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Nebensilbe

Aus Wiktionary, dem freien Wörterbuch

Nebensilbe (Deutsch)

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Singular Plural
Nominativ die Nebensilbe die Nebensilben
Genitiv der Nebensilbe der Nebensilben
Dativ der Nebensilbe den Nebensilben
Akkusativ die Nebensilbe die Nebensilben

Worttrennung:

Ne·ben·sil·be, Plural: Ne·ben·sil·ben

Aussprache:

IPA: [ˈneːbn̩ˌzɪlbə]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Nebensilbe (Info), Lautsprecherbild Nebensilbe (Info)

Bedeutungen:

[1] Linguistik: Silbe, die keinen Akzent trägt
[2] Linguistik: Silbe, in deren Silbenrand eine zusätzliche Öffnungsbewegung bei ihrer Artikulation stattfindet

Herkunft:

Determinativkompositum aus der Präposition neben und dem Substantiv Silbe

Oberbegriffe:

[1] Silbe

Beispiele:

[1] „Der Verlust solcher Endungen, die durch eine Schwächung der Nebensilben ausgelöst wurde, hat die Tendenz zum analytischen Sprachbau verstärkt.“[1]
[1] „Auch verkürzte Sätze, lautliche Verschleifungen von Silben und Wörtern, der Wegfall unbetonter Nebensilben, Proklisen und Enklisen belegen diese Entwicklungstendenz.“[2]
[1] „Die Nebensilben … erliegen im 9./10. Jahrhundert der normalalthochdeutschen Vorsilbenangleichung…sowie spurenweise in der Sprechsprache seit dem 8./9. Jahrhundert in den Denkmälern i.a. seit dem 10./11. Jahrhundert der gemeinalthochdeutschen Nebensilbenabschwächung, die bei Notker von St. Gallen im Sinne eines Auslautgesetzes nach Voll- oder Schwachton und Positionen streng geregelt erscheint…und sich ins Frühmittelhochdeutsche weiterzieht.“[3]
[1] „Die Vokale der Nebensilben werden zum tonlosen e abgeschwächt, soweit es sich nicht um Ableitungssilben handelt, die aber auch nicht ausnahmslos die vollen Vokale bewahren.“[4]
[2] „Ein vergleichbarer Begriff dieser Art ist der schon von Sievers verwendete der Nebensilbe (…).“[5]
[2] „Die Berechtigung dieses Terminus leuchtet einerseits sofort ein, wenn man daran denkt, daß solche Nebensilben sich durchaus in »richtige« Silben entwickeln können, nämlich sprachgeschichtlich, z.B. in den romanischen Sprachen (…); daß Nebensilben als wenig bevorzugt auch eliminiert werden können, so in der heutigen französischen Umgangssprache, …; daß Nebensilben aber auch zur Erleichterung komplizierter Ränder erst gebildet oder »verbessert« werden können, … Schließlich unterstreicht die Behandlung in Lehnvorgängen den quasisyllabischen Charakter der Nebensilben …“[6]

Wortbildungen:

[1] Nebensilbenabschwächung

Übersetzungen

[Bearbeiten]
[*] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Nebensilbe
[2] Helmut Glück (Herausgeber), unter Mitarbeit von Friederike Schmöe: Metzler Lexikon Sprache; Dritte, neubearbeitete Auflage; Stichwort: „Nebensilbe“; Metzler; Stuttgart/Weimar 2005; ISBN 978-3-476-02056-7.

Quellen:

  1. Horst Dieter Schlosser: Wenn Sprachgebrauch auf Sprachnorm trifft: Vom täglichen Umgang mit Ideal und Wirklichkeit. In: Der Sprachdienst. Nummer Heft 1, 2018, Seite 19–30, Zitat Seite 24.
  2. Karl-Ernst Sommerfeldt (Hrsg.): Entwicklungstendenzen in der deutschen Gegenwartssprache. VEB Bibliographisches Institut, Leipzig 1988, ISBN 3-323-00169-9., Seite 80.
  3. Stefan Sonderegger: Althochdeutsch. In: Lexikon der germanistischen Linguistik. 2., vollständig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Hrsg. v. Hans Peter Althaus, Helmut Henne, Herbert Ernst Wiegand. Niemeyer, Tübingen 1980, Seite 569–576, Zitat Seite 572. ISBN 3-484-10391-4. Abkürzungen aufgelöst: i.a.: keine Auflösung angegeben, vermutlich im allgemeinen.
  4. Hans Eggers: Deutsche Sprachgeschichte. Band 1: Das Althochdeutsche und das Mittelhochdeutsche. Rowohlt, Reinbek 1986, ISBN 3-499-55425-9, Seite 299 Kursiv gedruckt: e.
  5. Peter Eisenberg: Grundriss der deutschen Grammatik. Band 1: Das Wort. Metzler, Stuttgart/Weimar 1998, ISBN 3-476-01639-0, Seite 119.
  6. Theo Vennemann: Zur Silbenstruktur der deutschen Standardsprache. In: Theo Vennemann (Herausgeber): Silben, Segmente, Akzente. Referate zur Wort-, Satz- und Versphonologie anläßlich der vierten Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Sprachwissenschaft, Köln, 2. – 4. März 1982. Niemeyer, Tübingen 1982, Seite 261–305, Zitat Seite 297 f. ISBN 978-3-484-30126-9.