„Der Baader Meinhof Komplex“ – Versionsunterschied

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Der größte Teil der Handlung dreht sich um die Aktionen der Gruppe, welche sich für "Frieden" und gegen Kriege sowie die Gleichgültigkeit aller Menschen, die dabei zusehen, wie Unschuldige getötet werden, einsetzt.
Der größte Teil der Handlung dreht sich um die Aktionen der Gruppe, welche sich für „Frieden“ und gegen Kriege sowie die Gleichgültigkeit aller Menschen, die dabei zusehen, wie Unschuldige getötet werden, einsetzt.
Paradox erscheint es, dass sie selbst mit Entführungen und Bombenattentaten unbeteiligte Menschen treffen und so vorgeblich für "ihren Frieden" kämpfen.
Paradox erscheint es, dass sie selbst mit Entführungen und Bombenattentaten unbeteiligte Menschen treffen und so vorgeblich für „ihren Frieden“ kämpfen.
Während des Films kann man deutlich die Steigerung der Gewaltbereitschaft registrieren; die Kaltblütigkeit und Brutalität, mit welcher die Baader-Meinhof-Gruppe vorgeht.
Während des Films kann man deutlich die Steigerung der Gewaltbereitschaft registrieren; die Kaltblütigkeit und Brutalität, mit welcher die Baader-Meinhof-Gruppe vorgeht.
Schließlich – im Sommer 1972 – werden die wichtigsten Leitpersonen, darunter Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Ulrike Meinhof, gefasst und in den Hochsicherheitstrakt von [[Justizvollzugsanstalt Stuttgart|Stuttgart-Stammheim]] eingeliefert.
Schließlich – im Sommer 1972 – werden die wichtigsten Leitpersonen, darunter Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Ulrike Meinhof, gefasst und in den Hochsicherheitstrakt von [[Justizvollzugsanstalt Stuttgart|Stuttgart-Stammheim]] eingeliefert.
Trotzdem versuchen weitere, neue Anhänger, Aktionen zu starten, welche aber allesamt keine Wirkung mehr erzielen. Während des [[Stammheim-Prozess|Prozesses]] versuchen die Häftlinge, den Ablauf zu boykottieren, indem sie sich fortwährend als verhandlungsunfähig darstellen, den Richter beleidigen und damit den Prozess stören. Schließlich treten sie in einen Hungerstreik, an dessen Folgen einer der fünf Häftlinge stirbt. Nachdem die Häftlinge erfahren, dass die [[Entführung des Flugzeugs Landshut]] zu ihrer Freipressung fehlgeschlagen ist, fassen sie den Entschluss, "alleine über ihr Schicksal zu entscheiden" und nehmen sich daher das Leben.
Trotzdem versuchen weitere, neue Anhänger, Aktionen zu starten, welche aber allesamt keine Wirkung mehr erzielen. Während des [[Stammheim-Prozess|Prozesses]] versuchen die Häftlinge, den Ablauf zu boykottieren, indem sie sich fortwährend als verhandlungsunfähig darstellen, den Richter beleidigen und damit den Prozess stören. Schließlich treten sie in einen Hungerstreik, an dessen Folgen einer der fünf Häftlinge stirbt. Nachdem die Häftlinge erfahren, dass die [[Entführung des Flugzeugs Landshut]] zu ihrer Freipressung fehlgeschlagen ist, fassen sie den Entschluss, „alleine über ihr Schicksal zu entscheiden“ und nehmen sich daher das Leben.
Daraufhin erschießen die letzten Anhänger der Gruppe den [[Schleyer-Entführung|entführten Arbeitgeberpräsidenten Hanns-Martin Schleyer]] in einem Waldstück an der deutsch-französischen Grenze.
Daraufhin erschießen die letzten Anhänger der Gruppe den [[Schleyer-Entführung|entführten Arbeitgeberpräsidenten Hanns-Martin Schleyer]] in einem Waldstück an der deutsch-französischen Grenze.


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Zur Verfilmung des Stoffes wurden 140 unterschiedliche Schauplätze angesteuert. Das sind circa doppelt so viele, wie es in einem Film dieser Länge üblich ist. Es gibt über 120 Sprechrollen; eine Produktion dieser Größenordnung hat in der Regel 50 Rollen weniger.
Zur Verfilmung des Stoffes wurden 140 unterschiedliche Schauplätze angesteuert. Das sind circa doppelt so viele, wie es in einem Film dieser Länge üblich ist. Es gibt über 120 Sprechrollen; eine Produktion dieser Größenordnung hat in der Regel 50 Rollen weniger.


{{Anker|Stilmittel_bzw_Hintergruende}} <!-- Verweisziel aus dem Abschnitt "Stilmittel" --> Einige Figuren im Film sind fiktiv oder namentlich abgeändert. So wurde aus dramaturgischen Gründen der Assistent von [[Horst Herold]] (im Film Koch genannt und von [[Heino Ferch]] gespielt) geschaffen, um Zwiegespräche inszenieren zu können, die dem Zuschauer Herolds Gedankengänge vermitteln. Der Anwalt [[Siegfried Haag]] (war der letzte Besucher von [[Holger Meins]] vor dessen Tod) wird im Film als "Anwalt Siegfried Hagemann" bezeichnet. Zudem kann man in den RAF-Standardwerken von Stefan Aust und [[Butz Peters]] weder die Person "Hanne" (gespielt von [[Jasmin Tabatabai]]), noch die von [[Sandra Borgmann]] gespielte "Ruth" wiederfinden (in Wirklichkeit war die im Film fehlende [[Sieglinde Hofmann]] an der [[Schleyer-Entführung|Entführung Schleyers]] beteiligt). Des Weiteren werden beim [[Stammheim-Prozess|Stammheim-Prozess]] zwar einige Anwälte gezeigt, die aber weder als Sprechrolle auftreten noch namentlich genannt werden (die seinerzeit real vor und im Prozess involvierten Anwälte und späteren Politiker [[Hans-Christian Ströbele]] und [[Otto Schily]] sind somit im Film nicht vertreten).
{{Anker|Stilmittel_bzw_Hintergruende}} <!-- Verweisziel aus dem Abschnitt „Stilmittel“ --> Einige Figuren im Film sind fiktiv oder namentlich abgeändert. So wurde aus dramaturgischen Gründen der Assistent von [[Horst Herold]] (im Film Koch genannt und von [[Heino Ferch]] gespielt) geschaffen, um Zwiegespräche inszenieren zu können, die dem Zuschauer Herolds Gedankengänge vermitteln. Der Anwalt [[Siegfried Haag]] (war der letzte Besucher von [[Holger Meins]] vor dessen Tod) wird im Film als „Anwalt Siegfried Hagemann“ bezeichnet. Zudem kann man in den RAF-Standardwerken von Stefan Aust und [[Butz Peters]] weder die Person „Hanne“ (gespielt von [[Jasmin Tabatabai]]), noch die von [[Sandra Borgmann]] gespielte „Ruth“ wiederfinden (in Wirklichkeit war die im Film fehlende [[Sieglinde Hofmann]] an der [[Schleyer-Entführung|Entführung Schleyers]] beteiligt). Des Weiteren werden beim [[Stammheim-Prozess|Stammheim-Prozess]] zwar einige Anwälte gezeigt, die aber weder als Sprechrolle auftreten noch namentlich genannt werden (die seinerzeit real vor und im Prozess involvierten Anwälte und späteren Politiker [[Hans-Christian Ströbele]] und [[Otto Schily]] sind somit im Film nicht vertreten).


Das Drehbuch erstellte Eichinger in Los Angeles mittels Diktat. Er begann am 4. Januar 2007 damit. Die erste Fassung war bereits am 27. Februar fertig. Während im Mai 2007 die [[Internationale Filmfestspiele von Cannes|Filmfestspiele in Cannes]] liefen, wurde in Bayern innerhalb von zehn Tagen eine zweite Drehbuchfassung geschrieben. In dieser Zeit wurde der Film auch bereits in ganz Europa an [[Filmverleih|Verleiher]] verkauft, ohne dass die Dreharbeiten begonnen hatten.
Das Drehbuch erstellte Eichinger in Los Angeles mittels Diktat. Er begann am 4. Januar 2007 damit. Die erste Fassung war bereits am 27. Februar fertig. Während im Mai 2007 die [[Internationale Filmfestspiele von Cannes|Filmfestspiele in Cannes]] liefen, wurde in Bayern innerhalb von zehn Tagen eine zweite Drehbuchfassung geschrieben. In dieser Zeit wurde der Film auch bereits in ganz Europa an [[Filmverleih|Verleiher]] verkauft, ohne dass die Dreharbeiten begonnen hatten.
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Bereits im Vorfeld der Premiere sorgte die ungewöhnlich restriktive Pressepolitik des Verleihers Constantin Film für Aufsehen. Journalisten, die Mitte August 2008 an einer „Work-in-Progress“-Sondervorführung in der Münchener Constantin-Zentrale teilnehmen durften, mussten eine mit einer Konventionalstrafe von 100.000 Euro bewehrte Vereinbarung unterschreiben, bis zur offiziellen Premiere am 16. September nicht über Inhalte des Films zu berichten. Auch fanden vor der Filmpremiere keine regulären Presseaufführungen statt; nur ausgewählte Medienpartner wie [[Der Spiegel]] erhielten das Recht zur frühzeitigen Berichterstattung. Der [[Deutscher Journalisten-Verband|Deutsche Journalisten-Verband]] (DJV) protestierte gegen das branchenunübliche Vorgehen der Constantin.<ref name="tip20" />
Bereits im Vorfeld der Premiere sorgte die ungewöhnlich restriktive Pressepolitik des Verleihers Constantin Film für Aufsehen. Journalisten, die Mitte August 2008 an einer „Work-in-Progress“-Sondervorführung in der Münchener Constantin-Zentrale teilnehmen durften, mussten eine mit einer Konventionalstrafe von 100.000 Euro bewehrte Vereinbarung unterschreiben, bis zur offiziellen Premiere am 16. September nicht über Inhalte des Films zu berichten. Auch fanden vor der Filmpremiere keine regulären Presseaufführungen statt; nur ausgewählte Medienpartner wie [[Der Spiegel]] erhielten das Recht zur frühzeitigen Berichterstattung. Der [[Deutscher Journalisten-Verband|Deutsche Journalisten-Verband]] (DJV) protestierte gegen das branchenunübliche Vorgehen der Constantin.<ref name="tip20" />


Der Film wurde in einer Gemeinschaftsproduktion von Constantin Film mit [[NDR]], [[Bayerischer Rundfunk|BR]], [[WDR]] und [[Degeto]] finanziert; die Hälfte des 20-Millionen-Euro-Etats stellten die TV-Anstalten bereit. Über die Produktion entstand ein 30-minütiges "Making-of", das von den beteiligten Fernsehanstalten nach dem Start des Kinofilms gesendet wurde. Für die Fernsehverwertung des Kinofilms wird es eine speziell geschnittene, längere Version geben. Diese wird Ende 2009 als Zweiteiler in der ARD gesendet. <ref>Baader-Darsteller Moritz Bleibtreu in der Sendung „Johannes B. Kerner“ vom 23.September 2008</ref><ref>http://www.wunschliste.de/index.pl?news&newsid=4082 Schon Ende 2009 kommt der Kino-Blockbuster "Der Baader Meinhof Komplex" ins Fernsehen</ref>
Der Film wurde in einer Gemeinschaftsproduktion von Constantin Film mit [[NDR]], [[Bayerischer Rundfunk|BR]], [[WDR]] und [[Degeto]] finanziert; die Hälfte des 20-Millionen-Euro-Etats stellten die TV-Anstalten bereit. Über die Produktion entstand ein 30-minütiges „Making-of“, das von den beteiligten Fernsehanstalten nach dem Start des Kinofilms gesendet wurde. Für die Fernsehverwertung des Kinofilms wird es eine speziell geschnittene, längere Version geben. Diese wird Ende 2009 als Zweiteiler in der ARD gesendet. <ref>Baader-Darsteller Moritz Bleibtreu in der Sendung „Johannes B. Kerner“ vom 23.September 2008</ref><ref>http://www.wunschliste.de/index.pl?news&newsid=4082 Schon Ende 2009 kommt der Kino-Blockbuster „Der Baader Meinhof Komplex“ ins Fernsehen</ref>


== Auszeichnungen ==
== Auszeichnungen ==
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* 2008 konnte er sich gegen Tom Schreibers ''[[Dr. Alemán]]'', [[Doris Dörrie]]s ''[[Kirschblüten – Hanami]]'', [[Dennis Gansel]]s ''[[Die Welle (2008)|Die Welle]]'' und [[Andreas Dresen]]s ''[[Wolke Neun]]'' durchsetzen und wurde von der Organisation [[German Films Service + Marketing GmbH|German Films]] als deutscher Bewerber für den [[Oscar/Bester fremdsprachiger Film|Auslands-Oscar]] bekannt gegeben. Die Entscheidung durch eine neunköpfige Fachjury erfolgte am 16. September 2008.<ref>vgl. ''[http://www.zeit.de/news/artikel/2008/09/04/2607485.xml Filmpreis: Deutsche Oscar-Bewerber stehen fest]'' bei zeit.de, 4. September 2008</ref><ref>vgl. [http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/23/0,3672,7380247,00.html Neuer RAF-Film soll Oscar für Deutschland holen] bei heute.de, 16. September 2008</ref>
* 2008 konnte er sich gegen Tom Schreibers ''[[Dr. Alemán]]'', [[Doris Dörrie]]s ''[[Kirschblüten – Hanami]]'', [[Dennis Gansel]]s ''[[Die Welle (2008)|Die Welle]]'' und [[Andreas Dresen]]s ''[[Wolke Neun]]'' durchsetzen und wurde von der Organisation [[German Films Service + Marketing GmbH|German Films]] als deutscher Bewerber für den [[Oscar/Bester fremdsprachiger Film|Auslands-Oscar]] bekannt gegeben. Die Entscheidung durch eine neunköpfige Fachjury erfolgte am 16. September 2008.<ref>vgl. ''[http://www.zeit.de/news/artikel/2008/09/04/2607485.xml Filmpreis: Deutsche Oscar-Bewerber stehen fest]'' bei zeit.de, 4. September 2008</ref><ref>vgl. [http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/23/0,3672,7380247,00.html Neuer RAF-Film soll Oscar für Deutschland holen] bei heute.de, 16. September 2008</ref>


* In der Kategorie „Bester fremdsprachiger Film“ wurde er für den [[Golden Globe 2009]] nominiert.<ref>[http://www.goldenglobes.org/news/id/104 HOLLYWOOD FOREIGN PRESS ASSOCIATION]</ref>,<ref>[http://www.spiegel.de/kultur/kino/0,1518,595893,00.html "Baader Meinhof Komplex" für Golden Globe nominiert Spiegel Online, 11. Dezember 2008]</ref>
* In der Kategorie „Bester fremdsprachiger Film“ wurde er für den [[Golden Globe 2009]] nominiert.<ref>[http://www.goldenglobes.org/news/id/104 Hollywood Foreign Press Association]</ref>,<ref>[http://www.spiegel.de/kultur/kino/0,1518,595893,00.html „Baader Meinhof Komplex“ für Golden Globe nominiert Spiegel Online, 11. Dezember 2008]</ref>


== Literatur ==
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* [http://www.filmfotos-berlin.de/blog/49 Fotos von den Dreharbeiten / 2. Juni 1967]
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* [http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=4321 Review auf project-equinoX.de (deutsch)]
* [http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=4321 Review auf project-equinoX.de (deutsch)]
* [http://www.cicero.de/97.php?ress_id=12&item=2989 Constantin Magnis: "Shooting and fucking is the same"], Cicero Online, September 2008
* [http://www.cicero.de/97.php?ress_id=12&item=2989 Constantin Magnis: „Shooting and fucking is the same“], Cicero Online, September 2008


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Version vom 12. Dezember 2008, 21:02 Uhr

Film
Titel Der Baader Meinhof Komplex
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 2008
Länge 150 Minuten
Stab
Regie Uli Edel
Drehbuch Bernd Eichinger
Produktion Bernd Eichinger
Musik Peter Hinderthür,
Florian Tessloff
Kamera Rainer Klausmann
Schnitt Alexander Berner
Besetzung

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Der Baader Meinhof Komplex ist ein deutsches Filmdrama aus dem Jahr 2008. Regie führte Uli Edel, produziert wurde der Film von Bernd Eichinger, der auch das Drehbuch schrieb. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Sachbuchbestseller von Stefan Aust und kam am 25. September 2008 in die deutschen Kinos. Die Handlung beschreibt die Geschichte der Rote Armee Fraktion von den Anfängen bis zum Ende des Deutschen Herbstes; der Ermordung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyers.

Stilmittel

Der Film gründet sich von dramaturgischen Ausnahmen abgesehen (siehe Hintergründe) auf gesichertes Wissen. Wo immer Gespräche wörtlich überliefert sind, werden diese auch so verwendet. Historische Filmaufnahmen werden so getreu wie möglich wiedergegeben. Andererseits wurden reale Elemente verworfen, die den Film nach Meinung der Produzenten hätten unfreiwillig komisch wirken lassen; beispielsweise der Dialekt mancher Protagonisten. Wo keine zweifelsfreie Darstellung möglich ist, wird die Handlung aus einer Perspektive dargestellt, die dem Zuschauer Spielraum für eine eigene Sichtweise lässt.

Handlung

Der größte Teil der Handlung dreht sich um die Aktionen der Gruppe, welche sich für „Frieden“ und gegen Kriege sowie die Gleichgültigkeit aller Menschen, die dabei zusehen, wie Unschuldige getötet werden, einsetzt. Paradox erscheint es, dass sie selbst mit Entführungen und Bombenattentaten unbeteiligte Menschen treffen und so vorgeblich für „ihren Frieden“ kämpfen. Während des Films kann man deutlich die Steigerung der Gewaltbereitschaft registrieren; die Kaltblütigkeit und Brutalität, mit welcher die Baader-Meinhof-Gruppe vorgeht. Schließlich – im Sommer 1972 – werden die wichtigsten Leitpersonen, darunter Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Ulrike Meinhof, gefasst und in den Hochsicherheitstrakt von Stuttgart-Stammheim eingeliefert. Trotzdem versuchen weitere, neue Anhänger, Aktionen zu starten, welche aber allesamt keine Wirkung mehr erzielen. Während des Prozesses versuchen die Häftlinge, den Ablauf zu boykottieren, indem sie sich fortwährend als verhandlungsunfähig darstellen, den Richter beleidigen und damit den Prozess stören. Schließlich treten sie in einen Hungerstreik, an dessen Folgen einer der fünf Häftlinge stirbt. Nachdem die Häftlinge erfahren, dass die Entführung des Flugzeugs Landshut zu ihrer Freipressung fehlgeschlagen ist, fassen sie den Entschluss, „alleine über ihr Schicksal zu entscheiden“ und nehmen sich daher das Leben. Daraufhin erschießen die letzten Anhänger der Gruppe den entführten Arbeitgeberpräsidenten Hanns-Martin Schleyer in einem Waldstück an der deutsch-französischen Grenze.

Kritiken

„Edel und Eichinger haben […] gut daran getan, einer Methode zu vertrauen, die sich so nah wie möglich an die historischen Ereignisse heranpirscht, die Kulissen genau rekonstruiert und sich bis in die Dialoge weitgehend von faktischen Überlieferungen inspirieren lässt […] Sie haben sich […] getraut, die Ereignisse unverkrampft und nicht moralisierend zu erzählen. […] Das Tempo, das der Film dabei einschlägt, die Rasanz der Szenen-, Schauplatz- und Schusswechsel entspricht der damals so beschleunigten Entwicklung. […] Es ist eine der großen Leistungen dieses Films, dass er sein Starensemble die Protagonisten auf beiden Seiten als Menschen mit Gefühlen und Intelligenz darstellen lässt […]“

Andreas Fanizadeh, die tageszeitung, 20./21. September 2008

„Der Baader Meinhof Komplex, […] ist gut gemacht, mit hervorragenden Schauspielern und kraftvollen Bildern. […] Er bietet keinerlei neue Erkenntnisse, und er gibt keinerlei Anlass, die Geschichte des deutschen Terrorismus neu zu schreiben. […] Durch die Action-Dramaturgie entsteht die Gefahr, in den Aktivitäten der RAF nur eine Serie von Gemetzeln zu sehen. […] Ohne das politische Umfeld ist die RAF nicht vor- oder darstellbar. […] Der Baader Meinhof Komplex geht durchaus auf Zeitumstände ein, doch geraten sie in den zweieinhalb Stunden immer wieder aus dem Blick. […] Es wird viel geschossen in diesem Film. Mitunter entsteht der irrige Eindruck, die Republik habe sich tatsächlich im Kriegszustand mit etwa 30 Terroristen befunden. Kein Wort darüber, wie die Politik den Terror missbraucht. […] Wichtige Zeitumstände bleiben leider ausgeblendet – so der zeitweilig von Teilen der öffentlichen Meinung und der Politik aufgeheizte Taumel in Panik und Hysterie. […] Es wäre gut gewesen, wenn der Film auch den im Ausnahmezustand der Angst ins Wanken geratenen Rechtsstaat thematisiert hätte. Denn das ist das Thema von heute, das mit der innenpolitischen Aufrüstung in der RAF-Zeit begann: Unsere Grundrechte werden im Kampf gegen den Terror beschädigt – damals wie heute. […] Die RAF-Zeit ist in Wahrheit ein komplexes und schwer vermittelbares Stück Zeitgeschichte, das unterschiedlichste Deutungen erfährt. Sie ist nach wie vor eine offene Wunde. […] Bedauerlich wäre auch, wenn sich die Debatte, befördert durch das filmische Action-Event, zu sehr auf die RAF fixierte. Denn die RAF darf keinesfalls zur Übergröße aufgeblasen werden. Das wichtigste Ereignis der damaligen Zeit ist nicht der Terror. Es sind die Reformen, die unsere Demokratie vertieft haben und bis heute fortwirken. […] Wenn wir eines aus dem Umgang mit dem RAF-Terrorismus lernen können, dann ist es dies: Angst darf unser Denken nicht vergiften. Wir müssen uns auch heute dagegen wehren, dass uns Bedrohungen wie der Dschihad-Terrorismus mental beherrschen und zu Sicherheitsmaßnahmen verleiten, die die Freiheit ohne Not beschädigen. Wenn der Film zu dieser kritischen Diskussion beitragen würde, dann wäre das ein Ergebnis – weit über einen Kinoabend hinaus.“

Gerhart Baum, Bundesinnenminister a. D. Zeit Online, 18. September 2008

„Eventkino ohne Impetus: Bernd Eichingers Großproduktion „Der Baader-Meinhof-Komplex“ besticht durch gute Darsteller und eine detailgetreue Rekonstruktion des deutschen RAF-Traumas. Doch hinter Action und Filmfinesse verbirgt sich eine Historienlektion ohne Haltung. […] Zu Beginn des Films löst Edel diese Aufgabe mit Bravour. Erst als Ulrike Meinhof sich in Stammheim umbringt, isoliert von Öffentlichkeit und Kampfgenossen, und damit auch der Film seine einzige Protagonistin verliert, beschränkt sich die Erzählung des „Baader-Meinhof-Komplexes“ nur noch darauf, historische Haltestellen hastig abzuklappern, mit teils drastischen Szenen zu bebildern, aber ohne großen Effekt hinter sich zu lassen. Gerade der junge Zuschauer, der Austs Buch nicht kennt und zu jung war, um die Zeit zu erleben, wird hier viele Dinge, die nur angedeutet werden, nicht mehr nachvollziehen können. […] Ohne Geschichtsbuch auf dem Schoß verliert man da schon mal den Überblick. Wie schon beim „Untergang“ scheut sich das Eichinger-Team auch hier, eine Haltung zu vertreten. […] beim „Baader-Meinhof-Komplex“ fehlt am Ende schlicht die moralische Einordnung, ein Urteil über den deutschen Herbst und seine Akteure.“

Andreas Borcholte, Spiegel Online, 18. September 2008

„[...] Und die Macher begnügen sich auch keineswegs damit, ein paar Aspekte aus der Geschichte der Rote-Armee-Fraktion heraus(zu)greifen. Sie nehmen zehn Jahre, von 1967 bis 1977, und wollen die ganze Geschichte erzählen. Wie Austs Neunhundert-Seiten-Wälzer, auf dem alles beruht. Nichts Wichtiges darf fehlen, alles muss in zweieinhalb Stunden verständlich werden. Wenn es so etwas wie einen cineastischen Common-Sense gibt, dann sagte der: Das kann gar nicht gehen. […] Jetzt mal Tempo hier. Während also die Studenten blutig geschlagen werden und Benno Ohnesorg stirbt, liest Meinhof Schlüsselsätze aus ihrer Kolumne vor. Damit ist das Hauptstilmittel des Films etabliert. Die Gewalt und ihre Begründung, die Tat und das Bekennerschreiben werden stets übereinander geblendet, harte Action mit theoretischem Voice-Over sozusagen, und am Ende funktioniert das auch, gerade in seiner Atemlosigkeit, erstaunlich gut. […] In politischer Hinsicht ist der Film nach allen Seiten offen; […] wo die einen die Terroristen pervers heroisiert sehen, finden andere sie als kaltblütige Mörder entlarvt. […] Tatsächlich ist die politische und ideologische Zweideutigkeit des Films sicher gewollt - eine aus Hollywood importierte Blockbuster-Strategie (wie bei) „The Dark Knight“; hier ein Happen für die Anhänger der Selbstjustiz, dort ein Zwinkern für die Feinde des Überwachungsstaats; jeder darf sehen, was er sehen möchte, und am Ende hebt sich alles gegenseitig auf.“

Tobias Kniebe, Süddeutsche Zeitung, 25. September 2008

Aus Protest gegen die historisch verfälschte Darstellung der Ermordung ihres Mannes Jürgen Ponto gab seine Witwe Ignes Ponto ihr Bundesverdienstkreuz zurück, da sie den Staat aufgrund seiner Filmförderungsinstitutionen als mitverantwortlich für die durch den Film entstandenen „öffentlichen Demütigungen“ sieht.[1]

Hintergründe

Seit August 2007 produzierte Bernd Eichinger die Verfilmung des Buchs Der Baader-Meinhof-Komplex. Der Film wurde u. a. in Berlin, München, Stuttgart-Stammheim (Justizvollzugsanstalt Stuttgart), Rom und Marokko gedreht. Gefördert wurde die Verfilmung mit rund 6,5 Millionen Euro aus verschiedenen Filmförderungsprogrammen.[2]

Das Filmprojekt bekam den Decknamen “Moby Dick”.

Zwar lieferte Stefan Austs gleichnamiges Sachbuch die Grundlage für den Film; da es aber keine durchgängige Handlung hat, konnte man es nicht ohne weiteres als Basis für ein Drehbuch benutzen. Zu diesem Zweck stellte Aust eine umfangreiche Materialsammlung zum Thema zusammen.

Uli Edel und Bernd Eichinger war es wichtig, „ …die Geschichte der RAF nicht jemandem (zu) erzählen, der sie schon kennt, […] sondern unseren Kindern, die so gut wie nichts darüber wissen. Denen wollten wir erzählen, was von 1967 bis 1977 in Deutschland passiert ist“ (Zitat U. Edel)

Zur Verfilmung des Stoffes wurden 140 unterschiedliche Schauplätze angesteuert. Das sind circa doppelt so viele, wie es in einem Film dieser Länge üblich ist. Es gibt über 120 Sprechrollen; eine Produktion dieser Größenordnung hat in der Regel 50 Rollen weniger.

Einige Figuren im Film sind fiktiv oder namentlich abgeändert. So wurde aus dramaturgischen Gründen der Assistent von Horst Herold (im Film Koch genannt und von Heino Ferch gespielt) geschaffen, um Zwiegespräche inszenieren zu können, die dem Zuschauer Herolds Gedankengänge vermitteln. Der Anwalt Siegfried Haag (war der letzte Besucher von Holger Meins vor dessen Tod) wird im Film als „Anwalt Siegfried Hagemann“ bezeichnet. Zudem kann man in den RAF-Standardwerken von Stefan Aust und Butz Peters weder die Person „Hanne“ (gespielt von Jasmin Tabatabai), noch die von Sandra Borgmann gespielte „Ruth“ wiederfinden (in Wirklichkeit war die im Film fehlende Sieglinde Hofmann an der Entführung Schleyers beteiligt). Des Weiteren werden beim Stammheim-Prozess zwar einige Anwälte gezeigt, die aber weder als Sprechrolle auftreten noch namentlich genannt werden (die seinerzeit real vor und im Prozess involvierten Anwälte und späteren Politiker Hans-Christian Ströbele und Otto Schily sind somit im Film nicht vertreten).

Das Drehbuch erstellte Eichinger in Los Angeles mittels Diktat. Er begann am 4. Januar 2007 damit. Die erste Fassung war bereits am 27. Februar fertig. Während im Mai 2007 die Filmfestspiele in Cannes liefen, wurde in Bayern innerhalb von zehn Tagen eine zweite Drehbuchfassung geschrieben. In dieser Zeit wurde der Film auch bereits in ganz Europa an Verleiher verkauft, ohne dass die Dreharbeiten begonnen hatten.

Der Schnitt dauerte etwa vier Monate und wurde gemeinschaftlich durch den Cutter Alexander Berner, Stefan Aust und Bernd Eichinger in München erarbeitet. Mitte April 2008 fand eine erste Probevorführung des Films vor Publikum statt. Dazu wurde eine bereits geschnittene Zwischenfassung firmenintern vor Mitarbeitern der Constantin Film AG gezeigt.[3]

Bereits im Vorfeld der Premiere sorgte die ungewöhnlich restriktive Pressepolitik des Verleihers Constantin Film für Aufsehen. Journalisten, die Mitte August 2008 an einer „Work-in-Progress“-Sondervorführung in der Münchener Constantin-Zentrale teilnehmen durften, mussten eine mit einer Konventionalstrafe von 100.000 Euro bewehrte Vereinbarung unterschreiben, bis zur offiziellen Premiere am 16. September nicht über Inhalte des Films zu berichten. Auch fanden vor der Filmpremiere keine regulären Presseaufführungen statt; nur ausgewählte Medienpartner wie Der Spiegel erhielten das Recht zur frühzeitigen Berichterstattung. Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) protestierte gegen das branchenunübliche Vorgehen der Constantin.[2]

Der Film wurde in einer Gemeinschaftsproduktion von Constantin Film mit NDR, BR, WDR und Degeto finanziert; die Hälfte des 20-Millionen-Euro-Etats stellten die TV-Anstalten bereit. Über die Produktion entstand ein 30-minütiges „Making-of“, das von den beteiligten Fernsehanstalten nach dem Start des Kinofilms gesendet wurde. Für die Fernsehverwertung des Kinofilms wird es eine speziell geschnittene, längere Version geben. Diese wird Ende 2009 als Zweiteiler in der ARD gesendet. [4][5]

Auszeichnungen

Literatur

Einzelnachweise

  1. „In geschmacklosester Weise – Streit um ‚Baader-Meinhof-Komplex‘“, in: Sueddeutsche Zeitung (online), 7.10.2008
  2. a b Volker Gunske: Das RAF-Business: Abgerechnet wird zum Schluss. tip, 20/2008, S. 28–31
  3. Katja Eichinger: Der Baader-Meinhof-Komplex. Das Buch zum Film. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2008, ISBN 978-3-455-50096-7
  4. Baader-Darsteller Moritz Bleibtreu in der Sendung „Johannes B. Kerner“ vom 23.September 2008
  5. http://www.wunschliste.de/index.pl?news&newsid=4082 Schon Ende 2009 kommt der Kino-Blockbuster „Der Baader Meinhof Komplex“ ins Fernsehen
  6. vgl. Filmpreis: Deutsche Oscar-Bewerber stehen fest bei zeit.de, 4. September 2008
  7. vgl. Neuer RAF-Film soll Oscar für Deutschland holen bei heute.de, 16. September 2008
  8. Hollywood Foreign Press Association
  9. „Baader Meinhof Komplex“ für Golden Globe nominiert Spiegel Online, 11. Dezember 2008