Überprüft

Akkordeonorchester

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Akkordeonorchester sind Orchester, die hauptsächlich mit Akkordeons besetzt sind. Akkordeonorchester sind in der Regel Laienorchester und international verbreitet.[1]

In einem Akkordeonorchester wird nur die rechte Diskantseite des Instrumentes benutzt, die linke Bassseite wird in der Regel nicht benötigt. Die Bassstimmen werden meist von einem elektronischen Akkordeon oder einem Bassakkordeon gespielt. Die Auswahl verschiedener Register dient dazu, verschiedene Klangfarben zu erzeugen, die dem Charakter des Stückes entsprechen. Die in Erwachsenenorchestern gebräuchlichen großen 120-bässigen Instrumente verfügen auf der Diskantseite üblicherweise über mindestens elf verschiedene Register.

Beispielhafte Sitzordnung eines Akkordeonorchesters

Das orchestrale Akkordeonspiel unterteilt sich in drei Arten, die sich nicht streng voneinander abgrenzen lassen. Dazu gehören das große Akkordeonorchester, das Akkordeon-Ensemble (je Stimme höchstens zwei Spieler) sowie Akkordeon-Spielgruppen. Ab 13 Akkordeonspielern spricht man von einem Akkordeonorchester. Es gibt Schüler-, Jugend- und Erwachsenen- sowie seit einiger Zeit auch Seniorenorchester. Viele Akkordeonorchester bestehen aus 20 bis 35 Spielern; es gibt jedoch auch Abweichungen.

Die Spieler eines Akkordeonorchesters teilen sich in verschiedene Stimmen auf: Die erste Stimme spielt meistens die höchste Lage und häufig Läufe. Die zweite Stimme ist von der Lage her etwas tiefer als die erste Stimme. Auch in der zweiten Stimme kommen regelmäßig Läufe vor; jedoch nicht so oft wie in der ersten Stimme. Die dritte Stimme ist von der Lage her wesentlich tiefer als die zweite Stimme. Sie hat relativ wenig Läufe und bildet oft den Kontrapunkt, also eine eigenständige Gegenmelodie. Die vierte Stimme ist die Rhythmusstimme. Sie ist, zusammen mit Bass und Schlagzeug, für die Begleitung zuständig. Läufe kommen kaum vor, dafür jedoch sehr häufig mehrstimmige Akkorde. Der Bass ist ein (oft elektronisches) Akkordeon, das tiefe Töne erzeugt und nur auf der rechten Diskantseite über Tasten und keine Knöpfe auf der linken Bassseite verfügt. Zusammen mit der vierten Stimme und dem Schlagzeug bildet er die Rhythmusgrundlage des Orchesters.

In einigen Akkordeonorchestern wird der Bass durch Keyboards oder Kontrabass ersetzt oder ergänzt. Das Schlagzeug ist zusammen mit Bass und vierter Stimme für den Rhythmus im Orchester zuständig. In vielen Akkordeonorchestern gibt es ein Elektronium bzw. mehrere Elektronien, das heißt, ein elektronisches Akkordeon, das nur auf der rechten Diskantseite über Tasten und keine Knöpfe auf der linken Bassseite verfügt, hohe Töne erzeugt und die Klangfarben verschiedener Instrumente, z. B. von Blasinstrumenten wie Trompete, Posaune oder Horn, nachahmt. In einigen Akkordeonorchestern wird das Elektronium durch Keyboards ersetzt. Abhängig von der Bearbeitung eines Stückes kann es zusätzliche Stimmen geben, z. B. eine fünfte Stimme oder eine Klavier- oder Keyboardstimme.

Akkordeonorchester spielen sowohl Originalliteratur, die speziell für Akkordeonorchester komponiert wird (im Allgemeinen konzertante Stücke), als auch Bearbeitungen, bei denen bereits existierende Stücke für Akkordeonorchester arrangiert werden. Akkordeonorchester führen Musik vieler verschiedener Stilrichtungen auf.

Beliebte Bearbeitungen sind beispielsweise die Suite Nr. 2 aus L’Arlésienne von George Bizet und die Komödiantensuite von Dimitri Kabalewski. Stücke von Johann Strauss, Johannes Brahms, Gioachino Rossini und Georg Friedrich Händel sind ebenso Teil des Repertoires vieler Orchester wie Werke von Astor Piazzolla, Abba oder Udo Jürgens, Ouvertüren aus Opern, Melodien aus Operetten und Musicals sowie Filmmelodien.

Bekannte Komponisten für Akkordeonorchester

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auswahl Akkordeonorchester in Deutschland

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das erste Akkordeonorchester in Deutschland war das 1927 auf Initiative des Akkordeonherstellers Hohner unter Leitung von Hermann Schittenhelm gegründete Hohner Akkordeonorchester.[2]

In Deutschland gab es im Jahr 2006 ca. 1900 Akkordeonorchester.[3] Dazu gehören auf Landesebene zahlreiche Auswahl- sowie ein Bundesakkordeonorchester. Üblicherweise finden mehrmals jährlich zwei- bis dreitägige Probenphasen statt. Es werden Konzerte im In- und Ausland gegeben.

Viele Akkordeonorchester gehören dem Deutschen Harmonika Verband e. V. (DHV e. V.) an. Der DHV ist Mitglied im Deutschen Musikrat (DMR). Der DHV ist der zweitgrößte instrumentale Laienverband in Deutschland und richtet regelmäßig Wettbewerbe auf Bezirks-, Landes- und Bundesebene aus. Der DMR veranstaltet alle vier Jahre einen Orchesterwettbewerb (DOW), an dem viele Akkordeonorchester teilnehmen.

Zu den Akkordeonorchestern in Deutschland gehören:

  • Bundesakkordeonorchester
  • Akkordeonlandesjugendorchester Baden-Württemberg
  • Landesjugendakkordeonorchester Bayern
  • Landesakkordeonorchester Berlin
  • Landesjugendakkordeonorchester Brandenburg
  • Sinfonisches Akkordeonorchester Hessen
  • A-Train Landes-Akkordeon-Bigband Hessen
  • ACOLLAGE Niedersachsen
  • Landesjugendakkordeonorchester NRW
  • Landesakkordeonorchester Rheinland-Pfalz
  • Landesjugendakkordeonorchester Rheinland-Pfalz
  • Landesorchester Saarland
  • Landesakkordeonensemble Sachsen-Anhalt
  • Landesakkordeonorchester Thüringen

Akkordeonorchester in den USA

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den 1940er Jahren wurden auch in mehreren großen Städten der Vereinigten Staaten von Amerika Akkordeonorchester gegründet. Dazu gehörten: „The New York Accordion Symphony“ in New York City; „The Springfield Accordion Orchestra“ in Massachusetts; „The Houston Accordion Symphony“ in Houston, Texas und „The Philadelphia Accordion Orchestra“ in Philadelphia, Pennsylvania.[4]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Paul Schwenke: Zentralblatt für Bibliothekswesen. VEB Bibliographisches Institut, 1957 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Orchestergeschichte auf der Website des Hohner Akkordeonorchesters 1927 Trossingen e. V.
  3. Harmonika International – Sonderausgabe Dokumentation 2/2006. Deutscher Harmonika-Verband e. V. (Hrsg.), S. 80; dhv-ev.de
  4. Marion Jacobson: Squeeze This! A Cultural History of the Accordion in America. University of Illinois Press 2012, ISBN 978-0-252-09385-2, S. 78–80 (englisch)