Nußdorf (Überlingen)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Nußdorf
Große Kreisstadt Überlingen
Ehemaliges Gemeindewappen Nußdorf
Koordinaten: 47° 45′ N, 9° 12′ OKoordinaten: 47° 45′ 10″ N, 9° 11′ 40″ O
Höhe: 418 m ü. NHN
Fläche: 1,99 km²
Einwohner: 1759 (31. Dez. 2014)
Bevölkerungsdichte: 884 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1975
Postleitzahl: 88662
Vorwahl: 07551

Nußdorf liegt als Stadtteil südöstlich von Überlingen im Bodenseekreis in Baden-Württemberg.

Das Dorf liegt am Bodensee zwischen Überlingen und der Wallfahrtskirche Birnau. Es hat 1759 Einwohner (Stand Januar 2015). Die Gesamtfläche der Gemarkung Nußdorf beträgt 199 Hektar, davon 60 Hektar Wald.

Nußdorf liegt auf uraltem Siedlungsgebiet. Vor dem Landungssteg sind im See Reste einer Pfahlbausiedlung, die auf 3919 v. Chr. dendrochronologisch datiert wurden. Um das Jahr Null führten die Römer den Nußbaum in den gallischen Provinzen, zu denen das Gebiet am nördlichen Bodenseeufer gehörte, ein. Seinen Namen erhielt Nußdorf zwischen 600 und 800. 1092 wurde es erstmals erwähnt, als ein Egilwart von Nußdorf in Beuren einen Grundstückstausch bezeugte. Seit etwa 1134 gehörte Nußdorf zum Kloster Salem.

Weihnachten 1643 wurden in Nußdorf alle Häuser außer der aus dem 14. Jahrhundert stammenden Kapelle und einer Scheune von französischen Truppen zerstört. Im Zuge der Säkularisation 1802 kam Nußdorf nach Auflösung der Reichsabtei Salem zu Baden und wurde 1832 eine eigenständige Gemeinde. Nach Auflösung des Bezirks Salem wurde die Gemeinde Nußdorf 1857 in den Bezirk Überlingen eingegliedert.

Nußdorfer Bürgermeister Amtszeit[1]
Blaßer bis 1848
Konrad Urnau 1848
Reichle 1865
Sebastian Böhler 1883 bis 1901
Josef Zundel 1901 bis 1922
Josef Beck 1922 bis 1945
Karl Anton Mayer 1943 bis 1945
Josef Freyburger 1945
Josef Beck (nicht der vorgenannte Beck) 1945 bis 1946
Leopold Denz 1946 bis 1948
Josef Beck 1948 bis 1954
Karl Anton Mayer 1954 bis 1962
Gebhard Butscher 1962 bis 1975

Im Zuge der Gebietsreform wurde am 1. Januar 1975 wurde die Gemeinde Nußdorf ein Stadtteil von Überlingen. 1999 erhielt Nußdorf eine Ortsverfassung und wurde zum siebten Teilort Überlingens mit einem Ortschaftsrat.

Kommunalwahl 2024
 %
30
20
10
0
24,4 %
23,3 %
17,8 %
13,9 %
10,4 %
10,1 %
n. k. %
LBU/Ga
FWV/ÜfAc
BÜB+g
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2019
 %p
 12
 10
   8
   6
   4
   2
   0
  −2
  −4
  −6
  −8
−10
−12
−4,6 %p
+1,4 %p
+2,9 %p
+2,2 %p
+10,4 %p
−2,0 %p
−10,4 %p
LBU/Ga
FWV/ÜfAc
BÜB+g
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Anmerkungen
Anmerkungen:
a Liste für Bürgerbeteiligung und Umweltschutz/Die Grünen
c Freie Wählervereinigung/Überlingen für Alle
g Bürger für Überlingen

Bei der Kommunalwahl 2024 lag die Wahlbeteiligung im Wahlbezirk Nußdorf für den Überlinger Gemeinderat bei rund 39,1 % (siehe Diagramm)[2]

Nußdorf ist eine Ortschaft. Die wahlberechtigten Einwohner wählen neben dem Gemeinderat auch einen aus 11 Mitglieder bestehenden Ortschaftsrat, der die Aufgaben der Ortsverwaltung[3] wahrnimmt. Die letzte Wahl des Ortschaftsrates fand am 9. Juni 2024 statt, wovon rund 67 % der Wahlberechtigten zur Wahl gingen.[4] Nach einer Kommunalwahl schlägt der Ortschaftsrat dem Gemeinderat einen Ortsvorsteher zur Wahl vor.

Nußdorfer Ortsvorsteher Amtszeit[5]
Rudolf Beck 1975 bis 2009
Günter Hornstein 2009 bis 2014
Dietram Hoffmann 2014 bis 2019
Anja Kretz ab 2019[6][7]

Einwohnerentwicklung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Zahlen von 1852 bis 1970 beruhen auf Volkszählungsergebnissen.

Jahr 1852 1871 1880 1890 1900 1910 1925 1933 1939 1950 1956 1961 1970 2014
Einwohnerzahl[8] 177 177 192 217 244 211 292 309 337 528 664 730 1043 1759
Quelle                           [9]


Blasonierung: Das ehemalige Gemeindewappen von Nußdorf zeigt in Silber auf grünem Schildfuß einen grünen Nussbaum.

Nußdorf ist in die katholische Kirchengemeinde Birnau gepfarrt.

Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Kapelle St. Cosmas und Damian

Im Ort befindet sich die von katholischen und evangelischen Christen genutzte Kapelle St. Cosmas und Damian, eine gotische Saalkirche aus dem 14. Jahrhundert mit einem gotischen Flügelaltar und Fresken aus dem 16. Jahrhundert.

Wirtschaft und Infrastruktur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das einstige Bauerndorf – einige wenige Fischer gab es von Ende des 19. Jahrhunderts bis Ende des 20. Jahrhunderts – wandelte sich zu einem Wohn- und Ferienort mit Gastronomiebetrieben und Erholungseinrichtungen. Heute (2015) gibt es nur einen landwirtschaftlichen Nebenerwerbsbetrieb und keinen Berufsfischer mehr.

Strandbad Nußdorf (2009)

Am Bodenseeufer gibt es ein Strandbad und eine Schiffslandestelle.

Die Bundesstraße 31 führt östlich und nördlich um Nußdorf herum. Alle Nußdorfer Straßen sind nach Süßwasserfischen benannt.

Der Haltepunkt Nußdorf an der Bahnstrecke Stahringen–Friedrichshafen wird im Stundentakt bedient. Außerdem ist der Ort an das Überlinger Stadtbusnetz angeschlossen.

Durch Nußdorf führen der Bodensee-Rundweg und der Bodensee-Radweg.

Ursprünglich wurden die Häuser in Nußdorf unter ihren Hausnamen bekannt, wie heute aus dem Nußdorfer Urbar von 1803 bekannt ist, und der größte Teil davon waren Fischnamen.[10] Ab dem Jahr 1911 bekamen die neue Häuser eine Nummer, beginnend mit der Nummer eins für das älteste Haus. Es gab zunächst nur wenige Straßennamen.

Am 14. Dezember 1955 wurde vom Nußdorfer Gemeinderat beschlossen, 23 Straßen mit Fischnamen zu versehen.[10][11][12] Ausnahmen dazu sind Alte Nußdorfer Straße, Margaretenweg, Nußdorfer Straße und Strandweg.

Straßenname (Karte) Biologische Fischfamilie und wissenschaftlicher Name der Fischart; weitere Bemerkungen
Zum Alet  Cyprinidae: Squalius cephalus oder Leuciscus cephalus; auch Alet, Eitel oder Aitel genannt
Zum Brachsen  Cyprinidae: Abramis brama, in Deutschland überwiegend als Brasse, regional auch als Brachsen, Brachsme(n), Bresen, Pliete oder Blei bekannt
Zum Döbel  Cyprinidae: Squalius cephalus oder Leuciscus cephalus; auch Alet, Eitel oder Aitel genannt
Zum Felchen  Coregonidae: Coregonus; Deutsche Namen sind Maränen, Rheinanken, Reinanken, Renken, Felchen, Coregonen, Schnäpel.
Zum Gropper  Cottidae: Cottus gobio, auch Kaulkopf, Rotzkopf, Westgroppe, Koppe, Mühlkoppe, Dickkopf oder Dolm genannt
Zum Hasel  Cyprinidae: Leuciscus leuciscus, vom griechischen »λευκός«, leukós, glänzend, leuchtend, weiß
Zum Hecht  Esocidae: Esox lucius, war 2016 Fisch des Jahres in Deutschland
Zum Karpfen  Cyprinidae: Cyprinus carpio, ist eine der bekanntesten europäischen Fischarten
Zum Kretzer  Percidae Perca fluviatilis, der Barsch, am Bodensee auch Kretzer und in der Schweiz Egli genannt
Zum Laugele  Cyprinidae: Der Ukelei (Alburnus alburnus, vormals Cyprinus alburnus) wird auch Ablette, Laube, Zwiebelfisch oder Laugele genannt
Zum Saibling  Salmonidae: Salvelinus alpinus am Bodensee als Seesaibling bekannt
Zum Salm  Salm ist ein anderes Wort für den Lachs (Salmo salar), der aber nicht am Bodensee vorkommt; kein Fisch trägt den Namen Salm
Zum Stichling  Gasterosteidae: Gasterosteus aculeatus oder Dreistachliger Stichling kam in den 20. Jahrhundert in den Bodensee
Zum Weller  Siluridae: Silurus glanis, ist der größte reine Süßwasserfisch Europas, auch Waller oder Schaidfisch genannt
Zum Zander  Percidae: Sander lucioperca, auch Sander, Schill, Hechtbarsch, Zahnmaul oder Fogasch genannt
Zur Äsche  Thymallidae: Thymallus thymallus, ein Knochenfisch, der in Deutschland Fisch des Jahres in den Jahren 1997 und 2011 war
Zur Barbe  Cyprinidae: Barbus barbus, auch Flussbarbe, Barbel oder Pigge genannt
Zur Forelle  Salmonidae: Salmo trutta ist als Seeforelle und Bachforelle am Bodensee vorhanden
Zur Grundel  Gobiidae: Grundeln sind eine Kleinfische und leben in Ufernähe
Zur Pfrille  Cyprinidae: Phoxinus phoxinus, auch Bitterfisch, Maipiere oder Pfrille genannt, ist ein Kleinfisch aus der Familie der Karpfenfische
Zur Schleie  Cyprinidae: Tinca tinca, auch der Schlei genannt, kommt nicht mehr häufig am Bodensee vor; im Jahr 2007 Fisch des Jahres in Deutschland
Zur Trüsche  Gadidae: Lota lota ist ein Dorschartiger; am Bodensee wird sie Trüsche genannt
Alte Nußdorfer Straße  
Margaretenweg  
Nußdorferstraße  
Strandweg  

Bekannte Einwohner

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Förderverein Dorfgemeinschaft Nußdorf e. V. (Hrsg.): Nußdorf im 925. Jahr – Ein Lesebuch. MEC, 2017, ISBN 978-3-9815861-1-4.
  • Kolumban Spahr: Kapelle St. Kosmas und Damian. (= Kleine Kunstführer. Nr. 1751). Schnell + Steiner, 1989, ISBN 3-7954-5462-X.
Commons: Nußdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Rudolf Beck u. a.: Nußdorf im 925. Jahr. Ein Lesebuch. MEC Service, Überlingen 2017, ISBN 978-3-9815861-1-4, S. 47–48.
  2. Gemeinderatswahl 2024 Wahlbezirk Nußdorf
  3. Ortsverwaltung Nußdorf
  4. Ortschaftsratswahl Nußdorf 2024
  5. Rudolf Beck u. a.: Nußdorf im 925. Jahr. Ein Lesebuch. MEC Service, Überlingen 2017, ISBN 978-3-9815861-1-4, S. 48.
  6. Trotz der meisten Stimmen: Günter Hornstein kandidiert nicht als Ortsvorsteher. In: Südkurier. 18. Juni 2019.
  7. Stefan Hilser: Neue Ortsvorsteher in ihre Ämter gewählt. 24. Juli 2019, abgerufen am 25. Juli 2019.
  8. Einwohnerentwicklung von Nußdorf bei leograph-bw.de
  9. Übersicht der Ortsteile auf ueberlingen.de
  10. a b Rudolf Beck u. a.: Nußdorf im 925. Jahr. Ein Lesebuch. MEC Service, Überlingen 2017, ISBN 978-3-9815861-1-4, S. 37.
  11. Rainer Berg: Über die Fische des Bodensees. In: Benno Wagner u. a. (Hrsg.): Bodenseefischerei. Geschichte - Biologie und Ökologie - Bewirtschaftung. Jan Thorbecke, Sigmaringen 1993, ISBN 3-7995-5037-2, S. 58–72.
  12. IBKF: Fische des Bodensees. In: Internationale Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF). Abgerufen am 17. Juli 2019.