Stiern (Gerswalde)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Friedenfelde, Neudorf, Stiern, Achimswalde (Schmiede) und Neutanger (U.F.=Unterförsterei) auf dem Urmesstischblatt 2848 Gerswalde von 1826

Stiern ist ein Wohnplatz in der Gemeinde Gerswalde im Landkreis Uckermark (Brandenburg). Um/vor 1724 wurde der Ort als sogenanntes „Butterhaus“ (Meierei) auf der Feldmark des im 14. Jahrhundert wüst gefallenen Dorfes Langenhagen vom Rittergut Gerswalde neu aufgebaut. Später war der Ort immer mit dem Rittergut Neudorf verbunden.

Stiern liegt knapp vier Kilometer südwestlich von Gerswalde direkt am Ostufer des Stiernsees. Der Wohnplatz hat die postalische Adresse Ort Neudorf 10. Der Wohnplatz liegt auf etwa 60 m ü. NHN.

1714 gehörte zum Rittergut Gerswalde das Feld zu Langenhagen und wüste Stellen innerhalb und außerhalb der Gerswalder Heide, vor alters Butterhäuser genannt. Diese Notiz legt nahe, dass in der Nähe wahrscheinlich schon vor dem Dreißigjährigen Krieg Meiereien (Stiern und Kölpin) standen. 1724 werden nun zwei in der Heide gelegene Butterhäuser bei dem Stiernsee und dem Kölpinsee erwähnt; sie wurden um/kurz vor 1724 aufgebaut. Das Vorwerk ist nach dem Stiernsee benannt. Wauer deutet den Seenamen als "freigebig, verschwenderisch, reichlich, was sich wohl auf den Fischreichtum des Sees bezieht.[1]

1745 ist Stiern explizit als Meierei bezeichnet. 1752 kommt in Urkunden ein Kuhpächter beim Stiernsee vor. 1754 ist auch ein Pachtfischer erwähnt. 1775 wohnten in Stiern drei Einlieger oder Büdner. Die Siedlung hatte zwei Feuerstellen in einem Familienhaus. 1790 sind genannt, der Verwalter und zwei Einlieger, die an zwei Feuerstellen wohnten. 1801 hatte das Vorwerk Stiern unweit Friedenfelde zwei Feuerstellen (Wohnhäuser) mit einigen Einliegern.

1817 hatte ein gewisser Scharlau das Vorwerk Stiern in Erbpacht. Es hatte damals 19 Einwohner.[2] 1833 war der Amtmann Scharlau verstorben und das Erbpachtsvorwerk Stiern wurde öffentlich verkauft. Das Gut bestand damals aus einem Wohnhaus, einer Scheune und einem Stallgebäude, und 200 Magdeburgische Morgen Land. Besonders wird noch ein Fleck Acker mit 1500 bis 1600 Morgen erwähnt, das der frühere Besitzer in Erbpacht vom Rittergut Gerswalde hatte.[3] Für 1840 sind weiterhin zwei Wohnhäuser in Stiern genannt.

1860 standen im nun Ackerhof genannten Stiern die bereits erwähnten zwei Wohnhäuser und vier Wirtschaftsgebäude, die Siedlung hatte 17 Einwohner, Die Flächengröße ist leider nur summarisch für Neudorf, Achimswalde, Erdmannswalde und Stiern zusammen angegeben. An Tieren standen auf dem Ackerhof Stiern: 7 Pferde, 12 Stück Rindvieh und 175 Schafe.[4]

Für 1871 ist nur noch ein Wohnhaus genannt. Die Einwohnerzahl war mit 12 Bewohnern leicht rückläufig.[5] 1907 hatte das Gut eine Größe von 81 ha. 1929 gehörte das Gut einem Otto Lehmberg. Die Größe ist hier mit 82 ha angegeben.[6]

Bevölkerungsentwicklung von 1774 bis 1925[7][4][5][8]
Jahr 1774 1790 1801 1817 1840 1858 1871 1895 1910 1925
Einwohner 11 18 11 19 18 17 12 k. A. 7 30

Kommunale Geschichte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Zeit, als das „Butterhaus“ (oder Meierei) Stiern aufgebaut wurde, gehörte Stiern zum Uckermärkischen Kreis der Mark Brandenburg. Mit der Kreisreform von 1816/17 wurden aus der Uckermark drei neue Kreise gebildet. Friedenfelde kam zum Kreis Templin der Provinz Brandenburg. Mit der Kreisreform von 1952 in der damaligen DDR bekam der Kreis Templin einen völlig neuen Zuschnitt und wurde dem Bezirk Neubrandenburg zugeordnet. Mit der Kreisreform von 1993 im Land Brandenburg wurden die drei Kreise Angermünde, Prenzlau und Templin zum Landkreis Uckermark vereinigt.

Stiern wurde vom Rittergut Gerswalde aus gegründet. Nachdem ab 1752 Rittergut wurde Nach der Erbteilung von 1752 wurde das benachbarte Neudorf eigenständiges Rittergut, Stiern wurde nun Neudorf angeschlossen. Nach 1763 wurde das Rittergut Neudorf mit dem Rittergut Friedenfelde vereinigt. Nach dem Verkauf von Friedenfelde 1818 wurde Neudorf wieder eigenständiges Rittergut mit dem Zubehör Achimswalde, Erdmannswalde und Stiern. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts bildete Neudorf zusammen mit Achimswalde, Erdmannswalde und Stiern den Gutsbezirk Neudorf, der 1874 dem Amtsbezirk 5 Groß Fredenwalde des Kreises Templin zugeordnet wurde.[9] 1928 wurde der Gutsbezirk Neudorf (mit Achimswalde, Erdmannswalde und Stiern) mit dem Gutsbezirk Friedenfelde zur Gemeinde Friedenfelde vereinigt. 1931 und 1967 war Stiern Wohnplatz von Friedenfelde. Friedenfelde bildete 1992 mit dreizehn anderen Gemeinden die Verwaltungsgemeinschaft Amt Gerswalde. Zum 31. Dezember 2001 schlossen sich Friedenfelde, Gerswalde, Groß Fredenwalde, Kaakstedt und Krohnhorst zur neuen Gemeinde Gerswalde zusammen. Friedenfelde und Neudorf sind heute Gemeindeteile von Gerswalde, Stiern ist Wohnplatz von Gerswalde.[10] Erdmannswalde existiert nicht mehr.

  • Jochen von Arnim, Martin von Arnim: Das Geschlecht von Arnim: Chronik der Familie im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert. 684 S., Degener, Neustadt a.d. Aisch, 2002, ISBN 3-7686-5178-9 (Im Folgenden abgekürzt Arnim & Arnim, Das Geschlecht von Arnim, Chronik mit entsprechender Seitenzahl)
  • Martin v. Arnim, Christoph Graf v. Arnim, Cornelia Dansard geb. v. Arnim, Angelika v. Stülpnagel geb. v. Arnim, Jasper v. Arnim: Das Geschlecht von Arnim. V. Teil Stammtafeln. Verlag Degener & Co., Neustadt a. d. Aisch, 2002, ISBN 3-7686-5178-9 (Im Folgenden abgekürzt Arnim et al., Das Geschlecht von Arnim, Stammtafeln mit entsprechender Tafel-Nr.)
  • Lieselott Enders: Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil VIII: Uckermark. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1986 (Im Folgenden abgekürzt Enders, Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Uckermark mit entsprechender Seitenzahl)

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Sophie Wauer: Brandenburgisches Namenbuch. Teil 9: Die Ortsnamen der Uckermark. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1996, ISBN 3-7400-1000-2, S. 75.
  2. Ortschafts=Verzeichniß des Regierungs=Bezirks Potsdam nach der neuesten Kreiseintheilung vom Jahre 1817, mit Bemerkung des Kreises, zu welchem der Ort früher gehörte, der Qualität, Seelenzahl, Confession, kirchlichen Verhältnisse, Besitzer und Addreß-Oerter nebst alphabethischem Register. Georg Decker, Berlin 1817 (ohne Paginierung) Online bei Google Books
  3. Online bei Google Books
  4. a b Richard Boeckh: Ortschafts-Statistik des Regierungs-Bezirks Potsdam mit der Stadt Berlin. 276 S., Verlag von Dietrich Reimer, Berlin, 1861 (nach der Zählung von 1858) Online bei Google Books, S. 96/97.
  5. a b Königlich Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. Dezember 1871. II. Die Provinz Brandenburg. Verlag des Königlich Statistischen Bureau, Berlin 1873 Online bei Google Books, S. 15 (Fußnote).
  6. Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht, Ludwig Hogrefe (Hrsg.): Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und Höfe der Provinz Brandenburg: Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und Höfe von ca. 20 ha aufwärts mit Angabe der Gutseigenschaft, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen, des Viehbestandes, der eigenen industriellen Anlagen und Fernsprechanschlüsse, Angabe der Besitzer, Pächter und Verwalter, der Post-, Telegraphen- und Eisenbahnstationen und deren Entfernung vom Gute, der Land- und Amtsgerichte, einem alphabetischen Orts- und Personenregister, einem Verzeichnis der wichtigsten staatlichen Behörden und Dienststellen, der landwirtschaftlichen Vereine und Körperschaften. 4. vermehrte und verbesserte Auflage, 464 S., Leipzig, Verlag von Niekammer’s Adressbüchern, Leipzig, 1929 (Niekammer’s Güter-Adressbücher Band VII), S. 130 (unter Neudorf).
  7. Enders, Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Uckermark, S. 953.
  8. Erich Uetrecht (Hrsg.): Meyers Orts- und Verkehrslexikon des Deutschen Reichs: auf Grund amtlicher Unterlagen von Reichs-, Landes- und Gemeindebehörden, 5. vollständig neubearbeitete und vermehrte Auflage, Band 2 L-Z. Bibliographisches Institut, Leipzig & Wien, 1912, S. 261.
  9. Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin Extrablatt vom 6. Juni 1874, S. 180 Online bei Google Books
  10. Dienstleistungsportal der Landesverwaltung des Landes Brandenburg: Gemeinde Gerswalde (Memento des Originals vom 9. Februar 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/service.brandenburg.de

Koordinaten: 53° 8′ 51″ N, 13° 42′ 10″ O