Acrosomata

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Die Einteilung der Lebewesen in Systematiken ist kontinuierlicher Gegenstand der Forschung. So existieren neben- und nacheinander verschiedene systematische Klassifikationen. Das hier behandelte Taxon ist durch neue Forschungen obsolet geworden oder ist aus anderen Gründen nicht Teil der in der deutschsprachigen Wikipedia dargestellten Systematik.

Die Acrosomata sind ein hypothetisches Taxon der phylogenetischen Systematik, welches die Rippenquallen (Ctenophora) mit den bilateralsymmetrischen Tieren (Bilateria) zusammenfasst. Damit stellen sie eine der Alternativen zu den Hohltieren (Coelenterata) der klassischen Systematik dar, in welcher die Rippenquallen mit den Nesseltieren (Cnidaria) zusammengefasst werden.

Die Monophylie der Acrosomata wird durch zwei zentrale morphologische Merkmale begründet. Das namensgebende Merkmal ist der Aufbau der Spermien, welche ein so genanntes Akrosom sowie eine darunterliegende subacrosomale Substanz (Perforatorium) besitzen. Dieser Aufbau der Spermien kann bei allen Tiergruppen der Bilateria sowie bei den Rippenquallen nachgewiesen werden. Die zweite Übereinstimmung liegt im Aufbau der Muskelzellen, die im Gegensatz zu den Nesseltieren nicht als Epithel ausgebildet sind und als eigenständige Myozyten angesehen werden können.[1]

Die Acrosomata-Hypothese gilt heute innerhalb der Wissenschaft eher als eine Außenseiterhypothese. Tatsächlich erscheint es heute aus verschiedenen Gründen nicht unplausibel, dass sich solche Merkmale mehrfach konvergent zueinander entwickelt haben können.[2] So wurden Acrosomen auch in Spermien von Schwämmen nachgewiesen, und es gibt gute Argumente dafür, dass sich die Muskelzellen der Rippenquallen konvergent zu denen der Bilateria entwickelt haben.[3] Da die tatsächliche Stellung der Rippenquallen im natürlichen System der vielzelligen Tiere, wie die gesamte Phylogenie der fünf basalen Gruppen Ctenophora, Porifera, Placozoa, Cnidaria, Bilateria aber, entgegen früheren optimistischen Annahmen, ungeklärt ist[4], ist sie auch noch nicht endgültig widerlegt. Als Alternativen werden vor allem zwei Hypothesen untersucht:

Für das klassische Taxon der Hohltiere oder Coelenterata, also ein Schwestergruppen-Verhältnis der Rippenquallen mit den Nesseltiere oder Cnidaria, wurden in jüngerer Zeit neue Argumente vorgebracht. Dazu zählt, neben phylogenomischen Ergebnissen[5]. zum Beispiel das Muster der Furchung in der frühen Embryonalentwicklung.[6]

Ctenophora als basalster Abzweig

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Die im Jahr 2008 aufgrund einer phylogenomischen Analyse aufgestellte Hypothese, die Rippenquallen könnten der basalste Abzweig der höheren Tiere sein, also die Schwestergruppe aller anderen Metazoa zusammengenommen[7] hat aufgrund der weitreichenden Folgerungen, die sie ermöglichen würde, innerhalb der Wissenschaft große Aufmerksamkeit gefunden. Allerdings wurden der grundlegenden Arbeit bald darauf methodische Mängel vorgeworfen. Aber sowohl weitere genetische Daten, wie auch Argumente zur Entwicklung des Nervensystems, stützen die Hypothese.[8]

Einzelnachweise

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  1. Peter Ax: Multicellular Animals: A new Approach to the Phylogenetic Order in Nature. Volume 1. Springer, Berlin/Heidelberg, 2012. ISBN 978-3-642-80114-3. Acrosomata auf Seite 104.
  2. Casey W. Dunn, Sally P. Leys, Steven H.D. Haddock (2015): The hidden biology of sponges and ctenophores. Trends in Ecology & Evolution 30 (5): 282-291. doi:10.1016/j.tree.2015.03.003
  3. Martin Dohrmann & Gert Wörheide (2013): Novel Scenarios of Early Animal Evolution—Is It Time to Rewrite Textbooks? Integrative and Comparative Biology 53 (3): 503–511. doi:10.1093/icb/ict008
  4. Bernd Schierwater, Peter W.H.Holland, David J.Miller, Peter F.Stadler, Brian M. Wiegmann, Gert Wörheide, Gregory A. Wray, Rob DeSalle (2016): Never Ending Analysis of a Century Old Evolutionary Debate: “Unringing” the Urmetazoon Bell. Frontiers in Ecology and Evolution 4 (5): 1-13. doi:10.3389/fevo.2016.00005
  5. H. Philippe, R. Derelle, P. Lopez, K. Pick, C. Borchiellini, N. Boury-Esnault, J. Vacelet, E. Renard, E. Houliston, E. Quéinnec, C. Da Silva, P. Wincker, H. Le Guyader, S. Leys, D. J. Jackson, F. Schreiber, D. Erpenbeck, G. Morgenstern, G. Wörheide, M. Manuel (2009): Phylogenomics Revives Traditional Views on Deep Animal Relationships. Current Biology 19 (8): 706–712. doi:10.1016/j.cub.2009.02.052
  6. Gerhard Scholtz (2004): Coelenterata versus Acrosomata – zur Position der Rippenquallen (Ctenophora) im phylogenetischen System der Metazoa. In S. Richter, S. & W. Sudhaus (Herausgeber): Kontroversen in der Phylogenetischen Systematik. Sitzungsberichte der Gesellschaft Naturforschender Freunde zu Berlin (N.F.) 43: 15-33.
  7. C. W. Dunn, A. Hejnol, D. Q. Matus, K. Pang, W. E. Browne, S. A. Smith, E. Seaver, G. W. Rouse, M. Obst, G. D. Edgecombe, M. V. Sørensen, S. H. D. Haddock, A. Schmidt-Rhaesa, A. Okusu, R. Møbjerg Kristensen, W. C. Wheeler, M. Q. Martindale, G. Giribet (2008): Broad phylogenomic sampling improves resolution of the animal tree of life. Nature. 452: 745-749.
  8. Leonid L. Moroz, Kevin M. Kocot, Mathew R. Citarella, Sohn Dosung, Tigran P. Norekian, Inna S. Povolotskaya, Anastasia P. Grigorenko, Christopher Dailey, Eugene Berezikov, Katherine M. Buckley, Andrey Ptytsyn, Denis Reshetov, Krishanu Mukherjee, Tatiana P. Moroz, Yelena Bobkova, Fahong Yu, Vladimir V. Kapitonov, Jerzy Jurka, Yuri Bobkov, Joshua J. Swore, David O. Girardo, Alexander Fodor, Fedor Gusev, Rachel Sanford, Rebecca Bruders, Ellen Kittler, Claudia E. Mills, Jonathan P. Rast, Romain Derelle, Victor V. Solovyev, Fyodor A. Kondrashov, Billie J. Swalla, Jonathan V. Sweedler, Evgeny I. Rogaev, Kenneth M. Halanych, Andrea B. Kohn (2014): The Ctenophore Genome and the Evolutionary Origins of Neural Systems. Nature 510 (7503): 109–114. doi:10.1038/nature13400