Seelitz
Seelitz ist eine Gemeinde im Norden des Landkreises Mittelsachsen in Sachsen. Sie ist Teil der Verwaltungsgemeinschaft Rochlitz mit Sitz in der gleichnamigen Stadt.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 51° 2′ N, 12° 49′ O | |
Bundesland: | Sachsen | |
Landkreis: | Mittelsachsen | |
Verwaltungsgemeinschaft: | Rochlitz | |
Höhe: | 224 m ü. NHN | |
Fläche: | 31,22 km2 | |
Einwohner: | 1686 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 54 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 09306 | |
Vorwahlen: | 03737, 037384 (Winkeln) | |
Kfz-Kennzeichen: | FG, BED, DL, FLÖ, HC, MW, RL | |
Gemeindeschlüssel: | 14 5 22 530 | |
Gemeindegliederung: | 24 Ortsteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Mittweidaer Straße 5 09306 Seelitz | |
Website: | www.gemeinde-seelitz.de | |
Bürgermeister: | Thomas Oertel (Bürgerbewegung Kirche) | |
Lage der Gemeinde Seelitz im Landkreis Mittelsachsen | ||
Geographie
BearbeitenDie Gemeinde liegt ca. 2 km südöstlich der Stadt Rochlitz und 13 km nordwestlich der Stadt Mittweida oberhalb der Zwickauer Mulde.
Gemeindegliederung
Neben dem Kernort Seelitz gehören folgende Ortsteile zur Gemeinde:
Geschichte
BearbeitenOrtsgeschichte
BearbeitenSeelitz und die umliegenden Dörfer sind slawischen Ursprungs. Obwohl es keine schriftlichen Quellen gibt, die das flächendeckend bezeugen, erkennt man es z. B. an Keramikfunden (Scherben von Gefäßen), den slawischen Wallanlagen wie z. B. Fischheimer Borstel und Kötterner Porschel, den Flur- und Ortsnamen und schließlich an der Form und Größe der jeweiligen Ortsfluren.
Urkundlich erwähnt wird der Ort erstmals im Jahr 1174 als Seliz in einer Schenkungsurkunde des Markgrafen Dedo der Lausitz. In dieser schenkte er vier Seelitzer Hufen dem damals gegründeten Kloster Zschillen.
Die Schreibweise des Ortsnamens variierte seitdem nur geringfügig.[2]
- 1174: Seliz
- 1205 und 1378: Selicz
- 1489: Zelitcz
- 1548: Selietz
- 1791: Seelitz
Der Name ist altsorbischer Herkunft. Die ursprüngliche Bedeutung ist nicht zweifelsfrei zu klären. Möglich ist der Personenname Žel als Kurzform zu Želidrog, Seliz wäre also die Siedlung eines Žel gewesen. Eine andere Deutung geht von zel - grün aus, Siedlung, wo es grünt.[3]
Im Dreißigjährigen Krieg und auch späteren Kriegen hatte Seelitz unter durchziehenden und marodierenden Truppen sowie unter Seuchen zu leiden. Verwaltungsmäßig gehörte Seelitz seit dem späten Mittelalter zum Amt Rochlitz.[2] Durch Einpfarrungen der benachbarten Dörfer bildete es einen kirchlichen Mittelpunkt. Bezüglich der Grundherrschaft gehörte Seelitz um 1548 anteilig dem Rat zu Rochlitz und der Pfarre zu Seelitz. Um 1764 gehörte der Ort als Amtsdorf zum kursächsischen bzw. königlich-sächsischen Amt Rochlitz.[4] Eine 1839 gegründete, aber nur etwa 2 Jahre bestehende Ansiedlung deutscher Auswanderer in Missouri wurde nach dem Ort benannt.[5] Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert wurde in und um Seelitz nachweislich Bergbau betrieben. Die bedeutendste Fundstelle befand sich am „Vogelsang“ im Erlbachtal zwischen Seelitz und Biesern.[6] In dessen Nähe wurde von einem Verein der „Stolln St. Johannes“ restauriert.
Bei den im 19. Jahrhundert im Königreich Sachsen durchgeführten Verwaltungsreformen wurden die Ämter aufgelöst. Dadurch kam Seelitz im Jahr 1856 unter die Verwaltung des Gerichtsamts Rochlitz und 1875 an die neu gegründete Amtshauptmannschaft Rochlitz.[7]
Durch die zweite Kreisreform in der DDR im Jahr 1952 wurde die Gemeinde Seelitz dem Kreis Rochlitz im Bezirk Chemnitz (1953 in Bezirk Karl-Marx-Stadt umbenannt) angegliedert, der ab 1990 als sächsischer Landkreis Rochlitz fortgeführt wurde und 1994 im neu gebildeten Landkreis Mittweida bzw. 2008 im Landkreis Mittelsachsen aufging. Der kirchlichen Konzentration im Hauptort Seelitz folgte im 20. Jahrhundert die administrative. Durch stufenweise Eingemeindungen ab 1950 hat Seelitz heute 24 Ortsteile. Die Gemeindeverwaltung befindet sich im Ortsteil Gröblitz.
Eingemeindungen
BearbeitenEhemalige Gemeinde | Datum | Anmerkung |
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Beedeln[8] | 01.07.1965 | Eingemeindung nach Kolkau |
Bernsdorf[9] | 01.05.1936 | Eingemeindung nach Beedeln |
Biesern[8][10] | 01.07.1950 | Eingemeindung nach Steudten |
Döhlen[8] | 01.03.1969 | |
Fischheim[8][10] | 01.07.1950 | Eingemeindung nach Steudten |
Gröblitz[8][10] | 01.07.1950 | |
Gröbschütz[8] | 01.03.1974 | |
Großstädten[9] | 01.04.1935 | Zusammenschluss mit Kleinstädten zu Städten |
Kleinstädten[9] | 01.04.1935 | Zusammenschluss mit Großstädten zu Städten |
Kolkau[11] | 01.04.1993 | |
Kolkau, Gutsbezirk | um 1922 | Eingemeindung nach Kolkau |
Köttern[8][10] | 01.07.1950 | Eingemeindung nach Spernsdorf |
Neudörfchen[12] | vor 1875 | Eingemeindung nach Döhlen |
Neutaubenheim, Gutsbezirk | um 1922 | Eingemeindung nach Döhlen |
Neuwerder[12] | vor 1875 | Eingemeindung nach Döhlen |
Pürsten[8][10] | 01.07.1950 | |
Seebitzschen[8][10] | 01.07.1950 | Eingemeindung nach Steudten |
Sörnzig[8][10] | 01.07.1950 | Eingemeindung nach Steudten |
Spernsdorf[11] | 01.04.1993 | |
Städten[8][10] | 01.07.1950 | Eingemeindung nach Zetteritz |
Steudten[11] | 01.01.1994 | |
Winkeln[8][11] | 01.03.1963 01.01.1994 |
Eingemeindung nach Zschoppelshain Umgliederung nach Seelitz |
Zetteritz[11] | 01.01.1994 | |
Zetteritz, Gutsbezirk | um 1922 | Eingemeindung nach Zetteritz |
Zöllnitz[9] | 01.04.1935 | Eingemeindung nach Seebitzschen |
Zschaagwitz (mit Neuzschaagwitz)[8][10] | 01.07.1950 | Eingemeindung nach Spernsdorf |
Zschauitz[8][10] | 01.07.1950 | Eingemeindung nach Gröbschütz |
Kirchengeschichte
BearbeitenGemäß der „Meißnischen Chronika“ soll die Geschichte der Seelitzer Kirche
angeblich bis ins 8. Jahrhundert zurückreichen.[13][14]
Um 1000 entstand die Pfarrei Seelitz, die dem Bistum Meißen zugewiesen wurde[15] nachdem das Land um Rochlitz von den Deutschen in Besitz genommen worden war, die von Franken her in das Gebiet kamen. Um diese Zeit war die ganze sorbische Bevölkerung getauft, hatte formell den christlichen Glauben angenommen. Gewaltsame Ereignisse im Zusammenhang mit der Missionierung sind in unserer Region nicht bekannt.[16]
Verlässlich sind die in Stein gehauenen Jahreszahlen 1516 und 1529 an der Dorfkirche St. Annen selbst.[17] Gemäß Dehio wurde in dieser Zeit an Stelle einer romanischen Kirche, die im 11. Jahrhundert entstanden sein könnte, der heutige Bau als spätgotische Hallenkirche errichtet.[18]
Um 1430 war Seelitz vom Einfall der Hussiten betroffen, wobei auch die Kirche zerstört wurde. Seelitz schloss sich relativ früh der Reformation an. Die 1527 in Seelitz entstandene Schule ist wahrscheinlich schon evangelisch gewesen.[19] Seelitz entwickelte sich als gewisses kirchliches Zentrum der umliegenden Dörfer. Heute ist Seelitz mit 23 Orten die größte Kirchgemeinde Sachsens.
Von 1769 bis 1771 wurde die Kirche unter Leitung des Wiederauer Zimmermeisters Michael Mäßig in einen barocken Emporensaal umgebaut. Die Ausstattung mit Altar, Kanzel (beides 1770/71) und Rokokotaufe (1773) schuf der zu dieser Zeit in Penig ansässige Bildhauer Johann Gottfried Stecher (1718–1776).[14]
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Die St. Annenkirche um 1840
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Die St. Annenkirche 2012
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Gotischer Türstock
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Innenansicht
Politik
BearbeitenGemeinderat
BearbeitenSeit der Gemeinderatswahl am 9. Juni 2024 verteilen sich die 12 Sitze des Gemeinderates folgendermaßen auf die einzelnen Gruppierungen:[20]
- Bürgerbewegung Kirche (BBK): 6 Sitze
- Bürgergemeinschaft FFw (BG FFw): 3 Sitze
- Seeliz gemeinsam gestalten (Sgg): 2 Sitz
- Linke: 1 Sitz
Liste | 2024[21] | 2019[22] | 2014[23] | ||||
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Sitze | in % | Sitze | in % | Sitze | in % | ||
Bürgerbewegung Kirche | 6 | 43,7 | 6 | 37,8 | 8 | 46,7 | |
Seelitz gemeinsam gestalten | 2 | 25,5 | 1 | 11,2 | – | – | |
Bürgergemeinschaft FFw | 3 | 21,7 | 2 | 16,2 | 3 | 21,2 | |
Linke | 1 | 9,1 | 2 | 11,5 | 2 | 17,1 | |
AfD | – | – | 1 | 14,2 | – | – | |
CDU | – | – | 1 | 9,1 | 1 | 10,2 | |
SPD | – | – | – | – | – | 4,7 | |
Wahlbeteiligung | 75,5 % | 68,5 % | 57,4 % |
Bürgermeister
BearbeitenAm 12. Juni 2022 wurde Bürgermeister Thomas Oertel mit 75,7 % der Stimmen im Amt bestätigt.[24]
Wahl | Bürgermeister | Vorschlag | Wahlergebnis (in %) |
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2022 | Thomas Oertel | Oertel | 75,7 |
2015 | Bürgerbewegung Kirche | 97,3 | |
2008 | 56,9 | ||
2001 | Horst Bemmann | 99,2 |
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bearbeiten- siehe auch: Liste der Kulturdenkmale in Seelitz
- Dorfkirche St. Annen
- Rochlitzer Berg
- Muldental mit Hängebrücke Sörnzig–Fischheim
- Fischheimer Borstel, slawische Burgwallanlage um 1000
- Sandgrube Biesern, Bade- und Angelgewässer
Verkehr
BearbeitenDie B 107 (Rochlitz–Chemnitz) führt durch den Osten des Gemeindegebietes und auch die B 175 verläuft im Norden des Gemeindegebietes (Rochlitz–Geringswalde). Die durch den Ortsteil Steudten führende Bahnstrecke Glauchau–Wurzen („Muldentalbahn“) ist nicht mehr in Betrieb, auch die durch den Ortsteil Döhlen führende Bahnstrecke Waldheim–Rochlitz wurde stillgelegt. Eine Reaktivierung der Strecke ist derzeit politisch in der Diskussion. Seelitz liegt am Mulderadweg.
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Bahnhof Steudten (2016)
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Haltepunkt Döhlen (2016)
Literatur
Bearbeiten- William Clemens Pfau: Grundzüge der älteren Geschichte des Dorfes Seelitz und seiner Kirche. Verlag Bode, 1902.
- Neue Sächsische Kirchengalerie. Band: Die Parochie Seelitz. Verlag Strauch, Leipzig 1909. (Digitalisat)
- Richard Steche: Seelitz. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 14. Heft: Amtshauptmannschaft Rochlitz. C. C. Meinhold, Dresden 1890, S. 90.
Weblinks
Bearbeiten- Atlas Mittelsachsen
- Offizielle Internetpräsenz der Gemeinde Seelitz
- Seelitz im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
- Chronik der Kirche Seelitz
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Bevölkerung der Gemeinden Sachsens am 31. Dezember 2023 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 9. Mai 2011 (Gebietsstand 01.01.2023). Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, abgerufen am 21. Juni 2024. (Hilfe dazu).
- ↑ a b Seelitz im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
- ↑ Ernst Eichler, Hans Walther (Hrsg.): Historisches Ortsnamenbuch von Sachsen, Berlin 2001, ISBN 3-05-003728-8, Band II, S. 402
- ↑ Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas. Leipzig 2009, ISBN 978-3-937386-14-0; S. 58 f.
- ↑ The State Historical Society of Missouri: Perry County Place Names. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 31. März 2016; abgerufen am 25. September 2015. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Bergbaugeschichte von Seelitz
- ↑ Die Amtshauptmannschaft Rochlitz im Gemeindeverzeichnis 1900
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7.
- ↑ a b c d Das Sachsenbuch. Kommunal-Verlag Sachsen, Dresden 1943.
- ↑ a b c d e f g h i j Ministerium des Innern des Landes Sachsen (Hrsg.): Verzeichnisse der seit Mai 1945 eingemeindeten Gemeinden und Nachweis über die Aufgliederung der selbständigen Gutsbezirke und Staatsforstreviere. 1952.
- ↑ a b c d e Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen: Gebietsänderungen.
- ↑ a b Statistische Bureau des königlichen Ministeriums des Inneren (Hrsg.): Gemeinde- und Ortsverzeichnis für das Königreich Sachsen. 1904.
- ↑ Seelitz, seine Kirche und seine Dörfer. Teil II. In: Rochlitzer Anzeiger. 2. Mai 2013, S. 38, archiviert vom am 4. September 2014; abgerufen am 2. Dezember 2022. (Digitalisat)
- ↑ a b Parochie Seelitz. In: Kirchengalerie Sachsens, Die Inspektionen Penig, Rochlitz, Colditz und Waldheim. Dresden 1843, S. 189 (Digitalisat)
- ↑ Chronik der Kirche Seelitz
- ↑ Karlheinz Blaschke: Geschichte Sachsens im Mittelalter. Berlin 1991, ISBN 3-372-00076-5, S. 66.
- ↑ Richard Steche: Seelitz. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 14. Heft: Amtshauptmannschaft Rochlitz. C. C. Meinhold, Dresden 1890, S. 90.
- ↑ Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Sachsen II, Regierungsbezirke Leipzig und Chemnitz. München 1998, ISBN 3-422-03048-4, S. 911.
- ↑ Kirchenchronik Seelitz
- ↑ Referat Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Wahlergebnisse - Wahlen - sachsen.de. Abgerufen am 17. August 2024.
- ↑ Referat Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Wahlergebnisse - Wahlen - sachsen.de. Abgerufen am 8. September 2024.
- ↑ Referat Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Wahlergebnisse - Wahlen - sachsen.de. Abgerufen am 8. September 2024.
- ↑ Referat Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Wahlergebnisse - Wahlen - sachsen.de. Abgerufen am 8. September 2024.
- ↑ Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 12. Juni 2022