Der Hohenlohe-Atlas von 1578/79 – ein Großprojekt mit tragischem Ende

Gemarkung Langenburg, Schweickher, Hohenloher Atlas. Vorlage: Landesarchiv BW, HZAN GA 100 Nr. 1054, fol. 5
Gemarkung Langenburg, Schweickher, Hohenloher Atlas. Vorlage: Landesarchiv BW, HZAN GA 100 Nr. 1054, fol. 5

Die Initiative dazu kam von außen. Heinrich Schweickher, der drei Jahre zuvor den ersten Atlas des Herzogtums Württemberg angefertigt hatte, war im Juli 1578 aus seiner bisherigen Stellung als Waisenvogt im württembergischen Oberland entlassen worden. Nun suchte er über seinen in Hall ansässigen Bruder Kontakt zu Graf Wolfgang von Hohenlohe, der damals in Langenburg residierte. Sein Angebot: die Anfertigung einer Landesaufnahme für dessen Herrschaftsgebiet. Zum Jahresende war die Kartierung des ersten Amtes, nämlich Langenburg, abgeschlossen. Daraufhin schlossen Wolfgang, seine Mutter Anna von Solms und Schweikher im April 1579 einen Vertrag, in dem sich letzterer verpflichtete, alle 14 Ämter der Grafschaft Hohenlohe-Neuenstein aufzunehmen: von Weikersheim im Norden bis Michelbach am Wald im Süden, von Langenbeutingen im Tal der Brettach bis Schrozberg und Kirchberg an der Jagst. Dabei sollte der Autodidakt Schweickher nicht nur Städte und Dörfer, Klöster und Höfe aufnehmen, sondern auch viele interessante Details wie z. B. Schäfereien, Wildbanne und -fuhren, Äcker, Wiesen, Gehölz und Weingärten, Seen und Wasserläufe, Straßen, Fuhrwege und Fußpfade, Brücken und Stege sowie nicht zuletzt die Grenzsteine.

Unglücklicherweise erkrankte Schweickher jedoch kurz darauf bei Vermessungsarbeiten im Feld und starb am 28. Juni 1579. Ein später Schneeeinbruch hatte zu einer schweren Erkrankung geführt, der er nach wenigen Wochen erlag. Da Graf Wolfgang keinen adäquaten Nachfolger fand, war das Großprojekt einer hohenlohe-neuensteinischen Landesaufnahme gescheitert.

Trotzdem hat es im Hohenlohe-Zentralarchiv Spuren hinterlassen, die sich sehen lassen können. Während die bereits verfertigten Karten zu weiteren drei Ämtern verloren gingen, haben sich jene zum Amt Langenburg genauso wie andere schriftliche Unterlagen zu diesem Projekt erhalten.

Der sogenannte Hohenloher Atlas wird mit einer Generaltafel zum Amt Langenburg eröffnet, darauf folgen zwölf Spezialtafeln zu den einzelnen Ortsmarkungen und Waldungen. Sie zeigen uns in ihrer ganzen Farbenpracht, wie man sich in jener Zeit eine Territorialkarte typischerweise vorstellte: Die Zeichnungen sind in der bildhaften sogenannten Landtafelmanier aus der Vogelperspektive ausgeführt. Die Entfernungen wurden vermessen, indem man ein Pferd eine Strecke entlangführte, dessen Schritte zählte und anschließend umrechnete. Auch wenn die Maßstabsverhältnisse am Ende aufgrund eines Rechenfehlers nicht ganz stimmten, entstanden auf diese Weise doch ästhetisch sehr ansprechende Karten. Diese zählen zu den ältesten kartografischen Abbildungen Hohenlohes. Darunter findet sich die älteste Darstellung von Langenburg überhaupt, die einzige, die den mittelalterlichen Baubestand des Schlosses vor dem Umbau zum Renaissanceschloss ab 1610 erkennen lässt.

 Ulrich Schludi

Quelle: Archivnachrichten 51 (2015), S.16-17.
 

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