Zwischenspiel (Schnitzler)

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Daten
Titel: Zwischenspiel
Gattung: Komödie in drei Akten
Originalsprache: Deutsch
Autor: Arthur Schnitzler
Erscheinungsjahr: 1905
Uraufführung: 12. Oktober 1905
Ort der Uraufführung: Burgtheater, Wien
Ort und Zeit der Handlung: Wien, Gegenwart
Personen
  • Amadeus Adams, Kapellmeister
  • Cäcilie Adams-Ortenburg, Opernsängerin, seine Frau
  • Peterl, 5 Jahre, beider Kind
  • Albertus Rhon, Schriftsteller
  • Marie, seine Frau
  • Sigismund, Fürst von und zu Maradas-Lohsenstein
  • Gräfin Friederike Moosheim, Opernsängerin
  • Fräulein bei Adams
  • Stubenmädchen bei Adams

Zwischenspiel ist eine Komödie in drei Akten von Arthur Schnitzler, die am 12. Oktober 1905[1] im Burgtheater in Wien uraufgeführt wurde. 1904 bis 1905 entstanden, erschien der Text 1906 bei S. Fischer in Berlin.[2]

Das Stück spielt 1906 in Wien.[3]

Der Titel ist doppelsinnig. Einmal wird auf das Zwischenspiel im Capriccio der vierten Sinfonie des Kapellmeisters Amadeus Adams angespielt. Und andermal deutet Zwischenspiel ironisch auf ein Intermezzo aus dem Ehealltag des Paares Cäcilie und Amadeus hin. Der Mann bricht die Ehe. Es wird höchstwahrscheinlich nicht sein letzter Treuebruch sein.

Amadeus Adams hat mit der international erfolgreichen Sopranistin Cäcilie Adams-Ortenburg einen fünfjährigen Jungen. Im ersten Akt wird erkennbar, dass Amadeus in Wien mit der Opernsängerin Gräfin Friederike Moosheim ein Verhältnis hat. Er ist sich keiner Schuld bewusst und vereinbart – mit leichtem Zögern von Cäcilie – die eheliche Treue durch Freundschaft und völlige Wahrheit dem anderen gegenüber zu ersetzen. Am Ende stehen eine getrennte Sommerreise und ein Aufenthalt in Berlin der Sängerin an, wobei auch bei ihr mit der nur in Erwähnungen vorkommenden Figur des 26-jährigen Sigismund, Fürst von und zu Maradas-Lohsenstein, ein potentieller Liebhaber vorkommt. Darauf angesprochen, gibt Cäcilie ausweichende Antwort. Das Ehepaar geht auseinander und will gut Freund bleiben.

Der zweite Akt setzt mit der Rückkehr Cäciliens aus Berlin ein, wo sie große Erfolge feierte. Ihre Rückkehr wird von einem Gerücht begleitet, ein Wiener Journal schreibt, dass Cäcilie in Berlin ein Verhältnis mit Fürst Sigismund gehabt habe und die beiden nun heiraten wollten. Dadurch wird Amadeus eifersüchtig. Seine Affäre mit der Gräfin ist vorbei, er will seine Frau wieder. Als einzigen Ausweg sieht er ein Duell mit dem Fürsten. Cäcilie, nach langer Abwesenheit heimgekehrt, gießt Öl ins Feuer. Sigismund sei ihr wirklich nachgereist. Man habe gemeinsam das Pergamenische Museum aufgesucht. Aber jenes Duell, das Amadeus wollte, findet nicht statt. Denn Sigismund kommt den Sekundanten des Kapellmeisters zuvor. Der Fürst sucht Amadeus auf und schlägt ihm freundlich vor, sich scheiden zu lassen. Dann wäre doch der Weg frei und er könne sich seinen sehnlichsten Wunsch erfüllen – Cäcilie heiraten. Amadeus weist das Ansinnen zurück, erkennt aber, dass die beiden keine Affäre hatten, sondern es nur Cäciliens Mittel war, Amadeus zurückzugewinnen.

Amadeus gesteht Cäcilie seine Liebe und bringt sie mit einigen Nachdruck dazu, wieder mit ihm zu schlafen. Aber das gelingt ihm nur ein einziges Mal, Cäcilie ist überzeugt, dass er sich nur neuerlich in sie verliebt habe, weil sie ihm fremd erschienen war. Während Amadeus glaubt, sie wäre ihm treu geblieben, lässt sie offen, zwar nicht mit Sigismund, aber mit anderen geschlafen zu haben. Cäcilie erscheint zwar dem Zuschauer nach ihrem neuerlichen Beischlaf als nachgiebig, doch der Schein trügt. Die Frau mag nicht in einer Ehe leben, „wo man sich betrügt – und wieder versöhnt – und wieder betrügt, je nach der Laune“. Amadeus muss widersprechen. Beide, er und sie, hatten sich doch freigegeben. Nun spielt Amadeus den Liebhaber, den Beschützer seiner Frau. Cäcilie aber kann sich mit solchem Lauf der Dinge nicht abfinden: „Wir lassen uns nicht scheiden [...] Wir scheiden.“ Cäcilie erkennt den großen Fehler in ihrer Ehe, die nun nicht mehr zu retten ist. Amadeus geht. Cäcilie bleibt leise weinend bei dem Söhnchen zurück.

  • „Man darf die Menschen nie darüber aufklären, was sie einem bedeuten.“[4]
  • „Man soll sich alle Lebewesen, wenn möglich, in der Nähe besehen.“[5]
  • „Wer keine Verpflichtungen hat, für den gibt es auch nichts mehr zu fürchten.“[6]

Struktur

  • "Zwischenspiel" ist eines der Stücke Schnitzlers, in dem Ehekonflikte, die Untreue betreffend "im Konversationston ausgetragen"[7] werden. Der Zuschauer kann das Gemeinte aus dem Gesagten nur mit Mühe extrahieren, zumal da eindeutige Worte selten fallen.[8]
  • Scheible[9]: Die sexuelle Freizügigkeit der beiden Ehepartner kann Schnitzler einigermaßen glaubhaft machen, indem er zwei Künstler als Mann und Frau nimmt. Amadeus ist der schwächere von beiden Ehepartnern. Denn erstens, die Freiheit, die er seiner Gattin gegeben hat, ruft letztendlich sein Begehren hervor, das die Freiheit beendet. Und zweitens, im Gegensatz zu Amadeus habe Cäcilie ihre Freiheit nicht genutzt. Amadeus kann das nicht begreifen.

Komödie

  • Sprengel[10] ist sich nicht sicher, ob denn das Stück eine Komödie sei. Es überwiege doch manch Schmerzliches. Komisch seien höchstens die Kommentare des Textdichters Albertus zu den Geschehnisse in der vorgespielten Ehe.
  • Le Rider[11]: Für Schnitzler seien Freizügigkeit in der bürgerlichen Ehe und auch die Emanzipation der Frau eine Illusion. In solchen patriarchalischen Verhältnissen unterwerfe sich gewöhnlich die Frau dem Manne beziehungsweise füge sich widerspruchslos. Trotzdem stelle der Autor ein Patriarchat im Niedergang auf die Bühne. Denn Cäcilie sei die Scharfsichtigere.
  • Perlmann[12]: Amadeus sei jener Freizügigkeit in der Ehe, die er propagiert hat, nicht gewachsen. Nachdem Amadeus die Ehe gebrochen hat, will er Cäcilie – die er großzügig freigegeben hatte – wieder besitzen.

Quintessenz

  • Perlmann[13]: Zwar biete Schnitzler kein Happy End, doch er stelle Versöhnung hintergründig zumindest in Aussicht. Scheible[14]: Cäcilie sei sich aber ziemlich sicher, auf die Dauer könne Amadeus nicht treu sein.
  • Sprengel[15]: Der von den Ehepartnern vereinbarte Ausbruch aus der sozialen Rolle scheitere und münde in Verstellung.

Literatur

  • Perlmann[16] gibt weiter führende Stellen an (Swales 1971, Kilian 1972, Jon D. Green 1973 und Offermanns 1973).

Einträge 95 und 96 in: Hörspiele (Memento vom 5. Dezember 2008 im Internet Archive)

  • Arthur Schnitzler: Zwischenspiel. Komödie in drei Akten S. 411 bis 489 in Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): Arthur Schnitzler: Der einsame Weg. Zeitstücke 1891 - 1908. Mit einem Nachwort von Hermann Korte. S. Fischer, Frankfurt am Main 1961 (Ausgabe 2001). 525 Seiten, ISBN 3-10-073558-7
  • Arthur Schnitzler: Zwischenspiel. Komödie in drei Akten. 139 Seiten. Leinen. Goldprägung. S. Fischer Berlin 1906

Sekundärliteratur

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Einzelnachweise

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  1. Nickl, H. Schnitzler, S. 369, Eintrag anno 1905
  2. Quelle, S. 523, vorletzter Eintrag
  3. Quelle, S. 412 unten
  4. Quelle, S. 422, 5. Z.v.o.
  5. Quelle, S. 450, 2. Z.v.u.
  6. Quelle, S. 457, 11. Z.v.u.
  7. Heike Söhnlein (Tübingen 1986), zitiert bei Sabler, S. 96, 21. Z.v.o.
  8. Korte im Nachwort der Quelle, S. 520, 12. Z.v.o.
  9. Scheible, S. 88–91
  10. Sprengel, S. 503 oben
  11. Le Rider, S. 115–116
  12. Perlmann, S. 91–92
  13. Perlmann, S. 92 Mitte
  14. Scheible, S. 91 oben
  15. Sprengel, S. 503 Mitte
  16. Perlmann, S. 107, 2. Z.v.o.