Schweizerpsalm
Schweizerpsalm | |
---|---|
Land | Schweiz |
Verwendungszeitraum | ab 1961 |
Text | Leonhard Widmer |
Melodie | Alberich Zwyssig |
Notenblatt | Notenblatt auf Wikimedia Commons |
Audiodateien |
Der Schweizerpsalm (französisch Cantique suisse, italienisch Salmo svizzero, rätoromanisch ) ist die aktuelle Nationalhymne der Schweizerischen Eidgenossenschaft.
Das Lied wurde 1841 von Alberich Zwyssig, einem Zisterziensermönch des Klosters Wettingen, zu einem von ihm leicht veränderten Text von Leonhard Widmer aus dem Jahr 1840 komponiert. Zwyssig wählte den Messegesang Diligam te Domine (auf Deutsch: «Ich will Dich lieben Herr»), den er 1835 für eine Pfarrinstallations-Feier in der Dorfkirche von Wettingen komponiert hatte, und gab ihm den heute bekannten Namen Schweizerpsalm.
Die Hymne ist im Gesangbuch der Evangelisch-reformierten Kirchen der deutschsprachigen Schweiz unter der Nummer 519 und im katholischen Kirchengesangbuch unter der Nummer 563[1] zu finden. Im Christkatholischen Gebet- und Gesangbuch trägt sie die Nummer 728.
Text
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Text liegt in den vier Landessprachen Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch vor.
Deutsch: Schweizerpsalm[2] Erste Strophe |
Französisch: Cantique suisse[3] Erste Strophe |
Italienisch: Salmo svizzero[4] Erste Strophe |
Rätoromanisch: Psalm svizzer[5] Erste Strophe |
Geschichte der Schweizer Nationalhymne
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vor 1961
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bereits im Jahr 1843 war das Lied im «Festheft der Zürcher Zofinger für die Feier der Aufnahme Zürichs 1351 in den Schweizerbund» enthalten und die Melodie erfreute sich, dank Übersetzungen in die romanischen Sprachen, grosser Beliebtheit und wurde häufig bei patriotischen Feiern gesungen. Zwischen 1894 und 1953 kam es zu zahlreichen Vorstössen, das Lied zur offiziell gültigen Nationalhymne zu erheben, was der Bundesrat aber ablehnte. Der Grund dafür war, dass eine Schweizer Nationalhymne nicht durch ein behördliches Dekret eingeführt, sondern vom Volk gewählt werden sollte. Neben dem Schweizerpsalm existierte das gleichermassen populäre Lied Rufst du, mein Vaterland, welches zur Melodie von God Save the Queen gesungen wurde. Den Text zu Rufst du, mein Vaterland hatte der Berner Dichter Johann Rudolf Wyss verfasst. Als mit der Zunahme von internationalen diplomatischen Kontakten im 20. Jahrhundert mehrfach die Schweizer und die britische Hymne nacheinander gespielt wurden, kam es zu Missverständnissen, was zum Wunsch nach einer neuen Hymne führte.
Einführung des Schweizerpsalms
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahre 1961 beschloss der Bundesrat, dass der Schweizerpsalm als eine unverwechselbare und rein schweizerische Schöpfung anzuschauen sei und deshalb als provisorische Nationalhymne zu gelten habe. Nach einer dreijährigen Probezeit sprachen sich sechs Kantone gegen und zwölf für die neue Hymne aus, während sieben für eine verlängerte Probezeit plädierten. 1965 wurde der Schweizerpsalm vorläufig als Nationalhymne anerkannt, wobei in der Folgezeit mehrere Gegenvorschläge aufgrund des zwiespältigen Ergebnisses eingereicht wurden, die aber auch nicht überzeugender waren als der Schweizerpsalm. Am 1. April 1981 erklärte der Bundesrat ihn zur offiziellen Nationalhymne der Schweiz und ersetzte damit Rufst du, mein Vaterland.[6]
In der Nähe der Bellerivestrasse 150 steht am Zürichhorn seit 1910 das von Franz Wanger geschaffene «Schweizerpsalm-Denkmal» zu Ehren des Komponisten Zwyssig und des Texters Widmer.
-
Denkmal am Zürichhorn
-
Anfang des Schweizerpsalms
-
Denkmal für Alberich Zwyssig in Bauen (UR)
-
Leonhard Widmer
Diskussion um eine Änderung der Hymne
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Verschiedene Änderungsbestrebungen 1998 bis 2012
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In neuerer Zeit wurden verschiedentlich Bestrebungen unternommen, die als nicht mehr zeitgemäss empfundene Hymne durch eine andere zu ersetzen, da der Text zu schwülstig, zu religiös oder zu patriotisch[7] sei. Beispielsweise trat das Unternehmen Villiger & Söhne 1998 als Sponsor einer neuen Komposition auf, 2004 entwarf der Musiker Roland Zoss mit Härzland eine poetisch-moderne Hymne in Berner Mundart mit Refrains gesungen in den Landessprachen.[8] Ebenfalls im Jahr 2004 verfasste Ulrike Pittner eine Neuversion des Schweizerpsalms.[9] 2006 bildete sich ein «Aktionskomitee Schweizer Nationalhymne».[7]
Die Berner Nationalrätin Margret Kiener Nellen von der Sozialdemokratischen Partei reichte 2004 eine Motion ein, in der vorgeschlagen wurde, eine neue Landeshymne in allen Landessprachen erarbeiten zu lassen. Inhaltlich sollte die neue Hymne deckungsgleich mit den Grundwerten und Staatszielen der neuen Bundesverfassung von 1999 sein.[10] Aus diesem Grund wurden am 14. März 2006 neue Texte im Bundeshaus vorgestellt, jedoch zog Margret Kiener Nellen ihre Motion zurück.[11] Am 30. März 2006 sprach sich auch die nationalrätliche Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur dagegen aus, den Bundesrat mit Vorarbeiten für eine neue Hymne zu beauftragen.
Änderungsbestrebung der SGG seit 2012
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 1. August 2012 kündigte die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft (SGG) einen Wettbewerb an, um den ihrer Meinung nach «sprachlich sperrigen und inhaltlich angejahrten» Text des Schweizerpsalms bis 2015 durch einen neuen zu ersetzen, während die bisherige Melodie beibehalten oder im Grundsatz wieder erkennbar sein soll. Grundlage des neuen Texts soll Sinn und Gehalt der Präambel der Bundesverfassung sein, die das Volk 1999 klar angenommen hat.[7][12] Nach Einsendeschluss im Juni 2014 waren 208 Beiträge bei der SGG eingegangen, von denen eine 30-köpfige Fachjury aus Musik, Journalismus, Literatur und Sportverbänden sechs Beiträge zur öffentlichen Stellungnahme auswählte. Am 12. September wurde nach mehreren Abstimmungsrunden im Rahmen des Eidgenössischen Volksmusikfests in Aarau ein Vorschlag, der die bisherige Melodie der Hymne beibehält, als Wettbewerbssieger verkündet.[13][14][15][16]
In Online-Umfragen von 20min.ch sprachen sich im März und im Juni 2015 mehr als die Hälfte der Teilnehmer für die Beibehaltung der jetzigen Hymne aus.[17] Zu einem gegenteiligen Ergebnis kam eine Umfrage von Tagesanzeiger.ch.[18] Die am 24. September 2014 von Nationalrätin Yvette Estermann eingereichte Interpellation «Landeshymne Schweiz» wurde am 30. September 2016 abgeschrieben. Der Bundesrat hielt hierzu jedoch schon 2014 fest, er werde sich erst zum weiteren Vorgehen äussern, wenn ihm ein Vorschlag unterbreitet werde.[19] Die gleiche Haltung vertrat der Bundesrat bereits in einer Antwort auf einen entsprechenden Vorstoss, den Nationalrat Peter Keller am 13. Dezember 2013 einreichte.[20] Eine Motion des gleichen Politikers zum gleichen Thema wurde am 16. Juni 2016 vom Nationalrat abgelehnt.[21]
Nach mehreren Wettbewerbsrunden präsentierte die SGG im Herbst 2015 den Siegerbeitrag der neuen Strophe der Nationalhymne. Der Text stammt vom Gesundheitsökonomen Werner Widmer und basiert inhaltlich auf den Werten der Präambel der Bundesverfassung.[22] 2016 und 2017 lud die SGG alle rund 2250 Gemeinden der Schweiz in einem Schreiben ein, bei ihren Bundesfeiern neben dem Schweizerpsalm auch den neuen Text zu intonieren.[23]
Argumentationen zur Beibehaltung des Schweizerpsalms als Landeshymne
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Da es derzeit keinen offiziellen Prozess zur Änderung der Hymne gibt, gibt es auch keinen offiziellen Grund zur inhaltlichen Verteidigung. Allerdings erklärte der Bundesrat 2014, «die heutige Landeshymne brauche aber den Vergleich mit zeitgenössischen Schöpfungen nicht zu scheuen und sei dank ihrer Bekanntheit eine würdige Landeshymne.»[24] Überhaupt wird der Text des Schweizerpsalms von weiten Teilen der Schweizer Bevölkerung als positiv empfunden. Angesprochen wird dabei unter anderem, dass der Text von seiner Bildsprache und Entstehungsgeschichte her verschiedene Gegensätze der Schweiz verbindet,[25] dass im Text keine Gewalt und Waffenliebe propagiert, sondern die Liebe zu Gott, Heimat und Vaterland hervorgehoben wird[26][27] sowie dass der Text nicht nur für Christen, sondern auch für Anhänger anderer Religionen offen ist.[28]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hermann Schollenberger: Leonhard Widmer. Der Dichter des «Schweizerpsalms». Sauerländer, Aarau 1906.
- Fritz Hunziker: Leonhard Widmer, der Dichter des Schweizerpsalms. Ein Dichter aus dem Volk für das Volk. Ebner, Meilen 1958.
- Schweizerpsalm. Bearbeitet von Bonifaz Kühne. Dichtung nach Leonhard Widmer. Komponist: Alberich Zwyssig. [Partitur]; für 4-stimmigen gemischten Chor. 9. Auflage. Euphonia-Musikverlag, Hochdorf [1993].
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Der Schweizerpsalm als abspielbares Tondokument in der Schweizerischen Nationalphonothek
- Text und Interpretationen des Schweizerpsalms – Die Bundesbehörden der Schweizerischen Eidgenossenschaft (admin.ch)
- Ernst Lichtenhahn: Landeshymne. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Autographes Manuskript in der Europeana
- Schweizerpsalm Website der Gönnervereinigung Widmer-Zwyssig
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Verein für die Herausgabe des Katholischen Kirchengesangbuches der Schweiz, Zug 1998, ISBN 3-9521507-1-1
- ↑ Schweizer Landeshymne (Schweizerpsalm). Die Bundesbehörden der Schweizerischen Eidgenossenschaft.
- ↑ Hymne national suisse (Cantique suisse). Die Bundesbehörden der Schweizerischen Eidgenossenschaft.
- ↑ Inno nazionale svizzero (Salmo svizzero). Die Bundesbehörden der Schweizerischen Eidgenossenschaft.
- ↑ Imni naziunal svizzer (psalm svizzer). Die Bundesbehörden der Schweizerischen Eidgenossenschaft.
- ↑ Koordinationskommission für die Präsenz der Schweiz im Ausland: Wie ein Kirchenlied zur Nationalhymne wurde. Bundesbehörden der Schweizerischen Eidgenossenschaft, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 5. April 2015; abgerufen am 26. August 2009.
- ↑ a b c René Zeller: Wer erlöst uns vom Alpenglühn? In: Schweiz. Neue Zürcher Zeitung, 1. August 2012. Auf NZZ.ch, abgerufen am 6. Januar 2024.
- ↑ Roland Zoss: Härzland: Hintergrundinfos zu den 14 Songs ( vom 15. August 2015 im Internet Archive)
- ↑ Schweizerische Landeshymne, Neuversion 2004 auf schweizerpsalm-in-gerechter-sprache.ch.
- ↑ 04.3046 – Neue Landeshymne – Curia Vista – Geschäftsdatenbank – Die Bundesversammlung – Das Schweizer Parlament. Schweizer Parlament, abgerufen am 26. August 2009.
- ↑ Amtliches Bulletin – Motion Kiener Nellen Margret. Neue Landeshymne. Schweizer Parlament, 22. März 2006, abgerufen am 26. August 2009 (deutsch, französisch).
- ↑ Interview mit Lukas Niederberger, Geschäftsführer der SGG
- ↑ Medienmitteilung der SSG vom 30. März 2015 ( des vom 2. April 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ chymne.ch ( vom 12. Oktober 2015 im Internet Archive)
- ↑ chymne.ch ( vom 14. August 2015 im Internet Archive)
- ↑ aargauerzeitung.ch
- ↑ Online-Umfrage zu den Vorschlägen des SSG, März 2015, Online-Umfrage Juni 2014
- ↑ Online-Umfrage von Tages-Anzeiger
- ↑ Interpellation: Landeshymne der Schweiz, abgerufen am 10. Oktober 2019.
- ↑ Interpellation: Wie stellt sich der Bundesrat zu den Plänen zur Abschaffung der heutigen Schweizer Landeshymne?, abgerufen am 18. Oktober 2019.
- ↑ Motion: Suche nach neuer Landeshymne als dümmliche Casting-Show. Parlament und/oder Schweizervolk sollen bestimmen!, abgerufen am 18. Oktober 2019.
- ↑ Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft: Neue Strophe der Nationalhymne
- ↑ Marc Tribelhorn: Abgesang auf den Schweizerpsalm: Altbundesräte wollen neue Nationalhymne In: Neue Zürcher Zeitung vom 20. Juli 2017.
- ↑ Interpellation: Wie stellt sich der Bundesrat zu den Plänen zur Abschaffung der heutigen Schweizer Landeshymne?
- ↑ Ueli Maurer: 50 Jahre Schweizerpsalm. (PDF; 48 kB); Rede vom 12. November 2011.
- ↑ Sieben Gründe, froh zu singen. In: reformiert. Nr. 8, 27. Juli 2012.
- ↑ Amira Hafner-Al Jabaji: Islamische Hymne. religion.ch, 29. Juni 2008.
- ↑ Tobias Grimbacher: Ist der Schweizerpsalm (auch) ein spiritueller Text? (PDF; 256 kB) 2011.