Stechender Mäusedorn

Art der Gattung der Mäusedorne (Ruscus)

Der Stechende Mäusedorn (Ruscus aculeatus), auch Stacheliger Mäusedorn oder Dornmyrte[1] genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Mäusedorne (Ruscus) innerhalb der Familie der Spargelgewächse (Asparagaceae). Sie ist vor allem im Mittelmeerraum sowie bis Vorderasien heimisch.

Stechender Mäusedorn

Stechender Mäusedorn (Ruscus aculeatus)

Systematik
Monokotyledonen
Ordnung: Spargelartige (Asparagales)
Familie: Spargelgewächse (Asparagaceae)
Unterfamilie: Nolinoideae
Gattung: Mäusedorne (Ruscus)
Art: Stechender Mäusedorn
Wissenschaftlicher Name
Ruscus aculeatus
L.

Beschreibung

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Illustration aus Prof. Dr. Thomé's Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz, in Wort und Bild, für Schule und Haus; mit ... Tafeln ... von Walter Müller, Tafel 132. 1) männliche Blüte, 2 und 3) weibliche Blüte
 
Habitus und Blüten

Vegetative Merkmale

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Der Stechende Mäusedorn ist ein immergrüner Halbstrauch, der Wuchshöhen von 20 bis 80, selten bis zu 90 Zentimetern erreicht. Bei den scheinbaren Blättern von Ruscus aculeatus handelt es sich um sogenannte Phyllokladien, flächig verbreiterte Kurztriebe. Sie sind zweizeilig angeordnet, eiförmig und starr mit einer deutlichen Nervatur, bis zu 2,5 Zentimeter lang, ganzrandig und verjüngen sich zu einer schmalen, stechenden Stachelspitze. Die eigentlichen Blätter von Ruscus aculeatus sind klein, schuppenartig, bräunlich häutig und dreieckig bis lanzettlich.[2]

Generative Merkmale

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Ruscus aculeatus ist meist zweihäusig diözisch, seltener andromonözisch oder trimonözisch. Die Blütezeit reicht von März bis Mai. Die Blüten und Früchte stehen meist einzeln auf den Phyllokladien im unteren Teil, welche aus den Achselknospen der Schuppenblätter hervorgehen.

Die funktionell eingeschlechtliche oder zwittrige, kurz gestielte, dreizählige Blüte ist radiärsymmetrisch mit einfacher Blütenhülle. Die grünliche bis gelbliche, meist purpur gefleckte Blütenhülle in zwei ungleichen Kreisen ist klein, bis zu 2–3 Millimeter breit, die inneren Blütenhüllblätter sind deutlich kleiner, schmäler als die äußeren.[2] Die 3 Staubblätter oder 6 Staminodien sind in einer fleischigen Röhre verwachsen. Der Fruchtknoten mit großer, sitzender Narbe oder der reduzierte Pistillode ist oberständig.

Es werden kleine, rote und rundliche, glatte, 10–12 Millimeter große Beeren mit Perianthresten gebildet, die bis zu 2 (4) Samen enthalten. Die Früchte stehen noch lange an der Pflanze.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 40.[3]

Giftigkeit

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Der Stechende Mäusedorn gilt als wenig giftig bis giftig; giftig sind die Beeren.

Hauptwirkstoffe sind die in den Beeren enthaltenen Saponine, besonders Ruscogenin.

Vergiftungserscheinungen: Bei Kindern sind nach der Einnahme der Beeren gastrointestinale Symptome z. T. mit Somnolenz aufgetreten. Solche Beobachtungen wurden besonders in Frankreich und in der Schweiz gemacht.

Vorkommen

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Der weitverbreitete Stechende Mäusedorn ist ein typisches mediterranes und pontisches Florenelement. Er ist in Südeuropa von Spanien bis Südrussland heimisch, strahlt im Westen bis England, im Osten bis Ungarn und Rumänien aus. Außerhalb von Europa findet er sich in Nordafrika und Vorderasien. Der Stechende Mäusedorn ist aber auch am südlichen Fuß der Alpen, im Wallis, Tessin und Südtirol anzufinden. In Deutschland und Österreich[4] ist er nicht heimisch.[2]

Die xerophile Pflanze gedeiht meist an warmen, trockenen, steinigen Hänge in Gebüschen und Wäldern, gelegentlich findet sie sich in Höhenlagen von bis zu 1000 Metern. Auf steinigem Untergrund bildet er in Eichen- und Buchenwäldern sowie Hopfenbuchenbeständen im Süden Unterholz. In kühlen Lagen kann sich die Pflanze nur im Schutz anderer Pflanzen halten, in offener Vegetation erfriert sie dort schnell.[2]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2+ (frisch), Lichtzahl L = 2 (schattig), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 4+ (warm-kollin), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 1 (ozeanisch).[5]

Systematik

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Die Erstveröffentlichung von Ruscus aculeatus erfolgte durch Carl von Linné. Das Artepitheton aculeatus bedeutet „stachelig, scharf“ und verweist auf die stachelspitzigen Phyllokladien.[6] Es wurden diverse Varietäten bzw. Unterart beschrieben (barrelieri, burgitensis, laxus), die aber heutzutage meist als Standortformen verworfen werden.[2]

Verwendung

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Beeren

Der Stechende Mäusedorn war (lateinisch überliefert als bruscum, auch[7] bruscus) bereits Plinius dem Älteren (Naturalis historia 16,68 f.) als Nahrungsmittel und Spargelersatz[8] bekannt, auch im Tessin wurden die Triebe noch in der Neuzeit gegessen. Aus den Zweigen machte man Besen.[2]

Der Stechende Mäusedorn wurde in Deutschland im Winter seiner dekorativen Wirkung wegen gern in Gestecken verwendet, in Südtirol fand er als Grabeinfassung Gebrauch.[2]

Arzneipflanze

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Als Heildroge dienen die getrockneten unterirdischen Organe.

Der Stechende Mäusedorn wurde zur Arzneipflanze des Jahres 2002 gekürt.

Wirkstoffe: Steroid-Saponine Ruscin und Ruscosid mit den Aglyka Neoruscogenin[9] und Ruscogenin (als Ruscogenine bezeichnet), Triterpene und wenig ätherisches Öl.

Anwendung: Den Ruscogeninen werden kapillarabdichtende, den Venentonus erhöhende, entzündungshemmende und entwässernde Eigenschaften zugeschrieben.

Die Droge selbst ist nicht gebräuchlich, aber zahlreiche Fertigpräparate enthalten standardisierte Extrakte oder isolierte Ruscogenine. Man verwendet sie zur unterstützenden Therapie bei chronisch venöser Insuffizienz mit Schmerzen und Schweregefühl in den Beinen, Schwellungen, Juckreiz und nächtlichen Wadenkrämpfen, sowie bei Beschwerden durch Hämorrhoiden.

Literatur

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Commons: Stechender Mäusedorn (Ruscus aculeatus) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Regional auch Myrtendorn, Zäpfleinkraut, Stechmyrte und Brusch genannt; vgl. Karl Friedrich Dobel: Synonymisches Wörterbuch der in der Arzneikunde und im Handel vorkommenden Gewächse. Dannheimer, Kempten 1830, S. 339.
  2. a b c d e f g Karl Suessenguth in Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. – Monocotyledones II, Bd. II, 2. Aufl., 1936, S. 332–333.
  3. Ruscus aculeatus bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis
  4. Manfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3., verbesserte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9.
  5. Ruscus aculeatus L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 1. April 2021.
  6. Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Birkhäuser, Basel/Boston/Berlin 1996, ISBN 3-7643-2390-6 (Nachdruck ISBN 3-937872-16-7).
  7. Vgl. etwa Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 137 und 153.
  8. Petrus Uffenbach (Hrsg.): Pedacii Dioscoridis Anazarbaei Kraeuterbuch ... (ins Deutsche übersetzt von Johannes Danzius), Frankfurt am Main (bei Johann Bringern) 1610, S. 324 („Wilder Myrtus [...] Ruscus [...] Brusche [...]. Seine frische<n>, weiche<n> Stengel werden an statt der Spargen in der Speise genossen, sie sindt ein wenig bitter und treiben den Harn“).
  9. Stéphane Helleboid, Christian Haug, Kai Lamottke, Yijun Zhou, Jianbing Wei: The Identification of Naturally Occurring Neoruscogenin as a Bioavailable, Potent, and High-Affinity Agonist of the Nuclear Receptor RORα (NR1F1). In: Journal of Biomolecular Screening. Band 19, Nr. 3, März 2014, ISSN 1087-0571, S. 399–406, doi:10.1177/1087057113497095 (sagepub.com [abgerufen am 3. April 2021]).