Zauberkunst

Kunst des Zauberns
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Die Zauberkunst (auch Zaubern und Zauberei) beschreibt eine Form der darstellenden Kunst, die es versteht, durch künstlerische Kommunikation (verbal und non-verbal) und unter Verwendung verschiedener Techniken und Methoden bei den Betrachtern Illusionen und Emotionen auszulösen. Dabei ist die Vorführung an keine spezielle Räumlichkeit oder Situation gebunden. Je bereitwilliger der Betrachter ist, sich verzaubern zu lassen, desto größer kann die Illusion in seiner Vorstellung entstehen.

Allgemeines

 
Hieronymus Bosch: Der Gaukler, 1475–1480
 
Darstellung eines Illusionisten, 17. Jahrhundert

Um eine Illusion zu erreichen, gelangt eine Vielzahl unterschiedlicher Techniken zur Anwendung: Psychologie, Ausnutzung von Wahrnehmungslücken, Kunstgriffe, optische Täuschungen, trickreiche Apparaturen, Ablenkung, Ausnutzung gemeinhin unbekannter physikalischer Zusammenhänge und mathematischer Gesetze.

Zauberkunst dient zur Unterhaltung eines Publikums. Im Allgemeinen wissen Zuschauer, dass die gezeigten Effekte durch Anwendungen verschiedener Techniken erreicht werden. Das Publikum setzt sich entweder gerne dem Reiz aus, sich vom Zauberkünstler verzaubern zu lassen, oder es hat Freude daran, über die Methoden zu rätseln. Der Reiz einer Darbietung liegt neben der Faszination über eine Illusion vor allem in der Inszenierung und deren Unterhaltungswert.

Geschichte

Von Zauberkunst als Unterhaltungsform und nicht im Sinn von Hexerei oder Magie spricht man erst seit dem 18. Jahrhundert. Die Kunst des Taschenspiels, benannt nach der Gauklertasche zur Aufbewahrung der Requisiten, wurde bereits auf hellenistischen Marktplätzen beobachtet.

Erste Beschreibungen von Zauberkunststücken findet man in der französischen Publikation von I. Prevost: La Premiere partie des svbtiles et plaisantes inventions, Lyon, 1584. Im Gegensatz zu dem im selben Jahr erschienenen Werk von Reginald Scot, The Discoverie of Witchcraft, der Zauberkunststücke als Aufklärung von vermeintlichen Hexenküsten beschrieb, gilt das Buch von Prevost als bewusstes Anleitungsbuch für Zauberkunststücke.

Mit der Veröffentlichung erster Zauberbücher im 17. Jahrhundert, die Zauberkunststücke zum Nachvollziehen beschreiben, hat sich die Zauberkunst als darstellende Kunst entwickelt. Ein erstes Anleitungsbuch für Taschenspielertricks mit dem Titel Hocus Pocus Iunior. The Anatomie of Legerdemain erschien 1634 in London.

Traten die ersten Zauberkünstler (Taschenspieler) noch auf Straßen und Märkten auf, eroberten sie im Laufe der Zeit geschlossene Räumlichkeiten (Gaststätten, private Salons) und schließlich auch Theaterbühnen. Zu den ersten Protagonisten, die die Zauberkunst auf die Theaterbühnen brachten oder sie als Kunstform präsentierten, gehörten:

Zauberkünstler

im 19. Jahrhundert
im 20. Jahrhundert
im 21. Jahrhundert

Sparten und Arten

Taschenspieler

Die historischen Taschenspieler waren fliegende Händler, welche Kunststücke zum Anlocken von Publikum benutzten, um anschließend Waren feilzubieten. Sie traten meist auf Marktplätzen und in Wirtshäusern auf, oft hinter einem Tisch stehend. Das Repertoire der Taschenspieler beschränkte sich meist auf das Becherspiel, bei dem zu Unterhaltungszwecken Bälle oder Muskatnüsse unter den Bechern wandern. Vom Verschwindenlassen einer Muskatnuss (franz. escamot) stammen der französische „Eskamoteur“ und das deutsche Lehnwort „eskamotieren“ (wegmanipulieren).

Straßenzauberei

 
Zwei Straßenzauberer

Die Nachfahren der Taschenspieler sind die Straßenkünstler. Sie müssen in der Lage sein, unter manchmal schwierigen Bedingungen, etwa umringt, bei widrigem Wetter und vor unberechenbaren Passanten ihr Publikum anzulocken. Meistens spielen sie für eine Spende in den aufgestellten Hut.

Bühnenmagie

Kunststücke, die etwa von der Größe der Requisiten her für ein großes Publikum geeignet sind, werden der Bühnenmagie zugerechnet. Entsprechende Darbietungen nutzen oft die Möglichkeiten professioneller Bühnen wie besondere Beleuchtung usw. aus. Die Bühnenmagie wurde im 19. Jahrhundert durch den Franzosen Jean Eugène Robert-Houdin und den Briten John Henry Anderson bekannt.

Großillusionen

 
Großillusion mit Marc & Alex und Team

„Großillusionisten“ im engen Sinne sind nach dem Sprachgebrauch der Zauberkünstler solche, die mit großen Trickapparaturen arbeiten, sog. „Großillusionen“. Mit diesen aufwendigen Kunststücken begann Ende des 19. Jahrhunderts der Brite John Nevil Maskelyne in seinem Londoner Zaubertheater, der u. a. als Erster einen Menschen durch einen Reifen schweben ließ. Bekannte moderne Künstler sind Siegfried und Roy, David Copperfield, Florian Zimmer, Criss Angel, Marc & Alex, Peter Marvey, Hans Klok und die Ehrlich Brothers.

Zauberei mit Musikuntermalung

Mit das wichtigste Instrument eines Zauberkünstlers ist sein Vortrag, der die Phantasie der Zuschauer anregt und sie von seinen Geheimnissen ablenkt. Nachdem der Zauberkünstler Theodore Bamberg infolge eines Unfalls stumm wurde, erklärte er sein sprachliches Unvermögen, indem er die Rolle eines Japaners Okito annahm und um die Jahrhundertwende als erster zu Musikbegleitung zauberte. Hieraus entwickelte sich ein eigenes Genre, dessen Ästhetik und Kommunikation besonderen Gesetzen folgen.

Manipulation

Manipulateure im engen Sinne sind Bühnenkünstler, die sich in erster Linie auf das Geschick ihrer Hände verlassen. Sie zaubern daher überwiegend mit handlichen Gegenständen, typischerweise zu Musikbegleitung. Dieses Genre wurde durch Wiljalba Frikell bereits im 19. Jahrhundert entwickelt.

In der englischsprachigen Welt werden Vorführungen, die vor allem auf Fingerfertigkeit beruhen manchmal als eigene Sparte der Unterhaltungskunst angesehen und als Sleight of hand oder auch mit dem lateinischen Begriff Prestidigitation oder dem französischen Legerdemain bezeichnet. Überschneidungen bestehen unter anderem zur Taschenspielerei, Close-up magic und Kartenzauberei. Bekannte Künstler, die sich der Manipulation und Fingerfertigkeit bedienen, sind Dan and Dave, Ricky Jay, David Copperfield, Yann Frisch, Dai Vernon und Tony Slydini.

Tischzauberei (Mikromagie, Close-up)

 
Beispiel für Mikromagie: Durchdringung einer originalen Münze mit einem massiven Metalldorn. Verblüffend: Alle Requisiten können vom Zuschauer vor dem Kunststück und danach untersucht werden.

Kunststücke, die wegen kleinerer Requisiten nur aus kurzer Distanz verfolgt werden können, werden intern meistens als „Close Up“ bezeichnet. Der besondere Reiz für die Zuschauer besteht in der Nähe, die scheinbar das „Schummeln“ erschwert. Typische Close-Up-Requisiten sind Karten und Münzen. Aus den USA kommend hat sich in den letzten Jahren auch in Deutschland das sogenannte „Table Hopping“ etabliert, bei dem der Zauberkünstler von Tisch zu Tisch wandert und so sein Publikum individuell und schrittweise verzaubert.

Kartenkunst

Kunststücke mit Spielkarten sind sowohl auf der Bühne als auch am Tisch möglich und so zahlreich, dass die Zauberkünstler die Kartenkunst als eigene Sparte betrachten.[1]

Mentalmagie

Unter Mentalmagie versteht man die Imitation angeblich parapsychologischer Phänomene durch Tricks, etwa scheinbares Gedankenlesen, die scheinbare Vorhersage von Ereignissen oder Spukeffekte zu Unterhaltungszwecken. Sie entstammt dem Erbe falscher Spiritisten und trickreicher Scharlatane. Da Mentalisten aus dramaturgischen Zwecken oft nicht betonen, dass sie Zauberkünstler sind und sehr raffinierte Tricks anwenden, können Zuschauer nicht ohne Weiteres beurteilen, ob das Gesehene ernst zu nehmen ist oder nicht. Ein bekannter Vertreter ist Uri Geller.

Comedy-Zauberei

Manche Zauberkünstler setzen bei ihren Shows auf Humor. Bei der Comedy-Zauberei bildet dies den Schwerpunkt, wobei die Zaubereffekte meist zur Nebensache werden. Oft werden klassische Zauberkunststücke parodiert, Tricks gehen scheinbar schief usw.

Kinder-Zauberei

Ebenfalls eine besondere Präsentationsform ist das Zaubern vor und vor allem mit Kindern. Kindern ist meist klar, dass der Zauberkünstler nicht tatsächlich zaubern kann. Gefragt sind hier Künstler mit gutem Einfühlungsvermögen für kindgerechte Vorstellungswelten und temperamentvolle Reaktionen.[2]

Randgebiete

Ebenfalls zur Zauberkunst zählen Sensationsdarsteller und Kuriositätenkünstler wie Entfesselungskünstler, Quick-Change-Künstler, trickreiche Zirkus-Attraktionen, Falschspieler-Demonstrationen, Bizarristen[3], Bühnentaschendiebstahl sowie Bauchreden.

Meisterschaften

In Deutschland finden alle drei Jahre, veranstaltet durch den Magischen Zirkel von Deutschland, Deutsche Meisterschaften der Zauberkunst statt. Neben den Preisträgern in den Sparten wird seit 2008 auch der Titel Deutscher Meister der Zauberkunst vergeben. Jeweils im Folgejahr führt die internationale Dachorganisation Fédération Internationale des Sociétés Magiques mit den World Championships of Magic die Weltmeisterschaft durch. Auch dort wird neben den Spartensiegern mit dem Grand-Prix-Gewinner ein Gesamtweltmeister gekürt.

Bedeutende Zauberkünstler

Zauberkünstlervereinigungen

Die im Dachverband Fédération Internationale des Sociétés Magiques zusammengeschlossenen 83 Zauberkünstlerorganisationen aus knapp 50 Ländern finden sich in der Liste der FISM-Mitglieder. Für Deutschland besteht der Magische Zirkel von Deutschland. Ebenfalls in Deutschland ist die Gemeinschaft Christlicher Zauberkünstler e.V aktiv.[4]

Zauberfachhandel

Mit der Veröffentlichung von Zauberkunststücken hat sich im Laufe der Zeit dazu ein spezieller Fachhandel entwickelt, der Zauberkunststücke entwickelt und produziert.

Zu den ersten Fachgeschäften, das sich bereits seit 1881 der Herstellung von Zauberzubehör und -geräten widmet und auch Unterricht für Kinder und Erwachsene anbietet, gehört das Haus El Rei de la Magia in Barcelona.[5]

In Deutschland war es Ernst Basch, der bereits 1867 einen illustrierten Katalog herausbrachte, in dem mehrere Zauberkunststücke angeboten wurden. Genannt werden kann hier auch die sogenannte Zauber-Zentrale von Conradi-Horster in der Berliner Friedrichstraße. In Berlin-Neukölln besteht seit vielen Jahren das Traditionsgeschäft Zauberkönig.[6]

Siehe auch

Literatur

Monographien
Zeitschriften
Commons: Zauberkunst – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Rita Danyliuk: Zaubern mit Karten, Humboldt-Taschenbuchverlag, München 1989, ISBN 3-581-66613-8
  2. Martin Michalski und Ilse Keiler, Illustrationen von Irene Scharwächter: Zauberbuch für Kinder, Otto Maier Verlag, Ravensburg 1994, 10. Auflage, ISBN 978-3-473-38941-4.
  3. Fabian Schneekind: Welche Arten von Zauberern gibt es? * Zauberer Fabian Schneekind. In: Zauberer Fabian Schneekind. 13. Dezember 2022, abgerufen am 19. Dezember 2022 (deutsch).
  4. Gemeinschaft Christlicher Zauberkünstler
  5. Website von El Rei de la Magia (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
  6. Zauberkönig Berlin-Neukölln