Tonnenkilometer

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Tonnenkilometer (Abkürzung: tkm) ist im Güterverkehr eine betriebswirtschaftliche Kennzahl für die Transportleistung beim Transport von Frachtgütern. Pendant im Personenverkehr sind die Personenkilometer (Pkm).

Die Messzahl der Tonnenkilometer () reflektiert die Beförderungsleistung im Güterverkehr zu Lande (Schienengüterverkehr, Straßengüterverkehr), im Wasser (Frachtschifffahrt) und in der Luft (Luftfrachtverkehr).[1] In der Statistik werden auch Erdöl-Rohrleitungen (Pipelines) als Transportmittel erfasst.

Sie ergibt sich aus dem Produkt von der transportierten Masse in Tonnen () und der dabei zurückgelegten Wegstrecke in Kilometern ():[2]

.

Je mehr Masse über eine Wegstrecke transportiert wird, umso höher ist die Messzahl „tkm“. Das gilt auch, wenn die gleiche Masse über eine längere Wegstrecke transportiert wird. Entsprechend ist „1 tkm“ die Beförderung eines Frachtgutes von 1 Tonne Gewicht über 1 Kilometer.

Im Verkehrswesen unterscheidet man die angebotene und in Form von Transportmitteln (Eisenbahnwagen, Frachtflugzeuge, Frachtschiffe oder Lastkraftwagen) zur Verfügung stehende Beförderungskapazität (TKO, englisch ton kilometers offered) und die tatsächlich erbrachte Beförderungsleistung (TKT, englisch ton kilometers transported).[3] Ihr Quotient ist die Frachtauslastung:

.

Mit zunehmender Beförderungsleistung steigt bei konstanter Beförderungskapazität die Frachtauslastung des Transportmittels und umgekehrt.

Im Luftverkehr unterscheidet man die angebotenen (englisch Ton Kilometers Offered; TKO) und die verkauften Tonnenkilometer (); aus beiden lässt sich der (Fracht-)Nutzladefaktor ermitteln:[4]

.

Der Nutzladefaktor steigt, je mehr Tonnenkilometer innerhalb einer Rechnungsperiode verkauft werden können.

Passagiere werden bei der Ermittlung des Gesamtgewichts des Flugzeugs mit einem Durchschnittsgewicht berücksichtigt, das jedoch beim Frachtgewicht unberücksichtigt bleiben kann, so dass sich reine Fracht-Tonnenkilometer (FTKT) ergeben.[5]

Neben dem Nutzladefaktor für Luftfracht gibt es noch den Sitzladefaktor in der Passagierluftfahrt. Sitzladefaktor und Nutzladefaktor werden zum Ladefaktor zusammengefasst. Der Ladefaktor ist abhängig von der Produktivität der Airline, vom eingesetzten Flugzeugtyp (Größe) und dem Tarif-Mix (Anteil der Sondertarife, First Class, Economy Class usw.). Die Ladefaktoren eignen sich für Betriebsvergleiche der Fluggesellschaften untereinander und werden jährlich von der IATA veröffentlicht.

Wirtschaftliche Aspekte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit der Kennzahl kann die Kapazitätsauslastung (Belegungsgrad) von Frachtraum berechnet werden. Je höher die Auslastung des Frachtraums – auch durch verschiedene Auftraggeber – ist, umso eher wird vom Frachtführer die Gewinnschwelle erreicht. Ziel muss sein, so genannte „Leerfahrten“ und damit Leerkosten zu minimieren.

Im Bahnverkehr sind die Tonnenkilometer eine wesentliche Grundlage für die Berechnung der Fracht, wobei so genannte „Tariftonnenkilometer“ zugrunde gelegt werden.

Die Kennzahl der Tonnenkilometer ist nicht geeignet, den tatsächlichen Aufwand bzw. den tatsächlichen Verkehrsablauf umfassend zu beschreiben. Beispielsweise können 100 tkm/Stunde einerseits 100 Tonnen Gut sein, die über eine Distanz von 1 Kilometer in 1 Stunde transportiert wurden; es kann sich aber andererseits auch um 1 Tonne Gut handeln, die über eine Distanz von 100 Kilometern in 1 Stunde transportiert wurde.[6]

In Deutschland betrug 2019 die Beförderungsleistung 697.942 Millionen tkm. Davon entfielen 71,4 % auf die Straße, 18,5 % auf die Eisenbahn, 7,3 % auf die Binnenschifffahrt, 2,5 % auf Erdöl-Rohrleitungen und 0,3 % auf den Luftverkehr.[7] Gemessen an tkm dominiert in den EU-Mitgliedstaaten der Gütertransport auf der Straße mit 76,3 % den Modal Split, gefolgt von der Eisenbahn (17,6 %) und der Binnenschifffahrt mit 6,1 %.[8]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Verlag Dr. Th. Gabler (Hrsg.), Gabler Wirtschaftslexikon, Band 5, 1984, Sp. 1628 f.
  2. Verlag Dr. Th. Gabler (Hrsg.), Gabler Wirtschaftslexikon, Band 5, 1984, Sp. 1629
  3. Begriffe aus dem Luftverkehr, lufthansagroup.com.
  4. Gerd Aberle, Transportwirtschaft: Einzelwirtschaftliche und gesamtwirtschaftliche Grundlagen, 2003, S. 26
  5. Niels Klußmann/Arnim Malik, Lexikon der Luftfahrt, 2004, S. 253
  6. Hendrik Ammoser/Mirko Hoppe, Glossar Verkehrswesen und Verkehrswissenschaften, Artikel „Verkehrsleistung“, Nr. 2/2006, S. 29 – Diskussionsbeiträge aus dem Institut für Wirtschaft und Verkehr, TU Dresden, (PDF; 1,3 MB)
  7. Statistisches Bundesamt, Beförderungsmenge und Beförderungsleistung nach Verkehrsträgern, September 2021
  8. Eurostat, Modal split of inland freight transport, 2020