Schach (Die Gartenlaube 1860/36)
Das Schach, nicht mit Unrecht das Spiel für Denker genannt, hat schon seit alter Zeit in unserem Vaterlande, dieser zweiten Heimath des Gedankens, sich hoher Anerkennung und warmer Verehrer, die Tüchtiges in ihm leisteten, zu erfreuen gehabt. Im dreizehnten Jahrhundert von einem Predigermönche, Jakob von Cessolis, zum Thema moralischer Reflexionen erkoren, wurde es später von einem deutschen Fürsten, dem Herzog August von Braunschweig-Lüneburg († 1666), in einem starken Foliowerke theoretisch behandelt und dann durch hervorragende Geister wie Lessing, Kant und A. mit Vorliebe geübt und empfohlen. Ausgezeichnete Meister erster Stärke sind jedoch erst in diesem Jahrhundert erstanden: in Wien Allgaier und in Berlin Mendheim waren die ersten Vorläufer der gegenwärtigen, auch an praktischer Tüchtigkeit in jeder Beziehung dem Auslande ebenbürtigen Generation. Vor Allen sind es die Gründer und Anhänger der sogenannten Berliner Schule, welche nicht nur durch ihre bewundernswerthen theoretischen Leistungen, sondern auch durch entsprechende praktische Stärke bis in’s fernste Ausland hohen Ruhm erworben haben. Zwar sollten mehrere Vorkämpfer, namentlich Bilguer, Bledow und Hanstein, schon frühzeitig auf immer von uns scheiden, und andere Meister, wie Mayet und Anderssen, in neuerer Zeit durch Mangel an genügender Uebung von ihrer früheren Stärke entschieden einbüßen, aber durch Namen wie v. d. Lasa, der Herausgeber des größten Schachwerkes (des Handbuches des Schachspiels) und M. Lange, der Redakteur der Schachzeitung, wird auch heutzutage auf theoretischem und praktischem Felde der deutsche Schachruf über der ganzen Erde in vollem Klange erhalten. Indem wir von Zeit zu Zeit Partien von allen genannten Meistern als Proben ihrer praktischen Tüchtigkeit mitzutheilen gedenken, wollen wir für heute zunächst noch das Interesse der Schachfreunde auf eine unlängst in Leipzig erschienene Schrift hinlenken, welche in höchst anziehender Schilderung ein treues Bild von der erwähnten Blüthezeit der deutschen Meisterschaft, insbesondere der Berliner Schachschule, entwirft. Es sind die „Berliner Schach-Erinnerungen“, herausgegeben von dem Autor des Handbuches, dem gegenwärtigen preußischen Gesandten und Ministerresidenten am Hofe zu Weimar, Herrn v. d. Lasa. Wir entnehmen aus diesem höchst interessanten Werke, das außer dem genannten Inhalt auch noch die originellen Spiele von Greco und Lucena in einer genauen kritischen Bearbeitung zusammenstellt, die nachfolgende Aufgabe und Partie.
Stellung: Weiß. K e 6. S a 6, b 5. B d 6, e 5, e 7, f 6. Schwarz. K e 8. T c 8, h 8. L b 2. Matt in fünf Zügen durch Bauer c 5. Von Greco.
Weiß. | Schwarz. |
1) e 4 | e 5. |
2) f 4 | e f : |
3) S f 3 | g 5 |
4) L c 4 | g 4 |
5) o–o | g f |
6) D f 3 : | D f 6. |
7) e 5 | D e 5 : |
8) d 3 | L h 6 |
9) L d 2 | S e 7. |
10) S c 3 | c 6 |
11) T a e 1 | D c 5 † |
12) K h 1 | d 5. |
13) D h 5 | D h 6 |
14) L d 5 : | o–o |
15) T e 7 : | c d |
16) S d 5 : | S c 6 |
17) L f 4 : | L f 4 : |
18) T f 4 : | D e 7 : |
19) S e 7 † | S e 7 : |
20) D g 5 † | S g 6 |
21) T f 3 | L d 7 |
22) h 4 | T a e 8 |
23) T g 3 | f 5 |
24) D h 6 | f 4 |
25) T g 6 † | h g |
26) D g 6 † und gibt ewig Schach. |