Gyromagnetisches Verhältnis
Das gyromagnetische Verhältnis (auch: magnetogyrisches Verhältnis[1]) bezeichnet den Proportionalitätsfaktor zwischen dem Drehimpuls (oder Spin) eines Teilchens und dem dazugehörigen magnetischen Moment
- .
Daher folgt: . Die SI-Einheit des gyromagnetischen Verhältnisses ist rad·s−1·T−1.
Das gyromagnetische Verhältnis eines geladenen Teilchens ist das Produkt seines (dimensionslosen) gyromagnetischen Faktors und seines Magnetons , bezogen auf die reduzierte Planck-Konstante :
mit
- dem Magneton des Teilchens
- : elektrische Ladung
- : Teilchenmasse.
Das gyromagnetische Verhältnis kann bestimmt werden unter Ausnutzung des Barnett-Effektes und des Einstein-de-Haas-Effektes. In vielen anderen Experimenten, wie z. B. ferromagnetische Resonanz oder Elektronenspinresonanz, kann der Wert von deutlich abweichen – in diesem Fall spricht man vom spektroskopischen Splitting-Faktor bzw. -Verhältnis.
γℓ für reinen Bahndrehimpuls eines Elektrons
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wie im Artikel Magnetisches Moment ausgeführt, gilt für das magnetische Moment des Bahndrehimpulses eines Elektrons:
- .
Mit
- der Ladung des Elektrons
- seiner Masse.
Daher folgt:
- .
Mit
- dem Bohrschen Magneton. Der g-Faktor für die Bahnbewegung ist also
γS für den Spin eines Teilchens
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Betrachtet man ein Teilchen mit Spin , so gilt:
- , beziehungsweise
Der Wert dieser Naturkonstante ist für jede Teilchenart charakteristisch. Nach derzeitiger Messgenauigkeit beträgt sie
- für das freie Proton:
- für das Elektron:
dabei geben die eingeklammerten Ziffern jeweils die geschätzte Standardabweichung für den Mittelwert an, der den beiden letzten Ziffern vor der Klammer entspricht.
Der g-Faktor für Spinmagnetismus ist beim freien Elektron mit 2,002 319 ... ungefähr gleich 2. Beim freien Proton dagegen gilt Analoges keineswegs: Das magnetische Moment des Protons liegt zwar der Größenordnung nach bei dem sog. „Kernmagneton“ (das wäre der Wert ), jedoch beträgt es ein krummzahliges Vielfaches dieses Wertes, genauer: das 2,79-fache. Auch das Neutron weist ein magnetisches Moment auf, obwohl es als ganzes elektrisch neutral ist. Sein magnetisches Moment ist das −1.91-fache des Kernmagnetons und zeigt also entgegengesetzt zu demjenigen des Protons. Es lässt sich erklären durch die Substruktur des Neutrons.
Die elektronischen g-Faktoren der ferromagnetischen Metalle Eisen, Kobalt und Nickel liegen nahe bei 2 (mit Abweichungen von nur etwa 10 %), d. h., dass der Magnetismus dieser Systeme überwiegend Spinmagnetismus ist mit nur einem geringen Bahnanteil.
Gyromagnetische Verhältnisse von Atomkernen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auch für Kerne kann dieses Verhältnis gemessen und angegeben werden. In der folgenden Tabelle sind einige Werte angegeben.[4][5]
Kern | in 107 rad·s−1·T−1 |
in MHz·T−1 |
---|---|---|
1H | +26,752[6] | +42,577[7] |
2H | +4,1065 | +6,536 |
3He | −20,3789 | −32,434 |
7Li | +10,3962 | +16,546 |
13C | +6,7262 | +10,705 |
14N | +1,9331 | +3,077 |
15N | −2,7116 | −4,316 |
17O | −3,6264 | −5,772 |
19F | +25,1662 | +40,053 |
23Na | +7,0761 | +11,262 |
31P | +10,8291 | +17,235 |
129Xe | −7,3997 | −11,777 |
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Horst Stöcker: Taschenbuch der Physik. 4. Auflage, Verlag Harry Deutsch, Frankfurt am Main, 2000, ISBN 3-8171-1628-4.
- Hermann Haken, Hans Christoph Wolf: Atom- und Quantenphysik. 8. Auflage, Springer-Verlag, Berlin Heidelberg New York, 2004, S. 194 ff, ISBN 3-540-02621-5.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Manfred Hesse, Herbert Meier, Bernd Zeeh: Spektroskopische Methoden in der organischen Chemie. 7. Auflage, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2005, ISBN 3-13-576107-X
- ↑ CODATA Recommended Values. National Institute of Standards and Technology, abgerufen am 16. Juli 2019. Wert für .
- ↑ CODATA Recommended Values. National Institute of Standards and Technology, abgerufen am 16. Juli 2019. Wert für .
- ↑ M A Bernstein, K F King and X J Zhou: Handbook of MRI Pulse Sequences. Elsevier Academic Press, San Diego 2004, ISBN 0-12-092861-2, S. 960.
- ↑ R C Weast, M J Astle (Hrsg.): Handbook of Chemistry and Physics. CRC Press, Boca Raton 1982, ISBN 0-8493-0463-6, S. E66.
- ↑ proton gyromagnetic ratio. NIST, 2019 .
- ↑ proton gyromagnetic ratio over 2 pi. NIST, 2019 .