Topographia Hassiae: Heppenheim
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aus Topographia Hassiae, Text von Martin Zeiller, Illustrationen von Matthäus Merian | ||
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Vor Alters Hephenheim / an der
Bergstraß; (zum Vnderscheid Heppenheim
auff der Wiesen / im Alzeimer Göw)
sampt einem Schloß / zwischen Benßheim / vnnd
Weinheim gelegen / davon besagter Freherus part.
1. Origin. Palat. c. 6. weitläuffig handelt / auch einer
alten Schrifft / so daselbst im Pfarrhoff in Stein
gehawen noch zu sehen / gedencket. Anno 1643. im
Junio / haben die Hessen-Casselische dieses Stättlein
geplündert. Das besagte ob dem Stättlein
am Berg / vber den Weingarten / gelegne Schloß /
Castel / oder Vestung / wird Starckenburg genant /
von dannen man ein halbe Meil nach Benßheim
abwarts hat. Es wollen etliche / daß die Römer
diß Castell erbawt / vnd König Pipinus auß
Franckreich solche Gegend dem Closter Lorsch eingeben
habe. Im Jahr 1245. hat Henricus Bischoff zu
Speyer / deß Reichs Cantzler / ein geborner Graf
von Leiningen / solches mit Hülff seines Brudern /
belagert / vnd erobert / vnd deß Stiffts Meyntz
darinn ligende Guarnison außgetrieben; dardurch
zwischen ihme / vnd ChurMeyntz / ein grosser
Widerwillen entstanden / darein sich endtlich der Papst
gelegt / vnd Frieden gemacht hat; wie Trithemius
in der Hirschawischen Chronic schreibet.
Ein halbe Meil von Heppenheim ligt das Closter Lorsch / ein sehr altes / vor Zeiten stattlich / vnd reiches Closter / so aber meistentheils in diesen Kriegen verbrennt / vnd zerstört worden. Anno 764. hat Cancor Graf im Rinckgowe / Rinicgowe / oder Ringöw / pago Rhenensi, vnd seine andächtige Mutter Willisvvinda, Graf Ruprechts Wittib / dieses Closter / in der Insul Aldenmünster / von newem aufferbawet. Es seynd deß H. Nazarii, deme es zu Ehren geweihet / Gebein hieher von Rom geführt; vnnd in diesem Closter mächtige Fürsten / vnd auch darunder Hertzog Tassel in Bayern / begraben worden; welcher wider Keyser Carolum M. sich auffgeleint / aber von ihme vberwunden / gefangen / vnd in dieses Closter / zur Straff / eingesteckt / darinn er auch gestorben / vnd sein Grabstein / zu vnsern Zeiten ein Säwtrog / wie berichtet wirdt / worden; vnd andere mehr Ligt an dem Fluß Wißgotz / oder Wischotz / jetzt Weschnitz 4. Meilen von Heydelberg. Es hat vor Zeiten mit einem grossen Bistumb / oder Fürstenthumb / können verglichen werden. Nach dem aber solches Closter Lauresham / Lauresheim / Laureacense Monasterium, vnd Laurissa vor Alters genant / Keyser Friederich der Ander Anno 1232. mit allen Rechten / vnd Gerechtigkeiten /
[T85][XXIV] Schlössern / Stätten / Zinsen / Lehen-Leuthen / Leibeygnen / vnd Gefällen / dem Ertzstifft Meyntz / vnd desselben Vorsteher Sifrido, geschenckt / vnd vbergeben / so sein Sohn König Heinrich / vnd hernach auch Papst Gregorius IX. bestättiget haben: so seind die Benedictiner Mönch nit allein vmb ihr Fürstenthumb kommen; sondern endlich vom Ertzbischoff dannen gantz vertrieben / vnd an ihrer statt Cistertzienser allda eingesetzt worden; wie davon beym Trithemio, in der Sponheimischen Chronic / weitläuffig zu lesen ist. Es seind gleichwol die Cistercienser zweymal von den Benedictinern mit Gewalt wider allda außgejagt worden / vnnd das Closter ein Zeitlang lähr gestanden; biß endlich andere Mönch / Praemonstrater Ordens / allda eingeführt worden / so aber den Fürstlichen vorigen Gewalt nicht mehr hatten. Es hat dieses Closter vor Zeiten einen gewaltigen Schatz gehabt / viel Gold / vnd Silber / bey dem Grab deß H. Nazarii, ihres Patronen / deßgleichen bey seinem Altar / so mit 4 silbern Taflen eingeschlossen war: Item einen gantz von purem Gold schweren vnd kunstreichen guldenen Kelch / sampt einer güldenen Paten; Item eim Purpurtuch / so groß / daß es den gantzen Chor bedeckt hat / mit Gold vnderstickt / welches ein Abbt schmeltzen lassen / vnd zum weltlichen verbraucht haben solle; vnd anders mehr. Es hat sieben Fahn: oder VollLehen / principalia beneficia, gehabt / so es verliehen. Als es nun / wie gemeldt / die Praemonstratenser inngehabt / vnd solches Closter / wie oben zu Eingang dieses Tractats von der Bergstraß gesagt worden / allbereyt von Meyntz auff die ChurPfaltz kommen war / so hat An. 1504. in dem Pfaltz-Bayrischen Krieg / der Landgraf auß Hessen diß Closter außgeplündert, folgents ist es auch Anno 1620. 21. vnd 22. in diesem Teutschen Krieg / gantz verderbt / vnd verbrennt worden / vnd hat / nach selbiger Zeit / ChurMeyntz das Closter / wie auch das gantze Ampt Starckenburg / wider eingenommen. Vnd obwoln nachmals Anno 32. von den Schwedischen solche Oerther wider einbekommen / vnd der Pfaltz restituirt worden; so hat doch selbige ChurMeyntz widerumb zu Handen gebracht / vnd besitzt sie noch der Zeit. Soll ein herrliche Bibliothec gehabt haben / so nachmals gehn Heydelberg kommen. Es ist von diesem Closter ein eygne Chronic vorhanden.
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