Alpha privativum
Als Alpha privativum (lateinisch, „beraubendes Alpha“; griechisch α στερητικόν) bezeichnet man in der Wortbildungslehre der griechischen Sprache das Präfix ἀ- a-, welches die Abwesenheit, Umkehrung oder Wirkungslosigkeit des Bezeichneten ausdrückt oder das zugrundeliegende Wort verneint (dann als „Negationspräfix“ auch alpha negativum genannt). Im Deutschen übernehmen diese Funktion oft das Präfix „un-“ bzw. die Suffixe „-los“ oder „-leer“, auch die Wörter „nicht“ oder „ohne“. Beginnt das Wort mit einem Vokal, lautet das Präfix meist ἀν- an-. Im Deutschen erscheint das Alpha privativum in Lehnwörtern wie Apathie oder anomal sowie in Neubildungen wie asozial. Funktional und lautgeschichtlich ist es identisch mit lateinisch in- (z. B. inaktiv), deutsch un- (z. B. untätig) und Sanskrit अ- a- bzw. अन्- an-, die alle auf ein gleichbedeutendes indogermanisches Präfix *n̥- zurückgeführt werden.
Beispiele
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]griechisch | wörtlich | Bedeutung | deutsches Wort | |
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ἀν-αλγεινός | an-algeinós | nicht schmerzhaft | schmerzlos | Analgetikum |
ἀ-λεθής | a-lethés | nicht verborgen | wahr | Aletheia (Unverborgenheit) |
ἀ-μορφή | a-morphe | ohne Gestalt | ohne Atomordnung | amorph |
ἀν-όρεξις | an-orexis | ohne Verlangen | Appetitlosigkeit | Anorexie |
ἀ-πορία | a-poría | ohne Rat | Ratlosigkeit | Aporie |
ἄ-σφαλτος | a-sphaltos | nicht stürzend | fest | Asphalt |
ἄ-συλος | a-sylos | nicht beraubt | sicher | Asyl |
ἄ-θεος (dazu: ἀ-θεϊστής) |
a-theos (dazu: a-theïstés) |
ohne Gott | gottlos | atheistisch (Atheist) |
ἀ-τοπία | a-topía | ohne Ort | Ortlosigkeit | Atopie |