Seoul-Virus

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Seoul-Virus
Systematik
Klassifikation: Viren
Realm: Riboviria[2][1]
Reich: Orthornavirae[1]
Phylum: Negarnaviricota
Subphylum: Polyploviricotina
Klasse: Bunyaviricetes
Ordnung: Bunyavirales
Familie: Hantaviridae
Unterfamilie: Mammantavirinae
Gattung: Orthohantavirus
Art: Orthohantavirus seoulense
Unterart: Seoul virus
Taxonomische Merkmale
Genom: (−)ssRNA segmentiert, zirkulär
Baltimore: Gruppe 5
Hülle: vorhanden
Wissenschaftlicher Name
Seoul virus
Kurzbezeichnung
SEOV, SOUV
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Das Seoul-Virus (englisch Seoul virus, SEOV oder SOUV; Spezies Orthohantavirus seoulense, früher Seoul orthohantavirus, Seoul hantavirus) ist ein RNA-Virus aus der Familie Hantaviridae, Unterfamilie Mammantavirinae. Das Erregerreservoir ist die Wanderratte.[3]

Ein großer Teil der Hantavirus-Infektionen verläuft vermutlich asymptomatisch oder mit unspezifischen Symptomen. Hantaviren können aber auch schwere Krankheitsbilder hervorrufen. Asiatische und europäische Hantavirus-Stämme sind Auslöser des Hämorrhagischen Fiebers mit renalem Syndrom (HFRS).[3][4]

Der Nachweis von Hantaviren-Infektionen ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz meldepflichtig bzw. anzeigepflichtig (siehe im Einzelnen unter Hantaviren).

Die Spezies Seoul orthohantavirus mit dem Seoul-Virus ist zu unterscheiden von der Bakteriophagen-Gattung Seoulvirus (dsDNA-Viren der Klasse Caudoviricetes vom Morphotyp Myoviren) mit der Spezies Seoulvirus SPN3US (Referenzstamm Salmonella-Phage SPN3US).

SEOV ist wie alle anderen Hantaviren ein einzelsträngiges RNA-Virus negativer Polarität. Sein Genom hat drei verschiedene Segmente: S (klein, englisch small), M (mittel, en. medium) und L (groß, en. large).[5][6]

Das Virus ist pleomorph (d. h., es hat verschiedene Formen); oft ist jedoch eine kugelförmige Gestalt zu beobachten, wobei seine beiden Oberflächenglykoproteine in Reihen angeordnet sind. Innerhalb dieser Kugel befinden sich die drei zirkulären RNA-Segmente kreisförmig angeordnet. Die RNA ist mit dem N-Protein (Nukleokapsid-Protein) des Virus beschichtet und an das sog. L-Protein gebunden. Die 5'- und 3'-Enden der Genomsegmente stimmen überein, wodurch eine Pfannenstielstruktur entsteht. Diese Basenpaarung kommt bei allen Hantavirus-Spezies vor, wobei die genaue Pfannenstielstruktur und -sequenz für jede einzelne Spezies charakteristisch ist. Dabei gibt es allerdings Ähnlichkeiten und Überlappungen zwischen verschiedenen Spezies, einschließlich einer Konsensussequenz mit acht Nukleotiden.[7][5][6]

Das Seoul-Virus ist hauptsächlich in Asien verbreitet, wo dieses auch seinen Ursprung hat.

Das Virus soll über infizierte Wildratten über Schiffe nach Europa gelangt sein.[8]

Der Nachweis einer ersten Übertragung von einer Heimratte auf einen Menschen erfolgte in Deutschland im November 2020.[9][10] Eine Frau aus Niedersachsen musste mit Symptomen eines akuten Nierenversagens mehrere Tage intensivmedizinisch versorgt werden.[11][10][12][13][14]

  • Jan Clement, James W. LeDuc, Graham Lloyd, Jean-Marc Reynes, Lorraine McElhinney, Marc Van Ranst, Ho-Wang Lee: Wild Rats, Laboratory Rats, Pet Rats: Global Seoul Hantavirus Disease Revisited. In: Viruses. Band 11, Nr. 7, 2019, S. 652 (Volltext).

Einzelnachweise

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  1. a b ICTV: ICTV Taxonomy history: Akabane orthobunyavirus, EC 51, Berlin, Germany, Juli 2019; Email ratification März 2020 (MSL #35)
  2. ICTV Master Species List 2018b.v2. MSL #34, März 2019, zuletzt abgerufen am 13. November 2020.
  3. a b Redaktion der Reihe „RKI-Ratgeber“: Hantavirus-Erkrankung. In: RKI-Ratgeber. November 2020, abgerufen am 13. November 2020.
  4. Eintrag zu Hämorrhagisches Fieber mit renalem Syndrom. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten)
  5. a b David M. Knipe: Fields Virology. Wolters Kluwer, Philadelphia 2015, ISBN 978-1-4511-0563-6, OCLC 956639500.
  6. a b SIB: Orthohantavirus. Auf: viralzone.expasy.org, zuletzt abgerufen am 13. November 2020.
  7. M. A. Mir, B. Brown, B. Hjelle, W. A. Duran, A. T. Panganiban: Hantavirus N Protein Exhibits Genus-Specific Recognition of the Viral RNA Panhandle. In: Journal of Virology. Band 80. Jahrgang, Nr. 22, 1. November 2006, ISSN 0022-538X, S. 11283–11292, doi:10.1128/JVI.00820-06, PMID 16971445, PMC 1642145 (freier Volltext) – (englisch).
  8. Erstmals hochinfektiöses Seoulvirus von Tier auf Mensch in Deutschland übertragen. In: Focus Online. 12. November 2020, abgerufen am 12. November 2020.
  9. Auch Ratten können Hantaviren übertragen. Infektion durch asiatische Virusart in Deutschland nachgewiesen. Pressemeldung. In: charite.de. 12. November 2020, abgerufen am 13. November 2020.
  10. a b Erster Fall in Deutschland – Seoulvirus auf Menschen übertragen. Auf: n-tv.de vom 12. November 2020.
  11. Die junge Patientin musste mehrere Tage mit Symptomen eines akuten Nierenversagens intensivmedizinisch versorgt werden. In: Focus Panorama auf Twitter. 12. November 2020, abgerufen am 12. November 2020.
  12. Jörg Hofmann, Elisa Heuser, Sabrina Weiss u. a.: Autochthonous Ratborne Seoul Virus Infection in Woman with Acute Kidney Injury. Early Release In: Emerging Infectious Diseases. Band 26, Dezember 2020 (Volltext), doi:10.3201/eid2612.200708.
  13. Elena Bernard: Erste Hantavirus-Übertragung durch eine Hausratte, auf: wissenschaft.de vom 13. November 2020
  14. Nadja Podbregar: Erste Übertragung des Seoulvirus in Deutschland, auf: scinexx.de vom 13. November 2020