Thorsten Frei
Thorsten Frei (* 8. August 1973 in Säckingen) ist ein deutscher Politiker (CDU). Er ist seit 2013 Mitglied des Deutschen Bundestages und seit 2021 Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Von 2004 bis 2013 war er Oberbürgermeister der Großen Kreisstadt Donaueschingen.
Leben und Beruf
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach dem Abitur, das Frei 1993 am Scheffel-Gymnasium Bad Säckingen erwarb, leistete er bis 1994 seinen Grundwehrdienst bei der Deutsch-Französischen Brigade ab. Danach begann er ein Studium der Rechtswissenschaft an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, das er 1999 mit dem Ersten Staatsexamen abschloss. Nach dem Referendariat am Landgericht Waldshut-Tiengen erwarb er 2001 sein Zweites Staatsexamen.[1] Zwischen 1999 und 2002 unterrichtete er Recht an der Berufsakademie Lörrach und arbeitete in den Jahren 2001 und 2002 als Rechtsanwalt in Waldshut-Tiengen. Zwischen 2002 und 2004 war er unter Staatsminister Christoph Palmer Regierungsrat in Stuttgart. 2004 wurde Frei zum Oberbürgermeister von Donaueschingen gewählt; am 23. September 2012 wurde er mit 99,4 Prozent der Stimmen wiedergewählt.[2]
Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 1999 wurde er in den Gemeinderat der Stadt Bad Säckingen gewählt, wo er bis 2004 CDU-Fraktionsvorsitzender war. Zeitgleich war er darüber hinaus Mitglied der Verbandsversammlung des Regionalverbandes Hochrhein-Bodensee bis 2004. Im Jahr 2007 wählte ihn die CDU Baden-Württemberg zum stellvertretenden Parteivorsitzenden.[3][4] Bereits im Jahr 2006 wurde Frei zum Landesvorsitzenden der Kommunalpolitischen Vereinigung der CDU Baden-Württemberg gewählt und stand bis 2016 den rund 9.000 Kommunalpolitikern der Union im Land vor. Neben seiner Abgeordnetentätigkeit ist Frei seit 2009 Kreisrat des Schwarzwald-Baar-Kreises. Seit 2011 ist er zudem Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion. Bei der Landtagswahl 2016 war Frei Wahlkampfleiter der CDU Baden-Württemberg. Seit 2017 ist er auch Kreisvorsitzender der CDU Schwarzwald-Baar.
Politische Laufbahn
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 16. November 2012 wurde Frei mit 68,6 Prozent der Delegiertenstimmen als CDU-Direktkandidat im Bundestagswahlkreis Schwarzwald-Baar für die Bundestagswahl 2013 nominiert[5] und löste damit den langjährigen Bundestagsabgeordneten Siegfried Kauder ab, der 31,4 Prozent erhielt.[6] Mit 56,7 % der Erststimmen zog er in den Bundestag ein. Dafür gab Frei sein Amt als Oberbürgermeister auf.[7] Seinen Wohnsitz in Donaueschingen behielt er bei.[8]
Bei der Bundestagswahl 2017 gelang ihm mit dem zweitbesten Stimmenergebnis in Baden-Württemberg erneut die Erringung des Direktmandats im Bundestagswahlkreis Schwarzwald-Baar.[9] Als Abgeordneter im 18. sowie bis Dezember 2018 im 19. Deutschen Bundestag gehörte er als ordentliches Mitglied jeweils dem Auswärtigen Ausschuss[10] sowie dem Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union[11] an. Von seiner Fraktion wurde Frei am 11. Dezember 2018 zum stellvertretenden Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für Recht und Verbraucherschutz, Innen, Sport und Ehrenamt, Vertriebene, Aussiedler und deutsche Minderheiten gewählt. Er folgte Stephan Harbarth, der zuvor zum Vizepräsidenten des Bundesverfassungsgerichtes gewählt worden war. Zudem war er als stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Inneres und Heimat vertreten. Von 2013 bis 2018 war er zudem Obmann der CDU/CSU-Bundestagsfraktion im Unterausschuss Zivile Krisenprävention, Konfliktbearbeitung und vernetztes Handeln.[12] Darüber hinaus war Frei stellvertretender Vorsitzender der CDU-Landesgruppe Baden-Württemberg im Deutschen Bundestag und Vorsitzender der Deutsch-Schweizerischen Parlamentariergruppe. Seit 2018 ist Frei Vorsitzender des Kuratoriums der Bundeszentrale für politische Bildung.
Bei der Bundestagswahl 2021 erhielt er in seinem Wahlkreis erneut die meisten Erststimmen (36,4 Prozent) und damit wieder ein Direktmandat.[13] Am 13. Dezember 2021 wurde er zum Ersten Parlamentarischen Geschäftsführer seiner Fraktion gewählt.
Positionen und Kritik (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kurz vor der Bundestags-Sommerpause 2023 forderte Frei, das individuelle Recht auf Asyl müsse durch eine Kontingentlösung ersetzt werden. Das individuelle Recht auf Asyl führe zu einer sehr inhumanen Auswahl derer, die nach Europa kommen, und gefährde die dortigen Gesellschaften.[14][15] Laut Pro Asyl würde dies „den Ausstieg aus der Genfer Flüchtlingskonvention, der Europäischen Menschenrechtskonvention sowie der EU-Grundrechtecharta“ bedeuten. Die CDU übernehme damit Positionen der Rechtsextremen. Politiker der Ampelparteien wiesen Freis Vorschlag als realitätsfremd, unmenschlich oder unernst zurück.[16] Andere Juristen betonten, dass das Asylgrundrecht nicht mit dem Refoulementverbot zu verwechseln sei: Ersteres könne abschaffen, wer das Grundgesetz, die EU-Asylrichtlinien und die EU-Grundrechtecharta ändert; nur das Abschiebungsverbot bei Verfolgung sei änderungsfest.[17]
FAZ-Redakteur Haneke schrieb hingegen, die jetzige Regelung führe dazu, dass Zehntausende in Wüsten verdursten oder im Mittelmeer ertrinken, „weil wir die Steuerung der Migration kriminellen Banden überlassen oder an die libysche Küstenwache delegieren“.
Man müsse beginnen „zu akzeptieren, dass Humanität und Härte in der Migrationspolitik keine Gegensätze sind, sondern einander bedingen“. Je weniger Menschen illegal über eine EU-Außengrenze kommen, „desto mehr Schutzsuchende könnte Europa kontrolliert aufnehmen.“[18]
Im Juli 2024 gab Frei dem RND ein Statement zur Positionierung der CDU in der Diskussion, ob in Art. 3 (1) GG, der die Benachteiligung etwa aufgrund von Geschlecht, Hautfarbe oder Religionszugehörigkeit verbietet, die sexuelle Identität als weiteres Merkmal aufgenommen werden soll. Frei erklärte hierzu, dass ein Diskriminierungsschutz bereits mit der geltenden Fassung verwirklicht sei, weshalb er keinen Anlass zu einer Grundgesetzänderung sähe.[19] Tatsächlich ermöglichte das Fehlen der sexuellen Identität im Katalog erst die jahrzehntelange staatliche Diskriminierung und anfangs auch Verfolgung von Homosexuellen in der Bundesrepublik.
Familie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Thorsten Frei ist römisch-katholischen Glaubens, verheiratet und hat drei Kinder.
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Médaille de la Défense nationale, échelon or (Frankreich 2010)
- Chevalier de l’Ordre national du mérite (Frankreich 2012)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Lebenslauf
- ↑ Ergebnis Oberbürgermeisterwahl 2012 Komm.ONE
- ↑ CDU Baden-Württemberg, Landesvorstand
- ↑ Jürgen Ruf, dpa: Führungsreserve aus Donaueschingen. In: Südwest-Presse. 25. September 2012, abgerufen am 7. April 2021.
- ↑ Offen für neue Farbenspiele Badische Zeitung, 27. April 2013
- ↑ Revolte gegen Siegfried Kauder. In: FAZ.net. 17. November 2012, abgerufen am 16. Dezember 2014.
- ↑ Thorsten Frei CDU muss Amt als Oberbürgermeister aufgeben ( vom 28. September 2013 im Internet Archive) Schwäbisches Tagblatt, 23. September 2013
- ↑ Thorsten Freis „Jungfernrede“. (Pressearchiv CDU Stadtverband Donaueschingen), 23. Februar 2014 ( vom 6. Juli 2018 im Internet Archive)
- ↑ Gewählte auf Landeslisten der Parteien in Baden-Württemberg - Der Bundeswahlleiter. Abgerufen am 11. November 2021.
- ↑ Mitglieder des Auswärtigen Ausschusses - bundestag.de ( vom 7. November 2014 im Internet Archive)
- ↑ Mitglieder des Auswärtigen Ausschusses - bundestag.de ( vom 24. April 2016 im Internet Archive)
- ↑ Mitglieder des Auswärtigen Ausschusses - bundestag.de ( vom 28. Juli 2014 im Internet Archive)
- ↑ Gewählte in Landeslisten der Parteien in Baden-Württemberg - Der Bundeswahlleiter. Abgerufen am 11. November 2021.
- ↑ faz.net: Das individuelle Recht auf Asyl muss ersetzt werden (Gastbeitrag in der FAZ), auch online
- ↑ siehe auch Daniel Thym (Inhaber des Lehrstuhls für Öffentliches Recht, Europa- und Völkerrecht an der Universität Konstanz): Die Abschaffung des Asylgrundrechts ist kein Tabu (Gastbeitrag auf faz.net)
- ↑ Cem-Odos Güler: Freidrehen mit Thorsten. In: taz vom 19. Juli 2023, S. 6, auch online.
- ↑ Daniel Thym: Die Abschaffung des Grundrechts auf Asyl ist kein Tabu. In: F.A.Z. Einspruch. 20. Juli 2023.
- ↑ Alexander Haneke: Humanität durch Härte (Kommentar, faz.net)
- ↑ LGBTQIA+-Rechte: CDU-Politiker gegen Grundgesetzänderung. 29. Juli 2024, abgerufen am 15. September 2024.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Offizielle Website
- Biographie beim Deutschen Bundestag
- Lebenslauf bei der CDU/CSU-Bundestagsfraktion
- Thorsten Frei auf abgeordnetenwatch.de
Personendaten | |
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NAME | Frei, Thorsten |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politiker (CDU), MdB |
GEBURTSDATUM | 8. August 1973 |
GEBURTSORT | Säckingen |
- Bundestagsabgeordneter (Baden-Württemberg)
- Bürgermeister (Donaueschingen)
- CDU-Mitglied
- Rechtsanwalt (Deutschland)
- Träger des französischen Nationalverdienstordens (Ritter)
- Person (Donaueschingen)
- Deutscher
- Geboren 1973
- Mann
- Politiker (21. Jahrhundert)
- Mitglied des Auswärtigen Ausschusses (Deutscher Bundestag)