Brunnenpromenade
Als ich ankam, Johannistag war grade,
Gleich ging ich auf die Brunnenpromnade,
Kaum wollt’ ich meinen Augen traun,
So viel des Herrlichen war da zu schaun,
Wer zählt die Völker, wer nennt die Namen!
Eine ganz Teint und Taille war,
Aschblond das schlicht gescheitelte Haar,
Blendende Zähne, feines Kinn,
Aber solcher, die palankin-überdacht
Weit draußen ihre Tage verbracht,
In Hongkong oder Singapor
(Ihr Diener Malaie halb, halb Mohr),
Von Lachsfang im Stavanger-Fjord,
Alles albionmäßig abgestempelt,
Die Beinkleider unten umgekrempelt.
Noch fremder die Ammen; die Badekapelle
Spielt eben eine Wagnerstelle,
Lohengrin-Arie, jetzt laut jetzt leis,
Die Damen schließen einen Kreis,
Tritt jetzt die Schönheit der Saison.
Ihr Aug’ ist wie getaucht in Gluth,
Roth ist ihr Kleid und roth ihr Hut,
Ein Hut, wie die Kirchenfürsten ihn tragen,
Der Schleier auch roth, – am Arme Koralln,
Roth alles worauf die Blicke falln,
Eine Römerin (flüstert man) soll es sein,
Andre sagen: aus Frankfurt am Main.
Auf Wagner folgt ein ungrisch Stück,
Ein Czardas, und auf dem bewässerten Rasen
Blitzt es wie von Goldtopasen;
Ueberirdisch, ein paradiesisch Revier,
Eine Freiin grüßt mich … doch, wer sie nicht kennte
Die Macht der höheren Elemente!
Nun ist die erste Woche dahin,
Verändert schon fühl’ ich Herz und Sinn,
Ist es nahzu vorbei mit meinem Bangen;
Mummenschanz alles und Fastnachtsorden,
Selbst der rothe Hut ist mir komisch geworden,
Ob aus Rom oder Frankfurt, – ich seh’ in Ruh
Auch Becken noch und Triangel meistert,
Zu Schemen ist plötzlich alles verschwommen,
Ich bin wieder zu mir selbst gekommen,
Zähl’ ich mich zu den „besseren Nummern.“