Württemberg (Weinanbaugebiet)

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Daten
Weinbaugebiet: Württemberg
Bundesländer: Baden-Württemberg, Bayern
Weinanbau seit: 2. Jahrhundert
Fläche: 11.345 Hektar (2011)[1]
Weinproduktion: 1.001.299 hl (2011)
Anteil Qualitätswein: ca. 60–85 % AOC
Website: www.weinbauverband-wuerttemberg.de
Karte

Süddeutschland:
Weinbaugebiet Württemberg (braun, Nr. 13)

Im Weinbaugebiet Württemberg wird Wein angebaut, der als Württemberger Wein nach § 3 Abs. 1 Nr. 13 Weingesetz verkauft wird. Im Jahre 2008 erreichte der „Württemberger“ einen Anteil von 11,4 % an der deutschen Weinerzeugung. Der Wein aus Württemberg (einschließlich des württembergischen Teils Frankens) ist bekannt für seine Rotweinlagen. Die häufigsten Rebsorten sind Trollinger (rot) und Riesling (weiß). Durch das Weinbaugebiet führt seit Oktober 2004 die Württemberger Weinstraße, die aus der Schwäbischen Weinstraße hervorgegangen ist.

Geographische Lage und Klima

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Das Weinbaugebiet Württemberg liegt im Süden Deutschlands. Es erstreckt sich zwischen dem nördlichen Bereich Kocher-Jagst-Tauber, der an das bayerische Weinbaugebiet Franken anschließt und für seine spritzigen Weißweine bekannt ist, entlang dem Neckartal über Heilbronn und Stuttgart bis Tübingen. Ein kleiner Bereich am württembergischen Ufer des Bodensees in Kressbronn gehört ebenfalls dazu, und auch die Weinlagen am bayerischen Bodenseeufer bei Lindau sind weingeographisch Württemberg angegliedert.

Das günstige Mikroklima entlang des Neckars und die Muschelkalk- und Keuperböden lassen ausdrucksstarke Rotweine gedeihen. Heiße Sommer und sonnige Herbsttage sorgen für hohe Qualität und gute Ernteerträge. Winterfröste im kontinental geprägten Klima führen in manchen Jahren zu Ertragseinbußen.

Im Stuttgarter Raum und in der Esslinger Gegend wachsen an den Steilhängen des Neckartals füllige, charaktervolle Trollinger, rassige und fruchtige Rieslingweine und würzige Kerner. Der Boden und das warme Klima eignen sich ebenso für Müller-Thurgau, Portugieser und Dornfelder.

Brauner Jura und vulkanischer Boden drücken den sortentypischen Weinen um Neuffen und in Metzingen ihren Stempel auf. Zartnervig und fein, so deklariert der Kellermeister die hauptsächlich weißen Tropfen: Silvaner, Kerner, Müller-Thurgau und Spätburgunder. Diese Weine, am Fuße der Schwäbischen Alb gewachsen, werden auch als „Täleswein“ bezeichnet.

Geologie im Weinbaugebiet

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Weinsberg mit dem Schemelsberg und dem Burgberg

Zur typischen Geologie der Weingebiete am Neckar zählen felsige Hanglagen mit Mauerterrassen aus Muschelkalk-Bruchsteinen mit Fossilien sowie ebenfalls aus Muschelkalk-Brocken zusammengetragenen Steinriegeln. Die Böden der steilen Terrassenlagen im mittleren Neckarraum um Lauffen und Besigheim bestehen aus sehr flachgründigem verwitterten Muschelkalk. Aber auch im Bereich Kocher-Jagst-Tauber ist Muschelkalk prägend, die Böden sind sehr steinig. In weiten Teilen des württembergischen Unterlandes mit den Großlagen Stromberg/Heuchelberg sowie um Heilbronn, dem Weinsberger Tal und dem Anbaubereich Oberer Neckar um Tübingen bilden insbesondere die Schichten des Mittleren Keuper und die daraus hervorgegangenen Böden das Substrat der Rebhänge. Flache flussnahe Lagen um Lauffen (Neckar) bestehen vorwiegend aus angeschwemmten Sand-Löss-Böden.

Der Weinbau im Bereich der Großlage Hohenneuffen (Bereich Remstal-Stuttgart) wird von vulkanischen Gesteinen und Sedimentgesteinen des Braunjuras geprägt. Die geologische Grundlage im Bereich Württemberger Bodensee sind überwiegend die Molasse-Sedimente aus dem Tertiär.

Gebietseinteilung (Bereiche, Großlagen)

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Innerhalb von Württemberg gibt es sechs Bereiche mit 17 Großlagen und mit über 200 Einzellagen.

Bereich Württembergischer Bodensee

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Keine Großlage

Bereich Bayerischer Bodensee

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Großlage Lindauer Seegarten

Bereich Kocher-Jagst-Tauber

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Großlage Tauberberg

Möckmühl, Ammerlanden

Großlage Kocherberg

großlagenfreie Gemarkungen

Bereich Remstal-Stuttgart

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Großlage Weinsteige – siehe Artikel Weinbau in Stuttgart

Hinweisschild Württemberger Weinstraße
Esslinger Neckarhalde
Fellbacher Weinberge im Herbst

Großlage Kopf

Remstal – Schorndorf – Grafenberg

Großlage Wartbühl

Remstal – Geradstetten

Großlage Sonnenbühl

Remstal – Endersbach

Großlage Hohenneuffen

Bereich Oberer Neckar

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Keine Großlagen

Bereich Württembergisch Unterland

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Großlage Staufenberg

Scheuerberg bei Neckarsulm
Blick zum Heilbronner Wartberg

Großlage Lindelberg

Großlage Salzberg

Großlage Schozachtal

Großlage Wunnenstein

Großlage Kirchenweinberg

Großlage Heuchelberg

Burg Neipperg auf rebenbewachsenem Burgberg
Brackenheim

Großlage Stromberg

Weinbergslage Gündelbacher Wachtkopf, Anbaugebiet Württemberg, Deutschland
Weinbergslage Hohenhaslacher Kirchberg, Anbaugebiet Württemberg, Deutschland

Großlage Schalkstein

Hessigheimer Felsengarten

großlagenfreie Gemarkungen

Rebsorte Fläche in ha Anteil in % Rebsorte Fläche in ha Anteil in %
Trollinger 2.087 20,2 Riesling 2.129 20,6
Lemberger 1.778 17,2 Müller-Thurgau 290 2,8
Schwarzriesling 1.245 12,1 Ruländer 290 2,8
Spätburgunder 892 8,6 Kerner 267 2,6
Samtrot 412 4,0
Dornfelder 263 2,6
Blauer Portugieser 95 0,9
Sonstige 204 2 Sonstige 369 3,6
Rotgewächse 6.976 67,6 Weißgewächse 3.345 32,4[2]
(Stand: 2021)

In Württemberg werden alle Qualitätsstufen vom einfachen schwäbischen Landwein bis zur trockenen Auslese oder edelsüßen Trockenbeerenauslese erzeugt. Da die Weine überwiegend im Land selbst konsumiert werden, sind die Weine überregional wenig bekannt. Einige Spitzenerzeuger können sich aber durchaus international mit den besten Gütern messen.

Es wird angenommen, dass schon im 2. Jahrhundert nach Christus in Württemberg Wein angebaut wurde. In einer Schenkungsurkunde des Klosters Lorsch aus dem Jahr 766 ist der Weinbau erstmals urkundlich nachgewiesen. Württemberg wurde bald zu einem Weinexportland. Im 16. Jahrhundert war der Neckarwein in Mitteleuropa bekannt und verkaufte sich sehr gut, weil man die Weinberge mit hochwertigen Rebsorten wie dem Klevner bepflanzt hatte. In einer Herbstordnung von 1607 ließ Herzog Friedrich I. von Württemberg die Vorschriften für den Weinbau zusammenfassen und erteilte damit einheitliche Richtlinien für den Weinbau.

Vor dem Dreißigjährigen Krieg wurde die Anbaufläche auf rund 45.000 ha geschätzt. Dieser Krieg beeinträchtigte den Weinbau stark. Als Folge der hohen Bevölkerungsverluste schrumpften die Rebflächen. In der von Kriegen geprägten Zeit zwischen 1618 und dem Ende des Spanischen Erbfolgekrieges 1715 pflanzten die Weingärtner ertragreiche Sorten wie die berüchtigten „Putzscheren“, eine Tokajer-Sorte, die hohe Erträge bringen konnte, aber in Württemberg häufig nicht ausreifte. Darunter litten Qualität und Lagerfähigkeit des Weines. Alle Versuche der herzoglichen Regierung, den Anbau dieser Traubensorten zu verbieten, scheiterten, da die Weingärtner mit der Massenproduktion höhere Einkünfte erzielten. In den Weinbergen pflanzte man außerdem die verschiedenen Traubensorten durcheinander (gemischter Satz).

Im frühen 19. Jahrhundert unternahm König Wilhelm I. von Württemberg systematische Anstrengungen zur Verbesserung des Weinbaus. In seinen eigenen Weinbergen wurden neue Bewirtschaftungsmethoden erprobt, daneben bemühte man sich um einer Verbesserung der Traubengärung und Weinbereitung. Aus dem Rheinland wurden Rieslingreben eingeführt, bei der G. C. Kessler & Co. in Esslingen am Neckar verarbeitete man hochwertige Trauben zu Schaumweinen. Eine im Jahr 1825 gegründete Weinverbesserungsgesellschaft propagierte den Qualitätsweinbau. Bei den meisten Weingärtnern stießen diese Bemühungen auf geringe Resonanz, da sie sich die Umstellung der Weinberge nicht leisten konnten. In den 1880er Jahren bedrohte der falsche Mehltau den Weinbau insgesamt. Nur durch die Anpflanzung von Hybridreben konnte eine Katastrophe verhindert werden. Nun entstanden auch die ersten Weingärtnergenossenschaften.

Eine weitere Modernisierung vollzog sich nach dem Zweiten Weltkrieg. Da immer mehr Menschen in der Industrie arbeiteten und den Weinbau nicht mehr in der gewohnten althergebrachten Weise betreiben konnten, modernisierte man die Bewirtschaftung durch großflächige Rebflurbereinigungen. Die Württembergische Weingärtner-Zentralgenossenschaft in Möglingen ließ eine neue Großkellerei errichten, wo die Trauben aus zahlreichen Weinbaugemeinden gekeltert wurden. Unter dem Druck der internationalen Konkurrenz setzten Bemühungen ein, die Qualität und den Absatz des württembergischen Weines durch eine Reduzierung der Erträge, den Anbau neuer Sorten und eine moderne Vermarktung zu verbessern.

Wie in den anderen Weinbaugebieten wird auch in Württemberg eine Weinkönigin gewählt, die Württembergische Weinkönigin, die den württembergischen Weinbau im Rahmen von dessen Öffentlichkeitsarbeit jeweils ein Jahr lang repräsentiert und bei Veranstaltungen rund um den Wein vertritt. Sie ist automatisch Kandidatin bei der Wahl zur Deutschen Weinkönigin, die bis 2018 viermal aus Württemberg kam.

Der erste Bundespräsident Theodor Heuss promovierte 1905 über Weinbau und Weingärtnerstand in Heilbronn.

Zahlreiche Winzer betreiben zur Direktvermarktung ihrer Produkte eine Besenwirtschaft. Am Reisigbesen über der Tür kann erkannt werden, ob der „Besen“ geöffnet ist.

Eine Besonderheit des Weinbaus in Stuttgart ist das Weingut der Stadt Stuttgart, das sich in kommunaler Trägerschaft befindet.

  • Eberhard Fritz: Die Verbesserung des Weinbaus in Württemberg unter König Wilhelm I. (1816–1864). Silberburg-Verlag, Tübingen 1994, ISBN 3-87407-179-0.
  • Isolde Döbele-Carlesso: Weinbau und Weinhandel in Württemberg in der frühen Neuzeit am Beispiel von Stadt und Amt Brackenheim. Stadt Brackenheim, Brackenheim 1999, ISBN 3-9806667-7-8.
  • Natalie Lumpp: Remstal–Stuttgart. Weinlandschaft mit Tradition und Vision. DRW-Verlag Weinbrenner, Leinfelden-Echterdingen 2003, ISBN 3-87181-488-1.
  • Christine Krämer: Rebsorten in Württemberg. Herkunft, Einführung, Verbreitung und die Qualität der Weine vom Spätmittelalter bis ins 19. Jahrhundert (= Tübinger Bausteine zur Landesgeschichte, Band 7). Thorbecke, Ostfildern 2006, ISBN 3-7995-5507-2.
  • Sigrid Hirbodian und Tjark Wegner (Hrsg.): Wein in Württemberg (= Tübinger Vorträge zur Landesgeschichte, Band 3). Ostfildern 2017, ISBN 978-3-7995-2072-0.

Einzelnachweise

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  1. Deutsches Weininstitut: Deutscher Wein. Statistik 2012/2013. Mainz 2012 (deutscheweine.de (Memento vom 20. Oktober 2012 im Internet Archive) [PDF; 1,9 MB]).
  2. Anbaustärkste Rebsorten in Baden-Württemberg und den Anbaugebieten. Abgerufen am 4. Mai 2022.