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Geschlecht

Aus Wiktionary, dem freien Wörterbuch
Dieser Eintrag war in der 21. Woche
des Jahres 2008 das Wort der Woche.

Geschlecht (Deutsch)

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Singular Plural
Nominativ das Geschlecht die Geschlechter
Genitiv des Geschlechts
des Geschlechtes
der Geschlechter
Dativ dem Geschlecht
dem Geschlechte
den Geschlechtern
Akkusativ das Geschlecht die Geschlechter
[1] Mars-Symbol für das männliche Geschlecht
[1] Venus-Symbol für das weibliche Geschlecht

Worttrennung:

Ge·schlecht, Plural: Ge·schlech·ter

Aussprache:

IPA: [ɡəˈʃlɛçt]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Geschlecht (Info)
Reime: -ɛçt

Bedeutungen:

[1] die Eigenschaft höherer Lebewesen, männlich oder weiblich zu sein (einschließlich Misch- oder Zwischenformen)
[2] Kollektivum: die Gruppe entweder aller männlicher Menschen oder aller weiblicher
[3] kurz für: Geschlechtsteil
[4] Gruppe von Lebewesen, die sich ausreichend ähnlich sind, um untereinander fortpflanzungsfähig zu sein (Art) oder Gruppe nah verwandter Arten (Gattung) – insbesondere das Menschengeschlecht (auch in der Mythologie sowie übertragen von Dingen oder Abstrakta)
[5] große, oft vornehme oder bedeutende Familie über mehrere Generationen hinweg
[6] Grammatik: grammatische Kategorie von Hauptwörtern, Beiwörtern, Geschlechtswörtern und Fürwörtern (Substantiven, Adjektiven, Artikeln, Pronomen), also von Nennwörtern (Nomen; im traditionellen weiteren Sinn)
[7] Gesamtheit von Menschen, die gleichzeitig derselben Altersgruppe angehören
[8] Topologie: eine topologische Invariante, die zur Klassifikation von algebraischen Flächen dient

Herkunft:

althochdeutsch gislahti, mittelhochdeutsch geslehte oder geslehtAbkunft, Stamm, Familie, Gattung“, belegt ab der Zeit um das Jahr 1000, aus dem Ursprung von schlagen, spätmittelhochdeutsch auch männliches oder weibliches Geschlecht, seit der Zeit um das Jahr 1400 auch ein Fachwort der Grammatik[1][2]

Synonyme:

[1] Sex, Sexus
[1] beim Menschen, psychisch oder sozial: Gender
[3] Geschlechtsteil, Genital
[4] Schlag, Art, Abteilung, Gattung, Sippe
[5] Abstammung, Dynastie, Familie, Geblüt, Generation, Haus, Herkunft, Sippe, Sippschaft, Stamm, Ursprung, Verwandtschaft
[6] Genus
[7] Generation, Menschenalter

Gegenwörter:

[1] Geschlechtslosigkeit

Oberbegriffe:

[1] Differenzierungsmerkmal
[2, 4–7] Gruppe
[3] Körperteil
[8] Topologische Invariante

Unterbegriffe:

[1] Hebammengeschlecht, Körpergeschlecht, Wunschgeschlecht
[2]
männlich: Männerschaft, Mannsleute; metaphorisch: starkes Geschlecht
weiblich: Weiberschaft, Weiblichkeit, Weibsleute; metaphorisch: schwaches, schönes, zartes Geschlecht
[3] Gemächt, Glied, Penis, Vulva
[4] Tongeschlecht
[5] Adelsgeschlecht, Bauerngeschlecht, Burggrafengeschlecht, Familiengeschlecht, Fürstengeschlecht, Grafengeschlecht, Göttergeschlecht, Herrschergeschlecht, Königsgeschlecht, Menschengeschlecht, Patriziergeschlecht, Riesengeschlecht, Rittergeschlecht, Zwergengeschlecht
[6] Sachgeschlecht; Maskulinum, Femininum, Neutrum, Utrum

Beispiele:

[1] Dass Lebewesen ein Geschlecht haben, sorgt nach Ansicht mancher für eine schnellere Ausbreitung günstiger Gene in der Gesamtpopulation einer Art.
[1] „Der Vorname soll dem Kindeswohl dienen, muss das Geschlecht eindeutig anzeigen und Namencharakter haben.“[3]
[1] „'Ich verlange keine Bevorzugung meines Geschlechts', sagt [die amerikanische Richterin am Supreme Court] Ruth Bader Ginsburg. 'Ich verlange nur, dass unsere Brüder ihre Füße von unserem Nacken nehmen.'“[4]
[1] „Früher war ein wichtiger Grundsatz bei der Namensgebung, dass das Geschlecht des Namensträgers eindeutig zu erkennen sein sollte.“[5]
[2] In Zeiten, zu denen die Frauen für ihre Subsistenz auf ihre Männer angewiesen waren, hatten sie guten Grund, Ehebrecherinnen sozial zu ächten, verrieten diese doch ihr eigenes Geschlecht.
[2] „Bei ihren Begegnungen mit dem andern Geschlecht zeichnete sich, so war nun einmal das Leben, immer auf eine undeutliche Weise auch die Möglichkeit des Horizontalen ab und wollte in Rechnung gezogen sein.“[6]
[2] „Die Vorliebe für das andere Geschlecht teilten die Brüder.“[7]
[2] „Sein gutes Aussehen, seine sportliche Figur und nicht zuletzt sein Dreitagebart machten ihn auch für das weibliche Geschlecht attraktiv.“[8]
[3] Der hat ja ein riesiges Geschlecht!
[3] „Er mimte Ergriffenheit, und so eine Art von karger Trauer mischte er sich zurecht, wobei er seine Hände langsam zusammenführte und auf der Höhe seines Geschlechts ineinanderlegte.“[9]
[3] „Unwillkürlich legte er die freie Hand vor sein Geschlecht.“[10]
[3] „Die Behaarung unter den Armen war spärlich, und noch weniger Haare hatte er an seinem Geschlecht, doch aus diesen wenigen Haaren ragte sein Glied hart und unbefangen hervor.“[11]
[3] „Sie erkannte seine Mühen, trat an ihn heran, teilte seinen alten Schlafrock auseinander und verhalf seinem Geschlecht zu neuer Kraft und Blüte.“[12]
[4] Die Amsel gehört zum Geschlechte der Drosseln.
[5] „Ein Geschlecht vergehet, das andere kommt; die Erde aber bleibet ewiglich.“ (Lutherbibel, Prediger 1,4)
[5] das julisch-claudische Geschlecht; das Geschlecht der Merowinger, Karolinger, Ottonen, Staufer, Welfen, Habsburger, Bourbonen, …
[5] „Große Feldherren und Baumeister waren die Herrscher aus dem Geschlecht der Ramsiden.“[13]
[5] „Jede Landschaft, so scheint es, muß neu erobert werden von dem Geschlecht der Lebenden.“[14]
[5] „Der Vater Galileis, Vincenzio (1520-91), war Florentiner und stammte aus einem Geschlecht, das schon im 14. Jahrhundert zu den Patriziern der Stadt gehörte.“[15]
[6] Das Wort „Mädchen“ hat sächliches Geschlecht.
[6] „Merke: Die finnische Sprache kennt kein Geschlecht, alles und jedes ist ein neutrales hän.“[16]
[6] „Bei diesen ›großen Dingen‹ prägt also dieses Geschlecht unsere Vorstellungen, und sie bleiben auch dann seltsam unberührt, wenn man andere Sprachen hinzuerwirbt, in denen das »grammatische« Geschlecht ein anderes ist.“[17]
[6] „Der bestimmte Artikel wird nach Geschlecht, Zahl und Fällen gebeugt.“[18]
[6] „Also fragte er sich auch, ob Computer männlichen oder weiblichen Geschlechts seien.“[19]
[7] Wer die Kette der künftigen Geschlechter und ihre möglichen Schicksale vor sich sieht, bedenke wohl, ob er sie wirklich durch eigene Zeugung ins Leben rufen will!
[8] Das Geschlecht einer Fläche ist die maximale Anzahl von möglichen Schnitten, nach denen die Fläche immer noch zusammenhängt.

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] das Geschlecht bestimmen, je nach Geschlecht, nach Geschlechtern getrennt, Diskriminierung nach dem Geschlecht
[2] zum eigenen Geschlecht neigen, soziales Geschlecht
[6] männliches Geschlecht; weibliches Geschlecht; sächliches, dingliches, unbestimmtes Geschlecht; gemeinschaftliches, gemeinsames Geschlecht
[7] zum Wohle der nachkommenden Geschlechter

Wortbildungen:

Adjektive:
[1] eingeschlechtig, geschlechtlich, geschlechtsgebunden, geschlechtslos, geschlechtsneutral, geschlechtsspezifisch, zweigeschlechtig
[3] geschlechtsreif, geschlechtskrank
Substantive:
[1] Geschlechtermedizin, Geschlechtertrennung, Geschlechterverhältnis, Geschlechtsbestimmung, Geschlechtsgenosse, Geschlechtsumwandlung, Geschlechtsunterschied, Geschlechtswesen
[2] Geschlechtergleichheit, Geschlechterrolle, Geschlechtsmerkmal, Geschlechtsrolle
[3] Geschlechtsakt, Geschlechtsapparat, Geschlechtsbetätigung, Geschlechtsbeziehung, Geschlechtschromosom, Geschlechtsdrüse, Geschlechtserziehung, Geschlechtsfunktion, Geschlechtsgenuß/Geschlechtsgenuss, Geschlechtshormon, Geschlechtskrankheit, Geschlechtsleben, Geschlechtsleiden, Geschlechtslust, Geschlechtsorgan, Geschlechtspartner, Geschlechtsprodukt, Geschlechtsreife, Geschlechtstrieb, Geschlechtsverirrung, Geschlechtsverkehr, Geschlechtszelle
[5] Geschlechterbuch, Geschlechterfolge, Geschlechterkunde, Geschlechterreihe, Geschlechterrolle, Geschlechtsname, Geschlechtsregister
[6] Geschlechtswort

Übersetzungen

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[1–8] Wikipedia-Artikel „Geschlecht
[1–7, (8)] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „Geschlecht
[1, 4–7] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Geschlecht
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalGeschlecht
[1–3, 5, 6] Zentrum für digitale Lexikographie der deutschen Sprache (ZDL): Wortgeschichte digitalGeschlecht

Quellen:

  1. Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Geschlecht
  2. ausführlicher hier: Zentrum für digitale Lexikographie der deutschen Sprache (ZDL): Wortgeschichte digitalGeschlecht
  3. Lutz Kuntzsch, unter Mitarbeit von Benjamin Dorn: Die beliebtesten Vornamen des Jahres 2011. In: Sprachdienst. Nummer Heft 2, 2012, Seite 47-65, Zitat Seite 51.
  4. Heldin der Gleichberechtigung: Die große Juristin Ruth Bader Ginsburg. In: Bayerischer Rundfunk. (daserste.de, Eine Produktion des Bayerischen Rundfunks, Sendereihe: titel thesen temperamente, Text und Video (Verfügbarkeit aufgrund der deutschen Gesetzeslage ist eingeschränkt und nur bis zum 02.12.2019 nutzbar), Dauer 06:14 mm:ss, URL, abgerufen am 3. Dezember 2018).
  5. Juliane von Laffert (Redaktionelle Leitung): Duden. Sprache in Bildern. Zahlen, Fakten & Kurioses aus der Welt der Wörter. Dudenverlag, Berlin 2017, ISBN 978-3-411-74887-7, Seite 58.
  6. Robert Neumann: Ein unmöglicher Sohn. Roman. Desch, München/Wien/Basel 1972, ISBN 3-420-04638-3, Seite 112.
  7. Ralph Giordano: Die Bertinis. Roman. 22. Auflage. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt/M. 2008, ISBN 978-3-596-25961-8, Seite 53.
  8. Rainer Heuser: Ein einmaliger Kontakt. RAM-Verlag, Lüdenscheid 2019, ISBN 978-3-942303-83-5, Seite 2.
  9. Siegfried Lenz: Die Deutschstunde. Roman. C. W. Niemeyer, Hameln 1989, ISBN 3-87585-884-0, Seite 269. Erstveröffentlichung 1968.
  10. François Garde: Was mit dem weißen Wilden geschah. Roman. Beck, München 2014, ISBN 978-3-406-66304-8, Seite 74. Französisches Original „Ce qu'il advint du sauvage blanc“ 2012. weißen Wilden im Titel kursiv.
  11. Jóanes Nielsen: Die Erinnerungen. Roman. btb Verlag, München 2016, ISBN 978-3-442-75433-5, Seite 125. Original in Färöisch 2011, Übersetzung der dänischen Ausgabe von 2012.
  12. Gerhard Zwerenz: Berührungen. Geschichten vom Eros des 20. Jahrhunderts. Originalausgabe, Knaur, München 1983, ISBN 3-426-02505-1, Seite 23.
  13. E. W. Heine: Kaiser Wilhelms Wal. Geschichten aus der Weltgeschichte. C. Bertelsmann Verlag, München 2013, ISBN 978-3-570-10148-3, Seite 84.
  14. Rudolf G. Binding: Moselfahrt aus Liebeskummer. Novelle einer Landschaft. Bertelsmann Lesering, ohne Ortsangabe, ohne Jahresangabe, Seite 7. Erstveröffentlichung 1932.
  15. Johannes Hemleben: Galileo Galilei mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. 18. Auflage. Rowohlt, Reinbek 2003, ISBN 3-499-50156-2, Seite 16. Erstauflage 1969.
  16. Wolfram Eilenberger: Finnen von Sinnen. Von einem, der auszog, eine finnische Frau zu heiraten. Blanvalet, München 2012, ISBN 978-3-442-37583-7, Seite 36. Kursiv gedruckt: hän.
  17. Hans-Martin Gauger: Das Feuchte und das Schmutzige. Kleine Linguistik der vulgären Sprache. C. H. Beck, München 2012, ISBN 978-3-406-62989-1, Seite 253.
  18. Marion Aptroot, Roland Gruschka: Jiddisch. Geschichte und Kultur einer Weltsprache. Originalausgabe, C.H. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-52791-3, Seite 19.
  19. Rolf W. Brednich: www.worldwidewitz.com. Humor im Cyberspace. Herder, Freiburg/Basel/Wien 2005, ISBN 3-451-05547-3, Seite 81.

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen: geschleckt, geschwächt