sebastian Lechner einstimmig als Nachfolger von Bernd Althusmann.[11] Am 21. Januar 2023 wurde er mit 88,5 Prozent ohne Gegenkandidat zum Landesvorsitzenden gewählt.[12] Der CDU-Bundesparteitag am 6. Mai 2024 wählte Lechner in das CDU-Präsidium.
Am 22. Oktober 2024 bestätigte ihn die niedersächsische CDU-Landtagsfraktion mit 93,5 % im Amt des Fraktionsvorsitzenden.[13] Lechner erklärte wiederholt, für die Nachfolge von Stephan Weil im Amt des niedersächsischen Ministerpräsidenten bereitzustehen, wenn seine Partei ihn damit für die Landtagswahl 2027 beauftragt.[14] Lechner gilt als gut vernetzt in der CDU, insbesondere mit CDU-Landesvorsitzenden wie Hendrik Wüst, Boris Rhein, Manuel Hagel oder Daniel Günther.[15] 2024 begrüßte er die Kanzlerkandidatur von Friedrich Merz und kommentierte, dieser sei „der richtige Mann zur richtigen Zeit für Deutschland und Niedersachsen“.[16]
Positionen
BearbeitenAutomobilwirtschaft
BearbeitenLechner betont die zentrale Bedeutung von Volkswagen (VW) für Niedersachsen und unterstützt die Beteiligung des Landes.[17] In der aktuellen Krise von VW fordert er eine pragmatische und marktorientierte Herangehensweise, die neben der, Elektromobilität auch synthetische Kraftstoffe und moderne Verbrennungsmotoren berücksichtigt, um den Transformationsprozess zur Klimaneutralität zu erreichen. Dabei plädiert er für weniger staatliche Eingriffe (wie Flottengrenzwerte) und mehr Flexibilität (über den Zertifikatehandel), um die Wettbewerbsfähigkeit von VW und der gesamten deutschen und europäischen Automobilindustrie zu sichern. Er steht damit im Widerspruch zu Stephan Weil und seiner rot-grünen Landesregierung.[18]
Bildungspolitik
BearbeitenIn der Bildungspolitik ist er ein Verfechter von Leistungsorientierung und Chancengerechtigkeit. Die CDU unter seiner Führung fordert mehr Investitionen in digitale Bildung sowie die Stärkung der eigenverantwortlichen Schule und Kita. Lechner setzt sich für verstärkte Quereinsteiger-Programme von Lehrerinnen und Lehrern oder Erzieher ein, um damit die Unterrichtsversorgung zu verbessern.[19]
Moderner Staat
BearbeitenSebastian Lechner setzt sich für einen modernen Staat ein, der sich der Subsidiarität verpflichtet und auf mehr Vertrauen und weniger Steuerung der Entscheidungsträger und Ebenen basiert. Er fordert eine Politik, die mehr Verantwortung an Entscheidungsträger wie Bürgermeister, Landräte und Geschäftsführer überträgt und Bürokratie abbaut, insbesondere durch Digitalisierung. Dabei betont er die Bedeutung einer gesunden Fehlerkultur, die es erlaubt, pragmatisch und flexibel auf Herausforderungen zu reagieren. Der Staat soll Rahmenbedingungen schaffen, die Innovation und Eigeninitiative fördern, anstatt durch übermäßige Regulierung Fortschritt zu behindern.[20] Lechner kritisiert die zunehmende Förderpraxis in der deutschen Politik. Er bezeichnet diese als "Förderitis", bei der immer mehr staatliche Mittel bürokratisch verteilt werden, ohne nachhaltige Ergebnisse zu erzielen. Er hinterfragt die dahinterstehende Haltung: Der Staat (Europa, Bund, Land) wisse besser, was richtig sei. Er fordert stattdessen, dass die Mittel bei den jeweiligen Eben oder privaten Individuen zu belassen, um auf diese Weise die Eigenverantwortung und Innovation zu stärken.[21]
Innere Sicherheit
BearbeitenSebastian Lechner tritt für eine starke innere Sicherheit ein und setzt dabei auf konsequente Maßnahmen zur Kriminalitätsbekämpfung sowie eine gut ausgestattete Polizei. Er fordert mehr Investitionen in die Sicherheitsbehörden, um die Präsenz und Einsatzfähigkeit der Polizei zu erhöhen und gleichzeitig die digitalen Kompetenzen im Kampf gegen Cyberkriminalität auszubauen. Lechner spricht sich zudem für eine entschlossene Bekämpfung von Extremismus, insbesondere gegen den politischen und religiösen Radikalismus, aus. Dabei betont er die Notwendigkeit, den Rechtsstaat zu stärken und klare Grenzen gegenüber Gesetzesverstößen zu ziehen, um das Vertrauen der Bürger in die Sicherheitsbehörden zu festigen.[22]
Gesundheitspolitik
BearbeitenSebastian Lechner setzt sich in der Krankenhauspolitik für eine starke regionale Planungshoheit der Länder ein. Er betont, dass die Krankenhausstruktur nicht zentral aus Berlin vorgegeben werden darf, sondern flexibel an die Bedürfnisse eines Flächenlandes wie Niedersachsen angepasst werden muss. Lechner fordert eine flächendeckende Notfall- und Grundversorgung sowie spezialisierte Krankenhäuser für komplexe Eingriffe, um die medizinische Versorgung in der gesamten Region sicherzustellen. Zudem spricht er sich dafür aus, dass der Bund die gestiegenen Betriebskosten der Krankenhäuser übernimmt und die Investitionsmittel aus Steuermitteln finanziert, um die finanzielle Belastung der Krankenhäuser zu reduzieren.[23]
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Gabriele Andretta (Hrsg.), Referat für Presse, Öffentlichkeitsarbeit, Protokoll: Landtag Niedersachsen. Handbuch des Niedersächsischen Landtages der 18. Wahlperiode. 2017 bis 2022, 1. Auflage, Hannover: Niedersächsischer Landtag, 2018, S. 87f.
- ↑ Sebastian Lechner ist neuer CDU-Landeschef in Niedersachsen. Abgerufen am 21. Januar 2023.
- ↑ Austrittsmeldungen. In: Nachrichtenblatt 300. Dachverband der Deutschen Burschenschaft, 10. Juli 2007, S. 7 (autistici.org [PDF; abgerufen am 16. November 2022]).
- ↑ Tilman Kuban neuer Vorsitzender der Jungen Union Deutschlands. Abgerufen am 6. September 2020.
- ↑ Sebastian Lechner | Landtag Niedersachsen. Abgerufen am 3. Oktober 2021.
- ↑ Artikel im Neustädter Blatt: Caren Marks (SPD) gewinnt Wahlkreis direkt, www.neustaedter-blatt.com. Abgerufen am 15. März 2013.
- ↑ CDU-Landtagsfraktion wählt neuen Vorstand ( vom 27. November 2017 im Internet Archive)
- ↑ Lebenslauf. Niedersächsischer Landtag, abgerufen am 26. Januar 2023.
- ↑ CDU in Niedersachsen wählt neuen Landesvorstand. 6. Februar 2021, abgerufen am 6. Februar 2021.
- ↑ Sebastian Lechner neuer CDU-Fraktionsvorsitzender. In: sueddeutsche.de. 11. Oktober 2022, abgerufen am 11. Oktober 2022.
- ↑ Sebastian Lechner wohl einziger Kandidat für CDU-Landesvorsitz in Niedersachsen. In: kreiszeitung.de. 5. November 2022, abgerufen am 14. November 2022.
- ↑ Ralph Makolla: Sebastian Lechner neuer Vorsitzender der CDU in Niedersachsen. In: cdu-niedersachsen.de. 21. Januar 2023, abgerufen am 24. Januar 2023.
- ↑ NDR: CDU-Fraktion wählt neuen Vorstand: 93,5 Prozent für Lechner. Abgerufen am 5. November 2024.
- ↑ dpa: CDU-Chef Lechner: Wären bereit für Neuwahlen. 4. November 2024, abgerufen am 5. November 2024.
- ↑ Alisha Mendgen: CDU: Die Mitte-Männer ziehen an Friedrich Merz vorbei. 9. Oktober 2023, abgerufen am 5. November 2024.
- ↑ CDU-Landeschef Lechner: „Merz ist der richtige Mann“. 17. September 2024, abgerufen am 5. November 2024.
- ↑ Mit der CDU: Erfolgreich für VW. Abgerufen am 5. November 2024.
- ↑ VW-Debatte im Landtag wird Schlagabtausch zwischen Stephan Weil und Sebastian Lechner. Abgerufen am 5. November 2024.
- ↑ CDU fordert mehr Quereinsteiger an Schulen. 12. August 2024, abgerufen am 5. November 2024.
- ↑ Sabine Busse: Rede des Vorsitzenden der CDU-Landtagsfraktion, Sebastian Lechner anlässlich der Aussprache über die Regierungserklärung des Ministerpräsidenten im Rahmen des 1. Tagungsabschnitts des Niedersächsischen Landtags der 19. Wahlperiode am 09.11.2022. In: CDU Fraktion Niedersachsen. 9. November 2022, abgerufen am 5. November 2024.
- ↑ CDU in Niedersachsen: „Heimatliebe und Stolz auf die eigene Nation“ - WELT. Abgerufen am 5. November 2024.
- ↑ CDU bietet SPD einen „Handlungspakt für die innere Sicherheit“ an. Abgerufen am 5. November 2024.
- ↑ dpa: Krankenhausreform: CDU-Chef Lechner: "Viele Krankenhäuser in Gefahr". In: Die Zeit. 28. Oktober 2024, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 5. November 2024]).
Personendaten | |
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NAME | Lechner, Sebastian |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politiker (CDU), MdL |
GEBURTSDATUM | 21. November 1980 |
GEBURTSORT | Hannover |