Großer Preis von Italien 1925

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Das Autodromo di Milano in seiner befahrenen Version.
1925 feierte Alfa Romeo mit dem P2 einen Doppelsieg. Diesmal gewann Gastone Brilli-Peri vor seinem Landsmann Giuseppe Campari

Der V. Große Preis von Italien fand am 6. September 1925 auf dem Autodromo di Milano in Monza statt.

Das Rennen war der letzte und entscheidende Lauf zur ersten Automobilweltmeisterschaft für Automobilhersteller, die Teilnahme war für die Wertung obligatorisch. Das Rennen wurde nach den Regeln der Internationalen Rennformel für zweisitzige Rennwagen bis 2 Liter Hubraum mit einem Mindestgewicht von 650 kg und einer Mindestbreite der Karosserie von 80 cm durchgeführt. Als Mindestdistanz waren 800 km vorgegeben, die gefahrene Zahl von 80 Runden à 10 km genau erreicht wurde. Gleichzeitig gab es in dem Rennen auch eine eigene Wertung für Wagen der Voiturette-Klasse mit maximal 1,5 Liter Hubraum.

Sieger wurde Gastone Brilli-Peri auf einem Alfa Romeo P2.

Vor dem letzten Weltmeisterschaftslauf lagen die Marken Alfa Romeo und Delage mit je einem Sieg (Belgien bzw. Frankreich) bei je einem Ausfall in der Wertung punktgleich an der Spitze, gefolgt von Indianapolis-Sieger Duesenberg mit einem Punkt Rückstand. Dennoch gab Delage – unter dem Vorwand eines zu eng angesetzten Rennkalenders – einem sicher erscheinenden Erfolg beim zwei Wochen später angesetzten Rennen in San Sebastián den Vorzug über einer möglichen Niederlage gegen Alfa Romeo und verzichtete in Monza auf die Teilnahme. Auch Sunbeam verzichtete auf den Start, während Bugatti lediglich mit Rennwagen der kleineren Voiturette-Kategorie antrat. Damit war der Titelgewinn für Alfa Romeo allenfalls noch durch Duesenberg zu verhindern, die nach anfänglichem Desinteresse und einigen nachfolgenden Verbandsquerelen die Reise über den Atlantik schließlich doch noch mit zwei Wagen und großem Gefolge angetreten hatten. Für den Titelgewinn hätte das US-amerikanische Team allerdings ein Doppelsieg oder ein Totalausfall der Alfa Romeos benötigt, bei einem einfachen Erfolg wäre ein binnen 48 Stunden auszutragendes Entscheidungsrennen vonnöten gewesen. Schließlich musste an den beiden schlanken Renneinsitzer im Cockpit-Bereich auch noch eine Verbreiterung vorgenommen werden, damit sie wenigstens „optisch“ einigermaßen dem Grand-Prix-Reglement entsprachen.

Nach dem Tod von Antonio Ascari beim vorangegangenen französischen Grand Prix trat Alfa Romeo zum Training mit der Fahrerbesetzung Giuseppe Campari, Gastone Brilli-Peri und dem Nachwuchsfahrer und späteren Superstar Tazio Nuvolari an, der jedoch nach einem Trainingsunfall mit Verletzungsfolgen durch den Führenden der US-amerikanischen Meisterschaft, Peter DePaolo, ersetzt wurde. Dieser wiederum war ursprünglich eigentlich als Fahrer eines dritten Duesenberg vorgesehen gewesen, so blieben dem amerikanischen Team zwei Startplätze für den zweimaligen Indianapolis-Sieger Tommy Milton und den relativ unbekannten Peter Kreis. Daneben traten in der Grand-Prix-Klasse noch erstmals die beiden neuen, von den Brüdern Maserati konstruierten Diatto-Grand-Prix-Wagen mit Emilio Materassi und Alfieri Maserati im Cockpit und der von seinem Erbauer Albert Guyot selbst gesteuerten Guyot Speciale – einem älteren Rolland-Pilain-Chassis mit aufgeladenem Sechszylinder-Schiebermotor nach den Patenten von Burt-McCollum an. Der Rest des insgesamt 16 Wagen starke Teilnehmerfelds bestand aus acht sogenannten Voiturettes – Rennwagen von nur 1,5 Litern Hubraum – im Wesentlichen das komplette Bugatti-Werksteam mit Bartolomeo Costantini, Jules Goux, Giulio Foresti, sowie Pierre und Ferdinand de Vizcaya auf ihren neuen Bugatti Type 39, bei denen es sich um verkleinerte Ausgaben des bewährten Type-35-Reihenachtzylinders handelte.

Nach dem Start, für den die Aufstellung wie üblich ausgelost worden war, übernahm Peter Kreis mit seinem überraschend starken Duesenberg zunächst die Führung, kam dann aber in der dritten Runde von der Strecke ab. Hierdurch kam das Alfa-Trio mit Campari, Brilli-Peri und dePaolo in Front vor dem viertplatzierten Milton auf dem zweiten Duesenberg, der in der zehnten Runde sogar an dem vor ihm liegenden Alfa Romeo vorbeiziehen konnte. Auf Rang 5 folgte mit Goux auf dem Achtzylinder-Bugatti dann der Bestplatzierte der Voiturette-Klasse. Im Anschluss blieb das Klassement bis zu etwa drei Vierteln der Renndistanz weitgehend unverändert, bis dann in den Runden 33 und 34 die beiden führenden Alfa Romeos zum Nachtanken an die Box kommen mussten. Hierdurch kam Milton vorübergehend nach vorn, während Camparis Wagen aufgrund von Zündungsproblemen lange an der Box stand und dann mit Ersatzfahrer Giovanni Minozzi am Steuer das Rennen erst mit deutlichem Rückstand erst wieder aufnehmen konnte. Mittlerweile hatte auch Milton tanken müssen, so dass die Reihenfolge nun Brilli-Peri vor DePaolo und Milton lautete. Im Folgenden entwickelte sich eine Art Ausscheidungsrennen, in dem nacheinander Milton, mit einem zwanzigminütigen Reparaturstopp wegen einer gebrochenen Ölleitung, und DePaolos Alfa Romeo mit gebrochenem Auspuff ihre Plätze verloren, so dass am Ende Minozzi wieder auf den zweiten Platz vorrückte. Nur Brilli-Peri konnte ohne Probleme durchfahren und siegte am Ende mit knapp 19 Minuten Abstand auf seinen Teamkollegen und sogar einer halben Stunde Vorsprung auf den Drittplatzierten – und gleichzeitigen Sieger der Voiturette-Wertung – Costantini auf Bugatti.

Mit diesem Sieg errang Alfa Romeo nach dem Erfolg in Belgien auch die erste Weltmeisterschaft (damals noch für Marken) in der Automobilgeschichte. Zur Erinnerung daran wurde das Firmenemblem bis in die 1980er Jahre von einem Lorbeerkranz umringt.

Team Nr. Klasse a Fahrer Info Chassis Motor Reifen
Italien 1861 SA Autocostruzioni Diatto 01 GP Italien 1861 Emilio Materassi Diatto GP 8C Bugatti 2.0l I8 Kompressor P
06 GP Italien 1861 Alfieri Maserati EXC b
GP Italien 1861 Giorgio Rubbietti RES
Vereinigte Staaten 48 Duesenberg Brothers 02 GP Vereinigte Staaten 48 Peter DePaolo DNA c Duesenberg 122 Duesenberg 2.0L I8 Kompressor F
07 GP Vereinigte Staaten 48 Tommy Milton
11 GP Vereinigte Staaten 48 Peter Kreis
Dritte Französische Republik Automobiles Delage 03 GP Dritte Französische Republik Albert Divo DNA d Delage 2 LCV Delage 2.0L V12 Kompressor
08 GP Dritte Französische Republik Robert Benoist DNA d
12 GP Dritte Französische Republik René Thomas DNA d
15 GP Dritte Französische Republik Paul Torchy DNA d
Dritte Französische Republik Établissements Albert Guyot et Cie 04 GP Dritte Französische Republik Albert Guyot Rolland-Pilain Guyot Spéciale GS25 Guyot/Burt-McCollum 2.0L I6 M
09 GP Italien 1861 Giulio Foresti DNA e
13 GP kein Fahrer benannt DNA
Italien 1861 SA Ital. Ing. Nicola Romeo 05 GP Italien 1861 Giuseppe Campari f Alfa Romeo P2 Alfa Romeo 2.0L I8 Kompressor P
10 GP Italien 1861 Tazio Nuvolari DNS g
10 GP Vereinigte Staaten 48 Peter DePaolo h
14 GP Italien 1861 Gastone Brilli-Peri
16 GP Italien 1861 Giovanni Minozzi DNA i
GP Italien 1861 Carlo Sozzi RES
GP Italien 1861 Angelo Bruno RES
GP Italien 1861 Attilio Marinoni RES
Italien 1861 Chiribiri & Co 17 V Italien 1861 Ettore Santoleri Chiribiri 12/16 GP „Monza“ Chiribiri 1.5L I4
20 V Italien 1861 Luigi Platé
Vereinigtes Konigreich Ernest Eldridge 18 V Vereinigtes Konigreich Ernest Eldridge Eldridge Special Anzani 1.5L I4 Kompressor
Dritte Französische Republik Usines Bugatti 19 V Italien 1861 Meo Costantini Bugatti T39 Bugatti 1.5L I8 M
22 V Dritte Französische Republik Jules Goux
21 V Spanien 1875 Pierre de Vizcaya
23 V Spanien 1875 Ferdinand de Vizcaya
24 V Italien 1861 Carlo Masetti DNS j
24 V Italien 1861 Giulio Foresti
V Italien 1861 Aymo Maggi RES
V Italien 1861 Filippo Tassara RES
a 
GP – Grand-Prix-Klasse (Rennwagen nach der Formule Internationale bis 2 Liter Hubraum); V – Voiturette-Klasse (Rennwagen bis 1,5 Liter Hubraum)
b 
Fahrer von der CSI gesperrt.
c 
DePaolo trat stattdessen für Alfa Romeo an.
d 
Das Team bereitete sich stattdessen auf den Einsatz beim Gran Premio de San Sebastián vor.
e 
Kein einsatzfähiges Auto verfügbar.
f 
Während des Rennens von Minozzi und Sozzi vorübergehend am Steuer abgelöst.
g 
Nuvolari war als dritter Fahrer des Teams eingeladen worden, wurde nach einem Trainingsunfall dann aber durch DePaolo ersetzt.
h 
Während des Rennens von Marinoni vorübergehend am Steuer abgelöst.
i 
Minozzi wurde vom Team stattdessen als Reservefahrer eingesetzt.
j 
Masetti wurde wegen einer Beinverletzung durch Foresti ersetzt.

Startaufstellung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Startpositionen wurden in der Reihenfolge der Startnummern vergeben.

Spanien 1875 P. de Vizcaya Dritte Französische Republik Guyot Italien 1861 Campari
Vereinigte Staaten 48 Milton Vereinigte Staaten 48 DePaolo Vereinigte Staaten 48 Kreis
Italien 1861 Brilli-Peri Italien 1861 Santoleri Vereinigtes Konigreich Eldridge
Italien 1861 Costantini Italien 1861 Platé Spanien 1875 P. de Vizcaya
Dritte Französische Republik Goux Spanien 1875 F. de Vizcaya Italien 1861 Foresti
Pos. V a Fahrer Konstrukteur Runden Stopps Zeit Start Schnellste Runde Ausfallgrund
01 Italien 1861 Gastone Brilli-Peri Italien 1861 Alfa Romeo 80 5:14:33,3 h 7
02 Italien 1861 Giuseppe Campari
Italien 1861 Giovanni Minozzi
Italien 1861 Alfa Romeo 80 + 18:56,9 min 3
03 0(1) Italien 1861 Meo Costantini Dritte Französische Republik Bugatti 80 + 30:07,3 min 10
04 Vereinigte Staaten 48 Tommy Milton Vereinigte Staaten 48 Duesenberg 80 + 32:07,2 min 4
05 Vereinigte Staaten 48 Peter DePaolo Vereinigte Staaten 48 Duesenberg 80 + 33:37,0 min 5
06 0(2) Spanien 1875 Ferdinand de Vizcaya Dritte Französische Republik Bugatti 80 + 36:16,1 min 14
07 0(3) Italien 1861 Giulio Foresti Dritte Französische Republik Bugatti 80 + 40:45,2 min 15
08 0(4) Spanien 1875 Pierre de Vizcaya Dritte Französische Republik Bugatti 80 + 47:03,8 min 12
Dritte Französische Republik Jules Goux Dritte Französische Republik Bugatti 64 DNF 13 Leck im Kraftstofftank
Italien 1861 Ettore Santoleri Italien 1861 Chiribiri 38 DNF 8 Unfall
Italien 1861 Emilio Materassi Italien 1861 Diatto 19 DNF 1 Mechanik
Italien 1861 Luigi Platé Italien 1861 Chiribiri 13 DNF 11 Mechanik
Dritte Französische Republik Albert Guyot Dritte Französische Republik Guyot 8 DNF 2 Mechanik
Vereinigte Staaten 48 Peter Kreis Vereinigte Staaten 48 Duesenberg 3 DNF 6 3:36,7 min Unfall
Vereinigtes Konigreich Ernest Eldridge Vereinigtes Konigreich Eldrige 2 DNF 9 Zündungsschaden
a 
Endklassement im Gran Premio delle Veturette.
  • Adriano Cimarosti: Autorennen – Die Grossen Preise der Welt – Wagen, Strecken und Piloten von 1894 bis heute, Hallwag Verlag, Bern, 1986, ISBN 3-444-10326-3
  • Paul Sheldon: A Record of Grand Prix and Voiturette Racing, Vol. 1 – 13, St. Leonards Press, Bradford, 1987–2002
Commons: Großer Preis von Italien 1925 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • V Gran Premio d'Italia. www.teamdan.com, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. Februar 2019; abgerufen am 1. Juli 2022 (englisch).
  • Leif Snellman, Hans Etzrodt: GRAN PREMIO D'ITALIA. www.goldenera.fi, 29. Juni 2021, abgerufen am 27. Dezember 2023 (englisch).