Literatursendung (Fernsehen)
Eine Literatursendung ist ein Fernsehgenre, das Gespräche über und Besprechungen von Literatur zum Gegenstand hat.
Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Inhaltliche und formale Überschneidungen und Übergänge zu anderen Genres weisen Filmbiographien, Dokumentarfilme, Talkshows und Filmessays auf. Trotz ihrer geringen Produktionskosten sind Literatursendungen eine Domäne des öffentlich-rechtlichen Fernsehens geblieben. Literaten und Literaturfreunde begegnen dem Fernseh- und Filmmedium bis heute mit Vorbehalten. Kritikpunkte sind unter anderem Kommerzialisierung, Banalisierung und Subjektivismus. Von der Seite der Fernsehsender her wird an diesem Fernsehformat die chronisch geringe Zuschauerquote kritisiert, so dass Literatursendungen in der Regel nur an späten Sendeterminen in den dritten Fernsehprogrammen ausgestrahlt werden. Befürworter von Literatursendungen schätzen daran die Möglichkeit, sich ein besseres Urteil über die Qualität der besprochenen Werke bilden zu können.
Die Etablierung von Literatursendungen führte zu einer tiefgreifenden Umgestaltung des Buchmarktes. Positive Besprechungen oder heftige Kontroversen um ein Werk steigern den Umsatz um das Mehrfache des durchschnittlichen Verkaufs. Nicht nur inhabergeführte Buchhandlungen, sondern vor allem Buchhandelskonzerne wie Thalia, Hugendubel und Weltbild richten ihr aktuelles Buchangebot an der Auswahl der besprochenen Bücher einer Literatursendung aus.
Zu einer großen Marktmacht beim Buchumsatz haben sich einzelne prominente Literaturkritiker im Medium Fernsehen entwickeln können. In Deutschland sind dies vor allem Marcel Reich-Ranicki und Elke Heidenreich gewesen, in Frankreich waren dies lange Zeit Bernard Pivots Literatursendungen Apostrophes und Bouillon de culture. Einen geringeren, aber konstanten Einfluss auf das Leseverhalten übt die monatliche Bestenliste des Südwestrundfunks aus, die in den 1970er-Jahren vom Schriftsteller und Literaturkritiker Jürgen Lodemann mit anderen Kollegen in der Sendung Literaturmagazin ins Leben gerufen worden war.
Literatursendungen (Auswahl)
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Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Sandra Mitzlaff: Literatursendungen im deutschen Fernsehen: Überblick, Gegenüberstellung und Entwicklung. VDM Verlag Dr. Müller, Saarbrücken 2010, ISBN 978-3-639-25214-9.
- Wolfgang Scheidt: Gute-Nacht-Geschichten. Das Verhältnis zwischen Büchern und Fernsehen ist zwiespältig. Literatursendungen wie "Druckfrisch" und "Bücherjournal" werden zu nachtschlafender Zeit ausgestrahlt; nur "Lesen!" ist ein Erfolg. Jetzt kommt "Wickerts Bücher". In: Journalist, 56 (2006), Nr. 12, ISSN 0022-5576, S. 16–18.
- Emily Mühlfeld: Literaturkritik im Fernsehen. Dissertation der Universität Bamberg, Lit Verlag, Münster, Wien 2006, 327 S., ISBN 978-3-8258-9587-7.
- Wendy Kerstan: Der Einfluss von Literaturkritik auf den Absatz von Publikumsbüchern. TransMIT, Marburg 2006, ISBN 978-3-936134-16-2, Inhaltsverzeichnis (pdf; 48,6 kB). Diese Abschlussarbeit erhielt 2006 den Förderpreis Buchwissenschaft.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatursendungen im TV, Übersicht deutschsprachiger Literatursendungen mit Sendungsdatum und Link zur Mediathek des jeweiligen TV-Senders, regelmäßig aktualisiert
- Literatursendungen im Fernsehen ( vom 9. Oktober 2012 im Internet Archive), Kurzbeschreibungen von der Stadtbibliothek Duisburg
- „Literatursendungen im TV. Kritik unerwünscht.“ In: Der Standard, 15. September 2010
- „Literatur im Fernsehen – muss das sein?“ In: Tagesspiegel, 11. August 2006
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ „Das literarische Kaffeehaus“, literaturkritik.de
- ↑ „Solo“, literaturkritik.de
- ↑ Christine Richard: „Die Internet-Kritiken schaden uns nicht.“ In: Basler Zeitung, 9. Februar 2009.
- ↑ Pressemitteilung: „"erLesen" - die neue Büchersendung auf TW1.“ In: TW1, 7. September 2010.
- ↑ Manfred Flügge: „Die neue Literatursendung von France 2.“ In: Die Welt, 11. September 2008.
- ↑ Seite der Sendung