An meinen Sohn
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An meinen Sohn[1].
Die Wogen schäumen und tosen am Strand,
Schwach ist und klein der Kahn,
Schwarz grollt das Meer, und am Himmelsrand
Schon dunkelt des Sturmes Nahn.
Komm mit mir! ob die Wellen drohn
Und die Winde heulen, wir müssen an Bord,
Sonst reißen die Schergen der Macht dich fort!
Sie raubten dir Bruder und Schwesterlein,
Ihres Lächelns Reiz, ihrer Thränen Schein,
Der heil’gen, verlöschten sie mir.
Ein todter Glaube, ein Schmachgesetz
Warf um ihr jugendlich Haupt sein Netz,
Weil freie Menschen und furchtlos wir,
So komm mit mir, geliebtes Kind!
An deiner Mutter Brust
Schläft noch, gewiegt im Schlummer lind,
Das lacht dich an so süß und lieb,
Und freut sich dessen, was uns blieb,
Und wird auf ferner Lande Rain
Dein liebster Spielgenosse sein
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Und der Priester schmählich Gebot.
Sie stehn an des wüthenden Stromes Bord,
Und besudeln sein Wasser mit Tod.
Aus tausend Thälern ihm Zufluß quillt,
Und Schwert und Scepter entfluthen weit,
Zerknickt, auf den Wogen der Ewigkeit.
Still! weine nicht, du theures Kind!
Du fürchtest den schaukelnden Kahn,
Wir wollen dich schützend umfahn.
Deine Mutter und ich, wir kennen die Macht
Des Sturmes wohl, der dich zittern macht,
Mit all’ seiner schaurigen Gräber Hut,
Die dich forthetzt über die schirmende Fluth.
Gedenken wirst du an diesen Tag
Wie an Träume von altem Weh;
Bald wird uns umrauschen der Wellenschlag
Oder Hellas umfängt uns, die Mutter der Frein,
Und ich will Lehrer und Freund dir sein,
Daß du rufen lernst ihre Helden all’
In ihrer eigenen Sprache Schall,
Dort fordern mögest in Noth und Tod
Dein Heimatsrecht als Patriot.
- ↑ * Shelley schrieb dies Gedicht im Jahre 1819, als der Lordkanzler von England
dem Dichter seine beiden Kinder aus erster Ehe unter dem Vorwande vorenthielt, daß
er als „Atheist“ nicht im Stande sei, dieselben moralisch zu erziehen. Shelley
fürchtete damals, daß man ihm auch seinen jüngsten Sohn, William, entreißen werde,
der übrigens bald darauf in Rom starb.