Somalia: Französischer Geiselbefreiungsversuch geht schief
Veröffentlicht: 11:24, 15. Jan. 2013 (CET) Bitte keine inhaltlichen Veränderungen vornehmen. |
Mogadischu (Somalia) / Paris (Frankreich), 15.01.2013 – Der Versuch der Befreiung des französischen Geheimagenten Denis Allex, der sich seit Juli 2009 in der Gewalt der islamistischen Miliz al-Shabaab befunden haben soll, ist am vergangenen Freitag, dem 11. Januar, fehlgeschlagen. Dies bestätigte das französische Verteidigungsministerium am Samstag in Paris. Verteidungsminister Jean-Yves Le Drian sagte am Montag, aller Wahrscheinlichkeit nach sei die Geisel bei der Aktion getötet worden. „Alle Hinweise bestätigen uns in dieser Annahme“, so Le Drian. Allerdings gibt es widersprüchliche Angaben zu der Kommandoaktion.
Das 45-minütige Feuergefecht trug sich etwa einhundert Kilometer nordwestlich von Mogadischu zu. Bei der Militäraktion seien Paris zufolge zwei französische Soldaten und 17 „Terroristen“ getötet worden. Al-Schabaab behauptete über Twitter zudem, dass zahlreiche weitere französische Soldaten bei der Aktion verletzt worden seien. Zu dieser Angabe der Islamisten gibt es keine Bestätigung aus Paris. Den Islamisten zufolge sei, im Gegensatz zu den Verlautbarungen des französischen Verteidigungsministeriums, die Geisel allerdings noch am Leben. Lokale Augenzeuge sagen, dass acht unbeteiligte Zivilisten unter den Getöteten seien.
Al-Schabaab veröffentlichte nun über Twitter drei Bilder, die einen getöteten französischen Soldaten zeigen sollen. Die Bilder zeigen außer dem Leichnam auch Waffen und andere Ausrüstungsgegenstände. Ein silbernes Kreuz an einer Halskette ist deutlich zu sehen. „Die Wiederkehr der Kreuzritter. Doch auch sein Kreuz konnte ihn nicht vor dem Schwert bewahren“, twitterten die Islamisten. „François Hollande, war es das wert?“ hieß es in einem separaten Tweet. Allerdings wurde bislang noch nicht bestätigt, dass die Bilder tatsächlich einen der getöteten Franzosen zeigen.
Allex – vermutlich ein Deckname – und ein Kollege waren am 14. Juli 2009 in Mogadischu gefangengenommen und verschleppt worden. Der Kollege konnte später fliehen. Al-Schabaab will einen islamistischen Staat in Somalia errichten und beherrscht vor allem Teile des Südens des Landes. Das letzte Lebenszeichen des mutmaßlichen Agenten des Auslandsgeheimdiensts DGSE stammt vom letzten Herbst; in einem Video übermittelte der Franzose die Forderung der Islamisten unter anderem danach, dass Frankreich seine Unterstützung der Mission der Afrikanischen Union in Somalia einstellen solle und diese Friedenstruppen abgezogen werden sollten.
Die französische Militäraktion sei von den US-Streitkräften technisch unterstützt worden, bestätigte US-Präsident Barack Obama in einem Schreiben an den Kongress der Vereinigten Staaten, jedoch seien US-Soldaten nicht direkt in die Aktion involviert gewesen. „US-Kampfflugzeuge traten kurzzeitig in somalischen Luftraum ein, um die Rettungsaktion falls nötig zu unterstützen“, so Obama. Aktiv hätten US-Soldaten nicht eingegriffen, schrieb der amerikanische Präsident. US-Medien schrieben, der US-Einsatz sei erst erfolgt, als die Franzosen auf hartnäckige Gegenwehr gestoßen waren. Es ist nicht bekannt geworden, ob die Amerikaner ihren Einsatz nicht fortführten, weil die Lage dies nicht ermöglichte, oder ob von französischer Seite ein Eingreifen von US-Kräften nicht angefordert wurde.
Themenverwandte Artikel
[Bearbeiten]
Quellen
[Bearbeiten]- spiegel.de: „Französische Geisel bei Befreiungsversuch getötet“ (12.01.2013)
- spiegel.de: „Islamisten provozieren Hollande mit Foto von totem Soldaten“ (14.01.2013)
- welt.de: „Zweiter französischer Soldat in Somalia getötet“ (14.01.2013)
- n-tv.de: „Milizen stellen Leiche zur Schau“ (14.01.2013)