Dusmatovit

Mineral, Ringsilikat aus der Milarit-Gruppe

Das Mineral Dusmatovit ist ein sehr selten vorkommendes Ringsilikat aus der Milaritgruppe und hat die Endgliedzusammensetzung K Na□ Mn2+2 Zn3 Si12O30.[3][4] Es kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem und entwickelt dunkelblaue Kristalle und Aggregate.[8]

Dusmatovit
Dusmatovit vom Dalai-Pioz-Gletscher, Nohijahoi tobei dschumhurij, Tadschikistan
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1994-010[1]

IMA-Symbol

Dus[2]

Chemische Formel K Na□ Mn2+2 Zn3 Si12O30[3][4]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate – Ringsilikate
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/E.22-135[5]

9.CM.05
63.02.01a.11
Kristallographische Daten
Kristallsystem hexagonal
Kristallklasse; Symbol dihexagonal-dipyramidal; 6/m2/m2/m[6]
Raumgruppe P6/mcc (Nr. 192)Vorlage:Raumgruppe/192[7]
Gitterparameter a = 10,218 Å; c = 14,292 Å[7]
Formeleinheiten Z = 2[7]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 4,5[8]
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,96, berechnet: 2,978[7][8]
Spaltbarkeit keine[8]
Farbe dunkelblau, violett blau[8]
Strichfarbe hellblau[8]
Transparenz durchscheinend[8]
Glanz Glasglanz[8]
Kristalloptik
Brechungsindizes nω = 1,590[8]
nε = 1,586[8]
Doppelbrechung δ = 0,004
Optischer Charakter einachsig negativ[8]
Pleochroismus violett parallel ω, hellblau parallel ε[8]

Etymologie und Geschichte

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Entdeckt wurde Dusmatovit in den Moränen des Gletschers Dara-i-Pioz (auch Darai-Pioz oder Dara-Pioz) im Alaigebirge in Tadschikistan und 1996 von L.A. Pautov, A.A. Agakhanov, E.V. Sokolova, K.I. Ignatenko als neues Mineral der Milaritgruppe beschrieben. Sie benannten das Mineral nach dem tadschikischen Geologen und Mineralogen Vyacheslav Djuraevitch Dusmatov (1936–2004) in Anerkennung seiner Arbeit in der Darai-Pioz-Region. Dusmatov war beteiligt an der Erstbeschreibung zahlreicher neuer Minerale vom Darai-Pioz-Gletscher, darunter Sogdianit und Darapiosit aus der Milaritgruppe.[8]

Klassifikation

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Da der Dusmatovit erst 1994 als eigenständiges Mineral anerkannt wurde, ist er in der seit 1977 veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz noch nicht verzeichnet.

Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich im Aufbau noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VIII/E.22-135. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort der Abteilung „Ringsilikate“, wo Dusmatovit zusammen mit Agakhanovit-(Y), Almarudit, Armenit, Berezanskit, Brannockit, Chayesit, Darapiosit, Eifelit, Emeleusit, Faizievit, Friedrichbeckeit, Klöchit, Lipuit, Merrihueit, Milarit, Oftedalit, Osumilith, Osumilith-(Mg), Poudretteit, Roedderit, Shibkovit, Sogdianit, Sugilith, Trattnerit, Yagiit und Yakovenchukit-(Y) die Gruppe „Doppelte Sechserringe [Si12O30]12− – Milarit-Osumilith-Gruppe“ mit der System-Nr. VIII/E.22 bildet.[5]

Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[9] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Dusmatovit ebenfalls in die Abteilung der „Ringsilikate“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach der Struktur der Ringe, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „[Si6O18]12−-Sechser-Doppelringe“ zu finden ist. Darin gehört es mit Almarudit, Armenit, Berezanskit, Brannockit, Chayesit, Darapiosit, Eifelit, Friedrichbeckeit, Klöchit, Merrihueit, Milarit, Oftedalit, Osumilith, Osumilith-(Mg), Poudretteit, Roedderit, Shibkovit, Sogdianit, Sugilith, Trattnerit und Yagiit zur „Milaritgruppe“ mit der System-Nr. 9.CM.05.[9]

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Dusmatovit in die Klasse der „Silikate und Germanate“, dort allerdings in die bereits feiner unterteilte Abteilung der „Ringsilikate: Kondensierte Ringe“ ein. Hier ist er in der „Milarit-Osumilith-Gruppe (Milarit-Osumilith-Untergruppe)“ mit der System-Nr. 63.02.01a innerhalb der Unterabteilung „Ringsilikate: Kondensierte, 6-gliedrige Ringe“ zu finden.

Chemismus

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Dusmatovit ist das Mn2+-Äquivalent von Klöchit bzw. Shibkovit und hat die empirische Zusammensetzung [12]K [9](Na0,66K0,35) [6](Mn1,48Zr0,16Y0,17) [4](Zn2,17Li0,74) [4]Si12O30,[7] wobei in den eckigen Klammern die Koordinationszahl der jeweiligen Position in der Kristallstruktur angegeben ist.[7]

Die Endgliedzusammensetzung des Dusmatovit war umstritten. Cooper et al. definierten 1999 Dusmatovit als K-Analog von Darapiosit mit der Formel

  • [12]K [9]K2 [6]Mn2+2 [4](Zn2Li) [4]Si12O30.[10]

Die Gruppe von Sokolova und Hawthorne beschrieb Dusmatovit ein Jahr später als Manganäquivalent von Klöchit und Shibkovit mit der Formel

  • [12]K [9](□ Na) [6]Mn2+2 [4]Zn3 [4]Si12O30.[3]

Hawthorne, an der Veröffentlichung von beiden widersprüchlichen Formeln beteiligt, publizierte 2002 ein allgemeines Schema zur Ermittlung der Endgliedzusammensetzungen komplexer Mischkristalle und bestätigt die Dusmatovit-Formel des Teams um Sokolova:

  • [12]K [9](□ Na) [6]Mn2+2 [4]Zn3 [4]Si12O30.[4]

Die gemessenen Zusammensetzungen von Dusmatovit entsprechen Mischkristallen von Dusmatovit mit Sogdianit (Zr-Einbau) und einem hypothetischen Y-Li-Endglied der Zusammensetzung K Na2 Y3+2 Li3 Si12O30 (Y3+-Einbau).[4]

Kristallstruktur

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Dusmatovit kristallisiert mit hexagonaler Symmetrie der Raumgruppe P6/mcc (Raumgruppen-Nr. 192)Vorlage:Raumgruppe/192 und den Gitterparametern a = 10,218 Å und c = 14.292 Å sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle[7]

Dusmatovit ist isotyp zu Milarit, das heißt, er kristallisiert mit der gleichen Struktur wie Milarit. Die 12-fach koordinierte C-Position ist voll besetzt mit Kalium (K+), die 9-fach koordinierte B-Position halb mit Natrium (Na+) und Kalium. Mangan (Mn2+), Zirkon (Zr4+) und Yttrium (Y3+) füllen die 6-fach koordinierte A-Position. Die tetraedrisch koordinierten T2-Position enthält vorwiegend Zink (Zn2+) sowie etwas Lithium (Li+). Die T1-Position, die die 6er-Doppelringe aufbaut, enthält nur Silizium (Si4+).[7]

Bildung und Fundorte

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Bislang (Stand 2024) wurde Dusmatovit nur an seiner Typlokalität, dem Gletscher Dara-i-Pioz im Alaigebirge in Tadschikistan gefunden und dokumentiert,[11] wo es in Pegmatitbruchstücken in den Moränen vorkommt. Dusmatovit tritt hier zusammen mit Quarz und Mikroklin, sowie dem Natrium-Pyroxen Ägirin, Tadzhikit-(Y), Kupletskit, Hyalotekit, Betafit und dem Lithium-Glimmer Polylithionit auftritt.[8]

Dieser sehr mineralreiche Fundort stellt die Typlokalität von 44 Mineralen dar (Stand 2024), davon allein 5 aus der Milaritgruppe: Berezanskit, Darapiosit, Dusmatovit, Shibkovit und Sogdianit. Weiterhin wurden hier die Milaritgruppenminerale Milarit, Osumilith, und Sugilith nachgewiesen.[12]

Siehe auch

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Literatur

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Commons: Dusmatovite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 1. September 2024 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c Elena V. Sokolova, Frank C. Hawthorne, Leonid A. Pautov: The Crystal Chemistry Of Li-bearing Minerals With The Milarite-Type Structure: The Crystal Structure Of End-Member Sogdianite. In: The Canadian Mineralogist. Band 38, 2000, S. 858, Tabelle 8 (englisch, rruff.info [PDF; 698 kB; abgerufen am 31. Oktober 2023]).
  4. a b c d Frank C. Hawthorne: The Use Of End-Member Charge-Arrangements In Defining New Mineral Species And Heterovalent Substitutions In Complex Minerals. In: The Canadian Mineralogist. Band 40, 2002, S. 699–710 (englisch, researchgate.net [PDF; 348 kB; abgerufen am 31. Oktober 2023]).
  5. a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  6. David Barthelmy: Dusmatovite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 31. Oktober 2023 (englisch).
  7. a b c d e f g Elena V. Sokolova, Leonid A. Pautov: Crystal structure of Dusmatovite. In: Doklady Physics. Band 40, 1995, S. 53–506 (englisch, researchgate.net [PDF; 1,7 MB; abgerufen am 31. Oktober 2023]).
  8. a b c d e f g h i j k l m n John Leslie Jambor, Nikolai N. Perstev, Andrew C. Roberts: New Mineral Names. In: American Mineralogist. Band 82, 1997, S. 430–433 (englisch, minsocam.org [PDF; 90 kB; abgerufen am 31. Oktober 2023]).
  9. a b Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  10. Mark A. Cooper, Frank C. Hawthorne, Edward S. Grew: The crystal chemistry of sogdianite, a milarite-group mineral. In: American Mineralogist. Band 84, 1999, S. 767, Tabelle 7 (englisch, rruff.info [PDF; 1,5 MB; abgerufen am 31. Oktober 2023]).
  11. Fundortliste für Dusmatovit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 31. Oktober 2023.
  12. Dara-i-Pioz Massif, Districts of Republican Subordination, Tajikistan. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 31. Oktober 2023 (englisch).