Heino Ferch

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Heino Ferch (2018)
Unterschrift Heino Ferch deutscher Schauspieler
Unterschrift Heino Ferch deutscher Schauspieler

Heino Ferch (* 18. August 1963 in Bremerhaven) ist ein deutscher Schauspieler. Neben zahlreichen Rollen im Theater und im Fernsehen wurde er auch durch Kinofilme wie Comedian Harmonists, Der Untergang und Der Baader Meinhof Komplex bekannt.

Familie und Ausbildung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ferch wurde als Sohn des Kapitäns Walter Joachim Ferch und seiner aus Waldshut im Südschwarzwald stammenden Frau Erika, geb. Morath, in Bremerhaven geboren.[1][2] Er stand im Alter von fünfzehn Jahren noch während seiner Gymnasialzeit für das Musical Can Can unter der Regie des ehemaligen Solotänzers der Bayerischen Staatsoper Franz Baur-Pantouiler zum ersten Mal für tanzakrobatische Nummern auf der Bühne des Stadttheaters Bremerhaven. Bis 1984 reiste er zugleich im bundesdeutschen Kader im Gerätturnen (2. Bundesliga der Deutschen Turnliga) durch Europa. 1987 beendete er sein Studium am Mozarteum in Salzburg.[3] Neben dem Hauptfach Schauspiel belegte er auch Kurse in Stepptanz, Ballett und Gesang.[4]

Von 1987 bis 1990 hatte Ferch sein erstes Engagement an der Freien Volksbühne Berlin, wo er unter anderem unter Hans Neuenfels zum Ensemble gehörte. Er übernahm in einer Fernsehverfilmung von Der zerbrochne Krug die Rolle des Ruprecht unter der Regie von Heinz Schirk. 1990 bis 1994 war er unter Alfred Kirchner und Alexander Lang Ensemblemitglied am Schillertheater (Die Räuber, Mockinpott, Kasimir und Karoline, Wie es Euch gefällt). Er gastierte an der Mailänder Scala und am Burgtheater (Die Geisel). 1992 spielte er unter der Regie von Peter Zadek im Theater des Westens 120 Vorstellungen in Der blaue Engel. Ende der 1980er-Jahre wechselte Ferch vom Theater zu Film und Fernsehen.

Film und Fernsehen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ferch arbeitete mit zahlreichen renommierten deutschsprachigen Regisseuren wie Volker Schlöndorff, Tom Toelle, Peter Schamoni, Nico Hofmann, Roland Suso Richter, Tom Tykwer, Joseph Vilsmaier, Vivian Naefe, Sherry Hormann, Hartmut Schoen, Uli Edel, Matti Geschonneck, Helmut Dietl, Markus Imboden, Carlo Rola, Margarethe von Trotta und Oliver Hirschbiegel zusammen. Nach frühen Projekten unter dem Autorenfilmregisseur Heiko Schier verband ihn in den 1990er-Jahren wiederholte Zusammenarbeit mit dem Regisseur und Drehbuchautor Uwe Janson.

Sein Spielfilmdebüt hatte Ferch 1988 mit einem Kurzauftritt in Schloß Königswald. 1989 spielte er seine erste Rolle als Klaus Asmus in Wedding. Es folgten 1994 der Polizeiruf 110: Samstags, wenn Krieg ist, 1995 der Mehrteiler Deutschlandlied unter der Regie von Tom Toelle und 1996 der Kinofilm Der Unhold von Volker Schlöndorff, in dem Ferch mit der Rolle des Napola-Kommandanten Raufeisen auf sich aufmerksam machte.

1997 gelang ihm der Durchbruch als Filmschauspieler in Joseph Vilsmaiers Kinofilm Comedian Harmonists mit der Rolle des A-cappella-Baritons Roman Cycowski und mit der Verkörperung des Skilehrers Marco in Tom Tykwers Winterschläfer. 1997 sah man Ferch in neun unterschiedlichen Rollen, sieben davon Haupt- oder Co-Hauptrollen.

1998 verkörperte er in Tom Tykwers Lola rennt den Gangster Ronnie. Im Folgejahr übernahm er die Rolle des Johannes in Buddy Giovinazzos englischem Film-Noir-Thriller Jeder stirbt – The Unscarred. 1999 wiederholte er das Thema Amokläufer in der Rolle des Ex-Fremdenlegionärs Volker Bretz, Kampfname: Straight Shooter im gleichnamigen Film. Die damalige Ähnlichkeit mit dem amerikanischen Schauspieler Bruce Willis zur Zeit des Films The Mercury Puzzle (1998) verschaffte ihm die bis heute von ihm selbst mit persönlicher Distanz wahrgenommene Etikettierung eines „deutschen Bruce Willis“. 2002 spielte er in der Thriller-Satire Nachts im Park.

Für seine Darstellung des Fluchthelfers Harry Melchior in dem Fernseh-Zweiteiler Der Tunnel (2001) wurde Ferch mit der Goldenen Kamera ausgezeichnet. Im Film Der Untergang (2004) verkörperte er den NS-Rüstungsminister und Architekten Albert Speer. Im Jahr 2005 spielte Ferch in dem Fernseh-Zweiteiler Die Luftbrücke – Nur der Himmel war frei die Rolle des US-amerikanischen Generals Philipp Turner.

Positives Presseecho für Ferch bewirkte seine Rolleninterpretation des jüdischen Ghettoleiters Jacob Gens in der Kinoverfilmung des Theaterstückes Ghetto von Jehoschua Sobol. 2006 sah man ihn in der Rolle eines Ost-Berliner Bauarbeiters in Die Mauer – Berlin ’61. Er wurde für die Rolleninterpretation der Figur Hans Kuhlke 2008 mit dem Jupiter ausgezeichnet. Ende 2007 spielte er nach langer Abstinenz im komödiantischen Fach die Rolle des eifersüchtigen Ehemannes Jan in der Kinokomödie Meine schöne Bescherung.

Heino Ferch (2007)

Immer wieder übernimmt Ferch neben historischen Figuren auch Rollen in semidokumentarischen Spielfilmen, die aktuelle Themen erzählen, so zum Beispiel 1991 in Der Tod kam als Freund, 1993 in Gefährliche Verbindung oder 2005 als Kripobeamter Anton Glauberg in Matti Geschonnecks Thriller Mord am Meer. In der kanadischen TV-Großproduktion The Trojan Horse (2008) spielte er Johann Kruse, Repräsentant des Bundesnachrichtendienstes in Kanada. 2008 stand er in der Produktion Der Baader Meinhof Komplex in der Rolle des Assistenten von Horst Herold auf der Seite der verfolgenden Justiz.

In dem mehrfach preisgekrönten Roadmovie Vincent will Meer (2009) war er neben Florian David Fitz in der Rolle des entnervten Vaters des Protagonisten Robert Gellner zu sehen und erhielt für diese Rolle eine Nominierung für den Deutschen Filmpreis 2011. Von 2010 bis 2012 verkörperte er als George Sullivan neben Anja Kling die Eltern in den ersten Kinofilmen um Hanni & Nanni nach der Romanserie von Enid Blyton. In der sechsteiligen ZDF-Fernsehserie Der Palast (2022) spielte er wiederum mit Anja Kling zusammen in einer Hauptrolle die Figur des Roland Wenninger.[5] In den ARD-Fernsehfilmen Liebe verjährt nicht (Erstausstrahlung: März 2020) und Liebe ist unberechenbar (Erstausstrahlung: Januar 2021) war er jeweils in der männlichen Hauptrolle an der Seite von Tanja Wedhorn zu sehen.[6][7]

Heino Ferch spielt auch mehrere feste und wiederkehrende Rollen in Film- und Fernsehreihen. Von 2011 bis 2021 übernahm er die Rolle des Polizeipsychologen Richard Brock in der ORF-Thrillerreihe Spuren des Bösen. Seit 2015 verkörpert er die Hauptrolle des Kommissars Simon Kessler in der ZDF-Krimireihe Nordholm.[8] Von 2017 bis 2021 übernahm er für Das Erste die Serienhauptrolle des in Zürich lebenden Privatiers Johann Friedrich von Allmen in der gleichnamigen Fernsehreihe Allmen, die auf der gleichnamigen Buchreihe des Schweizer Autors Martin Suter basiert.[9] statt. Seit 2017 spielt er beginnend mit Urs Eggers Ein Kind wird gesucht eine weitere Serienhauptrolle im ZDF als Sonderermittler Ingo Thiel.[10]

Parallel zu seinen Rollen in Großproduktionen spielt Ferch regelmäßig in kleineren Produktionen – häufig Thrillern –, von denen einige Filmpreisauszeichnungen erhielten (z. B. Der Anwalt und sein Gast, Das Konto, Hölle im Kopf, Mord am Meer, Jagd nach Gerechtigkeit). Außerdem hatte er Rollen in internationalen Produktionen wie Lucie Aubrac, Julius Caesar, Napoleon, Mávahlátur, Hunt for Justice – The Louise Arbour Story, Die drei Musketiere und H2O Part II: The Trojan Horse.

Synchronarbeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Synchronsprecher lieh Ferch David Morse in Prototype und Woody Harrelson in Palmetto – Dumme sterben nicht aus seine Stimme. 2014 synchronisierte er den Agenten Geheimsache (Benedict Cumberbatch) im Animationsfilm Die Pinguine aus Madagascar und im Jahre 2017 Ernesto de la Cruz (Benjamin Bratt), den Hauptantagonisten im Animationsfilm Coco – Lebendiger als das Leben!

Er war von 1990 bis 1999 mit der Schauspielerin Suzanne von Borsody liiert, mit der er in mehreren Filmprojekten gemeinsam auftrat. Aus der darauf folgenden Beziehung mit der Berliner Ärztin Julia von Pufendorf stammt eine Tochter.[11]

2002 lernte Ferch die Vielseitigkeitsreiterin Marie-Jeanette Steinle kennen, die er 2005 heiratete. Sie haben drei Kinder, eine Tochter und zwei Söhne. Die beiden älteren Kinder sind als Spieler und in der Nachwuchsförderung des Polosports aktiv.[12] Im September 2024 wurde ihre Trennung bekannt.[13]

Von 1987 bis 2007 lebte Ferch in Berlin, seit 2007 in Inning am Ammersee, Bayern.

Charakteristisch für Ferch ist sein fast unveränderlicher Gesichtsausdruck. Er verzichtet dabei oft auf eine differenzierte Mimik. Dazu schrieb die FAZ: „Seine Kritiker mäkeln, er bestreite mit einem einzigen Gesichtsausdruck ganze Filme und spiele immer nur sich selbst.“[14] In der Tageszeitung Die Welt war zu seiner Rolle des Uli Martens in der Siegfried-Lenz-Verfilmung Der Verlust (2015) hingegen zu lesen: „… Und Uli schon gar nicht, mit dem Heino Ferch konsequent fortführt, was er als forensischer Psychologe Richard Brock in der Serie Spuren des Bösen begonnen hat – die komplette Reduktion des Textes, die Konzentration aufs Verwandeln kleinster mimischer Zeichen in große Geschichten.“[15]

Heino Ferch (2013)

Freie Volksbühne Berlin 1987–1990

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Salzburger Festspiele 1990–1994

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schillertheater Berlin 1990–1994

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Theater des Westens / Schauspielhaus Hamburg 1992

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Burgtheater Wien 1995

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Die Geisel. Rolle: die englische Geisel Leslie A. Williams. Regie: Alfred Kirchner
Chart­plat­zie­rungen
Erklärung der Daten
Singles[16]
Schieß den Ball ins Tor (mit Max Raabe, Palast Orchester & Peter Lohmeyer)
 DE3617.03.2006(9 Wo.)
  • Ostern – Biblische Texte und festliche Musik. Heino Ferch liest Texte aus dem Alten Testament und die Ostergeschichte. Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 2003, ISBN 3-438-01826-8.
  • Rilke-Projekt „Überfließende Himmel“. Heino Ferch liest die Gedichte Das Karussell und Schlaflied. Schönherz & Fleer, München 2005, ISBN 3-89830-695-X.
  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 2: C–F. John Paddy Carstairs – Peter Fitz. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 648.
Commons: Heino Ferch – Sammlung von Bildern und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Walter Joachim Ferch : Gedenken : Nordsee-Zeitung. Abgerufen am 29. Dezember 2021.
  2. Werner Huff: Waldshut-Tiengen: Schauspieler Heino Ferch war als Stargast bei den Waldshuter Filmnächsten. 23. Juli 2023, abgerufen am 4. Februar 2024.
  3. Heino Ferch bei filmportal.de , abgerufen am 8. November 2021.
  4. Heino Ferch im Munzinger-Archiv, abgerufen am 7. Oktober 2022 (Artikelanfang frei abrufbar)
  5. Peter Zander: Anja Kling und Heino Ferch: „Wir sind gut eingespielt“. In: morgenpost.de. 30. Dezember 2021, abgerufen am 30. Dezember 2021.
  6. dpa: Medien: Heino Ferch als Professor in "Liebe ist unberechenbar". In: Die Zeit. 13. Januar 2021, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 13. Januar 2021]).
  7. Das Erste / Endlich Freitag im Ersten: Tanja Wedhorn und Heino Ferch in der romantischen Komödie "Liebe ist unberechenbar". In: presseportal.de. 12. Januar 2021, abgerufen am 12. Januar 2021.
  8. Kieler Nachrichten: Nordholm-Krimireihe (ZDF) - Aktuelle Nachrichten und Kommentare - KN. In: kn-online.de. 24. Februar 2021, abgerufen am 24. Februar 2021.
  9. „Heino Ferch dreht im Grand Hotel“. Ostsee-Zeitung, abgerufen am 22. Januar 2023.
  10. Jochen Müller: Heino Ferch zum vierten Mal als Kommissar Ingo Thiel vor der Kamera. In: Blickpunkt:Film. 16. Dezember 2021, abgerufen am 16. Dezember 2021.
  11. Hier kommen Berlins schöne Töchter in Mode. Abgerufen am 29. Dezember 2021.
  12. Liste spielberechtigter Mitglieder des DPV, DPV
  13. brisant.de: Trennung: Schauspieler Heino Ferch und seine Ehefrau Marie-Jeanette Ferch trennen sich nach 19 Jahren Ehe | Brisant.de. Abgerufen am 9. September 2024.
  14. Julia Schaaf: Heino Ferch: Der Coolste auf dem Pausenhof. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 12. November 2021]).
  15. Elmar Krekeler: TV-Kritik: „Der Verlust“ – Beziehungsdrama mit Heino Ferch. In: DIE WELT. 5. Oktober 2015 (welt.de [abgerufen am 12. November 2021]).
  16. Chartquellen: DE