Verwaltungsgliederung Lettlands
Die Verwaltungsgliederung Lettlands umfasst seit 2021 sieben eigenständige Republik-Städte (lettisch republikas pilsētas) und 36 Bezirksgemeinden (novadi).
Vom Mittelalter bis zum Ersten Weltkrieg
Bearbeiten- Die Livländische Konföderation des Mittelalters bestand aus den Stiftsgebieten der Bistümer und dem Gebiet des Livländischen Ordens.[1] Das Ordensland war dabei in Komtureien eingeteilt.
- Mit Einführung der Reformation wurden 1561 die Bistümer aufgehoben und der Ordensstaat zu weltlichen Herzogtümern umgewandelt: Im Herzogtum Kurland und Zemgallen bestanden 10 Kreise. Das polnisch-litauische Herzogtum Livland hingegen war zuerst in vier Kreise und ab 1598 in drei Woiwodschaften aufgeteilt. Die Schweden richteten 1629 im eroberten Gebiet die Kreise Riga und Cēsis ein. Der bei Polen verbliebene Teil wurde zur Woiwodschaft Livland.
- Nachdem im 18. Jahrhundert alle lettischen Gebiete an Russland fielen, bestanden das Gouvernement Livland und das Gouvernement Kurland – beide waren in Kreise eingeteilt. Polnisch Livland wurde 1772 Teil des Gouvernements Witebsk.
- Im Mittelalter entstanden an den Orten der Warenablieferungen an die Oberherren die lettischen Gemeinden. Die Gemeinde (lettisch pagasts) hatte keine Befugnisse, sondern regelte Angelegenheiten und Streitfälle unter den Bauern. Erst nach der Abschaffung der Leibeigenschaft im 19. Jahrhundert erhielten die Gemeinden eine offizielle Funktion.
Erste Republik
BearbeitenAls Lettland 1918 unabhängig wurde, übernahm der Staat zunächst die bestehende Gliederung in 26 Kreise.[2] Dann wurde 1924 eine neue administrative Einteilung durchgeführt: Das Land bestand fortan aus 19 Kreisen (apriņķi) und 519 Gemeinden (pagasti).
Über die Wechsel er Herrschaftsverhältnisse während des Zweiten Weltkriegs hinweg behielten die Kreise ihre Zuschnitte bis 1945.
Sowjetrepublik
BearbeitenUnter der Sowjetherrschaft wurde die Anzahl der Kreise 1946 auf 20 und 1947 auf 25 erhöht.
1949 wurden die Kreise und Gemeinden aufgelöst und durch eine Einteilung der Lettischen Sowjetrepublik in Rajons ersetzt. In einem Rajon sind typischerweise dessen Institutionen gleichermaßen Institutionen des Zentralortes. Die übrigen Orte besitzen Dorf- (oder Stadt-) Sowjets mit geringen Kompetenzen. Die Anzahl der Rajons betrug anfangs 58, zuletzt 25.
Zweite Republik
BearbeitenNach der Wiederherstellung der lettischen Unabhängigkeit 1990 wurden die Gemeinden wieder eingerichtet und 7 kreisfreie („bezirksfreie“) Städte aus den nun 26 Rajons ausgegliedert, die in 64 Bezirksstädte und 469 Gemeinden gegliedert wurden.[2][3]
Liste der Rajons:
Aizkraukles rajons, Alūksnes rajons, Balvu rajons, Bauskas rajons, Cēsu rajons, Daugavpils rajons, Dobeles rajons, Gulbenes rajons, Jēkabpils rajons, Jelgavas rajons, Krāslavas rajons, Kuldīgas rajons, Liepājas rajons, Limbažu rajons, Ludzas rajons, Madonas rajons, Ogres rajons, Preiļu rajons, Rēzeknes rajons, Rīgas rajons, Saldus rajons, Talsu rajons, Tukuma rajons, Valkas rajons, Valmieras rajons, Ventspils rajons
Verwaltungsreform von 1996–2009
BearbeitenDiskussionen über eine Reform der territorialen Verwaltung begannen unmittelbar nach der lettischen Unabhängigkeit.[4] Als Resultat wurde ein einstufiges Modell beschlossen, indem mehrere Gemeinden zusammengefasst und die Landkreise abgeschafft werden sollten.
Bereits 1996 vereinigten sich erste Gemeindeverwaltungen bei Kandava. Danach kam die Reform ins Stocken.
Es wurden die Kommunalwahlen 2009 als letzter Termin festgelegt. Zu diesem Zeitpunkt verloren die restlichen 424 Gemeinden (pagasti) und 50 Städte rechtlich wieder ihren Gemeindestatus, obwohl die bisherige Bezeichnung Pagasts beibehalten wurde. Die Kommunalebene bestand nun aus 110 Bezirksgemeinden (unter der Bezeichnung Novadi, die im Lettischen beispielsweise auch für polnische Woiwodschaften verwendet wird) sowie sieben eigenständigen Republik-Städten. Die alten Gemeindeverwaltungen bestanden teilweise weiter, da die avisierte Umorganisation Zeit brauchte. Siehe: Liste der lettischen Verwaltungsgliederung (2009–2021)
Verwaltungsreform von 2021
BearbeitenAm 1. Juli 2021 wurden die Bezirksgemeinden neu eingeteilt. Die Territorien der nunmehr zehn Republik-Städte (davon nur 7 als selbstständige Gemeinden) und 36 Bezirksgemeinden ähneln wieder mehr denen der vormaligen Rajons bis 2009. Ein entsprechendes Gesetz war am 22. Juli 2020 vom Staatspräsidenten unterzeichnet worden.[5]
Aktuelle Einteilung
BearbeitenRepublik-Städte
BearbeitenNr. | Stadt | Wappen | Republik- Stadtrechte |
Fläche | Einwohnerzahl | Siedlungsdichte | Bezirk |
---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | Daugavpils | 1940 | 72,37 | 79.618 | 1.100 | Bezirk Augšdaugava (Zusammenarbeit mit) | |
2 | Jēkabpils | 2009 | 25,45 | 21.339 | 838 | Bezirk Jēkabpils (Teil von) | |
3 | Jelgava | 1940 | 60,56 | 55.367 | 914 | Bezirk Jelgava (Zusammenarbeit mit) | |
4 | Jūrmala | 1959 | 101,23 | 50.190 | 496 | – | |
5 | Liepāja | 1940 | 68,02 | 67.591 | 994 | Bezirk Dienvidkurzeme (Zusammenarbeit mit) | |
6 | Ogre | 2021 | 16,18 | 22.940 | 1.418 | Bezirk Ogre (Teil von) | |
7 | Rēzekne | 1953 | 17,50 | 26.959 | 1.541 | Bezirk Rēzekne (Zusammenarbeit mit) | |
8 | Rīga | 1931/1940 | 304,00 | 611.824 | 2.013 | – | |
9 | Valmiera | 2009 | 19,36 | 22.748 | 1.175 | Bezirk Valmiera (Teil von) | |
10 | Ventspils | 1940 | 57,96 | 33.064 | 570 | Bezirk Ventspils (Zusammenarbeit mit) |
(Stand der Einwohnerzahlen: 1. Januar 2022)
Bezirksgemeinden
Bearbeiten(Stand der Einwohnerzahlen: 1. Januar 2022)
Literatur
Bearbeiten- Astrida Iltnere (Red.): Latvijas pagasti, novadi, pilsētu un novadu lauku teritorijas. Enciklopēdija. Preses Nams, Riga
- Bd. 1: A – Ļ. 2001, ISBN 9984-00-412-0.
- Bd. 2: M – Ž. 2002, ISBN 9984-00-436-8.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Kurt Forstreuter: Deutschordensland Preußen. In: Georg Wilhelm Sante (Hrsg.): Geschichte der deutschen Länder. Band 1: Die Territorien bis zum Ende des alten Reiches. Ploetz, Würzburg 1964, S. 560–582, hier S. 566: Livland, Bevölkerung und Verwaltung.
- ↑ a b Jāzeps Jankēvičs: Die regionale Gliederung. In: Thomas Maess (Hrsg.): Lettland. Mundo-Verlag, Leer 1993, ISBN 3-87322-058-X, S. 20–23, hier S. 20.
- ↑ Ministerium für regionale Entwicklung und kommunale Selbstverwaltung ( vom 3. Dezember 2011 im Internet Archive) (abgerufen am 16. März 2010)
- ↑ Latvijas pašvaldību attīstības vadlīnijas. In: Latvijas Vēstnesis. Latvijas Republikas oficiālais izdevums, Ausgabe vom 14. Dezember 1995.
- ↑ apollo.lv:Levits-izsludina-administrativi-teritorialas-reformas-likumu (abgerufen am 16. Juni 2021)