„Parabel (Mathematik)“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K Abschnittlink korrigiert
Markierung: 2017-Quelltext-Bearbeitung
K Änderungen von 143.93.225.145 (Diskussion) auf die letzte Version von Invisigoth67 zurückgesetzt
Markierung: Zurücksetzung
 
(32 dazwischenliegende Versionen von 15 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 42: Zeile 42:
Aufgrund der Definition ist eine Parabel die [[Äquidistanz (Geometrie)|Äquidistanz-Kurve]] zu ihrem Brennpunkt und ihrer Leitlinie.
Aufgrund der Definition ist eine Parabel die [[Äquidistanz (Geometrie)|Äquidistanz-Kurve]] zu ihrem Brennpunkt und ihrer Leitlinie.


== Parabel als Funktions-Graph ==
== Parabel als Funktionsgraph ==
[[Datei:Parabeln-var-s.svg|mini|hochkant=1.4|Parabeln <math>y=ax^2</math> (Parabelschar)]]
[[Datei:Parabeln-var-s.svg|mini|hochkant=1.4|Parabeln <math>y=ax^2</math> (Parabelschar)]]


Zeile 49: Zeile 49:
beschrieben. Für <math>a>0</math> sind die Parabeln nach oben geöffnet, für <math>a<0</math> nach unten (siehe Bild). Dabei gilt:
beschrieben. Für <math>a>0</math> sind die Parabeln nach oben geöffnet, für <math>a<0</math> nach unten (siehe Bild). Dabei gilt:


* Der ''Brennpunkt'' ist <math>(0,\tfrac{1}{4a})</math>,
* Der ''Brennpunkt'' ist <math> \left(0,\tfrac{1}{4a} \right)</math>,
* der ''Halbparameter'' ist <math>p=\tfrac{1}{2a}</math>,
* der ''Halbparameter'' ist <math>p=\tfrac{1}{2a}</math>,
* die ''Leitlinie'' hat die Gleichung <math>y=-\tfrac{1}{4a}</math> und
* die ''Leitlinie'' hat die Gleichung <math>y=-\tfrac{1}{4a}</math> und
Zeile 55: Zeile 55:


Für <math>a=1</math> erhält man die '''Normalparabel''' <math>y=x^2</math>.
Für <math>a=1</math> erhält man die '''Normalparabel''' <math>y=x^2</math>.
Ihr Brennpunkt ist <math>(0,\tfrac{1}{4})</math>, der Halbparameter <math>p=\tfrac{1}{2}</math> und die Leitlinie hat die Gleichung <math>y=-\tfrac{1}{4}</math>.
Ihr Brennpunkt ist <math> \left(0,\tfrac{1}{4} \right)</math>, der Halbparameter <math>p=\tfrac{1}{2}</math> und die Leitlinie hat die Gleichung <math>y=-\tfrac{1}{4}</math>.


Nach einer Verschiebung <math>(x,y)\mapsto (x+x_0,y+y_0)</math> erhält man die '''Scheitelform''' einer beliebigen nach oben oder unten geöffneten Parabel:
Nach einer Verschiebung <math>(x,y)\mapsto (x+x_0,y+y_0)</math> erhält man die '''Scheitelform''' einer beliebigen nach oben oder unten geöffneten Parabel:
Zeile 61: Zeile 61:


Durch Ausmultiplizieren ergibt sich die allgemeine Gleichung einer nach unten oder oben geöffneten Parabel:
Durch Ausmultiplizieren ergibt sich die allgemeine Gleichung einer nach unten oder oben geöffneten Parabel:
:<math>y = ax^2 + bx + c \text{ mit } a,b,c \in \R, a \ne 0</math>
:<math>y = ax^2 + bx + c \text{ mit } a,b,c \in \R, a \ne 0.</math>


Sie ist der [[Funktionsgraph|Graph]] der [[Quadratische Funktion|quadratischen Funktion]]
Sie ist der [[Funktionsgraph|Graph]] der [[Quadratische Funktion|quadratischen Funktion]]
Zeile 67: Zeile 67:


Ist die Funktion <math>f(x) = ax^2 + bx + c</math> gegeben, so findet man den Scheitel durch [[quadratische Ergänzung]]:
Ist die Funktion <math>f(x) = ax^2 + bx + c</math> gegeben, so findet man den Scheitel durch [[quadratische Ergänzung]]:
:<math>S=(x_0,y_0)=(-\tfrac{b}{2a},c-\tfrac{b^2}{4a})</math>
:<math>S=(x_0,y_0)= \left(-\tfrac{b}{2a},c-\tfrac{b^2}{4a} \right)</math>


== Jede Parabel ist zur Normalparabel y=x² ähnlich ==
== Jede Parabel ist zur Normalparabel ''y = '' ähnlich ==
[[Datei:Parabel-scal2.svg|mini|Parabel <math>\color{blue}{y=2x^2}</math> mit dem Faktor 2 am Ursprung gestreckt, das Ergebnis ist die Parabel <math>\color{red}{y=x^2}</math>.]]
[[Datei:Parabel-scal2.svg|mini|Parabel <math>\color{blue}{y=2x^2}</math> mit dem Faktor 2 am Ursprung gestreckt, das Ergebnis ist die Parabel <math>\color{red}{y=x^2}</math>]]


In der Geometrie sind zwei Figuren genau dann zueinander ähnlich, wenn sie durch eine [[Ähnlichkeitsabbildung]] ineinander übergeführt werden können.
In der Geometrie sind zwei Figuren genau dann zueinander ähnlich, wenn sie durch eine [[Ähnlichkeitsabbildung]] ineinander übergeführt werden können.
Eine Ähnlichkeitsabbildung ist eine Hintereinanderausführung von zentrischen Streckungen, Verschiebungen, Drehungen und Spiegelungen.
Eine Ähnlichkeitsabbildung ist eine Hintereinanderausführung von zentrischen Streckungen, Verschiebungen, Drehungen und Spiegelungen.


Eine beliebige Parabel <math>\mathcal P</math> hat einen Scheitel <math>S=(s_1,s_2)</math> und kann durch die ''Verschiebung'' <math>(x,y) \mapsto (x-s_1,y-s_2)</math> und eine geeignete ''Drehung'' um den Ursprung so transformiert werden, dass die transformierte Parabel den Ursprung als Scheitel und die <math>y</math>-Achse als Achse besitzt. Also ist die Parabel <math>\mathcal P</math> zu einer Parabel mit der Gleichung <math>y=ax^2</math> ähnlich. Durch die zusätzliche zentrische Streckung <math>(x,y) \mapsto (ax,ay)</math> wird die Parabel schließlich in die Normalparabel <math> y=x^2</math> übergeführt. Also gilt
Eine beliebige Parabel <math>\mathcal P</math> mit Scheitelpunkt <math>S=(s_1,s_2)</math> kann durch die Verschiebung <math>(x,y) \mapsto (x-s_1,y-s_2)</math> und eine geeignete Drehung um den Ursprung so transformiert werden, dass die transformierte Parabel den Ursprung als Scheitel und die <math>y</math>-Achse als Achse besitzt. Also ist die Parabel <math>\mathcal P</math> zu einer Parabel mit der Gleichung <math>y=ax^2</math> ähnlich. Durch die zusätzliche zentrische Streckung <math>(x,y) \mapsto (ax,ay)</math> wird die Parabel schließlich in die Normalparabel <math> y=x^2</math> überführt. Also gilt
* Jede Parabel ist zur Normalparabel ähnlich.
* Jede Parabel ist zur Normalparabel ähnlich.


''Bemerkungen:''
'''Bemerkungen:'''
# Diese Aussage ist nur für Parabeln richtig und ''nicht'' für Ellipsen/Einheitskreis und Hyperbeln/Einheitshyperbel!
# Diese Aussage ist nur für Parabeln richtig und ''nicht'' für Ellipsen/Einheitskreis und Hyperbeln/Einheitshyperbel.
# Es gibt andere einfache affine Abbildungen, die die Parabel <math>y=ax^2</math> auf die Normalparabel abbilden. Zum Beispiel <math>(x,y) \mapsto \left(x, \tfrac{y}{a}\right)</math>. Aber diese Abbildung ist ''keine'' Ähnlichkeitsabbildung!
# Es gibt andere einfache affine Abbildungen, die die Parabel <math>y=ax^2</math> auf die Normalparabel abbilden, zum Beispiel <math>(x,y) \mapsto \left(x, \tfrac{y}{a}\right)</math>. Jedoch ist diese Abbildung ''keine'' Ähnlichkeitsabbildung.


== Parabel als Sonderfall der Kegelschnitte ==
== Parabel als Sonderfall der Kegelschnitte ==
Zeile 88: Zeile 88:
:<math> y^2= 2px +(\varepsilon^2 -1) x^2 \qquad, \ \varepsilon\ge 0</math>
:<math> y^2= 2px +(\varepsilon^2 -1) x^2 \qquad, \ \varepsilon\ge 0</math>
beschreiben.
beschreiben.
* Für <math>\varepsilon=0</math> erhält man einen ''Kreis'' (Scheitelkrümmungskreis aller Kegelschnitte der Schar),
* Für <math>\varepsilon=0</math> erhält man einen Kreis (Scheitelkrümmungskreis aller Kegelschnitte der Schar),
* für <math> 0<\varepsilon <1</math> eine ''Ellipse,''
* für <math> 0<\varepsilon <1</math> eine Ellipse'',''
* für <math>\varepsilon=1</math> eine ''Parabel'' und
* für <math>\varepsilon=1</math> eine Parabel und
* für <math>\varepsilon>1</math> eine Hyperbel (s. Bild).
* für <math>\varepsilon>1</math> eine Hyperbel (s. Bild).


Zeile 112: Zeile 112:
[[Datei:Parabel-faden-konstr.svg|mini|Parabel: Fadenkonstruktion]]
[[Datei:Parabel-faden-konstr.svg|mini|Parabel: Fadenkonstruktion]]


Die Definition einer Parabel mit Hilfe der ''Leitlinie'' bietet eine einfache Möglichkeit, mit Hilfe eines Fadens und eines rechten Winkels (hier in T-Form zum Gleiten entlang einer Gerade) einen Parabelbogen zu zeichnen:<ref>[[Frans van Schooten]]: ''Mathematische Oeffeningen'', Leyden, 1659, S. 334</ref>
Die Definition einer Parabel mit Hilfe der Leitlinie bietet eine einfache Möglichkeit, mit Hilfe eines Fadens und eines rechten Winkels (hier in T-Form zum Gleiten entlang einer Gerade) einen Parabelbogen zu zeichnen:<ref>[[Frans van Schooten]]: ''Mathematische Oeffeningen.'' Leyden, 1659, S. 334.</ref>


(0) Wahl des ''Brennpunktes'' <math>F</math> und der ''Leitlinie'' <math>l</math> der zu zeichnenden Parabel<br />
(0) Wahl des Brennpunktes <math>F</math> und der Leitlinie <math>l</math> der zu zeichnenden Parabel<br />
(1) ''Faden'' der Länge <math>|AB|</math> (in der Zeichnung blau)<br />
(1) Faden der Länge <math>|AB|</math> (in der Zeichnung blau)<br />
(2) Befestigung des einen Fadenendes im Punkt <math>A</math> des Lineals, das andere Ende im Brennpunkt <math>F</math><br />
(2) Befestigung des einen Fadenendes im Punkt <math>A</math> des Lineals, das andere Ende im Brennpunkt <math>F</math><br />
(3) Anlegen des Winkels so, dass der eine Schenkel entlang der Leitlinie gleiten kann<br />
(3) Anlegen des Winkels so, dass der eine Schenkel entlang der Leitlinie gleiten kann<br />
(4) Mit einem ''Stift'' den Faden so spannen, dass er an der Linealkante anliegt<br />
(4) Mit einem Stift den Faden so spannen, dass er an der Linealkante anliegt<br />
(5) Durch ''Verschieben'' des Lineals entlang der Leitlinie überstreicht der Stift einen Parabelbogen, denn es ist stets <math>|PF|=|PB|</math> (''Leitlinieneigenschaft'').
(5) Durch Verschieben des Lineals entlang der Leitlinie überstreicht der Stift einen Parabelbogen, denn es ist stets <math>|PF|=|PB|</math> (''Leitlinieneigenschaft'').


== Steiner-Erzeugung einer Parabel und der zu ihr dualen Parabel ==
== Steiner-Erzeugung einer Parabel und der zu ihr dualen Parabel ==
Zeile 142: Zeile 142:
Die vorige Steiner-Erzeugung einer Parabel lässt sich ''dualisieren,'' d.&nbsp;h., die Bedeutung von Punkten und Geraden wird vertauscht:
Die vorige Steiner-Erzeugung einer Parabel lässt sich ''dualisieren,'' d.&nbsp;h., die Bedeutung von Punkten und Geraden wird vertauscht:
* Hat man für zwei Punktreihen zweier Geraden <math>u,\, v</math> eine ''projektive,'' aber nicht perspektive Abbildung <math>\pi</math> der einen Punktreihe auf die andere, so bilden die Verbindungsgeraden zugeordneter Punkte einen nicht ausgearteten dualen Kegelschnitt (s. [[Satz von Steiner (Geometrie)|Satz von Steiner]]). Die Geraden <math>u,v</math> sind auch Tangenten, also Elemente des dualen Kegelschnitts.
* Hat man für zwei Punktreihen zweier Geraden <math>u,\, v</math> eine ''projektive,'' aber nicht perspektive Abbildung <math>\pi</math> der einen Punktreihe auf die andere, so bilden die Verbindungsgeraden zugeordneter Punkte einen nicht ausgearteten dualen Kegelschnitt (s. [[Satz von Steiner (Geometrie)|Satz von Steiner]]). Die Geraden <math>u,v</math> sind auch Tangenten, also Elemente des dualen Kegelschnitts.
[[Datei:Parabel-bezier.svg|mini|hochkant=2.0|Duale Parabel und Bezierkurve vom Grad 2 (rechts: Kurvenpunkt und Teilpunkte <math>Q_0,Q_1</math> zu <math>t=0.4</math>)]]
[[Datei:Parabel-bezier.svg|mini|hochkant=2.0|Duale Parabel und Bezierkurve vom Grad 2 (rechts: Kurvenpunkt und Teilpunkte <math>Q_0,Q_1</math> zu <math>t=0{,}4</math>)]]
In der Praxis
In der Praxis
# gibt man drei Punkte <math>P_0,P_1,P_2</math> vor,
# gibt man drei Punkte <math>P_0,P_1,P_2</math> vor,
Zeile 180: Zeile 180:
#<math>\vec f_0=\begin{pmatrix} 0 \\ 0 \end{pmatrix},\ \vec f_1=\begin{pmatrix} 1 \\ 0 \end{pmatrix},\ \vec f_2=\begin{pmatrix} 0 \\ a \end{pmatrix}</math> liefert die übliche Parameterdarstellung der Parabel <math>y=ax^2: \quad (t,at^2)</math>.
#<math>\vec f_0=\begin{pmatrix} 0 \\ 0 \end{pmatrix},\ \vec f_1=\begin{pmatrix} 1 \\ 0 \end{pmatrix},\ \vec f_2=\begin{pmatrix} 0 \\ a \end{pmatrix}</math> liefert die übliche Parameterdarstellung der Parabel <math>y=ax^2: \quad (t,at^2)</math>.


[[Datei:Parabel-sf-s.svg|mini|hochkant=1.2|Parabel: Transformation auf Scheitelform (Beispiel 3)]]
[[Datei:Parabel-sf-s.svg|mini|hochkant=1.2|Parabel:<br />Transformation auf Scheitelform (Beispiel 3)]]


#<math>\vec f_0=\begin{pmatrix} x_0 \\ y_0 \end{pmatrix},\ \vec f_1=\begin{pmatrix} \cos \varphi \\ \sin \varphi\end{pmatrix},\ \vec f_2=\begin{pmatrix} -a\sin \varphi \\ a \cos \varphi\end{pmatrix}</math> liefert die Parameterdarstellung der Parabel, die aus <math>y=ax^2</math> durch Drehung um den Winkel <math>\varphi</math> und anschließende Verschiebung um <math>\vec f_0</math> hervorgeht. Die Parameterdarstellung ist schon in Scheitelform: Der Scheitel ist <math>(x_0,y_0).</math>
#<math>\vec f_0=\begin{pmatrix} x_0 \\ y_0 \end{pmatrix},\ \vec f_1=\begin{pmatrix} \cos \varphi \\ \sin \varphi\end{pmatrix},\ \vec f_2=\begin{pmatrix} -a\sin \varphi \\ a \cos \varphi\end{pmatrix}</math> liefert die Parameterdarstellung der Parabel, die aus <math>y=ax^2</math> durch Drehung um den Winkel <math>\varphi</math> und anschließende Verschiebung um <math>\vec f_0</math> hervorgeht. Die Parameterdarstellung ist schon in Scheitelform: Der Scheitel ist <math>(x_0,y_0).</math>
#<math> \vec f_0=\begin{pmatrix} 0 \\ 0 \end{pmatrix},\ \vec f_1=\begin{pmatrix} 1 \\ 0 \end{pmatrix},\ \vec f_2=\begin{pmatrix} 1 \\ 1 \end{pmatrix}</math> liefert die Parabel <math>\vec x=\vec p(t)=\begin{pmatrix} 1 \\ 0 \end{pmatrix}t+\begin{pmatrix} 1 \\ 1 \end{pmatrix}t^2.</math> Die Parameterdarstellung ist nicht in Scheitelform. Der Scheitelparameter ist <math>t_0=-\tfrac{1}{2\cdot2}=-\tfrac{1}{4}</math> und die Scheitelform lautet:
#<math> \vec f_0=\begin{pmatrix} 0 \\ 0 \end{pmatrix},\ \vec f_1=\begin{pmatrix} 1 \\ 0 \end{pmatrix},\ \vec f_2=\begin{pmatrix} 1 \\ 1 \end{pmatrix}</math> liefert die Parabel <math>\vec x=\vec p(t)=\begin{pmatrix} 1 \\ 0 \end{pmatrix}t+\begin{pmatrix} 1 \\ 1 \end{pmatrix}t^2.</math> Die Parameterdarstellung ist nicht in Scheitelform. Der Scheitelparameter ist <math>t_0=-\tfrac{1}{2\cdot2}=-\tfrac{1}{4}</math> und die Scheitelform lautet:
:::<math>\vec x=\vec p(t)=\frac{1}{16}\begin{pmatrix} -3 \\ 1 \end{pmatrix}
:::<math>\vec x=\vec p(t)=\frac{1}{16}\begin{pmatrix} -3 \\ 1 \end{pmatrix}
+\frac{1}{2} \begin{pmatrix} 1 \\ -1 \end{pmatrix}(t+\frac{1}{4})
+\frac{1}{2} \begin{pmatrix} 1 \\ -1 \end{pmatrix}\left(t+\frac{1}{4}\right)
+\begin{pmatrix} 1 \\ 1 \end{pmatrix}(t+\frac{1}{4})^2</math>
+\begin{pmatrix} 1 \\ 1 \end{pmatrix}\left(t+\frac{1}{4}\right)^2</math>


'''Implizite Darstellung'''
'''Implizite Darstellung'''
Zeile 197: Zeile 197:
Sind die Vektoren <math>\vec f_0, \vec f_1, \vec f_2</math> aus dem <math>\R^3</math>, so erhält man eine Parameterdarstellung einer Parabel im Raum.
Sind die Vektoren <math>\vec f_0, \vec f_1, \vec f_2</math> aus dem <math>\R^3</math>, so erhält man eine Parameterdarstellung einer Parabel im Raum.


== Affine Selbstabbildungen der Parabel y=x² ==
== Affine Selbstabbildungen der Parabel ''y = '' ==
Nicht jede affine Abbildung der reellen affinen Ebene (s.&nbsp;[[#Parabel als affines Bild der Normalparabel|vorigen Abschnitt]]) bildet die Normparabel <math>y=x^2</math> auf eine andere Parabel ab. Die folgenden affinen Abbildungen lassen die Parabel <math>y=x^2</math> als Ganzes invariant:
Nicht jede affine Abbildung der reellen affinen Ebene (s.&nbsp;[[#Parabel als affines Bild der Normalparabel|vorigen Abschnitt]]) bildet die Normparabel <math>y=x^2</math> auf eine andere Parabel ab. Die folgenden affinen Abbildungen lassen die Parabel <math>y=x^2</math> als Ganzes invariant:
* <math>(x,y) \rightarrow (ax + b, a^2y + 2abx + b^2), a \ne 0.</math>
* <math>(x,y) \rightarrow (ax + b, a^2y + 2abx + b^2), a \ne 0.</math>
Zeile 210: Zeile 210:


''Bemerkung:'' Ergänzt man die reelle affine Ebene durch eine Ferngerade und deren Fernpunkte zu einer ''[[Projektive Ebene|projektiven Ebene]]'' und fügt der Parabel <math>y=x^2</math> den Fernpunkt der <math>y</math>-Achse hinzu, so erhält man einen ''nicht ausgearteten [[Projektiver Kegelschnitt|projektiven Kegelschnitt]]'' und hat mehr Abbildungen, ''projektive Kollineationen,'' zur Verfügung. Z.&nbsp;B. lässt die projektive Kollineation mit
''Bemerkung:'' Ergänzt man die reelle affine Ebene durch eine Ferngerade und deren Fernpunkte zu einer ''[[Projektive Ebene|projektiven Ebene]]'' und fügt der Parabel <math>y=x^2</math> den Fernpunkt der <math>y</math>-Achse hinzu, so erhält man einen ''nicht ausgearteten [[Projektiver Kegelschnitt|projektiven Kegelschnitt]]'' und hat mehr Abbildungen, ''projektive Kollineationen,'' zur Verfügung. Z.&nbsp;B. lässt die projektive Kollineation mit
:<math>(x,y) \rightarrow (\textstyle \frac{x}{y},\tfrac{1}{y})</math>
:<math>(x,y) \rightarrow \left(\textstyle \frac{x}{y},\tfrac{1}{y} \right)</math>
die so erweiterte Parabel invariant. Diese Abbildung ist involutorisch, lässt die Parabelpunkte <math>(1,1),(-1,1)</math> fix und vertauscht den Parabelpunkt <math>(0,0)</math> mit dem Fernpunkt der <math>y</math>-Achse.
die so erweiterte Parabel invariant. Diese Abbildung ist involutorisch, lässt die Parabelpunkte <math>(1,1),(-1,1)</math> fix und vertauscht den Parabelpunkt <math>(0,0)</math> mit dem Fernpunkt der <math>y</math>-Achse.


Zeile 225: Zeile 225:


=== Mittelpunkte paralleler Sehnen ===
=== Mittelpunkte paralleler Sehnen ===
[[Datei:Parabel-psehnen-s.svg|mini|Parabel: Mittelpunkte paralleler Sehnen]]
[[Datei:Parabel-psehnen-s.svg|mini|Parabel:<br />Mittelpunkte paralleler Sehnen]]


Für jede Parabel gilt:
Für jede Parabel gilt:
Zeile 313: Zeile 313:
: dem Punkt <math>P_0=(x_0,y_0)</math> die Gerade <math>y=2ax_0x - y_0</math> zugeordnet.
: dem Punkt <math>P_0=(x_0,y_0)</math> die Gerade <math>y=2ax_0x - y_0</math> zugeordnet.
Und umgekehrt kann man
Und umgekehrt kann man
: der Gerade <math>y=mx+d</math> den Punkt <math>(\tfrac{m}{2a},-d)</math> zuordnen.
: der Gerade <math>y=mx+d</math> den Punkt <math> \left(\tfrac{m}{2a},-d \right)</math> zuordnen.
So eine Zuordnung Punkt <-> Gerade nennt man eine ''Polarität'' oder '''[[Pol und Polare|Pol-Polare-Beziehung]].''' Der ''Pol'' ist der Punkt, die ''Polare'' ist die zugehörige Gerade.
So eine Zuordnung Punkt <-> Gerade nennt man eine ''Polarität'' oder '''[[Pol und Polare|Pol-Polare-Beziehung]].''' Der ''Pol'' ist der Punkt, die ''Polare'' ist die zugehörige Gerade.


Zeile 342: Zeile 342:


Die ''Fußpunktkurve'' (engl.: {{lang|en|''pedal curve''}}) einer (regulären) [[Kurve (Mathematik)|Kurve]] ist die Gesamtheit der Lotfußpunkte von einem festen Punkt <math>P</math>, dem Pol, aus auf die Tangenten der Kurve.
Die ''Fußpunktkurve'' (engl.: {{lang|en|''pedal curve''}}) einer (regulären) [[Kurve (Mathematik)|Kurve]] ist die Gesamtheit der Lotfußpunkte von einem festen Punkt <math>P</math>, dem Pol, aus auf die Tangenten der Kurve.
Für eine Parabel gilt:<ref name="Haftendorn"/>
Für eine Parabel gilt:<ref name="Haftendorn" />
* Die Fußpunktkurve einer Parabel bezüglich ihres ''Brennpunktes'' <math>F</math> als Pol ist die Tangente im Scheitel.
* Die Fußpunktkurve einer Parabel bezüglich ihres ''Brennpunktes'' <math>F</math> als Pol ist die Tangente im Scheitel.


Zeile 356: Zeile 356:
erfüllt sein, was nur für <math>y=0</math> möglich ist.
erfüllt sein, was nur für <math>y=0</math> möglich ist.


Allgemeiner gilt, dass Fußpunktkurven mit einem Pol auf der Symmetrieachse der Parabel [[Zissoide]]n sind. Dabei treten vier Spezialfälle auf. Neben dem obigen Fall mit dem Brennpunkt als Pol, erhält man für den Scheitelpunkt als Pol die [[Zissoide des Diokles]], für den am Scheitel gespiegelten Brennpunkt als Pol die (gerade) [[Strophoide]] und für den an der Leitlinie gespiegelten Brennpunkt als Pol die [[Trisektrix von Maclaurin]].<ref name="Haftendorn">Dörte Haftendorn: ''Kurven erkunden und verstehen: Mit GeoGebra und anderen Werkzeugen''. Springer, 2016, ISBN 9783658147495, S. [https://books.google.de/books?id=DWe3DQAAQBAJ&pg=PA258 258–261] </ref>
Allgemeiner gilt, dass Fußpunktkurven mit einem Pol auf der Symmetrieachse der Parabel [[Zissoide]]n sind. Dabei treten vier Spezialfälle auf. Neben dem obigen Fall mit dem Brennpunkt als Pol, erhält man für den Scheitelpunkt als Pol die [[Zissoide des Diokles]], für den am Scheitel gespiegelten Brennpunkt als Pol die (gerade) [[Strophoide]] und für den an der Leitlinie gespiegelten Brennpunkt als Pol die [[Trisektrix von Maclaurin]].<ref name="Haftendorn">[[Dörte Haftendorn]]: ''Kurven erkunden und verstehen: Mit GeoGebra und anderen Werkzeugen.'' Springer, 2016, ISBN 9783658147495, S. [https://books.google.de/books?id=DWe3DQAAQBAJ&pg=PA258 258–261.]</ref>


== Parabeln der Form y=ax²+bx+c ==
== Parabeln der Form ''y = ax² + bx + c'' ==
=== Peripheriewinkelsatz für Parabeln ===
=== Peripheriewinkelsatz für Parabeln ===
Parabeln der Form <math>y=ax^2+bx+c</math> sind Funktionsgraphen, die durch die 3 Parameter <math>a,b,c</math> eindeutig bestimmt sind. Man benötigt also 3 Punkte, um diese Parameter zu ermitteln. Eine schnelle Methode beruht auf dem Peripheriewinkelsatz für Parabeln.
Parabeln der Form <math>y=ax^2+bx+c</math> sind Funktionsgraphen, die durch die 3 Parameter <math>a,b,c</math> eindeutig bestimmt sind. Man benötigt also 3 Punkte, um diese Parameter zu ermitteln. Eine schnelle Methode beruht auf dem Peripheriewinkelsatz für Parabeln.
Zeile 364: Zeile 364:
[[Datei:Parabel-pws-s.svg|mini|hochkant=1.4|Parabel: Peripheriewinkelsatz]]
[[Datei:Parabel-pws-s.svg|mini|hochkant=1.4|Parabel: Peripheriewinkelsatz]]


Um einen ''Winkel'' zwischen zwei Sehnen zu messen führen wir für zwei Geraden, die nicht zur <math>y</math>-Achse parallel sind, ein '''Winkelmaß''' ein:
Um einen ''Winkel'' zwischen zwei Sehnen zu messen, führen wir für zwei Geraden, die nicht zur <math>y</math>-Achse parallel sind, ein '''Winkelmaß''' ein:


: Für zwei Geraden <math>y=m_1x+d_1, \ y=m_2x + d_2</math> messen wir den zu gehörigen Winkel mit der Zahl <math>m_1-m_2</math>.
: Für zwei Geraden <math>y=m_1x+d_1, \ y=m_2x + d_2</math> messen wir den zu gehörigen Winkel mit der Zahl <math>m_1-m_2</math>.
Zeile 409: Zeile 409:
:<math>\begin{align}
:<math>\begin{align}
\vec c(t) \ & =\ \sum_{i=0}^2 \binom 2 i t^i (1-t)^{2-i} \vec p_i \\
\vec c(t) \ & =\ \sum_{i=0}^2 \binom 2 i t^i (1-t)^{2-i} \vec p_i \\
\ & =\ (1 - t)^{2}\vec p_0 + 2t(1 - t)\vec p_1 + t^{2}\vec p_2 \\
\ & =\ (1 - t)^{2}\vec p_0 + 2t(1 - t)\vec p_1 + t^{2}\vec p_2 \\
\ & =\ (\vec p_0 - 2\vec p_1 + \vec p_2)t^{2} + (-2\vec p_0 + 2\vec p_1)t + \vec p_0 \text{ , } t \in [0,1]
\ & =\ (\vec p_0 - 2\vec p_1 + \vec p_2)t^{2} + (-2\vec p_0 + 2\vec p_1)t + \vec p_0 \text{ , } t \in [0,1]
\end{align}</math>
\end{align}</math>


Zeile 416: Zeile 416:


== Parabeln und numerische Integration ==
== Parabeln und numerische Integration ==
[[Datei:Simpsons method illustration.svg|mini|Simpson-Regel: Parabelbogen ersetzt Kurventeil]]
[[Datei:Simpsons method illustration.svg|mini|Simpson-Regel:<br />Parabelbogen ersetzt Kurventeil]]


Bei der [[Numerische Integration|numerischen Integration]] nähert man den Wert eines bestimmten Integrals dadurch an, dass man den Graphen der zu integrierenden Funktion
Bei der [[Numerische Integration|numerischen Integration]] nähert man den Wert eines bestimmten Integrals dadurch an, dass man den Graphen der zu integrierenden Funktion
durch ''Parabel''bögen annähert und integriert diese. Dies führt zur [[Simpsonregel]], siehe Bild.
durch ''Parabel''bögen annähert und integriert diese. Dies führt zur [[Simpsonregel]], siehe Bild.
:<math>\int_{a}^{b}f(x)\,dx \approx \frac{b-a}{6} \cdot \left( f(a)+4f \left( \frac{a+b}{2} \right)+f(b) \right)</math>
:<math>\int_{a}^{b}f(x)\,\mathrm dx \approx \frac{b-a}{6} \cdot \left( f(a)+4f \left( \frac{a+b}{2} \right)+f(b) \right)</math>
Die Güte der Approximation wird dadurch erhöht, dass man die Unterteilung vergrößert und den Graphen durch entsprechend viele Parabelbögen ersetzt und diese integriert.
Die Güte der Approximation wird dadurch erhöht, dass man die Unterteilung vergrößert und den Graphen durch entsprechend viele Parabelbögen ersetzt und diese integriert.


== Parabeln als ebene Schnitte von Quadriken ==
== Parabeln als ebene Schnitte von Quadriken ==
Folgende Flächen zweiter Ordnung ([[Quadrik]]en) besitzen Parabeln als ebene Schnitte:
Folgende Flächen zweiter Ordnung ([[Quadrik]]en) besitzen Parabeln als ebene Schnitte:
* Elliptischer [[Kegel (Geometrie)|Kegel]]<ref>[http://www.mathematik.tu-darmstadt.de/~ehartmann/cdg-skript-1998.pdf CDKG: Computerunterstützte Darstellende und Konstruktive Geometrie (TU Darmstadt)] (PDF; 3,4&nbsp;MB), S.&nbsp;107.</ref> (siehe auch [[Kegelschnitt]])
* Elliptischer [[Kegel (Geometrie)|Kegel]]<ref>[http://www.mathematik.tu-darmstadt.de/~ehartmann/cdg-skript-1998.pdf ''Computerunterstützte Darstellende und Konstruktive Geometrie.''] TU Darmstadt (PDF; 3,4&nbsp;MB), S.&nbsp;107.</ref> (siehe auch [[Kegelschnitt]])
* Parabolischer [[Zylinder (Geometrie)|Zylinder]]
* Parabolischer [[Zylinder (Geometrie)|Zylinder]]
* [[Paraboloid#Elliptisches Paraboloid|Elliptisches Paraboloid]]<ref>[http://www.mathematik.tu-darmstadt.de/~ehartmann/cdg-skript-1998.pdf CDKG: Computerunterstützte Darstellende und Konstruktive Geometrie (TU Darmstadt)] (PDF; 3,4&nbsp;MB), S.&nbsp;95.</ref>
* [[Paraboloid#Elliptisches Paraboloid|Elliptisches Paraboloid]]<ref>[http://www.mathematik.tu-darmstadt.de/~ehartmann/cdg-skript-1998.pdf ''Computerunterstützte Darstellende und Konstruktive Geometrie.''] TU Darmstadt (PDF; 3,4&nbsp;MB), S.&nbsp;95.</ref>
* [[Paraboloid#Hyperbolisches Paraboloid|Hyperbolisches Paraboloid]]
* [[Paraboloid#Hyperbolisches Paraboloid|Hyperbolisches Paraboloid]]
* [[Hyperboloid#Einschaliges Einheitshyperboloid|Einschaliges Hyperboloid]]<ref>[http://www.mathematik.tu-darmstadt.de/~ehartmann/cdg-skript-1998.pdf CDKG: Computerunterstützte Darstellende und Konstruktive Geometrie (TU Darmstadt)] (PDF; 3,4&nbsp;MB), S.&nbsp;117.</ref>
* [[Hyperboloid#Einschaliges Einheitshyperboloid|Einschaliges Hyperboloid]]<ref>[http://www.mathematik.tu-darmstadt.de/~ehartmann/cdg-skript-1998.pdf ''Computerunterstützte Darstellende und Konstruktive Geometrie.''] TU Darmstadt (PDF; 3,4&nbsp;MB), S.&nbsp;117.</ref>
* [[Hyperboloid#Zweischaliges Hyperboloid|Zweischaliges Hyperboloid]]<ref>[http://www.mathematik.tu-darmstadt.de/~ehartmann/cdg-skript-1998.pdf CDKG: Computerunterstützte Darstellende und Konstruktive Geometrie (TU Darmstadt)] (PDF; 3,4&nbsp;MB), S.&nbsp;123.</ref>
* [[Hyperboloid#Zweischaliges Hyperboloid|Zweischaliges Hyperboloid]]<ref>[http://www.mathematik.tu-darmstadt.de/~ehartmann/cdg-skript-1998.pdf ''Computerunterstützte Darstellende und Konstruktive Geometrie.''] TU Darmstadt (PDF; 3,4&nbsp;MB), S.&nbsp;123.</ref>


<gallery>
<gallery>
Zeile 451: Zeile 451:
Eine Parabel lässt sich auch als [[Trisektrix]] verwenden, das heißt mit ihr als zusätzlichem Hilfsmittel ist die exakte [[Dreiteilung des Winkels|Dreiteilung beliebiger Winkel]] mit [[Konstruktion mit Zirkel und Lineal|Zirkel und Lineal]] möglich. Man beachte, dass dies nicht im Widerspruch zur Unmöglichkeit der Winkeldreiteilung mit Zirkel und Lineal steht, da nach den klassischen Regeln für Konstruktionen mit Zirkel und Lineal die Verwendung von Parabeln nicht erlaubt ist.
Eine Parabel lässt sich auch als [[Trisektrix]] verwenden, das heißt mit ihr als zusätzlichem Hilfsmittel ist die exakte [[Dreiteilung des Winkels|Dreiteilung beliebiger Winkel]] mit [[Konstruktion mit Zirkel und Lineal|Zirkel und Lineal]] möglich. Man beachte, dass dies nicht im Widerspruch zur Unmöglichkeit der Winkeldreiteilung mit Zirkel und Lineal steht, da nach den klassischen Regeln für Konstruktionen mit Zirkel und Lineal die Verwendung von Parabeln nicht erlaubt ist.


Um einen <math> \angle AOB </math> zu dritteln, platziert man seinen Schenkel <math>OB</math> auf der ''x''-Achse, so dass der Scheitel <math>O</math> im [[Koordinatenursprung|Ursprung]] des [[Koordinatensystem|Koordinatensystems]] liegt. Das Koordinatensystem enthält außerdem den [[Funktionsgraph|Graph]]en der Parabel <math>y=2x^2</math>. Vom [[Schnittpunkt]] des [[Einheitskreis|Einheitskreises]] um den Ursprung mit dem zweiten Winkelschenkel <math>OA</math> fällt man das Lot auf die ''y''-Achse. Die [[Mittelsenkrechte]] des Lots und die [[Tangente]] an den Einheitskreis im [[Punkt (Geometrie)|Punkt]] <math>(0,1)</math> schneiden sich in einem Punkt <math>C</math>. Dann schneidet der Kreis um <math>C</math> mit [[Radius]] <math>|OC|</math> die Parabel in <math> P_1 </math> und das Lot von <math> P_1 </math> auf die ''x''-Achse schneidet den Einheitskreis in <math> P_2 </math>. Der [[Winkel]] <math> \angle BOP_2 </math> beträgt nun exakt ein Drittel des Ausgangswinkels <math> \angle AOB </math>.
Um einen <math> \angle AOB </math> zu dritteln, platziert man seinen Schenkel <math>OB</math> auf der ''x''-Achse, so dass der Scheitel <math>O</math> im [[Koordinatenursprung|Ursprung]] des [[Koordinatensystem]]s liegt. Das Koordinatensystem enthält außerdem den [[Funktionsgraph|Graphen]] der Parabel <math>y=2x^2</math>. Vom [[Schnittpunkt]] des [[Einheitskreis]]es um den Ursprung mit dem zweiten Winkelschenkel <math>OA</math> fällt man das Lot auf die ''y''-Achse. Die [[Mittelsenkrechte]] des Lots und die [[Tangente]] an den Einheitskreis im [[Punkt (Geometrie)|Punkt]] <math>(0,1)</math> schneiden sich in einem Punkt <math>C</math>. Dann schneidet der Kreis um <math>C</math> mit [[Radius]] <math>|OC|</math> die Parabel in <math> P_1 </math> und das Lot von <math> P_1 </math> auf die ''x''-Achse schneidet den Einheitskreis in <math> P_2 </math>. Der [[Winkel]] <math> \angle BOP_2 </math> beträgt nun exakt ein Drittel des Ausgangswinkels <math> \angle AOB </math>.


Die Korrektheit dieser Konstruktion kann man nachweisen, indem man zeigt, dass die ''x''-[[Koordinatensystem|Koordinate]] von <math> P_1 </math> den Wert <math>\cos(\alpha)</math> besitzt. Das Gleichungssystem bestehend aus der [[Gleichung]] des [[Kreis|Kreises]] um C und der Parabel liefert für die ''x''-Koordinate von <math> P_1 </math> die [[kubische Gleichung]] <math>4x^3-3x-\cos(3\alpha)=0</math>. Anhand der [[Trigonometrische Funktion|trigonometrischen]] Identität <math>\cos(3\alpha) = 4 \cos(\alpha)^3 - 3 \cos(\alpha)</math> sieht man nun sofort, dass <math>\cos(\alpha)</math> eine Lösung der kubischen Gleichung ist.
Die Korrektheit dieser Konstruktion kann man nachweisen, indem man zeigt, dass die ''x''-[[Koordinatensystem|Koordinate]] von <math> P_1 </math> den Wert <math>\cos(\alpha)</math> besitzt. Das Gleichungssystem bestehend aus der [[Gleichung]] des [[Kreis]]es um C und der Parabel liefert für die ''x''-Koordinate von <math> P_1 </math> die [[kubische Gleichung]] <math>4x^3-3x-\cos(3\alpha)=0</math>. Anhand der [[Trigonometrische Funktion|trigonometrischen]] Identität <math>\cos(3\alpha) = 4 \cos(\alpha)^3 - 3 \cos(\alpha)</math> sieht man nun sofort, dass <math>\cos(\alpha)</math> eine Lösung der kubischen Gleichung ist.


Diese Art der [[Winkeldreiteilung]] geht auf [[René Descartes]] zurück, der sie in seinem Buch ''La Geometria'' (1637) beschrieb.<ref>Robert C. Yates: ''The Trisection Problem''. National Mathematics Magazine, Vol. 15, No. 4 (Jan., 1941), pp. 191–202 ([http://www.jstor.org/stable/3028133 JSTOR])</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Robert C. Yates |url=https://files.eric.ed.gov/fulltext/ED058058.pdf#page=36&zoom=80,-132,789 |titel=The Trisection Problem, 5. The Parabola |werk=ERIC |hrsg=National Council of Teachers of Mathematics, Inc.,Washington, D.C. |datum=1971 |seiten=35–37 |abruf=2019-06-19}}</ref>
Diese Art der [[Winkeldreiteilung]] geht auf [[René Descartes]] zurück, der sie in seinem Buch ''La Geometria'' (1637) beschrieb.<ref>Robert C. Yates: ''The Trisection Problem.'' National Mathematics Magazine, Vol. 15, No. 4 (Januar 1941), S. 191–202 ([http://www.jstor.org/stable/3028133 JSTOR]).</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Robert C. Yates |url=https://files.eric.ed.gov/fulltext/ED058058.pdf#page=36&zoom=80,-132,789 |titel=The Trisection Problem, 5. The Parabola |werk=ERIC.ed.gov |hrsg=National Council of Teachers of Mathematics, Inc., Washington, D.C. |datum=1971 |seiten=35–37 |abruf=2019-06-19}}</ref>


== Parabel ''höherer Ordnung'' ==
== Parabel höherer Ordnung ==
Unter einer ''Parabel der Ordnung <math>n</math>'' versteht man den Graph eines [[Polynom]]s <math>n</math>-ten Grades (im Gegensatz zu den Graphen von e-Funktion oder Wurzelfunktion, …). Eine Parabel 3.&nbsp;Ordnung wird auch [[kubische Parabel]] genannt.
Unter einer ''Parabel n-ter Ordnung'' versteht man den Graph eines [[Polynom]]s <math>n</math>-ten Grades (im Gegensatz zu den Graphen von e-Funktion oder Wurzelfunktion,&nbsp;…). Eine Parabel 3.&nbsp;Ordnung wird auch [[kubische Parabel]] genannt.


Also: Nur im Fall <math>n=2</math> ist eine Parabel höherer Ordnung eine gewöhnliche Parabel.
Also: Nur im Fall <math>n=2</math> ist eine Parabel höherer Ordnung eine gewöhnliche Parabel.


== Neilsche Parabel ==
== Neilsche Parabel ==
Die '''[[Neilsche Parabel]]''' oder '''semikubische Parabel''' ist eine [[algebraische Kurve]] 3.&nbsp;Ordnung:
{{Hauptartikel|Neilsche Parabel}}
Die '''Neilsche Parabel''' oder '''semikubische Parabel''' ist eine [[algebraische Kurve]] 3.&nbsp;Ordnung:


* Kartesische Koordinatengleichung: <math>y^2 - a^2 x^3 \, = \, 0</math> mit einem reellen Parameter <math>a > 0</math>
* Kartesische Koordinatengleichung: <math>y^2 - a^2 x^3 \, = \, 0</math> mit einem reellen Parameter <math>a > 0</math>
* Explizit: <math>y = \pm a x^{\frac{3}{2}}</math>
* Explizit: <math>y = \pm a x^{\frac{3}{2}}</math>


Sie ist keine Parabel im üblichen Sinne; d.&nbsp;h. kein Kegelschnitt.
Sie ist keine Parabel im üblichen Sinne, d.&nbsp;h. kein Kegelschnitt.


== Parabel y=x² über einem beliebigen Zahlkörper ==
== Parabel ''y = '' über einem beliebigen Zahlkörper {{Anker|Parabelgleichung}} ==
Betrachtet man in einer affinen Ebene über einem beliebigen (kommutativen) [[Körper (Algebra)|Körper]] <math>K</math> die Punktmenge, die der Parabelgleichung <math>y=x^2</math> genügt, so bleiben viele Eigenschaften der reellen Normalparabel, die mit „schneiden“, „verbinden“ und „parallel“ formuliert werden und deren Beweise nur Multiplikation/Division und Addition/Subtraktion verwenden, erhalten.<ref>Erich Hartmann: [http://www.mathematik.tu-darmstadt.de/~ehartmann/progeo.pdf ''Projektive Geometrie.''] (PDF; 180&nbsp;kB). Kurzskript, Uni Darmstadt, S.&nbsp;12–16.</ref> Z.&nbsp;B.:
Betrachtet man in einer affinen Ebene über einem beliebigen (kommutativen) [[Körper (Algebra)|Körper]] <math>K</math> die Punktmenge, die der Parabelgleichung <math>y=x^2</math> genügt, so bleiben viele Eigenschaften der reellen Normalparabel, die mit „schneiden“, „verbinden“ und „parallel“ formuliert werden und deren Beweise nur Multiplikation/Division und Addition/Subtraktion verwenden, erhalten.<ref>Erich Hartmann: [http://www.mathematik.tu-darmstadt.de/~ehartmann/progeo.pdf ''Projektive Geometrie.''] (PDF; 180&nbsp;kB). Kurzskript, Uni Darmstadt, S.&nbsp;12–16.</ref> Z.&nbsp;B.:
* Eine Gerade schneidet die Parabel <math>y=x^2</math> in ''höchstens zwei Punkten.''
* Eine Gerade schneidet die Parabel <math>y=x^2</math> in ''höchstens zwei Punkten.''
* Durch jeden Parabelpunkt <math>(x_0,x_0^2)</math> gibt es (neben der Geraden <math>x=x_0</math>) genau eine Gerade, die mit der Parabel ''nur'' den Punkt <math>(x_0,x^2_0)</math> gemeinsam hat, die ''[[Tangente]]:'' <math>y=2x_0x-x^2_0</math>. Eine Gerade ''ohne'' Schnittpunkt heißt ''[[Passante#Gerade und Kegelschnitt|Passante]],'' eine mit ''zwei'' Schnittpunkten ''[[Sekante#Kurvensekante|Sekante]].''
* Durch jeden Parabelpunkt <math>(x_0,x_0^2)</math> gibt es (neben der Geraden <math>x=x_0</math>) genau eine Gerade, die mit der Parabel ''nur'' den Punkt <math>(x_0,x^2_0)</math> gemeinsam hat, und zwar die [[Tangente]]'':'' <math>y=2x_0x-x^2_0</math>. Eine Gerade ''ohne'' Schnittpunkt heißt ''[[Passante#Gerade und Kegelschnitt|Passante]],'' eine mit ''zwei'' Schnittpunkten ''[[Sekante#Kurvensekante|Sekante]].''


Unterschiede zum reellen Fall:
Unterschiede zum reellen Fall:
Zeile 482: Zeile 483:
== Parabel, Kettenlinie und ihre Anwendungen in der Statik ==
== Parabel, Kettenlinie und ihre Anwendungen in der Statik ==
[[Datei:Cosh-approx-s.svg|mini|hochkant=1.4|Approximation von cosh durch eine Parabel (rot)]]
[[Datei:Cosh-approx-s.svg|mini|hochkant=1.4|Approximation von cosh durch eine Parabel (rot)]]
Parabeln sind wichtige Grundformen in der [[Statik (Mechanik)|Statik]]. Beispielsweise bildet die [[Stützlinie]] eines über seine Spannweite gleichmäßig belasteten Bogens eine Parabel, so dass z. B. zahlreiche [[Stabwerk (Technische Mechanik)|Stab-]] bzw. [[Fachwerk]]<nowiki/>tragwerke (z. B. [[Fischbauchträger]], [[Bogenbrücke]]n, [[Langerscher Balken|Langersche Balken]] usw.) annähernd Parabelform aufweisen. Gleiches gilt für [[Hängebrücke|Hängebrücken]]. Voraussetzung ist streng genommen jeweils, dass das Gewicht des Tragwerks bzw. der Seile ebenfalls über die Spannweite homogen verteilt ist oder aber nur unwesentlich zum (ansonsten homogen verteilten) Gesamtgewicht beiträgt.
Parabeln sind wichtige Grundformen in der [[Statik (Mechanik)|Statik]]. Beispielsweise bildet die [[Stützlinie]] eines über seine Spannweite gleichmäßig belasteten Bogens eine Parabel, so dass z. B. zahlreiche [[Stabwerk (Technische Mechanik)|Stab-]] bzw. [[Fachwerk]]<nowiki/>tragwerke (z. B. [[Fischbauchträger]], [[Bogenbrücke]]n, [[Langerscher Balken|Langersche Balken]] usw.) annähernd Parabelform aufweisen. Gleiches gilt für [[Hängebrücke]]n. Voraussetzung ist streng genommen jeweils, dass das Gewicht des Tragwerks bzw. der Seile ebenfalls über die Spannweite homogen verteilt ist oder aber nur unwesentlich zum (ansonsten homogen verteilten) Gesamtgewicht beiträgt.


Im Gegensatz zu diesen Beispielen bilden frei hängende, also nur durch ihr Eigengewicht belastete Ketten oder Seile ''keine'' Parabeln, sondern sogenannte [[Kettenlinie (Mathematik)|Kettenlinien]]. Eine Kettenlinie wird, auch wenn sich die Kurven ähneln, nicht durch eine quadratische Funktion, sondern durch den [[Sinus hyperbolicus und Kosinus hyperbolicus|Kosinus hyperbolicus]] beschrieben. Mathematisch drückt sich die Ähnlichkeit dadurch aus, dass der [[Sinus hyperbolicus und Kosinus hyperbolicus|Kosinus hyperbolicus]] sich in die Reihe
Im Gegensatz zu diesen Beispielen bilden frei hängende, also nur durch ihr Eigengewicht belastete Ketten oder Seile ''keine'' Parabeln, sondern sogenannte [[Kettenlinie (Mathematik)|Kettenlinien]]. Eine Kettenlinie wird, auch wenn sich die Kurven ähneln, nicht durch eine quadratische Funktion, sondern durch den [[Sinus hyperbolicus und Kosinus hyperbolicus|Kosinus hyperbolicus]] beschrieben. Mathematisch drückt sich die Ähnlichkeit dadurch aus, dass der [[Sinus hyperbolicus und Kosinus hyperbolicus|Kosinus hyperbolicus]] sich in die Reihe
Zeile 489: Zeile 490:


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Tangente#Tangente an Parabel|Tangente an Parabel]]
* [[Konfokale Kegelschnitte]]
* [[Konfokale Kegelschnitte]]
* [[Parabelzirkel des Frans van Schooten]]
* [[Parabelzirkel des Frans van Schooten]]
* [[Würfelverdoppelung#Geschichtliches aus der Antike|Würfelverdoppelung]]
* [[Würfelverdoppelung#Zwei Parabeln nach Menaichmos|Würfelverdoppelung]]


== Vorkommen ==
== Vorkommen ==
<gallery mode="packed" heights="170" caption="Natur – Technik – Architektur">
<gallery mode="packed" heights="130" caption="Natur – Technik – Architektur">
ParabolicWaterTrajectory.jpg|Wasserstrahlen beschreiben, bei vernachlässigten Reibungsverlusten, Parabeln.
ParabolicWaterTrajectory.jpg|Der Wasser&shy;strahl erzeugt, ohne Beach&shy;tung der Verluste durch Reibung, eine Parabel
Bouncing ball strobe edit.jpg|Ein hüpfender Ball beschreibt, bei vernachlässigten Reibungsverlusten, Parabelbögen.
Bouncing ball strobe edit.jpg|Ein hüpfender Ball beschreibt, bei vernachlässigten Reibungs&shy;verlusten, Parabelbögen
Erdfunkstelle Raisting 2.jpg|[[Parabolantenne]] der [[Erdfunkstelle Raisting]], Bayern
Erdfunkstelle Raisting 2.jpg|[[Parabolantenne]] der [[Erdfunkstelle Raisting]], Bayern
St. Vinzenz Innenraum.jpg|[[St. Vinzenz (Kitzingen)]], das Langhaus<br />als Parabel-Tonnengewölbe
St. Vinzenz Innenraum.jpg|[[St. Vinzenz (Kitzingen)]], das Langhaus<br />als Parabel-Tonnengewölbe
Kettensteg over Pegnitz River in Nuremberg.jpg|[[Pegnitz]], Bogenbrücke und [[Kettensteg]] (Prinzip [[Kettenbrücke_(Bauform)| Kettenbrücke]]) über die Pegnitz
Kettensteg over Pegnitz River in Nuremberg.jpg|[[Nürnberg]], Bogenbrücke und [[Kettensteg (Nürnberg)|Kettensteg]] (Prinzip [[Kettenbrücke (Bauform)|Ketten&shy;brücke]]) über die [[Pegnitz (Fluss)|Pegnitz]]
Codorniu Parabeln.jpg|Parabelbögen am [[Stammhaus]] von [[Codorníu]]
</gallery>
</gallery>


== Literatur ==
== Literatur ==
* Peter Proff: ''Die Deutung der Begriffe „Ellipse“, „Parabel“ und „Hyperbel“ nach Apollonios v. Perge.'' In: ''„Gelêrter der arzeniê, ouch apotêker“. Beiträge zur Wissenschaftsgeschichte. Festschrift zum 70. Geburtstag von Willem F. Daems.'' Hrsg. von Gundolf Keil, Horst Wellm Verlag, Pattensen/Hannover 1982 (= Würzburger medizinhistorische Forschungen, 24), ISBN 3-921456-35-5, S. 17–34.
* Peter Proff: ''Die Deutung der Begriffe „Ellipse“, „Parabel“ und „Hyperbel“ nach Apollonios v. Perge.'' In: ''„Gelêrter der arzeniê, ouch apotêker“. Beiträge zur Wissenschaftsgeschichte. Festschrift zum 70. Geburtstag von Willem F. Daems'' (=&nbsp;''Würzburger medizinhistorische Forschungen.'' Band&nbsp;24). Hrsg. von Gundolf Keil, Horst Wellm Verlag, Pattensen/Hannover 1982, ISBN 3-921456-35-5, S.&nbsp;17–34.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
Zeile 511: Zeile 514:
* [http://www.mathematische-basteleien.de/parabel.htm ''Parabeln.''] Auf: ''mathematische-basteleien.de.''
* [http://www.mathematische-basteleien.de/parabel.htm ''Parabeln.''] Auf: ''mathematische-basteleien.de.''
* {{Serlo|Autor=|Titel=Parabel|Id=1855}}
* {{Serlo|Autor=|Titel=Parabel|Id=1855}}
* [http://objects.library.uu.nl/reader/index.php?obj=1874-20606&lan=en#page//16/67/58/166758852278065092993411613632659493149.jpg/mode/2up Frans van Schooten: ''Mathematische Oeffeningen'', 1659]
* [https://objects.library.uu.nl/reader/index.php?obj=1874-20606&lan=en#page//16/67/58/166758852278065092993411613632659493149.jpg/mode/2up Frans van Schooten: ''Mathematische Oeffeningen'', 1659]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Aktuelle Version vom 29. Oktober 2024, 00:57 Uhr

Parabel mit Brennpunkt , Scheitelpunkt und Leitlinie

In der Mathematik ist eine Parabel (über lateinisch parabola von altgriechisch παραβολή parabolḗ „Nebeneinanderstellung, Vergleichung, Gleichnis, Gleichheit“; zurückzuführen auf παρά pará „neben“ und βάλλειν bállein „werfen“)[1] eine Kurve zweiter Ordnung und ist daher über eine algebraische Gleichung zweiten Grades beschreibbar. Neben dem Kreis, der Ellipse und der Hyperbel zählt sie zu den Kegelschnitten: Sie entsteht beim Schnitt eines geraden Kreiskegels mit einer Ebene, die parallel zu einer Mantellinie verläuft und nicht durch die Kegelspitze geht. Aufgrund dieser sehr speziellen Schnittvoraussetzung spielt die Parabel unter den Kegelschnitten eine besondere Rolle: Sie besitzt nur einen Brennpunkt und alle Parabeln sind zueinander ähnlich.

Die Parabel wurde von Menaichmos entdeckt und von Apollonios von Perge (etwa 265–190 v. Chr.) als parabolḗ[2] benannt.

Beispiele für Parabeln sind die aus der Schulmathematik bekannten Graphen quadratischer Funktionen .

Auch im täglichen Leben spielen Parabeln eine Rolle:

  • Die Funktionsweise von Parabolantennen und Parabolspiegeln beruht auf der geometrischen Eigenschaft der Parabel, parallel zu ihrer Achse einfallende Strahlen im Brennpunkt zu sammeln (siehe weiter unten).
  • Ein schräg nach oben geworfener Stein bewegt sich näherungsweise auf einer parabelförmigen Bahn, der Wurfparabel (s. hüpfender Ball, Springbrunnen). Dies hängt damit zusammen, dass Wurfbewegungen durch quadratische Funktionen beschrieben werden.
  • In einem Flugzeug, das sich entlang einer Wurfparabel bewegt, herrscht Schwerelosigkeit. Solche Parabelflüge werden zum Training von Astronauten verwendet.
  • In der Mathematik werden Parabeln häufig zur Approximation komplizierterer Funktionen verwendet, da sie nach den Geraden (Gleichung: ) die einfachsten gekrümmten Funktionsgraphen (Gleichung: ) sind und sich besser als Geraden an gekrümmte Funktionsgraphen anschmiegen können. Im CAD-Bereich (Computer Aided Design) treten Parabeln als Bézierkurven auf. Ein Vorteil der Parabeln gegenüber Kreisen, Ellipsen und Hyperbeln besteht darin, dass man sie als Funktionsgraph von Polynomfunktionen 2. Grades beschreiben kann.

Definition mit Leitlinie

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Parabel: Definition mit Brennpunkt F, Leitlinie l (schwarz) und Halbparameter p (grün). Das Lot Pl und die Strecke PF (jeweils blau) sind für alle Punkte P der Parabel (rot) gleich lang

Eine Parabel kann geometrisch als Ortslinie beschrieben werden:

Eine Parabel ist der geometrische Ort aller Punkte , deren Abstand zu einem speziellen festen Punkt – dem Brennpunkt  – gleich dem Abstand zu einer speziellen Geraden – der Leitlinie  – ist.

Als Punktmenge notiert:

Der Punkt, der in der Mitte zwischen Brennpunkt und Leitgerade liegt, heißt Scheitel oder Scheitelpunkt der Parabel. Die Verbindungsgerade von Brennpunkt und Scheitel wird auch Achse der Parabel genannt. Sie ist die einzige Symmetrieachse der Parabel.

Führt man Koordinaten so ein, dass ist und die Leitlinie die Gleichung besitzt, so ergibt sich für aus die Gleichung

einer nach oben geöffneten Parabel.

Die halbe Weite der Parabel in der Höhe des Brennpunktes ergibt sich aus zu und heißt (analog zu Ellipse und Hyperbel) der Halbparameter der Parabel. Der Halbparameter ist wie bei Ellipse (im Hauptscheitel) und Hyperbel der Scheitelkrümmungskreisradius, also der Radius des Krümmungskreises an den Scheitelpunkt. Bei einer Parabel ist außerdem der Abstand des Brennpunktes zur Leitlinie. Die Gleichung der Parabel lässt sich damit auch in der folgenden Form schreiben:

Vertauscht man und , so erhält man mit

die Gleichung einer nach rechts geöffneten Parabel.

Aufgrund der Definition ist eine Parabel die Äquidistanz-Kurve zu ihrem Brennpunkt und ihrer Leitlinie.

Parabel als Funktionsgraph

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Parabeln (Parabelschar)

Eine nach oben oder unten geöffnete Parabel mit Scheitel im Nullpunkt (0,0) und der -Achse als Achse wird (in kartesischen Koordinaten) durch eine Gleichung

beschrieben. Für sind die Parabeln nach oben geöffnet, für nach unten (siehe Bild). Dabei gilt:

  • Der Brennpunkt ist ,
  • der Halbparameter ist ,
  • die Leitlinie hat die Gleichung und
  • die Tangente im Punkt hat die Gleichung .

Für erhält man die Normalparabel . Ihr Brennpunkt ist , der Halbparameter und die Leitlinie hat die Gleichung .

Nach einer Verschiebung erhält man die Scheitelform einer beliebigen nach oben oder unten geöffneten Parabel:

mit dem Scheitel

Durch Ausmultiplizieren ergibt sich die allgemeine Gleichung einer nach unten oder oben geöffneten Parabel:

Sie ist der Graph der quadratischen Funktion

.

Ist die Funktion gegeben, so findet man den Scheitel durch quadratische Ergänzung:

Jede Parabel ist zur Normalparabel y = x² ähnlich

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Parabel mit dem Faktor 2 am Ursprung gestreckt, das Ergebnis ist die Parabel

In der Geometrie sind zwei Figuren genau dann zueinander ähnlich, wenn sie durch eine Ähnlichkeitsabbildung ineinander übergeführt werden können. Eine Ähnlichkeitsabbildung ist eine Hintereinanderausführung von zentrischen Streckungen, Verschiebungen, Drehungen und Spiegelungen.

Eine beliebige Parabel mit Scheitelpunkt kann durch die Verschiebung und eine geeignete Drehung um den Ursprung so transformiert werden, dass die transformierte Parabel den Ursprung als Scheitel und die -Achse als Achse besitzt. Also ist die Parabel zu einer Parabel mit der Gleichung ähnlich. Durch die zusätzliche zentrische Streckung wird die Parabel schließlich in die Normalparabel überführt. Also gilt

  • Jede Parabel ist zur Normalparabel ähnlich.

Bemerkungen:

  1. Diese Aussage ist nur für Parabeln richtig und nicht für Ellipsen/Einheitskreis und Hyperbeln/Einheitshyperbel.
  2. Es gibt andere einfache affine Abbildungen, die die Parabel auf die Normalparabel abbilden, zum Beispiel . Jedoch ist diese Abbildung keine Ähnlichkeitsabbildung.

Parabel als Sonderfall der Kegelschnitte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Kegelschnittschar mit Scharparameter

Die Schar der Kegelschnitte, deren Achse die -Achse ist und die einen Scheitelpunkt im Ursprung (0,0) mit dem Scheitelkrümmungskreisradius (beliebig, aber fest) haben, lässt sich durch die Gleichung

beschreiben.

  • Für erhält man einen Kreis (Scheitelkrümmungskreis aller Kegelschnitte der Schar),
  • für eine Ellipse,
  • für eine Parabel und
  • für eine Hyperbel (s. Bild).

Die allgemeine Gleichung für Kegelschnitte lautet

a, b, c nicht alle 0.

Um zu erkennen, welcher Kegelschnitt durch eine konkrete Gleichung beschrieben wird, muss man eine Hauptachsentransformation (Drehung und anschließende Verschiebung des Koordinatensystems) durchführen. Siehe hierzu Kegelschnitt.

Parabel als Kegelschnitt

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Dandelin-Kugel: Parabel-Fall (Grund- und Aufriss)

Schneidet man einen geraden Kreiskegel mit einer Ebene , deren Neigung gleich der Neigung der Mantellinien des Kegels ist, so ergibt sich eine Parabel als Schnittkurve (s. Bild, rote Kurve). Den Nachweis der definierenden Eigenschaft bzgl. Brennpunkt und Leitlinie (s. oben) führt man mit Hilfe einer Dandelin’schen Kugel, d. i. eine Kugel, die den Kegel in einem Kreis und die Parabel-Ebene in einem Punkt berührt. Es stellt sich heraus, dass der Brennpunkt der Schnittparabel und die Schnittgerade der Ebene des Berührkreises mit der Ebene die Leitlinie ist.

  1. sei ein beliebiger Punkt der Schnittkurve.
  2. Die Strecken und sind tangential zur Kugel und damit gleich lang.
  3. Die Ebenen durch die Mantellinie schneiden die Parabelebene in einer Schar paralleler Geraden, die senkrecht zur Geraden sind (!).
  4. Anwendung des Strahlensatzes auf die sich in schneidenden Geraden und die parallelen Strecken liefert die Gleichheit der Länge der Strecken . (Man beachte: sind gleich lang!).
  5. Aus der Gleichheit der Länge der Strecken und folgt schließlich
.

Fadenkonstruktion einer Parabel

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Parabel: Fadenkonstruktion

Die Definition einer Parabel mit Hilfe der Leitlinie bietet eine einfache Möglichkeit, mit Hilfe eines Fadens und eines rechten Winkels (hier in T-Form zum Gleiten entlang einer Gerade) einen Parabelbogen zu zeichnen:[3]

(0) Wahl des Brennpunktes und der Leitlinie der zu zeichnenden Parabel
(1) Faden der Länge (in der Zeichnung blau)
(2) Befestigung des einen Fadenendes im Punkt des Lineals, das andere Ende im Brennpunkt
(3) Anlegen des Winkels so, dass der eine Schenkel entlang der Leitlinie gleiten kann
(4) Mit einem Stift den Faden so spannen, dass er an der Linealkante anliegt
(5) Durch Verschieben des Lineals entlang der Leitlinie überstreicht der Stift einen Parabelbogen, denn es ist stets (Leitlinieneigenschaft).

Steiner-Erzeugung einer Parabel und der zu ihr dualen Parabel

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Parabel: Steiner-Erzeugung

Die folgende Idee, einzelne Punkte einer Parabel zu konstruieren, beruht auf der Steiner-Erzeugung eines Kegelschnitts

Hat man für zwei Geradenbüschel in zwei Punkten (alle Geraden durch den Punkt bzw. ) eine projektive, aber nicht perspektive Abbildung des einen Büschels auf das andere, so bilden die Schnittpunkte zugeordneter Geraden einen nicht ausgearteten Kegelschnitt.[4][5]

Für die Erzeugung einzelner Punkte der Parabel gehen wir von dem Geradenbüschel im Scheitel und dem Parallelbüschel der Parallelen zur -Achse aus (d. i. das Geradenbüschel des Fernpunktes der -Achse). Seien nun ein Punkt der Parabel und , . Wir unterteilen die Strecke in gleich lange Stücke und übertragen diese Unterteilung mittels einer Parallelprojektion in Richtung auf die Strecke (s. Bild). Die benutzte Parallelprojektion vermittelt die nötige projektive Abbildung des Büschels in und des Parallelbüschels . Die Schnittpunkte der zugeordneten Geraden und der -ten Parallele zur -Achse liegen dann auf der durch die Vorgaben eindeutig bestimmten Parabel (s. Bild).

Der Beweis ergibt sich durch eine einfache Rechnung. Siehe auch: projektiver Kegelschnitt.

Bemerkung: Die linke Hälfte der Parabel erhält man durch Spiegelung an der -Achse.

Bemerkung:

  1. Auch für Ellipsen und Hyperbeln gibt es die Steiner-Erzeugung.
  2. Statt des Scheitels der Parabel und der Scheiteltangente kann man auch einen beliebigen Punkt und seine Tangente benutzen.
  • Eine duale Parabel besteht aus der Menge der Tangenten einer (gewöhnlichen) Parabel.

Die vorige Steiner-Erzeugung einer Parabel lässt sich dualisieren, d. h., die Bedeutung von Punkten und Geraden wird vertauscht:

  • Hat man für zwei Punktreihen zweier Geraden eine projektive, aber nicht perspektive Abbildung der einen Punktreihe auf die andere, so bilden die Verbindungsgeraden zugeordneter Punkte einen nicht ausgearteten dualen Kegelschnitt (s. Satz von Steiner). Die Geraden sind auch Tangenten, also Elemente des dualen Kegelschnitts.
Duale Parabel und Bezierkurve vom Grad 2 (rechts: Kurvenpunkt und Teilpunkte zu )

In der Praxis

  1. gibt man drei Punkte vor,
  2. unterteilt sowohl die Strecke als auch in jeweils gleiche Teile und nummeriert sie wie im Bild.
  3. Die Geraden sind dann die Tangenten einer Parabel (die Elemente einer dualen Parabel).
  4. Die Parabel ist eine Bezierkurve vom Grad 2 mit den Punkten als Kontrollpunkte.

Beweis:

Sind die Ortsvektoren der Punkte , so ist

die zugehörige Bezierkurve (Parabel). Die Ableitung (der Tangentenvektor) ist

Dabei sind die zum Parameter gehörigen Teilpunkte der Strecken und . Man rechnet nach, dass ist. Also ist die Gerade Tangente im Parabelpunkt .

Bemerkung: Der Beweis ergibt sich auch aus den ersten zwei Schritten des De-Casteljau-Algorithmus für eine Bezierkurve vom Grad 2.

Parabel als affines Bild der Normalparabel

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Parabel als affines Bild der Normalparabel

Eine andere Definition der Parabel benutzt eine spezielle geometrische Abbildung, nämlich die Affinität. Hier ist eine Parabel als affines Bild der Normalparabel definiert.

Parameterdarstellung

Eine affine Abbildung in der reellen Ebene hat die Form , wobei eine reguläre Matrix (Determinante nicht 0) und ein beliebiger Vektor ist. Sind die Spaltenvektoren der Matrix , so wird die Normalparabel auf die Parabel

abgebildet. ist ein Punkt der Parabel und Tangentenvektor in diesem Punkt. stehen i. A. nicht senkrecht aufeinander. D. h., ist i. A. nicht der Scheitel der Parabel. Aber: Die Parabelachse (Symmetrieachse durch den Scheitel) ist parallel zu . Diese Definition einer Parabel liefert eine einfache Parameterdarstellung einer beliebigen Parabel.

Scheitel, Scheitelform

Da im Scheitel die Tangente zur Parabelachse senkrecht steht und die Tangentenrichtung in einem Parabelpunkt ist, ergibt sich der Parameter des Scheitels aus der Gleichung

zu .

Die Scheitelform der Parameterdarstellung der Parabel ist

.

Beispiele

  1. liefert die übliche Parameterdarstellung der Parabel .
Parabel:
Transformation auf Scheitelform (Beispiel 3)
  1. liefert die Parameterdarstellung der Parabel, die aus durch Drehung um den Winkel und anschließende Verschiebung um hervorgeht. Die Parameterdarstellung ist schon in Scheitelform: Der Scheitel ist
  2. liefert die Parabel Die Parameterdarstellung ist nicht in Scheitelform. Der Scheitelparameter ist und die Scheitelform lautet:

Implizite Darstellung

Löst man die Parameterdarstellung mit Hilfe der Cramerschen Regel nach auf und verwendet , erhält man die implizite Darstellung

.

Parabeln im Raum

Sind die Vektoren aus dem , so erhält man eine Parameterdarstellung einer Parabel im Raum.

Affine Selbstabbildungen der Parabel y = x²

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nicht jede affine Abbildung der reellen affinen Ebene (s. vorigen Abschnitt) bildet die Normparabel auf eine andere Parabel ab. Die folgenden affinen Abbildungen lassen die Parabel als Ganzes invariant:

Dies sind die einzigen affinen Abbildungen, die die Parabel invariant lassen.

Zum Beweis: Setze und wende die 1. binomische Formel an.

Spezialfälle:

  1. Für bleibt jeder Punkt der Ebene fest. Diese Abbildung heißt Identität.
  2. Für wird jeder Punkt der Parabel bewegt, d. h., es gibt keinen Fixpunkt auf der Parabel.
  3. Für ist die Abbildung involutorisch, d. h., zweimal ausgeführt ist sie die Identität. Man nennt so eine Abbildung Schrägspiegelung, da eine Gerade, nämlich , punktweise fest bleibt (siehe Abschnitt „Mittelpunkte paralleler Sehnen“). In diesem Fall gibt es genau einen Fixpunkt auf der Parabel: . Nur im Fall ist eine Schrägspiegelung eine „normale“ Spiegelung an der -Achse.

Bemerkung: Ergänzt man die reelle affine Ebene durch eine Ferngerade und deren Fernpunkte zu einer projektiven Ebene und fügt der Parabel den Fernpunkt der -Achse hinzu, so erhält man einen nicht ausgearteten projektiven Kegelschnitt und hat mehr Abbildungen, projektive Kollineationen, zur Verfügung. Z. B. lässt die projektive Kollineation mit

die so erweiterte Parabel invariant. Diese Abbildung ist involutorisch, lässt die Parabelpunkte fix und vertauscht den Parabelpunkt mit dem Fernpunkt der -Achse.

Parabel: Brennpunkt-Eigenschaft

Wird ein Strahl, der parallel zur Achse einfällt, an der Parabel – d. h. an ihrer Tangente – gespiegelt, so geht der gespiegelte Strahl durch den Brennpunkt. Dieser gespiegelte Strahl wird auch Brennlinie oder Brennstrahl des betreffenden Parabelpunktes genannt. Die entsprechende Eigenschaft hat auch ein Rotationsparaboloid, also die Fläche, die entsteht, wenn man eine Parabel um ihre Achse dreht; sie wird häufig in der Technik verwendet (siehe Parabolspiegel).

Um diese Eigenschaft einer Parabel nachzuweisen, geht man von einer Parabel der Form aus. Dies ist keine Einschränkung, da jede Parabel in einem geeigneten Koordinatensystem so dargestellt werden kann. Die Tangente in einem Parabelpunkt hat die Gleichung (Die Steigung der Tangente ergibt sich aus der Ableitung .) Die Tangente schneidet die -Achse im Punkt . Der Brennpunkt ist . Der Lotfußpunkt des Lotes von auf die Leitlinie ist . Für eine Parabel ist . Aus den im Bild angegebenen Koordinaten der Punkte erkennt man, dass ist. Damit ist das Viereck eine Raute und die Tangente ist eine Diagonale dieser Raute und damit eine Winkelhalbierende. Hieraus folgt:

  • Der Brennstrahl ist die Spiegelung des einfallenden Strahls an der Tangente/Parabel.

Der Beweis und die Zeichnung zeigen eine Möglichkeit, die Tangente in einem Parabelpunkt mit Hilfe des Brennpunktes, der Leitlinie und der Raute zu konstruieren. (Weitere Tangentenkonstruktionen sind im Abschnitt Tangentenkonstruktion enthalten.)

Mittelpunkte paralleler Sehnen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Parabel:
Mittelpunkte paralleler Sehnen

Für jede Parabel gilt:

  • Die Mittelpunkte paralleler Sehnen (s. Bild) liegen auf einer Gerade. Diese Gerade ist parallel zur Parabelachse.

D. h., zu jedem Punktepaar einer Sehne gibt es eine Schrägspiegelung an einer Gerade , die die Punkte vertauscht und die Parabel auf sich abbildet. Dabei versteht man unter einer Schrägspiegelung eine Verallgemeinerung einer gewöhnlichen Spiegelung an einer Gerade , bei der alle Strecken Punkt-Bildpunkt zwar parallel zueinander aber nicht unbedingt senkrecht zur Spiegelachse sind. Sind die Sehnen senkrecht zur Parabelachse, so ist die Gerade die Parabelachse und die Schrägspiegelung eine gewöhnliche Spiegelung.

Den Nachweis dieser Eigenschaft führt man am einfachsten an der Normalparabel durch. Da alle Parabeln affine Bilder der Normalparabel sind (s. o.) und bei einer affinen Abbildung Mittelpunkte von Strecken in die Mittelpunkte der Bildstrecken übergehen, gilt die obige Eigenschaft für alle Parabeln.

Punktkonstruktion

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine beliebige Parabel kann in einem geeigneten Koordinatensystem durch eine Gleichung beschrieben werden.

Parabel: Punktkonstruktion,

Eine weitere Möglichkeit Parabelpunkte zu konstruieren, setzt die Kenntnis von drei Parabelpunkten und der Richtung der Parabelachse voraus:

Für eine Parabel gilt: Sind

  • vier Punkte der Parabel und
  • der Schnittpunkt der Sekante mit der Geraden sowie
  • der Schnittpunkt der Sekante mit der Geraden (s. Bild),

dann ist die Sekante parallel zur Geraden . und sind Parallelen zur Parabelachse.

Sind die drei Punkte einer Parabel gegeben, so kann durch Vorgabe einer Geraden durch (nicht parallel zur Parabelachse und keine Tangente) mit dieser Eigenschaft der Parabelpunkt auf dieser Geraden konstruiert werden.

Zum Beweis: Da nur Schneiden, Verbinden und Parallelität eine Rolle spielen, kann man den Beweis an der affin äquivalenten Normalparabel führen. Eine kurze Rechnung zeigt, dass die Gerade parallel zur Geraden ist.

Bemerkung: Diese Eigenschaft einer Parabel ist eine affine Version der 5-Punkte-Ausartung des Satzes von Pascal.

Tangentenkonstruktion

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Parabel: Tangentenkonstruktion, Tangente in
Parabel: Tangentenkonstruktion: ,Tang. in Tang. in

Eine beliebige Parabel kann in einem geeigneten Koordinatensystem durch eine Gleichung beschrieben werden.

Für eine Parabel gilt:

  • Sind drei Punkte der Parabel und
der Schnittpunkt der Sekante mit der Gerade , sowie
der Schnittpunkt der Sekante mit der Gerade (s. Bild),
dann ist die Tangente im Punkt parallel zur Gerade .
( und sind Parallelen zur Parabelachse.)

Diese Eigenschaft kann zur Konstruktion der Tangente im Punkt benutzt werden.

Zum Beweis: Da nur Schneiden, Verbinden und Parallelität eine Rolle spielt, kann man den Beweis an der affin äquivalenten Normalparabel führen. Eine kurze Rechnung zeigt, dass die Gerade die Steigung hat. Dies ist die Steigung der Tangente im Punkt .

Bemerkung: Diese Eigenschaft einer Parabel ist eine affine Version der 4-Punkte-Ausartung des Satzes von Pascal.

Eine zweite Möglichkeit, die Tangente in einem Punkt zu konstruieren, beruht auf der folgenden Eigenschaft einer Parabel :

  • Sind zwei Punkte der Parabel und
der Schnittpunkt der Tangente in mit der Gerade , sowie
der Schnittpunkt der Tangente in mit der Gerade (s. Bild),
dann ist die Sekante parallel zur Gerade .
( und sind Parallelen zur Parabelachse.)

Zum Beweis: Da nur Schneiden, Verbinden und Parallelität eine Rolle spielen, kann man den Beweis an der affin äquivalenten Normalparabel führen.

Bemerkung: Diese Eigenschaft einer Parabel ist eine affine Version der 3-Punkte-Ausartung des Satzes von Pascal.

Achsenrichtung-Konstruktion

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Parabel: Achsenrichtung-Konstruktion

Bei der Punktkonstruktion und der Tangentenkonstruktion (s. o.) wird jeweils die Achsenrichtung der Parabel als bekannt vorausgesetzt. Ist die Achsenrichtung nicht bekannt, so lässt sie sich entweder

1) mit Hilfe der Mittelpunkte zweier paralleler Sehnen (s. oben) oder
2) mit Hilfe der folgenden Eigenschaft einer Parabel, die die Kenntnis zweier Parabelpunkte und deren Tangenten voraussetzt,

konstruieren.

Eine beliebige Parabel kann in einem geeigneten Koordinatensystem durch eine Gleichung beschrieben werden.

Für eine Parabel gilt: Sind

  • zwei Punkte der Parabel,
  • die zugehörigen Tangenten,
  • der Schnittpunkt der beiden Tangenten ,
  • der Schnittpunkt der Parallele zu durch den Punkt mit der Parallele zu durch (s. Bild),

dann ist die Gerade parallel zur Parabelachse und hat die Gleichung

Zum Beweis: Wie bei den vorigen Parabeleigenschaften kann man den Beweis für die Normalparabel durchrechnen.

Bemerkung: Die hier beschriebene Eigenschaft ist eine affine Version der 3-Tangenten-Ausartung des Satzes von Brianchon.

Pol-Polare-Beziehung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Parabel: Pol-Polare-Beziehung

Eine Parabel lässt sich in einem geeigneten Koordinatensystem immer durch eine Gleichung der Form beschreiben. Die Gleichung der Tangente in einem Parabelpunkt ist . Lässt man im rechten Teil der Gleichung zu, dass ein beliebiger Punkt der Ebene ist, so wird

dem Punkt die Gerade zugeordnet.

Und umgekehrt kann man

der Gerade den Punkt zuordnen.

So eine Zuordnung Punkt <-> Gerade nennt man eine Polarität oder Pol-Polare-Beziehung. Der Pol ist der Punkt, die Polare ist die zugehörige Gerade.

Die Bedeutung dieser Pol-Polare-Beziehung besteht darin, dass die möglichen Schnittpunkte der Polare mit der Parabel die Berührpunkte der Tangenten durch den Pol an die Parabel sind.

  • Liegt der Punkt (Pol) auf der Parabel, so ist seine Polare die Tangente in diesem Punkt (s. Bild: ).
  • Liegt der Pol außerhalb der Parabel, so sind die Schnittpunkte der Polare mit der Parabel die Berührpunkte der Tangenten durch den Pol an die Parabel (s. Bild: ).
  • Liegt der Punkt innerhalb der Parabel, so hat seine Polare keinen Schnittpunkt mit der Parabel (s. Bild: und ).

Zum Beweis: Die Bestimmung der Schnittpunkte der Polaren eines Punktes mit der Parabel und die Suche nach Parabelpunkten, deren Tangenten den Punkt enthalten, führen auf dieselbe quadratische Gleichung.

Bemerkung:

  1. Der Schnittpunkt zweier Polaren (z. B. im Bild: ) ist der Pol der Verbindungsgerade der zugehörigen Pole (hier: ).
  2. Brennpunkt und Leitlinie sind zueinander polar.
  3. Zur Parabelachse parallele Geraden haben keine Pole. Man sagt: „Ihre Pole liegen auf der Ferngeraden.“

Bemerkung: Pol-Polare-Beziehungen gibt es auch für Ellipsen und Hyperbeln. Siehe auch projektiver Kegelschnitt.

Orthogonale Tangenten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Parabel: zueinander orthogonale Tangenten

Eine Parabel besitzt folgende Eigenschaft:

  • Zueinander orthogonale Tangenten schneiden sich auf der Leitlinie.

Der geometrische Ort aller Punkte, in denen sich Tangenten einer gegebenen Kurve orthogonal schneiden, heißt Orthoptische Kurve. Bei einer Parabel ist also ihre Leitlinie die zugehörige orthoptische Kurve.

Fußpunktkurve einer Parabel bezüglich ihres Brennpunktes
Fußpunktkurven der Parabel – Spezialfälle:
Brennpunkt F als Pol (grün)
Scheitelpunkt S als Pol (rot)
am Scheitel gespiegelter Brennpunkt G als Pol (orange)
an Leitlinie gespiegelter Brennpunkt H als Pol (blau)

Die Fußpunktkurve (engl.: pedal curve) einer (regulären) Kurve ist die Gesamtheit der Lotfußpunkte von einem festen Punkt , dem Pol, aus auf die Tangenten der Kurve. Für eine Parabel gilt:[6]

  • Die Fußpunktkurve einer Parabel bezüglich ihres Brennpunktes als Pol ist die Tangente im Scheitel.

Beweis:

Der Brennpunkt der Parabel ist der Punkt . Die Tangente in einem beliebigen Parabelpunkt hat die Gleichung

Für ist die Behauptung richtig, sodass im Folgenden vorausgesetzt werden kann.
Das Lot vom Brennpunkt aus auf die Tangente hat die Gleichung

Für den Schnittpunkt der Tangente mit dem Lot muss also

erfüllt sein, was nur für möglich ist.

Allgemeiner gilt, dass Fußpunktkurven mit einem Pol auf der Symmetrieachse der Parabel Zissoiden sind. Dabei treten vier Spezialfälle auf. Neben dem obigen Fall mit dem Brennpunkt als Pol, erhält man für den Scheitelpunkt als Pol die Zissoide des Diokles, für den am Scheitel gespiegelten Brennpunkt als Pol die (gerade) Strophoide und für den an der Leitlinie gespiegelten Brennpunkt als Pol die Trisektrix von Maclaurin.[6]

Parabeln der Form y = ax² + bx + c

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Peripheriewinkelsatz für Parabeln

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Parabeln der Form sind Funktionsgraphen, die durch die 3 Parameter eindeutig bestimmt sind. Man benötigt also 3 Punkte, um diese Parameter zu ermitteln. Eine schnelle Methode beruht auf dem Peripheriewinkelsatz für Parabeln.

Parabel: Peripheriewinkelsatz

Um einen Winkel zwischen zwei Sehnen zu messen, führen wir für zwei Geraden, die nicht zur -Achse parallel sind, ein Winkelmaß ein:

Für zwei Geraden messen wir den zu gehörigen Winkel mit der Zahl .

Zwei Geraden sind parallel, wenn und damit das Winkelmaß =0 ist.

Analog zum Peripheriewinkelsatz für Kreise gilt hier der

Peripheriewinkelsatz (für Parabeln):

Für vier Punkte (s. Bild) gilt:
Die vier Punkte liegen nur dann auf einer Parabel der Form , wenn die Winkel bei und im obigen Winkelmaß gleich sind, d. h., wenn

(Beweis durch Nachrechnen. Dabei kann man für die eine Richtung voraussetzen, dass die Punkte auf einer Parabel liegen.)

3-Punkte-Form einer Parabel

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Analog zur 2-Punkte-Form einer Gerade (Steigungswinkel werden mit der Steigung gemessen) folgt aus dem Peripheriewinkelsatz für Parabeln die

3-Punkte-Form (für Parabeln):

Die Gleichung der Parabel durch 3 Punkte ergibt sich durch Auflösen der Gleichung
nach y.

Parabel in Polarkoordinaten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Parabel, die in kartesischen Koordinaten durch beschrieben ist, erfüllt in Polarkoordinaten die Gleichung

Ihr Brennpunkt ist . Legt man den Koordinatenursprung in ihren Brennpunkt, gilt für sie die polare Gleichung

Graphische Multiplikation

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Graphische Multiplikation von 2 und 3 mithilfe einer Normalparabel

Eine Normalparabel ist eine „Multiplikationsmaschine“: Man kann mit ihr auf graphischem Wege das Produkt zweier Zahlen berechnen. Dazu zeichnet man zunächst die Normalparabel in ein kartesisches Koordinatensystem ein. Die zu multiplizierenden Faktoren trägt man auf der -Achse ab und bestimmt für jeden Wert einen Punkt auf der Parabel. Sind die Zahlen mit und bezeichnet, ergeben sich also zwei Punkte und . Die Gerade durch und schneidet die -Achse in einem Punkt, dessen -Koordinate den Wert hat. Im Grenzfall ergibt sich die Gerade als Tangente an die Parabel.

Falls und gleiches Vorzeichen haben, ist es praktikabler, einen der Faktoren in negativer Richtung aufzutragen anstatt später das Vorzeichen des Ergebnisses umzudrehen, so geschehen im Beispiel mit den Werten und . Hier trägt man die Faktoren als -Werte mit unterschiedlichen Vorzeichen in das Koordinatensystem ein, nämlich als und . Verbindet man die Punkte durch eine Gerade, so erkennt man, dass der Schnittpunkt der Geraden mit der -Achse gleich 6 = 2·3 ist.

Parabeln als quadratische Bézierkurven

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Konstruktion einer quadratischen Bézierkurve

Eine quadratische Bézierkurve ist eine Kurve, deren Parameterdarstellung durch drei Punkte , und bestimmt wird:

Diese Kurve ist ein Parabelbogen (s. Abschnitt: Parabel als affines Bild der Normalparabel).

Parabeln und numerische Integration

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Simpson-Regel:
Parabelbogen ersetzt Kurventeil

Bei der numerischen Integration nähert man den Wert eines bestimmten Integrals dadurch an, dass man den Graphen der zu integrierenden Funktion durch Parabelbögen annähert und integriert diese. Dies führt zur Simpsonregel, siehe Bild.

Die Güte der Approximation wird dadurch erhöht, dass man die Unterteilung vergrößert und den Graphen durch entsprechend viele Parabelbögen ersetzt und diese integriert.

Parabeln als ebene Schnitte von Quadriken

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Folgende Flächen zweiter Ordnung (Quadriken) besitzen Parabeln als ebene Schnitte:

Laguerre-Ebene: Geometrie der Parabeln

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Laguerre-Ebene ist im klassischen Fall eine Inzidenzstruktur, die im Wesentlichen die Geometrie der Kurven , das sind Parabeln und Geraden, in der reellen Anschauungsebene beschreibt. Als Verbindungskurven stehen hier nicht nur Geraden, sondern auch Parabeln zur Verfügung. Z. B. gibt es in einer Laguerre-Ebene zu drei Punkten mit verschiedenen x-Koordinaten genau eine solche Verbindungskurve.

Parabel als Trisektrix

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Exakte Winkeldrittelung mit einer Parabel

Eine Parabel lässt sich auch als Trisektrix verwenden, das heißt mit ihr als zusätzlichem Hilfsmittel ist die exakte Dreiteilung beliebiger Winkel mit Zirkel und Lineal möglich. Man beachte, dass dies nicht im Widerspruch zur Unmöglichkeit der Winkeldreiteilung mit Zirkel und Lineal steht, da nach den klassischen Regeln für Konstruktionen mit Zirkel und Lineal die Verwendung von Parabeln nicht erlaubt ist.

Um einen zu dritteln, platziert man seinen Schenkel auf der x-Achse, so dass der Scheitel im Ursprung des Koordinatensystems liegt. Das Koordinatensystem enthält außerdem den Graphen der Parabel . Vom Schnittpunkt des Einheitskreises um den Ursprung mit dem zweiten Winkelschenkel fällt man das Lot auf die y-Achse. Die Mittelsenkrechte des Lots und die Tangente an den Einheitskreis im Punkt schneiden sich in einem Punkt . Dann schneidet der Kreis um mit Radius die Parabel in und das Lot von auf die x-Achse schneidet den Einheitskreis in . Der Winkel beträgt nun exakt ein Drittel des Ausgangswinkels .

Die Korrektheit dieser Konstruktion kann man nachweisen, indem man zeigt, dass die x-Koordinate von den Wert besitzt. Das Gleichungssystem bestehend aus der Gleichung des Kreises um C und der Parabel liefert für die x-Koordinate von die kubische Gleichung . Anhand der trigonometrischen Identität sieht man nun sofort, dass eine Lösung der kubischen Gleichung ist.

Diese Art der Winkeldreiteilung geht auf René Descartes zurück, der sie in seinem Buch La Geometria (1637) beschrieb.[11][12]

Parabel höherer Ordnung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unter einer Parabel n-ter Ordnung versteht man den Graph eines Polynoms -ten Grades (im Gegensatz zu den Graphen von e-Funktion oder Wurzelfunktion, …). Eine Parabel 3. Ordnung wird auch kubische Parabel genannt.

Also: Nur im Fall ist eine Parabel höherer Ordnung eine gewöhnliche Parabel.

Neilsche Parabel

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Neilsche Parabel oder semikubische Parabel ist eine algebraische Kurve 3. Ordnung:

  • Kartesische Koordinatengleichung: mit einem reellen Parameter
  • Explizit:

Sie ist keine Parabel im üblichen Sinne, d. h. kein Kegelschnitt.

Parabel y = x² über einem beliebigen Zahlkörper

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Betrachtet man in einer affinen Ebene über einem beliebigen (kommutativen) Körper die Punktmenge, die der Parabelgleichung genügt, so bleiben viele Eigenschaften der reellen Normalparabel, die mit „schneiden“, „verbinden“ und „parallel“ formuliert werden und deren Beweise nur Multiplikation/Division und Addition/Subtraktion verwenden, erhalten.[13] Z. B.:

  • Eine Gerade schneidet die Parabel in höchstens zwei Punkten.
  • Durch jeden Parabelpunkt gibt es (neben der Geraden ) genau eine Gerade, die mit der Parabel nur den Punkt gemeinsam hat, und zwar die Tangente: . Eine Gerade ohne Schnittpunkt heißt Passante, eine mit zwei Schnittpunkten Sekante.

Unterschiede zum reellen Fall:

  1. Für (rationale Zahlen) ist die Gerade eine Passante, denn die Gleichung hat in keine Lösung.
  2. Für (komplexe Zahlen) gibt es keine Passanten. Z. B.: schneidet die Parabel in den Punkten .
  3. Hat der Körper die Charakteristik 2 (d. h., es gilt ), so gibt es unter den Geraden keine Sekanten, da jede Gleichung im Fall Charakteristik 2 höchstens eine Lösung hat (es gibt kein „“). Die Tangente im Parabelpunkt hat (bei Charakteristik 2) die Gleichung . D. h., alle Tangenten sind parallel zur -Achse.

Parabel, Kettenlinie und ihre Anwendungen in der Statik

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Approximation von cosh durch eine Parabel (rot)

Parabeln sind wichtige Grundformen in der Statik. Beispielsweise bildet die Stützlinie eines über seine Spannweite gleichmäßig belasteten Bogens eine Parabel, so dass z. B. zahlreiche Stab- bzw. Fachwerktragwerke (z. B. Fischbauchträger, Bogenbrücken, Langersche Balken usw.) annähernd Parabelform aufweisen. Gleiches gilt für Hängebrücken. Voraussetzung ist streng genommen jeweils, dass das Gewicht des Tragwerks bzw. der Seile ebenfalls über die Spannweite homogen verteilt ist oder aber nur unwesentlich zum (ansonsten homogen verteilten) Gesamtgewicht beiträgt.

Im Gegensatz zu diesen Beispielen bilden frei hängende, also nur durch ihr Eigengewicht belastete Ketten oder Seile keine Parabeln, sondern sogenannte Kettenlinien. Eine Kettenlinie wird, auch wenn sich die Kurven ähneln, nicht durch eine quadratische Funktion, sondern durch den Kosinus hyperbolicus beschrieben. Mathematisch drückt sich die Ähnlichkeit dadurch aus, dass der Kosinus hyperbolicus sich in die Reihe

entwickeln lässt. Die ersten beiden Terme (rot) beschreiben eine Parabel und können als Approximation der cosh-Funktion für kleine Beträge von verwendet werden.

  • Peter Proff: Die Deutung der Begriffe „Ellipse“, „Parabel“ und „Hyperbel“ nach Apollonios v. Perge. In: „Gelêrter der arzeniê, ouch apotêker“. Beiträge zur Wissenschaftsgeschichte. Festschrift zum 70. Geburtstag von Willem F. Daems (= Würzburger medizinhistorische Forschungen. Band 24). Hrsg. von Gundolf Keil, Horst Wellm Verlag, Pattensen/Hannover 1982, ISBN 3-921456-35-5, S. 17–34.
Commons: Parabeln – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Parabel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Wilhelm Gemoll: Griechisch-Deutsches Schul- und Handwörterbuch. G. Freytag Verlag/Hölder-Pichler-Tempsky, München/Wien 1965.
  2. Peter Proff: Die Deutung der Begriffe „Ellipse“, „Parabel“ und „Hyperbel“ nach Apollonios v. Perge. In: Gundolf Keil (Hrsg.): „gelêrter der arzeniê, ouch apotêker“. Beiträge zur Wissenschaftsgeschichte. Festschrift zum 70. Geburtstag von Willem F. Daems. Horst Wellm Verlag, Pattensen/Hannover 1982 (= Würzburger medizinhistorische Forschungen, 24), ISBN 3-921456-35-5, S. 17–34; hier S. 17.
  3. Frans van Schooten: Mathematische Oeffeningen. Leyden, 1659, S. 334.
  4. Erich Hartmann: Projektive Geometrie. (PDF; 180 kB). Kurzskript, Uni Darmstadt, S. 16.
  5. Jacob Steiner’s Vorlesungen über synthetische Geometrie. B. G. Teubner, Leipzig 1867 (bei Google Books), 2. Teil, S. 96.
  6. a b Dörte Haftendorn: Kurven erkunden und verstehen: Mit GeoGebra und anderen Werkzeugen. Springer, 2016, ISBN 9783658147495, S. 258–261.
  7. Computerunterstützte Darstellende und Konstruktive Geometrie. TU Darmstadt (PDF; 3,4 MB), S. 107.
  8. Computerunterstützte Darstellende und Konstruktive Geometrie. TU Darmstadt (PDF; 3,4 MB), S. 95.
  9. Computerunterstützte Darstellende und Konstruktive Geometrie. TU Darmstadt (PDF; 3,4 MB), S. 117.
  10. Computerunterstützte Darstellende und Konstruktive Geometrie. TU Darmstadt (PDF; 3,4 MB), S. 123.
  11. Robert C. Yates: The Trisection Problem. National Mathematics Magazine, Vol. 15, No. 4 (Januar 1941), S. 191–202 (JSTOR).
  12. Robert C. Yates: The Trisection Problem, 5. The Parabola. In: ERIC.ed.gov. National Council of Teachers of Mathematics, Inc., Washington, D.C., 1971, S. 35–37, abgerufen am 19. Juni 2019.
  13. Erich Hartmann: Projektive Geometrie. (PDF; 180 kB). Kurzskript, Uni Darmstadt, S. 12–16.