„Itimad-ud-Daula-Mausoleum“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Agra Itimad-ud-Daula 2.jpg|miniatur|Mausoleum von Itimad-ud-Daula vom Naggarkhana aus gesehen]]
[[Datei:Agra Itimad-ud-Daula 2.jpg|mini|Mausoleum von Itimad-ud-Daula vom [[Naqqarkhana]] aus gesehen]]
Das '''Itimad-ud-Daula-Mausoleum''' wurde in den Jahren zwischen 1622 und 1628 von [[Nur Jahan]], der Hauptfrau des [[Mogulreich|Mogulherrschers]] [[Jahangir]], für ihren Vater Mirza Ghiyas Beg errichtet. Dieser stammte aus Persien und erhielt wegen seiner Verdienste als Schatzmeister und später als [[Wesir]] des Reiches den Ehrentitel ''Itimad ud-Daula'' („Stütze des Staates“). Mirza Ghiyas Beg war gleichzeitig Großvater des 5. Mogul-Herrschers [[Shah Jahan]] und von dessen Frau [[Mumtaz Mahal]]. Das vergleichsweise kleine, aber überaus kostbar ausgestattete Grabmal steht in [[Agra]] ([[Indien]]).
Das '''Itimad-ud-Daula-Mausoleum''' wurde in den Jahren zwischen 1622 und 1628 von [[Nur Jahan]], der Hauptfrau des [[Mogulreich|Mogulherrschers]] [[Jahangir]], für ihren Vater Mirza Ghiyas Beg errichtet. Dieser stammte aus Persien und erhielt wegen seiner Verdienste als Schatzmeister und später als [[Wesir]] des Reiches den Ehrentitel ''Itimad ud-Daula'' („Stütze des Staates“). Über seinen Sohn Abul Hasan [[Asaf Khan]] war Mirza Ghiyas Beg auch der Großvater von [[Mumtaz Mahal]], der Frau des fünften Mogul-Herrschers [[Shah Jahan]]. Das vergleichsweise kleine, aber überaus kostbar ausgestattete Grabmal steht in [[Agra]] ([[Indien]]).


== Lage ==
== Lage ==
Das Grabmal liegt inmitten einer durch geradlinige Wege mit Wasserkanälen viergeteilten [[persischer Garten|Gartenanlage im persischen Stil]] (''[[Char-Bagh]]'') etwa 3 Kilometer nordöstlich des alten Zentrums von Agra unmittelbar an der gegenüberliegenden Seite des Flusses [[Yamuna]]. An der Wahl des Ortes und der Anlage des Gartens war Mirza Ghiyas Beg noch selbst beteiligt.
Das Grabmal liegt inmitten einer durch geradlinige Wege mit Wasserkanälen viergeteilten [[Persischer Garten|Gartenanlage im persischen Stil]] (''[[Tschahār Bāgh|Char-Bagh]]'') etwa drei Kilometer nordöstlich des alten Zentrums von Agra unmittelbar an der gegenüberliegenden Seite des Flusses [[Yamuna]]. An der Wahl des Ortes und der Anlage des Gartens war Mirza Ghiyas Beg noch selbst beteiligt.

== Geschichte ==
== Geschichte ==
Der aus fünf Bauten bestehende Grabkomplex wurde in den Jahren zwischen 1622 und 1628 von [[Nur Jahan]], der Tochter von Mirza Ghiyas Beg und Lieblingsfrau Jahangirs errichtet. Nur Jahan war die Tante von [[Mumtaz Mahal]] Shah Jahans geliebter Gemahlin. Nach dem Tod der Mutter Nur Jahans wurde diese an der Seite ihres Gatten beigesetzt und erhielt einen völlig gleichgestalteten [[Kenotaph]] aus gelbem Marmor.
Der aus fünf Bauten bestehende Grabkomplex wurde in den Jahren zwischen 1622 und 1628 von [[Nur Jahan]], der Tochter von Mirza Ghiyas Beg und Lieblingsfrau Jahangirs, errichtet. Nur Jahan war die Tante von [[Mumtaz Mahal]], Shah Jahans geliebter Gemahlin. Nach dem Tod der Mutter Nur Jahans wurde diese an der Seite ihres Gatten beigesetzt und erhielt ein völlig gleich gestaltetes [[Kenotaph]] aus gelbem Marmor.


== Architektur ==
== Architektur ==
Der Grabkomplex ist – erstmals in der [[Mogul-Architektur]] vollkommen zentralsymmetrisch angelegt; selbst die Moschee ordnet sich der stringenten Planung und dem einheitlichen Gesamtbild unter.
Der Grabkomplex ist – erstmals in der [[Mogul-Architektur]] vollkommen zentralsymmetrisch angelegt; selbst die Moschee ordnet sich der stringenten Planung und dem einheitlichen Gesamtbild unter.
[[Datei:Baby Taj-01.jpg|miniatur|hochkant|Torbau]]
[[Datei:Agra 03-2016 17 Itmad-Ud-Daulah east gate.jpg|mini|hochkant|Torbau]]
=== Torbau ===
=== Torbau ===
Der mit roten Sandsteinplatten verkleidete Torbau orientiert sich sowohl in seinem Aufbau (großer Mittelbogen, vier seitliche Begleitemporen, aufgesetzte Chhatris, Zinnenkranz und kleine Türmchen) als auch in seinem Dekor (geometrische und florale Marmorintarsien) weitgehend an den Torbauten des [[Humayun-Mausoleum]]s in Delhi und des [[Akbar-Mausoleum|Akbar-Mausoleums]] in [[Sikandra]]. Vom Torbau aus führt ein gegenüber dem Bodenniveau erhöhter und mit roten Sandsteinplatten gedeckter Weg in Richtung Mausoleum; in seiner Mitte verläuft ein geradliniger Wasserkanal.
Der mit roten Sandsteinplatten verkleidete Torbau orientiert sich sowohl in seinem Aufbau (großer Mittelbogen, vier seitliche Begleitemporen, aufgesetzte Chhatris, Zinnenkranz und kleine Türmchen) als auch in seinem Dekor (geometrische und florale Marmorintarsien) weitgehend an den Torbauten des [[Humayun-Mausoleum]]s (um 1562–1570) in Delhi und des [[Akbar-Mausoleum]]s (um 1605–1613) in [[Sikandra (Agra)|Sikandra]]. Vom Torbau aus führt ein gegenüber dem Bodenniveau erhöhter und mit roten Sandsteinplatten gedeckter Weg in Richtung Mausoleum; in seiner Mitte verläuft ein geradliniger Wasserkanal.


=== Mausoleum ===
=== Mausoleum ===
Der eigentliche Grabbau steht nicht wie dies nur wenige Jahre später beim [[Taj Mahal]] der Fall sein wird − unmittelbar am Flussufer, sondern im Zentrum einer viergeteilten Gartenanlage (''Char-Bagh''). Zum Schutz vor Überschwemmungen bei heftigen Regenfällen ([[Monsunregen]]) und vor freilaufenden Tieren aber genauso als Zeichen seiner 'erhöhten' Bedeutung liegt er auf einer doppelten Plattform.
Der eigentliche Grabbau steht nicht, wie dies nur wenige Jahre später beim [[Taj Mahal]] (um 1631–1648/1653) der Fall ist, unmittelbar am Flussufer, sondern im Zentrum einer viergeteilten Gartenanlage (''Char-Bagh''). Zum Schutz vor Überschwemmungen bei heftigen Regenfällen ([[Monsunregen]]) und vor freilaufenden Tieren, aber genauso als Zeichen seiner „erhöhten“ Bedeutung, liegt er auf einer doppelten Plattform.


==== Außenbau ====
==== Außenbau ====
[[Datei:Baby Taj-04.jpg|miniatur|hochkant|Geometrische und florale Einlegearbeiten aus farbigen Steinen überziehen den größten Teil der Außenwand und der Nischen; die [[Jali (Architektur)|Jali-Fenster]] enthalten eine Vielzahl von potentiell unendlichen geometrischen Motiven, vorwiegend jedoch Sterne und Sechsecke.]]
[[Datei:Baby Taj-04.jpg|mini|hochkant|Geometrische und florale Einlegearbeiten aus farbigen Steinen überziehen den größten Teil der Außenwand und der Nischen; die [[Jali (Architektur)|Jali-Fenster]] enthalten eine Vielzahl von potentiell unendlichen geometrischen Motiven, vorwiegend jedoch Sterne und Sechsecke.]]
Das quadratische Mausoleum selbst hat eine Seitenlänge von etwa 25 Metern und ruht auf einer doppelten im Vergleich zu den Herrschergräbern der Mogulzeit jedoch eher klein dimensionierten und nur etwa 1 Meter gegenüber dem Wegniveau erhöhten Plattform von etwa 50 Metern Seitenlänge, die vollständig mit roten Sandsteinplatten ausgelegt ist. Die Front der oberen, nach außen leicht abfallenden Plattform ist mit einem geometrischen Muster aus roten Sandstein- und weißen Marmorintarsien geschmückt.
Das quadratische Mausoleum selbst hat eine Seitenlänge von etwa 25 Metern und ruht auf einer doppelten im Vergleich zu den Herrschergräbern der Mogulzeit jedoch eher klein dimensionierten und nur etwa 1 Meter gegenüber dem Wegniveau erhöhten Plattform von etwa 50 Metern Seitenlänge, die vollständig mit roten Sandsteinplatten ausgelegt ist. Die Front der oberen, nach außen leicht abfallenden Plattform ist mit einem geometrischen Muster aus roten Sandstein- und weißen Marmorintarsien geschmückt.


Der vollständig mit weißem Marmor verkleidete Grabbau selbst wird eingerahmt von vier mächtigen, aus den Ecken des Gebäudes hervortretenden und auf der Plattform aufruhenden turmartigen [[Minarett]]en mit sechseckigem Grundriss und mit Pavillons (''[[chhatri]]s'') an der Spitze. Durch eine etwa 2 Meter auskragende umlaufende Brüstung wird optisch aber durchaus auch der Eindruck vermittelt, als ob die Minarette vergleichbar dem Torbau von [[Akbar-Mausoleum|Akbars Mausoleum]] in Sikandra auf dem Baukörper aufsitzen.
Der vollständig mit weißem Marmor verkleidete Grabbau selbst wird eingerahmt von vier mächtigen, aus den Ecken des Gebäudes hervortretenden und auf der Plattform aufruhenden turmartigen [[Minarett]]en mit sechseckigem Grundriss und mit Pavillons (''[[chhatri]]s'') an der Spitze. Durch eine etwa zwei Meter auskragende umlaufende Brüstung wird optisch aber durchaus auch der Eindruck vermittelt, als ob die Minarette vergleichbar dem Torbau von [[Akbar-Mausoleum|Akbars Mausoleum]] in Sikandra auf dem Baukörper aufsitzen.


Das eigentliche Mausoleum wird anders als die meisten Grabbauten Indiens nicht von einer Kuppel überragt, sondern bekrönt von einem großen Pavillon mit weit ausladendem Dach, dessen Bauweise ebenso wie das 5. Stockwerk des Akbar-Mausoleums der höfischen Palastarchitektur entlehnt ist. In diesem überaus reich mit Steinintarsien und feinziselierten Jali-Fenstern ausgestatteten Pavillon befinden sich zwei [[Kenotaph]]e Itimad-ud-Daulas und seiner Frau; der Fußboden ist anders als im Erdgeschoss reich mit floralen Motiven geschmückt und verweist ebenso wie die Gartenanlage auf das den Gläubigen vom Koran in Aussicht gestellte Paradies.
Das eigentliche Mausoleum wird anders als die meisten Grabbauten Indiens nicht von einer Kuppel überragt, sondern bekrönt von einem großen Pavillon mit weit ausladendem Dach, dessen Bauweise ebenso wie das fünfte Stockwerk des Akbar-Mausoleums der höfischen Palastarchitektur entlehnt ist. In diesem überaus reich mit Steinintarsien und feinziselierten Jali-Fenstern ausgestatteten Pavillon befinden sich zwei [[Kenotaph]]e Itimad-ud-Daulas und seiner Frau; der Fußboden ist, anders als im Erdgeschoss, reich mit floralen Motiven geschmückt und verweist ebenso wie die Gartenanlage auf das den Gläubigen vom Koran in Aussicht gestellte Paradies.


Bei der Annäherung an das Bauwerk wird deutlich, dass die gesamte Fläche der Außenwände mit geometrischen und floralen Einlegearbeiten aus kostbaren farbigen Steinen ([[Karneol]], [[Jaspis]], [[Onyxmarmor|Onyx]] u. a.) in [[Pietra dura]]-Technik geschmückt sind, so dass bei allem Dekor die weißen Marmorflächen kaum noch in Erscheinung treten eine Wirkung, die von den durchlichteten Fenstergittern ''([[Jali (Architektur)|Jalis]])'' mit ihren potentiell unendlichen Ornamenten noch verstärkt wird.
Bei der Annäherung an das Bauwerk wird deutlich, dass die gesamte Fläche der Außenwände mit geometrischen und floralen Einlegearbeiten aus kostbaren farbigen Steinen ([[Karneol]], [[Jaspis]], [[Onyxmarmor|Onyx]] u. a.) in [[Pietra dura|Pietra-dura]]-Technik geschmückt sind, so dass bei allem Dekor die weißen Marmorflächen kaum noch in Erscheinung treten eine Wirkung, die von den durchlichteten Fenstergittern ''([[Jali (Architektur)|Jalis]])'' mit ihren potentiell unendlichen Ornamenten noch verstärkt wird.
[[Datei:Baby Tomb-Agra India08.JPG|miniatur|hochkant|Der überreich mit [[Jali (Architektur)|Jali]]-Fenstern, Wandnischen, Steinintarsien, Stuckarbeiten und Malereien geschmückte Hauptraum beherbergt zwei gleich große [[Kenotaph]]e aus gelbem Marmor.]]
[[Datei:Baby Tomb-Agra India08.JPG|mini|hochkant|Der überreich mit [[Jali (Architektur)|Jali]]-Fenstern, Wandnischen, Steinintarsien, Stuckarbeiten und Malereien geschmückte Hauptraum beherbergt zwei gleich große [[Kenotaph]]e aus gelbem Marmor.]]


==== Innenraum ====
==== Innenraum ====
Der Bau besteht aus einem zentralen Grabraum mit acht kleineren Nebenräumen. Der Hauptraum beherbergt eine in der indo-islamischen Grabarchitektur bis dahin unbekannte aber im späteren [[Taj Mahal]] wieder aufgenommene Konstellation die gleich großen Kenotaphe beider Eltern Nur Jahans (Itimad-ud-Daula und seiner Frau) inmitten eines mit geometrischen Sternmotiven bedeckten Fußbodens. Beide Kenotaphe bestehen aus seltenem gelbem Marmor und sind nicht wie im nur wenige Jahre späteren [[Jahangir-Mausoleum]] oder im [[Taj Mahal]] mit Steineinlegearbeiten dekoriert.
Der Bau besteht aus einem zentralen Grabraum mit acht kleineren Nebenräumen. Der Hauptraum beherbergt eine in der indo-islamischen Grabarchitektur bis dahin unbekannte aber im späteren [[Taj Mahal]] wieder aufgenommene Konstellation die gleich großen Kenotaphe beider Eltern Nur Jahans (Itimad-ud-Daula und seiner Frau) inmitten eines mit geometrischen Sternmotiven bedeckten Fußbodens. Beide Kenotaphe bestehen aus seltenem gelbem Marmor und sind nicht wie im nur wenige Jahre späteren [[Jahangir-Mausoleum]] (um 1627–1637) in [[Lahore]] oder im Taj Mahal mit Steineinlegearbeiten dekoriert.


Die Sockelzone der Wände ist mit geometrischen Steinintarsien geschmückt; darüber befinden sich sowohl in den Nischen als auch auf der Wandfläche florale Malereien (Vasen oder Schalen mit Blumenbouquets, Weinkrüge etc.) in der Art von [[Stillleben]]. Weitere florale Malereien schmücken das Muqarnas-Gewölbe aus Stuck, welches in die eher flache Decke mit einem großen Sternmotiv in der Mitte überleitet.
Die Sockelzone der Wände ist mit geometrischen Steinintarsien geschmückt; darüber befinden sich sowohl in den Nischen als auch auf der Wandfläche florale Malereien (Vasen oder Schalen mit Blumenbouquets, Weinkrüge etc.) in der Art von [[Stillleben]]. Weitere florale Malereien schmücken das Muqarnas-Gewölbe aus Stuck, welches in die eher flache Decke mit einem großen Sternmotiv in der Mitte überleitet.


Die kleinen, rechteckigen Wandnischen entstammen ursprünglich der Palastarchitektur und dienten dort zur Aufnahme von echten Blumenvasen, Duftfläschchen, Krügen, Bildern etc.; hier erscheinen sie erstmals auch im Innern eines Grabmonuments.
Die kleinen, rechteckigen Wandnischen entstammen ursprünglich der Palastarchitektur und dienten dort zur Aufnahme von echten Blumenvasen, Duftfläschchen, Krügen, Bildern etc.; hier erscheinen sie erstmals auch im Innern eines Grabmonuments.


=== Naggarkhana ===
=== Trommelhaus ===
Unmittelbar am Flussufer erhebt sich ein weiteres in Ausmaß, Aufbau und Dekor dem Torbau vergleichbares Gebäude aus rotem Sandstein, das ''[[Naqqara]]-khana'' (Naggarkhana) genannt wird. In dessen Obergeschoss spielten Musiker auf Anordnung der Herrscherfamilie an besonderen Tagen und wohl gleichermaßen zur Ehre des Verstorbenen wie auch zur Unterhaltung der Besucher. Architektonisch interessant sind zwei seitlich auskragende Balkone, die in der Mogularchitektur ansonsten nur bei Palastbauten (z. B. Fatehpur Sikri) vorkommen.
Unmittelbar am Flussufer erhebt sich ein weiteres in Ausmaß, Aufbau und Dekor dem Torbau vergleichbares Gebäude aus rotem Sandstein, das ''[[Naqqarkhana]]'' (nach der Trommel [[Naqqara]]) genannt wird. In dessen Obergeschoss spielten Musiker auf Anordnung der Herrscherfamilie an besonderen Tagen und wohl gleichermaßen zur Ehre des Verstorbenen wie auch zur Unterhaltung der Besucher. Architektonisch interessant sind zwei seitlich auskragende Balkone, die in der Mogularchitektur ansonsten überwiegend bei Palastbauten (z. B. Fatehpur Sikri) vorkommen.


Noch heute ist der Bau ein beliebter Aufenthaltsort von Besuchern, weil seine Lage am Flussufer zumindest ein wenig angenehme Kühlung verspricht.
Noch heute ist der Bau ein beliebter Aufenthaltsort von Besuchern, weil seine Lage am Flussufer zumindest ein wenig angenehme Kühlung verspricht.


=== Moschee ===
=== Moschee ===
Zum Gesamtkomplex der Grabanlage gehört wie später auch beim Taj Mahal eine Moschee, in der die Gläubigen während der oft lange währenden Besuche ihre Gebete verrichten konnten.
Zum Gesamtkomplex der Grabanlage gehört wie später auch beim Taj Mahal eine Moschee, in der die Gläubigen während der oft lange währenden Besuche ihre Gebete verrichten konnten.
=== Dharamshala ===
=== Dharamshala ===
Der Moschee gegenüber liegt eine Besucherherberge, in der sich vorwiegend die Frauen aufhielten. Beide Bauten sind in ihrer Architektur und ihrem Dekor dem Torbau vergleichbar, liegen jedoch fast ein wenig versteckt in den Randzonen der Anlage.
Der Moschee gegenüber liegt eine Besucherherberge, in der sich vorwiegend die Frauen aufhielten. Beide Bauten sind in ihrer Architektur und ihrem Dekor dem Torbau vergleichbar, liegen jedoch fast ein wenig versteckt in den Randzonen der Anlage.


== Bedeutung ==
== Bedeutung ==
Das Mausoleum Itimad-ud-Daulas ist das erste an einem Flussufer errichtete Grabmal Indiens und erinnert auch mit dieser Lage (vgl. die Roten Forts von [[Rotes Fort (Delhi)|Delhi]] und [[Rotes Fort (Agra)|Agra]]), der fehlenden Zentralkuppel, der weißen Marmorverkleidung und der luxuriösen Ausgestaltung eher an einen kleinen, von einem Lustgarten umgebenen Palastbau als an ein Grabmonument.
Das Mausoleum Itimad-ud-Daulas wurde – wie ursprünglich auch das Humayun-Mausoleum – an einem Flussufer errichtet und erinnert auch mit dieser Lage (vgl. die Roten Forts von [[Rotes Fort (Delhi)|Delhi]] und [[Rotes Fort (Agra)|Agra]]), der fehlenden Zentralkuppel, der weißen Marmorverkleidung und der luxuriösen Ausgestaltung eher an einen kleinen, von einem Lustgarten umgebenen Palastbau als an ein Grabmonument.


Die Lage am Flussufer, die weiße Marmorverkleidung des Grabbaus und seine Steineinlegearbeiten weisen voraus auf den unbestrittenen Höhepunkt der Mogul-Architektur das [[Taj Mahal]]. Die vier Minarette werden zunächst beim [[Jahangir-Mausoleum]], kurze Zeit später dann auch beim Taj Mahal vollständig aus dem Baukörper heraustreten und in den Ecken der Plattform platziert werden.
Die Lage am Flussufer, die weiße Marmorverkleidung des Grabbaus und seine Steineinlegearbeiten weisen voraus auf den unbestrittenen Höhepunkt der Mogul-Architektur das [[Taj Mahal]]. Die vier Minarette werden zunächst beim [[Jahangir-Mausoleum]], kurze Zeit später dann auch beim Taj Mahal vollständig aus dem Baukörper heraustreten und in den Ecken der Plattform platziert werden.


Andere bedeutende Grabbauten der Mogulzeit sind [[Bibi-Ka-Maqbara]] in [[Aurangabad (Maharashtra)|Aurangabad]] (um 1651–1661) und das [[Safdarjung-Mausoleum]] in Delhi (um 1753–1754).
== Siehe auch ==
Andere bedeutende Grabbauten der Mogulzeit sind:
* [[Humayun-Mausoleum]], Delhi, Indien (ca. 1562–1570)
* [[Akbar-Mausoleum]], Sikandra, Indien (ca. 1605–1613)
* [[Jahangir-Mausoleum]], Lahore, Pakistan (ca. 1627–1637)
* [[Taj Mahal]], Agra, Indien (ca. 1631–1648/1653)
* [[Bibi-Ka-Maqbara]], Aurangabad, Indien (ca. 1651–1661)
* [[Safdarjung-Mausoleum]], Delhi, Indien (ca. 1753–1754)


== Literatur ==
== Literatur ==
* Catherine B. Asher: ''Architecture of Mughal India'' (The new Cambridge History of India). Oxford University Press, Oxford 1995, ISBN 0-521-26728-5.
* Ebba Koch: ''Mughal Architecture. An Outline of Its History and Development (1526–1858)''. Prestel-Verlag, München 1991
* Ajit S. Bhalla: ''Royal Tombs of India. 13th to 18th Century''. Mapin Publishing, Ahmedabad 2009, ISBN 978-0-944142-89-9.
* Catherine B. Asher: ''Architecture of Mughal India''. Oxford University Press, Oxford 1995
* Hermann Forkl, Johannes Kalter u. a. (Hrsg.): ''Die Gärten des Islam''. Edition Mayer, Stuttgart 1993 (zusammen mit dem [[Linden-Museum]]; Katalog der gleichnamigen Ausstellung, [[Haus der Kulturen der Welt]], 14. Dezember 1993 bis 4. April 1994).
* Andreas Volwahsen, Henri Stierlin (Hrsg.): ''Islamisches Indien''. Taschen-Verlag, Köln o.J. S. 54f ISBN 3-8228-9531-8
* Hermann Forkl, Johannes Kalter u. a. (Hrsg.): ''Die Gärten des Islam''. Stuttgart, London 1993
* Markus Hattstein, Peter Delius (Hrsg.): ''Islam. Kunst und Architektur''. Könemann, Köln 2000, ISBN 3-89508-846-3, S. 478.
* Amina Okada (Text), Jean-Louis Nou (Photos): ''Das indische Grabmal des I'timad ud-Daulah.'' Hirmer-Verlag, München 2003. ISBN 3-777-4-2015-8
* [[Ebba Koch]]: ''Mughal Architecture. An Outline of Its History and Development (1526–1858)''. Prestel-Verlag, München 1991, ISBN 3-7913-1070-4.
* Amina Okada (Text), Jean-Louis Nou (Photos): ''Das indische Grabmal des I'timad ud-Daulah''. Hirmer, München 2003, ISBN 3-7774-2015-8.
* Markus Hattstein, Peter Delius (Hrsg.): ''Islam. Kunst und Architektur.'' Könemann-Verlag, Köln 2000, S. 478. ISBN 3-89508-846-3
* [[Henri Stierlin]] (Hrsg.): ''Islamisches Indien''. (1969) Taschen-Verlag, Köln 1994, ISBN 3-8228-9531-8, S. 54f
* A. S. Bhalla: ''Royal Tombs of India. 13th to 18th Century''. Mapin Publishing 2009. ISBN 978-0-944142-89-9

== Film ==
* ''Itimad Ud Daula, le mausolée moghol.'' Dokumentarfilm, Frankreich, 2015, Buch und Regie: Richard Copans, Produktion: arte France, Reihe: ''[[Baukunst (Fernsehsendung)|Baukunst]],'' 26:10 Min., ([https://www.youtube.com/watch?v=C2fEP3L7WYw ''Baukunst – Das Itimad-ud-Daula Mausoleum in Agra.''] Youtube-Video)


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Itmad-Ud-Daulah's Tomb|Itimad-ud-Daula-Mausoleum}}
{{Commonscat|Tomb of I'timād-ud-Daulah|Itimad-ud-Daula-Mausoleum}}
* [https://archnet.org/sites/4001/media_contents/86973 ''Mausoleum of I'timad al-Daula.''] ArchNet
* [http://en.wikipedia.org/wiki/Mughal_architecture ''Mughal Architecture''] (Wikipedia engl.)
* [http://en.wikipedia.org/wiki/Mughal_gardens ''Mughal Gardens''] (Wikipedia engl.)
* [http://archnet.org/library/sites/one-site.jsp?site_id=7544 ''Itmad-ud-Daulahs Tomb''] (ArchNet engl.)
* [http://www.mebweb.de/indien/irun02/dau01.htm ''Grabmal des Itimad-ud-Daula – Fotos'']
* [http://www.flickr.com/photos/apratimsaha/3350614237/ ''Itimad-ud-Daulah-Mausoleum – Foto Hauptraum'']


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[[Kategorie:Agra]]
[[Kategorie:Agra]]
[[Kategorie:Mausoleum in Indien]]
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[[Kategorie:Bauwerk in Uttar Pradesh]]
[[Kategorie:Bauwerk in Uttar Pradesh]]
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[[Kategorie:Erbaut in den 1620er Jahren]]
[[Kategorie:Erbaut in den 1620er Jahren]]
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[[en:Tomb of I'timād-ud-Daulah]]
[[es:Mausoleo de Itimad-Ud-Daulah]]
[[eu:Itimad-Ud-Daulahren Mausoleoa]]
[[fr:Mausolée d'Itimâd-ud-Daulâ]]
[[nl:Tombe van Itimad ud-Daulah]]
[[ru:Итимад-Уд-Даула]]
[[sv:Itmad-Ud-Daulah]]
[[uk:Ітімад-Уд-Даула]]

Aktuelle Version vom 4. Mai 2024, 15:00 Uhr

Mausoleum von Itimad-ud-Daula, Agra (Indien) vom Torbau aus gesehen
Mausoleum von Itimad-ud-Daula vom Naqqarkhana aus gesehen

Das Itimad-ud-Daula-Mausoleum wurde in den Jahren zwischen 1622 und 1628 von Nur Jahan, der Hauptfrau des Mogulherrschers Jahangir, für ihren Vater Mirza Ghiyas Beg errichtet. Dieser stammte aus Persien und erhielt wegen seiner Verdienste als Schatzmeister und später als Wesir des Reiches den Ehrentitel Itimad ud-Daula („Stütze des Staates“). Über seinen Sohn Abul Hasan Asaf Khan war Mirza Ghiyas Beg auch der Großvater von Mumtaz Mahal, der Frau des fünften Mogul-Herrschers Shah Jahan. Das vergleichsweise kleine, aber überaus kostbar ausgestattete Grabmal steht in Agra (Indien).

Das Grabmal liegt inmitten einer – durch geradlinige Wege mit Wasserkanälen – viergeteilten Gartenanlage im persischen Stil (Char-Bagh) etwa drei Kilometer nordöstlich des alten Zentrums von Agra unmittelbar an der gegenüberliegenden Seite des Flusses Yamuna. An der Wahl des Ortes und der Anlage des Gartens war Mirza Ghiyas Beg noch selbst beteiligt.

Der aus fünf Bauten bestehende Grabkomplex wurde in den Jahren zwischen 1622 und 1628 von Nur Jahan, der Tochter von Mirza Ghiyas Beg und Lieblingsfrau Jahangirs, errichtet. Nur Jahan war die Tante von Mumtaz Mahal, Shah Jahans geliebter Gemahlin. Nach dem Tod der Mutter Nur Jahans wurde diese an der Seite ihres Gatten beigesetzt und erhielt ein völlig gleich gestaltetes Kenotaph aus gelbem Marmor.

Der Grabkomplex ist – erstmals in der Mogul-Architektur – vollkommen zentralsymmetrisch angelegt; selbst die Moschee ordnet sich der stringenten Planung und dem einheitlichen Gesamtbild unter.

Torbau

Der mit roten Sandsteinplatten verkleidete Torbau orientiert sich sowohl in seinem Aufbau (großer Mittelbogen, vier seitliche Begleitemporen, aufgesetzte Chhatris, Zinnenkranz und kleine Türmchen) als auch in seinem Dekor (geometrische und florale Marmorintarsien) weitgehend an den Torbauten des Humayun-Mausoleums (um 1562–1570) in Delhi und des Akbar-Mausoleums (um 1605–1613) in Sikandra. Vom Torbau aus führt ein gegenüber dem Bodenniveau erhöhter und mit roten Sandsteinplatten gedeckter Weg in Richtung Mausoleum; in seiner Mitte verläuft ein geradliniger Wasserkanal.

Der eigentliche Grabbau steht nicht, wie dies nur wenige Jahre später beim Taj Mahal (um 1631–1648/1653) der Fall ist, unmittelbar am Flussufer, sondern im Zentrum einer viergeteilten Gartenanlage (Char-Bagh). Zum Schutz vor Überschwemmungen bei heftigen Regenfällen (Monsunregen) und vor freilaufenden Tieren, aber genauso als Zeichen seiner „erhöhten“ Bedeutung, liegt er auf einer doppelten Plattform.

Geometrische und florale Einlegearbeiten aus farbigen Steinen überziehen den größten Teil der Außenwand und der Nischen; die Jali-Fenster enthalten eine Vielzahl von – potentiell unendlichen – geometrischen Motiven, vorwiegend jedoch Sterne und Sechsecke.

Das quadratische Mausoleum selbst hat eine Seitenlänge von etwa 25 Metern und ruht auf einer doppelten – im Vergleich zu den Herrschergräbern der Mogulzeit – jedoch eher klein dimensionierten und nur etwa 1 Meter gegenüber dem Wegniveau erhöhten Plattform von etwa 50 Metern Seitenlänge, die vollständig mit roten Sandsteinplatten ausgelegt ist. Die Front der oberen, nach außen leicht abfallenden Plattform ist mit einem geometrischen Muster aus roten Sandstein- und weißen Marmorintarsien geschmückt.

Der vollständig mit weißem Marmor verkleidete Grabbau selbst wird eingerahmt von vier mächtigen, aus den Ecken des Gebäudes hervortretenden und auf der Plattform aufruhenden turmartigen Minaretten mit sechseckigem Grundriss und mit Pavillons (chhatris) an der Spitze. Durch eine etwa zwei Meter auskragende umlaufende Brüstung wird optisch aber durchaus auch der Eindruck vermittelt, als ob die Minarette – vergleichbar dem Torbau von Akbars Mausoleum in Sikandra – auf dem Baukörper aufsitzen.

Das eigentliche Mausoleum wird – anders als die meisten Grabbauten Indiens – nicht von einer Kuppel überragt, sondern bekrönt von einem großen Pavillon mit weit ausladendem Dach, dessen Bauweise – ebenso wie das fünfte Stockwerk des Akbar-Mausoleums – der höfischen Palastarchitektur entlehnt ist. In diesem – überaus reich mit Steinintarsien und feinziselierten Jali-Fenstern ausgestatteten – Pavillon befinden sich zwei Kenotaphe Itimad-ud-Daulas und seiner Frau; der Fußboden ist, anders als im Erdgeschoss, reich mit floralen Motiven geschmückt und verweist – ebenso wie die Gartenanlage – auf das den Gläubigen vom Koran in Aussicht gestellte Paradies.

Bei der Annäherung an das Bauwerk wird deutlich, dass die gesamte Fläche der Außenwände mit geometrischen und floralen Einlegearbeiten aus kostbaren farbigen Steinen (Karneol, Jaspis, Onyx u. a.) in Pietra-dura-Technik geschmückt sind, so dass bei allem Dekor die weißen Marmorflächen kaum noch in Erscheinung treten – eine Wirkung, die von den durchlichteten Fenstergittern (Jalis) mit ihren potentiell unendlichen Ornamenten noch verstärkt wird.

Der überreich mit Jali-Fenstern, Wandnischen, Steinintarsien, Stuckarbeiten und Malereien geschmückte Hauptraum beherbergt zwei gleich große Kenotaphe aus gelbem Marmor.

Der Bau besteht aus einem zentralen Grabraum mit acht kleineren Nebenräumen. Der Hauptraum beherbergt – eine in der indo-islamischen Grabarchitektur bis dahin unbekannte aber im späteren Taj Mahal wieder aufgenommene Konstellation – die gleich großen Kenotaphe beider Eltern Nur Jahans (Itimad-ud-Daula und seiner Frau) inmitten eines mit geometrischen Sternmotiven bedeckten Fußbodens. Beide Kenotaphe bestehen aus seltenem gelbem Marmor und sind nicht wie im nur wenige Jahre späteren Jahangir-Mausoleum (um 1627–1637) in Lahore oder im Taj Mahal mit Steineinlegearbeiten dekoriert.

Die Sockelzone der Wände ist mit geometrischen Steinintarsien geschmückt; darüber befinden sich – sowohl in den Nischen als auch auf der Wandfläche – florale Malereien (Vasen oder Schalen mit Blumenbouquets, Weinkrüge etc.) in der Art von Stillleben. Weitere florale Malereien schmücken das Muqarnas-Gewölbe aus Stuck, welches in die eher flache Decke mit einem großen Sternmotiv in der Mitte überleitet.

Die kleinen, rechteckigen Wandnischen entstammen ursprünglich der Palastarchitektur und dienten dort zur Aufnahme von echten Blumenvasen, Duftfläschchen, Krügen, Bildern etc.; hier erscheinen sie erstmals auch im Innern eines Grabmonuments.

Unmittelbar am Flussufer erhebt sich ein weiteres in Ausmaß, Aufbau und Dekor dem Torbau vergleichbares Gebäude aus rotem Sandstein, das Naqqarkhana (nach der Trommel Naqqara) genannt wird. In dessen Obergeschoss spielten Musiker auf Anordnung der Herrscherfamilie an besonderen Tagen und wohl gleichermaßen zur Ehre des Verstorbenen wie auch zur Unterhaltung der Besucher. Architektonisch interessant sind zwei seitlich auskragende Balkone, die in der Mogularchitektur ansonsten überwiegend bei Palastbauten (z. B. Fatehpur Sikri) vorkommen.

Noch heute ist der Bau ein beliebter Aufenthaltsort von Besuchern, weil seine Lage am Flussufer zumindest ein wenig angenehme Kühlung verspricht.

Zum Gesamtkomplex der Grabanlage gehört – wie später auch beim Taj Mahal – eine Moschee, in der die Gläubigen während der oft lange währenden Besuche ihre Gebete verrichten konnten.

Der Moschee gegenüber liegt eine Besucherherberge, in der sich vorwiegend die Frauen aufhielten. Beide Bauten sind in ihrer Architektur und ihrem Dekor dem Torbau vergleichbar, liegen jedoch – fast ein wenig versteckt – in den Randzonen der Anlage.

Das Mausoleum Itimad-ud-Daulas wurde – wie ursprünglich auch das Humayun-Mausoleum – an einem Flussufer errichtet und erinnert – auch mit dieser Lage (vgl. die Roten Forts von Delhi und Agra), der fehlenden Zentralkuppel, der weißen Marmorverkleidung und der luxuriösen Ausgestaltung – eher an einen kleinen, von einem Lustgarten umgebenen Palastbau als an ein Grabmonument.

Die Lage am Flussufer, die weiße Marmorverkleidung des Grabbaus und seine Steineinlegearbeiten weisen voraus auf den unbestrittenen Höhepunkt der Mogul-Architektur – das Taj Mahal. Die vier Minarette werden zunächst beim Jahangir-Mausoleum, kurze Zeit später dann auch beim Taj Mahal vollständig aus dem Baukörper heraustreten und in den Ecken der Plattform platziert werden.

Andere bedeutende Grabbauten der Mogulzeit sind Bibi-Ka-Maqbara in Aurangabad (um 1651–1661) und das Safdarjung-Mausoleum in Delhi (um 1753–1754).

  • Catherine B. Asher: Architecture of Mughal India (The new Cambridge History of India). Oxford University Press, Oxford 1995, ISBN 0-521-26728-5.
  • Ajit S. Bhalla: Royal Tombs of India. 13th to 18th Century. Mapin Publishing, Ahmedabad 2009, ISBN 978-0-944142-89-9.
  • Hermann Forkl, Johannes Kalter u. a. (Hrsg.): Die Gärten des Islam. Edition Mayer, Stuttgart 1993 (zusammen mit dem Linden-Museum; Katalog der gleichnamigen Ausstellung, Haus der Kulturen der Welt, 14. Dezember 1993 bis 4. April 1994).
  • Markus Hattstein, Peter Delius (Hrsg.): Islam. Kunst und Architektur. Könemann, Köln 2000, ISBN 3-89508-846-3, S. 478.
  • Ebba Koch: Mughal Architecture. An Outline of Its History and Development (1526–1858). Prestel-Verlag, München 1991, ISBN 3-7913-1070-4.
  • Amina Okada (Text), Jean-Louis Nou (Photos): Das indische Grabmal des I'timad ud-Daulah. Hirmer, München 2003, ISBN 3-7774-2015-8.
  • Henri Stierlin (Hrsg.): Islamisches Indien. (1969) Taschen-Verlag, Köln 1994, ISBN 3-8228-9531-8, S. 54f
Commons: Itimad-ud-Daula-Mausoleum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 27° 11′ 33″ N, 78° 1′ 53″ O