Biskuitporzellan

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Der drohende Amor, nach Falconet, um 1760, Manufaktur Sevres.

Als Biskuitporzellan (früher auch Bisquitporzellan)[1] wird unglasiert gebranntes Porzellan von hohem Feldspat- und niedrigem Quarzgehalt bezeichnet. Wegen der fehlenden Glasur und verminderten Lichtreflexion gleicht es im Aussehen parischem Marmor.

Das Biskuitporzellan ist ein Hartporzellan.[2] Wie fast alle Porzellane wird Biskuitporzellan zweimal gebrannt (von lat. bis „zweimal“ und franz. cuit „gebrannt“). Fälschlich werden gelegentlich auch nur einmal gebrannte, unglasierte Porzellane oder Steingutwaren als Biskuit bezeichnet.[3]

Biskuitporzellan wurde 1753 von Jean-Jacques Bachelier in der Manufaktur im Schloss Vincennes erfunden, um die Herstellung von Figuren zu erleichtern. Als Ersatz für Elfenbein, Alabaster und Marmor[4] verbreitete es sich nach Sèvres und in der Folge schnell über ganz Europa aus und wurde dann von vielen europäischen Manufakturen erfolgreich produziert.[5]

Büste aus Biskuitporzellan von Mark Antokolski

Die Feinheit der Modellierungsmöglichkeiten und das weiche, samtene Erscheinungsbild der Biskuitporzellane sorgten vor allem vom späten 18. Jahrhundert bis zum Ausgang des Klassizismus für höchste Beliebtheit. Da mit dieser Porzellanmasse (kompakt und schmiegsam oder flüssig als Schlicker)[6] wegen der fehlenden Glasur feinste Details ausgeformt werden können und die Oberfläche wie eine Epidermis nur seidig-matt glänzt, wurde Biskuitporzellan besonders für figürliche Arbeiten und kleine Porträtbüsten oder -reliefs geschätzt.

Commons: Biskuitporzellan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Damen Conversations Lexikon, Band 2. Leipzig 1834, S. 80–81. Abgerufen am 13. April 2022.
  2. Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin: Pflegehinweise zum Porzellan (Memento vom 26. Juli 2014 im Internet Archive; PDF; 30,2 KB)
  3. Reclams Handbuch der künstlerischen Techniken. Band 3. Reclam, Stuttgart 1986, S. 125.
  4. Beatrix Freifrau von Wolff Metternich, Manfred Meinz: Die Porzellanmanufaktur Fürstenberg. Eine Kulturgeschichte im Spiegel des Fürstenberger Porzellans. Hrsg.: Richard Borek Stiftung und Stiftung Nord / LB. Band 2. Prestel, München / Berlin / London / New York 2004, ISBN 3-7913-2921-9, S. 503.
  5. Ludwig Danckert: Handbuch des Europäischen Porzellans (Neuausgabe). München 1992, S. 64.
  6. Friedrich H. Hofmann: Das Porzellan der Europäischen Manufakturen (Propyläen Kunstgeschichte, Supplementband 1). Berlin 1980, S. 154.