Ammoniumthiocyanat

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Strukturformel
Ammoniumion   Thiocyanation
Allgemeines
Name Ammoniumthiocyanat
Andere Namen
  • Ammoniumrhodanid
  • AMMONIUM THIOCYANATE (INCI)[1]
Summenformel NH4SCN
Kurzbeschreibung

farblose, hygroskopische, monokline Tafeln oder Blättchen; Durch Lagerung an der Luft können verschiedene Färbungen auftreten[2]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 1762-95-4
EG-Nummer 217-175-6
ECHA-InfoCard 100.015.614
PubChem 15666
Wikidata Q415464
Eigenschaften
Molare Masse 76,12 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Dichte

1,3 g·cm−3 (20 °C)[3]

Schmelzpunkt

149 °C[3]

Siedepunkt

Zersetzung: 170 °C[3]

Dampfdruck

< 1 hPa (20 °C)[3]

Löslichkeit
  • sehr leicht in Wasser (1600 g·l−1 bei 20 °C),[3]
  • löslich in Ethanol[4]
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[5]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Gefahr

H- und P-Sätze H: 302+312+332​‐​318​‐​412
EUH: 032
P: 273​‐​280​‐​301+312​‐​302+352+312​‐​304+340+312​‐​305+351+338[5]
Toxikologische Daten

500 mg·kg−1 (LD50Ratteoral)[3]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Ammoniumthiocyanat (veraltet: Ammoniumrhodanid) ist das Ammoniumsalz der Thiocyanwasserstoffsäure (veraltet: Rhodanwasserstoffsäure, HSCN) mit der Formel NH4SCN.

Ammoniumthiocyanat bildet farb- und geruchlose, hygroskopische, in Wasser und Ethanol leicht lösliche Kristalle mit einer Dichte von 1,3 g/cm3.

Ammoniumthiocyanat kann aus Schwefelkohlenstoff und Ammoniak unter Druck und erhöhter Temperatur hergestellt werden:

Verwendet wird es als Stabilisator für fotografische Entwickler, als Vulkanisationsbeschleuniger, als Beschleuniger für Mörtel und Beton und in Herbiziden.

In der analytischen Chemie dient es als Nachweisreagenz von Eisen(III)-Ionen. Die sehr intensive rote Farbe in wässriger Lösung ist auf das Vorhandensein von undissoziiertem [Fe(SCN)3(H2O)3] neben den Ionen [Fe(SCN)2(H2O)4]+ und [Fe(SCN)(H2O)5]2+ zurückzuführen.

Es lagert sich ab einer Temperatur von 70 °C teilweise in Thioharnstoff um, analog zur Wöhlerschen Harnstoffsynthese aus Ammoniumcyanat. Durch Einengen einer wässrigen Lösung lässt sich Thioharnstoff gewinnen.

Gleichgewicht Ammoniumthiocyanat Thioharnstoff
Gleichgewicht Ammoniumthiocyanat Thioharnstoff

Sicherheitshinweise

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Ammoniumthiocyanat wurde 2013 von der EU gemäß der Verordnung (EG) Nr. 1907/2006 (REACH) im Rahmen der Stoffbewertung in den fortlaufenden Aktionsplan der Gemeinschaft (CoRAP) aufgenommen. Hierbei werden die Auswirkungen des Stoffs auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt neu bewertet und ggf. Folgemaßnahmen eingeleitet. Ursächlich für die Aufnahme von Ammoniumthiocyanat waren Besorgnisse bezüglich hoher (aggregierter) Tonnage, hohem Risikoverhältnis (Risk Characterisation Ratio, RCR) und weit verbreiteter Verwendung sowie der Gefahren ausgehend von einer möglichen Zuordnung zur Gruppe der CMR-Stoffe sowie als potenzieller endokriner Disruptor. Die Neubewertung führte Tschechien ab 2015 durch. Der Abschlussbericht ergab keine Notwendigkeit für EU-weite regulatorische Maßnahmen.[6][7]

Einzelnachweise

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  1. Eintrag zu AMMONIUM THIOCYANATE in der CosIng-Datenbank der EU-Kommission, abgerufen am 1. November 2021.
  2. Eintrag zu Ammoniumthiocyanat. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 2. Mai 2014.
  3. a b c d e f Datenblatt Ammoniumthiocyanat bei Merck, abgerufen am 19. Januar 2011.
  4. Europäisches Arzneibuch 10.0. Deutscher Apotheker Verlag, 2020, ISBN 978-3-7692-7515-5, S. 704.
  5. a b Eintrag zu Ammoniumthiocyanat in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 20. Januar 2022. (JavaScript erforderlich)
  6. Europäische Chemikalienagentur (ECHA): Substance Evaluation Conclusion and Evaluation Report.
  7. Community Rolling Action Plan (CoRAP) der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA): Ammonium thiocyanate, abgerufen am 26. März 2019.