Dzhalindit
Dzhalindit | |
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Hellbraune Kristallaggregate des Dzhalindit | |
Allgemeines und Klassifikation | |
IMA-Nummer |
1967 s.p.[1] |
IMA-Symbol |
Dz[2] |
Andere Namen | |
Chemische Formel | In(OH3)[5] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Oxide und Hydroxide |
System-Nummer nach Strunz (8. Aufl.) Lapis-Systematik (nach Strunz und Weiß) Strunz (9. Aufl.) Dana |
IV/F.15 IV/F.15-020 4.FC.05 06.03.05.01 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | kubisch |
Kristallklasse; Symbol | disdodekaedrisch; 2/m3 |
Raumgruppe | Im3 (Nr. 204)[5] |
Gitterparameter | a = 7,95 Å[5] |
Formeleinheiten | Z = 8[5] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 4 bis 4,5[6] |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 4,38 (synthetisch); berechnet: 4,344[7] |
Spaltbarkeit | nicht definiert |
Farbe | Gelbbraun[8] |
Strichfarbe | Gelblichweiß[8] |
Transparenz | durchscheinend |
Glanz | nicht definiert |
Kristalloptik | |
Brechungsindex | n = 1,725(2)[7] |
Weitere Eigenschaften | |
Chemisches Verhalten | löslich in Salzsäure und Schwefelsäure |
Dzhalindit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Oxide und Hydroxide. Es kristallisiert im kubischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung In(OH3)[5] und ist damit chemisch gesehen Indium(III)-hydroxid.
Dzhalindit ist durchscheinend und findet sich meist in Form massiger Mineral-Aggregate[7] von gelbbrauner Farbe oder bildet Pseudomorphosen nach Indit[3].
Etymologie und Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dzhalindit wurde erstmals in Zinn-Lagerstätte „Dzhalinda“ im Maly-Chingan-Gebirge in der russischen Region Chabarowsk entdeckt und 1963 beschrieben durch Alexander Dmitrijewitsch Genkin (1919–2010) und I. V. Muravéva, die das Mineral nach seiner Typlokalität benannten.
Typmaterial des Minerals wird im Bergbau-Museum der Staatlichen Bergbau-Universität Sankt Petersburg (Katalog-Nr. 106a/1) und im Mineralogischen Museum der Russischen Akademie der Wissenschaften in Moskau (Katalog-Nr. 65279) aufbewahrt.[7]
Klassifikation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Dzhalindit zur Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort zur Abteilung der „Hydroxide und oxidischen Hydrate (wasserhaltige Oxide mit Schichtstruktur)“, wo er zusammen mit Bernalit und Söhngeit die unbenannte Gruppe IV/F.15 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Dzhalindit dagegen in die Abteilung der „Hydroxide (ohne V oder U)“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit von Hydroxidionen und Kristallwasser sowie der Kristallstruktur, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung und seinem Aufbau in der Unterabteilung „Hydroxide mit OH, ohne H2O; eckenverknüpfte Oktaeder“ zu finden ist, wo es ebenfalls zusammen mit Bernalit und Söhngeit die jetzt benannte „Söhngeitgruppe“ mit der System-Nr. 4.FC.05 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Dzhalindit in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort in die Abteilung der „Hydroxide und hydroxyhaltige Oxide“ ein. Hier ist er in der unbenannten Gruppe 06.03.05 innerhalb der Unterabteilung „Hydroxide und hydroxyhaltige Oxide mit (OH)3- oder (OH)6-Gruppen“ zu finden.
Chemismus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Mineral kann je nach Fundort Spuren von anderen Metallen außer Indium beinhalten, unter anderen Eisen, Zinn oder geringe Mengen Kupfer. Reines Indium(III)-hydroxid enthält 69,23 % Indium.[6]
Kristallstruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dzhalindit kristallisiert isotyp mit Söhngeit[9] im kubischen Kristallsystem in der Raumgruppe Im3 (Raumgruppen-Nr. 204) mit dem Gitterparameter a = 7,95 Å sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[5]
Eigenschaften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dzhalindit ist gut löslich in Salzsäure (HCl) und Schwefelsäure (H2SO4), jedoch nicht in Salpetersäure (HNO3), Eisen(III)-chlorid (FeCl3), Kaliumhydroxid (KOH) und Kaliumcyanid (KCN).[10]
Bildung und Fundorte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dzhalindit bildet sich als Sekundärmineral durch Umwandlung aus Indit in der Oxidationszone von Kassiterit-Lagerstätten.[3][10] Als Begleitminerale können neben Indit und Kassiterit unter anderem noch Arsenopyrit, Calcit, Chalkopyrit, Digenit, Galenit, Quarz, Roquesit, Skorodit, Sphalerit und Stannit auftreten.
Als seltene Mineralbildung konnte Dzhalindit nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher (Stand 2015) etwas mehr als 10 Fundorte bekannt sind.[11] Neben seiner Typlokalität, der Zinn-Lagerstätte „Dzhalinda“ in der Region Chabarowsk, trat das Mineral in Russland noch in der Zinn-Lagerstätte „Verkhnee“ im Bergbaugebiet Kawalerowo in der Region Primorje im Föderationskreis Ferner Osten sowie in der goldführenden Wolfram-Molybdän-Lagerstätt „Bugdainskoe“ (Bugdaya) in der Region Transbaikalien im Föderationskreis Sibirien zutage.
In Deutschland konnte Dzhalindit bisher nur bei Zinnwald-Georgenfeld (Erzgebirge) im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge gefunden werden.
Weitere bekannte Fundorte sind die San-Roque-Lagerstätte in der argentinischen Provinz Río Negro, die Mangabeira-Lagerstätte nahe der Gemeinde Monte Alegre de Goiás in Brasilien, Damxung im Autonomen Gebiet Tibet und Gejiu im Autonomen Bezirk Honghe der Hani und Yi in China, das Bergwerk „Jean Baptiste“ bei Agios Konstantinos (Gemeinde Lavrio) in der griechischen Region Attika, die Kawazu-Mine bei Rendaiji in der Präfektur Shizuoka auf der japanischen Insel Honshū, Cínovec (deutsch Zinnwald) im Okres Teplice in Tschechien, die Grube „War Eagle“ in der Nopah Range im Inyo County von Kalifornien und die Flambeau-Mine bei Ladysmith im Rusk County von Wisconsin in den USA sowie in dem zum Tschatkalgebirge gehörenden Arashan-Massiv (Provinz Taschkent) in Usbekistan.[11]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- A. D. Genkin, I. V. Muravéva: Indite and dzhalindite, new indium minerals. In: Zapiski Vserossiyskogo Mineralogicheskogo Obshchestva. Band 92, 1963, S. 445–457 (russisch)
- Michael Fleischer: New Mineral Names. In: The American Mineralogist. Band 49, März–April 1964, S. 439–448 (PDF 666kB; Dzhalindit ab S. 439)
- J. K. Sutherland: A second occurrence of dzhalindite. In: The Canadian Mineralogist. Band 10, 1971, S. 781–786 (PDF)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Mineralienatlas:Dzhalindit (Wiki)
- American-Mineralogist-Crystal-Structure-Database - Dzhalindite (englisch)
- Webmineral – Dzhalindite (englisch)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
- ↑ Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
- ↑ a b c Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 427.
- ↑ Carl Hintze: Neue Mineralien und neue Mineralnamen (mit Nachträgen, Richtigstellungen und Ergänzungen). Ergänzungsband 3, De Gruyter, Berlin [u. a.] 1968, S. 91 (abgerufen über De Gruyter Online)
- ↑ a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 232.
- ↑ a b Webmineral – Dzhalindite (englisch)
- ↑ a b c d Dzhalindite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 66,9 kB)
- ↑ a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. 5. vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2008, ISBN 978-3-921656-70-9.
- ↑ Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 556 (Erstausgabe: 1891).
- ↑ a b Michael Fleischer: New Mineral Names. In: The American Mineralogist. Band 49, März–April 1964 (PDF 666kB; Dzhalindit ab S. 1)
- ↑ a b Mindat - Fundorte für Dzhalindit