Ich geh’ mit meiner Laterne

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Martinszug einer Grundschule in Köln

Ich geh’ mit meiner Laterne ist ein traditionelles Kinderlied zum Laternelaufen, das alljährlich am Martinstag und an anderen Herbsttagen beim Umzug gesungen wird.

Seine ersten Text- und Melodiezeilen lassen sich bereits 1818 in einem Quodlibet des Wiener Singspiels Die falsche Prima-Donna in Krähwinkel von Ignaz Schuster nachweisen.[1] Da in demselben Quodlibet auch zwei weitere Musikstücke zitiert werden, ist davon auszugehen, dass auch das Laternenlied damals in Wien bekannt war.[2] Des Weiteren berichtet Emanuel Geibel aus seiner Kindheit um 1820 in Lübeck von einem fast gleichlautenden, beim abendlichen Laternenumzug gesungenen Lied,[3] weshalb anzunehmen ist, dass das Lied schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts weit verbreitet war.

Die erste Edition des Liedtextes findet sich in Ludwig Strackerjans Aus dem Kinderleben von 1851. Dort steht es im Zusammenhang mit dem Brauch der Oldenburger Kinder, an Spätsommer- und Herbstabenden mit Laternen singend durch die Straßen zu ziehen.[4] Text und Melodie brachte Fritz Jöde in seiner ersten Liedersammlung Ringel Rangel Rosen von 1913 als eines von vierzehn Laternenliedern in den Druck.[5]

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts begann man zunächst in katholischen Gebieten, St.-Martins-Umzüge mit Laternen und Martinssingen zu organisieren. Dafür wurden dem Lied nach 1945 Strophen hinzugefügt, die einerseits die Verehrung von Martin von Tours ausdrückten (Ein Lichtermeer / zu Martins Ehr’) und andererseits den Ablauf des Festes schilderten.[6] Auch in protestantischen Gebieten fand das Lied Eingang in die seit dem 19. Jahrhundert verbreiteten Martinisingen, hier üblicherweise ohne Textstrophen, die auf Martin von Tours Bezug nehmen. Die Pflege dieser Tradition in Kindergärten und Schulen führte dazu, dass Ich geh’ mit meiner Laterne zu einem der beliebtesten Kinderlieder wurde.

In einem Kehrreim, der aus dem Anfangsteil

Ich geh’ mit meiner Laterne
und meine Laterne mit mir.
Da oben leuchten die Sterne
und unten da leuchten wir.

sowie dem Abschluss

rabimmel, rabammel, rabum.
(auch: labimmel, labammel, labum)

besteht, sind kurze Strophen eingebettet wie

Mein Licht ist aus,
ich geh’ nach Haus.[2]


\language "deutsch"
\header {
	title = "Ich geh’ mit meiner Laterne"
	composer = "Volksweise"
	tagline = ##f
}
\score {
	\midi { }
	\layout { }
	\relative g' {
		\clef "treble"
		\time 6/8
		\partial 8
		\autoBeamOff
		\tempo 4 = 90
		\key g \major
		d8 g4 g8 h g h d4. h4 g8 a a a a h a g4. r4 d8
		g4 g8 h g h d4. h4 g8 a4 a8 a h a g4. r4 h8
		d4 h8 g4 h8 d4 h8 g4 g8 a a a a h a g4. r4 h8
		d4 h8 g4 h8 d4 h8 g4 g8 a a a a h a g4. r4 \bar "|."
	}
    \addlyrics {
		Ich geh’ mit mei -- ner La -- ter -- ne
		und mei -- ne La -- ter -- ne mit mir.
		Da o -- ben leuch -- ten die Ster -- ne
		und un -- ten da leuch -- ten wir.
		Mein Licht ist aus,
		ich geh’ nach Haus.
		ra -- bimm -- el, ra -- bamm -- el, ra -- bum.
		Mein Licht ist aus,
		ich geh’ nach Haus.
		ra -- bimm -- el, ra -- bamm -- el, ra -- bum.
    }
}

Verwendung von Text und Melodie

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bekanntheit des Liedes führte dazu, dass Melodie und Text weiter verwendet wurden, vermutlich schon (siehe oben) zu Beginn des 19. Jahrhunderts. So wird die Melodie in dem von Otto Lob komponierten Studentenlied Zerfahrener Schüler von 1896 verwendet. Im 20. Jahrhundert wurde das Lied häufig parodiert.[7]

Das Lied wurde zudem von verschiedenen Künstlern aufgenommen und teilweise bearbeitet. So erschien 1990 Ich gehe mit meiner Laterne zusammen mit Schneeflöckchen, Weißröckchen als Medley auf dem Kinderliederalbum Komm lieber Mai von Nena, die Band Welle: Erdball brachte das Lied 1995 als Laterne auf ihrem Album Alles ist Möglich heraus und Cassandra Steen spielte es für die Serie Giraffenaffen 2013 ein.[8]

  • Herbert Schwedt: St. Martin – Ein reformierter Brauch! Bräuche – Geschichte und Theorie. In: Volkskultur an Rhein und Maas 11 (1992), H. 1, S. 9–18.
  • Hans Hermann Meyer: Die Laternenumzüge bremischer Kinder im 19. Jahrhundert. In: Bremisches Jahrbuch 70 (1991), S. 87–116.
  • Wolfgang Schivelbusch: Lichtblicke. Zur Geschichte der künstlichen Helligkeit im 19. Jahrhundert. Frankfurt a. M. 1986 (Zitat S. 134).
Commons: Ich geh’ mit meiner Laterne – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Jetzt will ich gleich so manches singen (Quodlibet 1818).
  2. a b Tobias Widmaier: Ich geh mit meiner Laterne (2007). In: Populäre und traditionelle Lieder. Historisch-kritisches Liederlexikon
  3. Emanuel Geibels Laternenlied. In: Niedersachsen. Halbmonatsschrift für Geschichte, Landes- und Volkskunde, Sprache, Kunst und Literatur Niedersachsens 2 (1896/97), S. 298.
  4. Laternenlied 1851 zitiert nach; [Ludwig Strackerjan]: Aus dem Kinderleben. Spiele, Reime, Räthsel. Oldenburg: Schnellpressendruck und Verlag der Schulzeschen Buchhandlung 1851, S. 16.
  5. Fritz Jöde: Ringel Rangel Rosen. 150 Singespiele und 100 Anzählreime, nach mündlicher Überlieferung gesammelt. Leipzig und Berlin: B. G. Teubner 1913, S. 134.
  6. Martinslied 1957
  7. Parodien 1997–2006.
  8. Ich gehe mit meiner Laterne auf cover.info, abgerufen am 7. September 2021.