HLA-B27
HLA-B27, α-Kette | ||
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Vorhandene Strukturdaten: s. UniProt | ||
Eigenschaften des menschlichen Proteins | ||
Masse/Länge Primärstruktur | 338 Aminosäuren | |
Kofaktor | β2-Microglobulin | |
Bezeichner | ||
Gen-Name | HLA-B | |
Externe IDs |
HLA-B27 ist eine Variante des humanen Proteinkomplexes Human Leukocyte Antigen-B (HLA-B). HLA-B gehört zur Gruppe der MHC-Klasse-I-Proteinkomplexe, die sich auf der Oberfläche nahezu aller Zellen des Organismus befinden und wichtige Funktionen des Immunsystems regulieren. MHC-Komplexe präsentieren kurze Proteinabschnitte (Antigene) an der Zelloberfläche, wo sie von T-Lymphozyten gebunden werden können. Mutationen im HLA-B-Gen werden mit bestimmten Autoimmunerkrankungen (Spondyloarthritiden) in Verbindung gebracht.
Allgemein
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Für das Gen von HLA-B, welches auf Chromosom 6p21.33 liegt, wurden mehrere hundert Allele mit teilweise dutzenden Subtypen beschrieben, wobei die Subtypen des HLA-B27 Allels aktuell von HLA-B*27:01 bis HLA-B*27:106 reichen.[1] Die Häufigkeit von HLA-B27 in der europäischen Bevölkerung beträgt etwa 8 %, kann aber in bestimmten Regionen wie Finnland bis zu 14 % betragen.[2][3][4][5]
Medizinische Bedeutung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sehr stark assoziiert ist HLA-B27 mit der Gruppe der Spondyloarthritiden und besitzt dort prognostische Bedeutung. Aus diesem Grund ist die Unterscheidung in HLA-B27-positive und -negative Patienten in der Rheumatologie ein wichtiges Kriterium bei der Differentialdiagnose.[6]
In seiner Funktion für das Immunsystem scheint HLA-B27 im Vergleich zu anderen HLA-Proteinen der Klasse 1 besonders effektiv bestimmte virale Antigene zu binden. Es konnte gezeigt werden, dass mit HIV infizierte Träger von HLA-B27 einen deutlich verspäteten Ausbruch von AIDS zeigen. Auch Bestandteile von Influenza-A-Viren werden von HLA-B27 besonders gut gebunden. Die Kehrseite dieser Eigenschaft von HLA-B27 könnte jedoch ebendiese Assoziation mit den oben erwähnten Autoimmunerkrankungen darstellen.[4][6][7]
Assoziierte Erkrankungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Nachweis von HLA-B27 bei einer gesunden Person bedeutet nicht, dass sie eine der folgenden Krankheiten hat oder erkranken wird. Beispielsweise tragen über 90 % der Patienten mit Morbus Bechterew diese MHC-I-Eigenschaft, die Prävalenz dieser Krankheit in Europa liegt jedoch bei 0,5 bis 1 %. Dagegen macht der Nachweis dieses Markers bei einem Patienten mit bestimmten Wirbelsäulenbeschwerden die Diagnose wahrscheinlich.
Folgende Erkrankungen werden bislang mit HLA-B27 assoziiert:[6][8]
- Spondylitis ankylosans (Morbus Bechterew) (90 %).
- Reaktive Arthritis (früher auch Morbus Reiter) (70–80 %)
- Psoriasis-Arthritis (60–70 %)
- juvenile idiopathische Arthritis mit Enthesitis (75 %)[9]
- Rheumatoide Arthritis (etwa 10 %).
- Entzündung des vorderen Bereichs des Auges: Akute anteriore Uveitis, Iritis oder Iridozyklitis (etwa 50 %)
- Morbus Whipple (28 %)[10]
Seit der ersten Entdeckung der Assoziation von HLA-B27 mit Morbus Bechterew im Jahr 1973 wurden unterschiedliche Hypothesen zu der Ursache dieses Zusammenhangs mit bestimmten Autoimmunerkrankungen aufgestellt. Diese Hypothesen reichen von Genkopplung mit einem Krankheitsgen über die Bindung von Autoimmun-Antigenen bis hin zu Fehlfunktionen von HLA-B27 selber und konnte noch nicht abschließend geklärt werden. Inzwischen geht man von einer direkten Beteiligung an den Erkrankungen von HLA-B27 aus, da transgene Tiere mit dem HLA-B27-Gen ähnliche Symptome aufweisen. Zusätzlich wurden in der Zwischenzeit weitere Gene entdeckt, die unmittelbar an bestimmten Erkrankungen zusammenhängen, wie beispielsweise einer Variante des Interleukin-23-Rezeptors bei Morbus Bechterew.[6][7][11]
Streckmittel Levamisol in Kokain
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei Menschen, die Träger des HLA-B27 sind, kann die oft tödlich verlaufende Agranulozytose auftreten, weswegen das Anthelminthikum Levamisol in der Humanmedizin im Gegensatz zur Veterinärmedizin nicht verwendet wird.[12] Die gefährlichsten Nebenwirkungen sind dabei die aplastische Anämie und die Vaskulitis, ferner durch den Abbau von Levamisol zu Aminorex, die pulmonale Hypertonie.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- HLA-B27 Syndromes in der eMedicine-Datenbank
- HLA-B27. In: Online Mendelian Inheritance in Man. (englisch)
- IMGT/HLA-Allel-Datenbank des EBI
- HLA B27 positiv – Was heisst das für mich? In: Rheuma Online
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Muhammad Asim Khan: Polymorphism of HLA-B27: 105 subtypes currently known. In: Current Rheumatology Reports. Band 15, Nr. 10, Oktober 2013, ISSN 1534-6307, S. 362, doi:10.1007/s11926-013-0362-y, PMID 23990399.
- ↑ Paul Bowness: Hla-b27. In: Annual Review of Immunology. Band 33, Nr. 1, 21. März 2015, ISSN 0732-0582, S. 29–48, doi:10.1146/annurev-immunol-032414-112110.
- ↑ M.A. Khan et al. The pathogenetic role of HLA-B27 and its subtypes. In: Autoimmun Rev. 2007; 6: 183–189. PMID 17289555.
- ↑ a b A. McMichael, P. Bowness. HLA-B27: natural function and pathogenic role in spondyloarthritis. In: Arthritis Res. 2002; 4 Suppl 3: S153–158. PMID 12110134.
- ↑ M. Huhtinen, A. Karma. HLA-B27 typing in the categorisation of uveitis in a HLA-B27 rich population. In: Br J Ophthalmol. 2000 Apr; 84(4): 413–416. PMID 10729301
- ↑ a b c d P. Bowness: HLA B27 in health and disease: a double-edged sword? In: Rheumatology 2002; 41: pp. 857–868 PMID 12154202 PDF.
- ↑ a b J.C. Edwards et al. Jekyll and Hyde: the transformation of HLA-B27. In: Immunol Today. 2000 Jun; 21(6): 256–260. PMID 10825736.
- ↑ Gerd Herold: Innere Medizin. Köln 2005.
- ↑ Rheumatology (Oxford). 2002 Oct; 41(10): 1183–1189 PMID 12364641, Rheumatology (Oxford). 2006 Sep; 45(9): 1129–1132 PMID 16522678
- ↑ WO Dobbins 3rd.: HLA antigens in Whipple’s disease. 30. Januar 1987, PMID 2434104
- ↑ M. Marcilla, J.A. López de Castro: Peptides: the cornerstone of HLA-B27 biology and pathogenetic role in spondyloarthritis. In: Tissue Antigens, 2008 Jun; 71(6), S. 495–506. PMID 18489433.
- ↑ Bernhard Manger, Klaus L. Schmidt, Renate Häfner: Checkliste XXL Rheumatologie. Georg Thieme Verlag, 2005, ISBN 978-3-13-151683-1, S. 7– (google.com).