Michel Hidalgo
Michel Hidalgo (* 22. März 1933 in Leffrinckoucke; † 26. März 2020 in Marseille) war ein französischer Fußballspieler und -trainer. Als Trainer der französischen Nationalmannschaft wurde er 1984 Europameister.
Spielerkarriere
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Geboren nahe der belgischen Grenze und aufgewachsen in der Normandie, gewann Hidalgo seinen ersten Titel (Normandie-Meister der Junioren mit der US Normande aus Colombelles) im Jahr 1952. Der Stürmer wechselte unmittelbar danach zum Traditionsverein Le Havre AC und 1954 zur seinerzeit stärksten Mannschaft des Landes, Stade Reims. Mit Reims stand er u. a. auch im allerersten Endspiel des Europapokals der Landesmeister gegen Real Madrid (1956), in dem er den Treffer zur zwischenzeitlichen 3:2-Führung erzielte. Von 1957 bis 1966 spielte er für die AS Monaco, anschließend noch als Spielertrainer beim RC Menton. Zudem war Michel Hidalgo zwischen 1964 und 1969 Präsident der französischen Spielergewerkschaft UNFP.
Hidalgo hat 1962 ein Länderspiel für Frankreich (1:2 gegen Italien) bestritten.
Trainerkarriere
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach seiner Fußballlehrerausbildung arbeitete er im Trainerstab von AS Monaco, trainierte kurzzeitig den RC Menton und wurde Ștefan Kovács’ Trainerassistent bei der französischen Nationalmannschaft. Im März 1976 löste er Kovacs als Cheftrainer der Èquipe tricolore ab und brachte diese nach zwölfjähriger Abwesenheit 1978 erstmals wieder zu einer Weltmeisterschaftsendrunde. Kurz vor dem Abflug zur WM 1978 wurde Hidalgo, als er sich mit seinem Wagen auf dem Weg zum Bahnhof befand, Opfer eines bewaffneten Überfalls, bei dem er entführt werden sollte. Ihm gelang es, sich des Revolvers der Angreifer zu bemächtigen und sie zu vertreiben.[1] Mit einer Entführung Hidalgos planten die Täter, politische Häftlinge im WM-Gastgeberland Argentinien freizupressen.[2]
In der Folgezeit der WM 1978 bildete er rund um die drei Mittelfeldspieler Michel Platini, Jean Tigana und Alain Giresse jeweils ein „magisches Viereck“, bis 1982 mit Bernard Genghini, danach mit Luis Fernández; mit diesen Formationen erreichte Michel Hidalgo bei der WM 1982 das Halbfinale und gewann bei der Europameisterschaft 1984 den Titel. 1982 wurde er zum Trainer des Jahres gewählt; der 2:0-Sieg im EM-Finale von Paris gegen Spanien, der erste Titel Frankreichs in einer Mannschaftssportart, machte ihn sporthistorisch zu einer bedeutenden Figur.[3] Kurz nach diesem Höhepunkt seiner Laufbahn trat Hidalgo im Juni 1984 nach achteinhalb Jahren als Nationaltrainer zurück.
Im Jahr 2004 trainierte er die Nationalelf der Demokratischen Republik Kongo.
Funktionärskarriere
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Noch als Vereinstrainer in Monaco hatte er auch weitere Aufgaben im französischen Fußballverband FFF übernommen, war zunächst Spielausschussvorsitzender für die Region Südost, von 1982 bis 1986 nationaler Technischer Direktor. Es folgten fünf erfolgreiche Jahre als Manager und rechte Hand von Bernard Tapie bei Olympique Marseille (1986–1991).
Michel Hidalgo starb am 26. März 2020, vier Tage nach seinem 87. Geburtstag.[4] Bis zuletzt war er noch als Mitkommentator bei einer Fußballsendung auf Télé Monte Carlo tätig gewesen.
Rezeption
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]„Michel Hidalgo ist einer der größten Namen des französischen Fußballs … Durch seine Spielphilosophie, seine Persönlichkeit und seine unvergleichliche Leidenschaft hat er unseren Sport auf internationaler Ebene geprägt und zu dessen Popularität in Frankreich beigetragen. Er hat uns unbeschreibliche Emotionen beschert, die wir nie vergessen werden“
Erfolge
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als Spieler
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Französischer Fußballmeister: 1955 (mit Reims), 1961 und 1963 (mit Monaco)
- Französischer Fußballpokalsieger: 1960 und 1963 (mit Monaco)
- 369 Einsätze und 62 Tore in der D1 (47/13 für Le Havre, 66/23 für Reims, 256/26 für Monaco)
Als Trainer
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Europameister der Nationalmannschaften: 1984
- Französischer Trainer des Jahres: 1982
Als Manager
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Französischer Meister: 1989, 1990, 1991 (mit Marseille)
- Französischer Pokalsieger: 1989 (mit Marseille)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Jean Cornu: Les grandes équipes françaises de football. Famot, Genève 1978
- Pascal Grégoire-Boutreau/Tony Verbicaro: Stade de Reims – une histoire sans fin. Cahiers intempestifs, Saint-Étienne 2001, ISBN 2-911698-21-5.
- Michel Hidalgo (u.M.v. Patrice Burchkalter): Le temps des bleus. Mémoires. Jacob-Duvernet, Paris 2007, ISBN 978-2-84724-146-4.
- Michel Hubert, Jacques Pernet: Stade de Reims. Sa légende. Atelier Graphique, Reims 1992, ISBN 2-9506272-2-6.
- L’Équipe (Hrsg.): Stade de Reims. Un club à la Une. L’Équipe, Issy-les-Moulineaux 2006, ISBN 2-915535-41-8.
- Lucien Perpère/Victor Sinet/Louis Tanguy: Reims de nos amours. 1931/1981 – 50 ans de Stade de Reims. Alphabet Cube, Reims 1981
- Jacques und Thomas Poncelet: Supporters du Stade de Reims 1935–2005. Eigenverlag, Reims 2005, ISBN 2-9525704-0-X.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Michel Hidalgo (Spielerprofil) in der Datenbank der Fédération Française de Football (französisch)
- Michel Hidalgo (Trainerprofil) in der Datenbank der Fédération Française de Football (französisch)
Anmerkungen und Nachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Überfall: Da bewies Frankreichs Trainer Michel Hidalgo Mut. In: Hamburger Abendblatt. 24. Mai 1978, abgerufen am 6. März 2021.
- ↑ WM-Mix. In: Hamburger Abendblatt. 26. Mai 1978, abgerufen am 6. März 2021.
- ↑ Süddeutsche Zeitung: Der Unvergessene. Abgerufen am 14. Februar 2021.
- ↑ Artikel „Abschied unter Tränen“ vom 26. März 2020 auf der Seite des französischen Fußballverbands
- ↑ UEFA.com: Französischer Fußball trauert um Trainerlegende Hidalgo (27. März 2020) . Abgerufen am 7. April 2020.
Personendaten | |
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NAME | Hidalgo, Michel |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Fußballspieler und Fußballtrainer |
GEBURTSDATUM | 22. März 1933 |
GEBURTSORT | Leffrinckoucke, Frankreich |
STERBEDATUM | 26. März 2020 |
STERBEORT | Marseille, Frankreich |